„Journalismus sollte keine Einbahnstraße sein.“ Ein Satz, so hohl und abgedroschen zur Phrase geworden, wie er doch eigentlich wichtig ist für das Bestehen einer Presse, die ihren Auftrag erfüllt. Aber was heißt „keine Einbahnstraße“? Die öffentlich-rechtlichen Medien sind in Deutschland kaum angebunden an irgendeine Art von Kritik ihrer Zuschauer und Zuhörer. Ihre Gebührenfinanziertheit erlaubt es ihnen, geflissentlich zu ignorieren, was von Rezipienten-Seite an sie herangetragen wird. Selbst wenn auch noch der Letzte, ihrer überdrüssig, den Fernseher abschalten würde, ihre selbst geschaffene Blase aus meist wohlsituierten Mittelstandsredakteuren mit ähnlichen politischen Ansichten bestünde weiter.
Zwar gibt es Möglichkeiten der Kontaktaufnahme, etwa eine Rundfunkbeschwerde oder das Zusenden von Leserbriefen, doch wer dies einmal probiert hat, weiß, wie hoch die bürokratische Mauer der Ignoranz sein kann, durch die man dringen muss, um wirklich wahr- und ernst genommen zu werden. Ein ernsthaft ergebnisoffener Dialog, jenseits von Empörung und Copy-Paste-Antworten, kommt jedenfalls selten zustande, und noch seltener ändert sich etwas. Selbst die Kommentarspalten der YouTube-Kanäle werden bei politisch brisanten Themen regelmäßig gesperrt.
Die Folgen dieser Abgeschirmtheit, der empfundenen Unmöglichkeit, den eigenen Ärger über die einseitig wahrgenommene Berichterstattung an Ohren zu tragen, die nicht taub sind, kann man vielfach auf Demonstrationen beobachten, wo aufgebrachte Bürger nicht mehr bereit sind, Journalisten Interviews zu geben oder sie sogar beschimpfen. Auch das mag kein sinnvoller Debattenbeitrag sein und bei betroffenen Journalisten Ärger oder sogar Angst auslösen, aber es ist letztlich das Resultat einer jahrelangen Weigerung, zuzuhören.
Ganz anders funktionieren journalistische Angebote abseits der etablierten Medien im Internet. Lässt einen beim öffentlich-rechtlichen Rundfunk sowie den großen Zeitungen resignieren, dass man kaum die Möglichkeit hat, Kritik an die Medienschaffenden heranzutragen, geht sie hier in der schieren Masse an Kommentaren unter.
Zwischen Lobesbekundungen, Beleidigungen, Emojis und kurzen Statements mit mangelhafter Syntax findet fundierte Kritik hier meist nicht das Gehör, das sie verdient. Die Ignoranz der Reglementierung weicht hier einer Ignoranz der inflationären Gleichgültigkeit und digitalen Überforderung. Die Wahrheit ist: Nur weil ein Medium eine offene Kommentarspalte hat, heißt das noch lange nicht, dass der Journalismus, den es betreibt, nicht in einer Einbahnstraße mündet.
Medienschaffenden darf nicht egal sein, was ihre Leser denken, denn wenn sie anfangen Journalismus eigentlich für andere Journalisten zu betreiben sowie für diverse Experten, von denen das Lob für den letzten Text ganz besonders viel bedeutet, sabotieren sie, meist noch nicht einmal wissentlich oder bösen Willens, den gesellschaftlichen Frieden.
Sie dürfen sich aber auch nicht von jedem in den Raum geworfenen „Gefällt mir nicht“ aus der Bahn werfen lassen, denn dann hätten sie kaum mehr Zeit, ihre Arbeit zu erledigen. Was es braucht, ist ein ergebnisoffener und lebendiger Dialog auf Augenhöhe.
Hier bei Manova gibt es aktuell, abseits unseres Twitter- oder X-Kanals, keine Kommentarspalte. Dabei handelt es sich um eine bewusste Entscheidung im Hinblick auf unsere Kapazitäten, denn eine solche Kommentarspalte erfordert ein Maß an Arbeit, das diese im Moment übersteigt. Pro Woche veröffentlichen wir ungefähr 25 Artikel, und unter jedem einzelnen müssten Werbung und Spam herausgefiltert sowie Fragen beantwortet werden. Dazu kommt, dass unsere Artikel oft nach Monaten noch aktuell sind, sodass sich arbeitstechnisch ein Aufwand ergäbe, den wir mit unserem kleinen Team nicht stemmen können. Zudem ist unsere Seite selbstprogrammiert, da wir unser Versprechen, so gut wie keine Daten unserer Leser zu erfassen, ernst nehmen. Das geht nur ohne ein Standard-Softwareprodukt. Die Programmierung und Einbindung einer Kommentarfunktion übersteigen auch deshalb aktuell unsere Möglichkeiten.
Dennoch ist es wichtig, eben jenen Dialog auf Augenhöhe zu ermöglichen, vielleicht sogar ernsthafter, als das in einer Kommentarspalte der Fall wäre. Deshalb möchten wir uns eines altbekannten Konzepts bedienen, das standardmäßig in das journalistische Repertoire jedes Magazins gehört, vor einigen Jahrzehnten aber noch deutlich ernster genommen wurde als heute: die Leserbriefe. Damit meinen wir weniger ein simples „Das war toll“ oder „Das nicht“, das Sie auch unter einem YouTube-Beitrag kommentieren könnten, sondern fundierte Kritik, positive Rückmeldung oder gedankliche Weiterentwicklung der Ausführung der jeweiligen Autoren. Leserbriefe, die im Zweifelsfall auch veröffentlichungswürdig sein könnten und das Potenzial haben, einen Dialog zwischen Medienschaffenden und Konsumenten zu eröffnen, Debatten lebendiger zu gestalten und Raum zu schaffen für neue Ideen und Ansichten, die bei uns vielleicht zu kurz kommen. Denn es ist vor allem respektvoller Dialog, der es vermag, die gesellschaftlichen Wunden der letzten Jahre zumindest zu vernarben.
Natürlich können wir nicht versprechen, jeden Leserbrief zu veröffentlichen und, je nach Andrang, auch nicht jede Mail ausführlich zu beantworten, aber wir möchten versuchen, mit der Mühe und dem Vertrauen, das Sie als Leserinnen und Leser uns entgegenbringen, respektvoll umzugehen. Denn auch wir sind angewiesen auf Rückmeldung und Kritik, um lebendig und wachsam zu bleiben und den Journalismus leisten zu können, den viele von uns sich in den vergangenen Jahren von etablierter Seite gewünscht hätten.
Senden Sie uns Lob, Kritik oder Ihre Gedanken in Form eines Leserbriefes an: leserbriefe@manova.news. Bitte schreiben Sie den Titel des Artikels, auf den Sie sich beziehen, in den Betreff, dann können wir Ihr Feedback an die jeweiligen Autoren weiterleiten.
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