Eigentlich ist es keine große Sache: Eine Teenie-Göre mit gelangweiltem Gesichtsausdruck sieht sich hin- und hergerissen zwischen zwei Jungs. Der eine zeichnet sich durch ein hübsches, etwas blasses Gesicht aus, der andere glänzt mit einem eindrucksvoll trainierten Oberkörper. Für wen wirst du dich entscheiden, Bella? Aus dieser wenig originellen Grundidee wurde 2009 der größte Medienhype seit „Harry Potter“. Über 1,8 Milliarden Dollar spülten die drei ersten „Twilight“-Filme in die Kinokassen. Die Romanvorlagen von Stephenie Meyer erreichten Rekord-Auflagen. Schulmädchen vermögen sich den beiden Hauptdarstellern nur kreischend zu nähern.
Ich vergaß ein Detail: Jacob (der mit dem Oberkörper) ist ein Werwolf, Edward (der Blasse) ein Vampir. So lange die beiden liebten und bissen, brandete die Vampir-Welle unaufhaltsam. Aber ist das eigentlich was Neues? Der erste Vampir-Film, „Nosferatu“ von F.W. Murnau, hat schon mehr als 100 Jahre auf dem Buckel. Als Francis Ford Coppola 1992 „Bram Stoker’s Dracula“ drehte, hatte er ernsthaften Selbstzweifel, ob das Thema originell genug war — nachdem schon Max Schreck, Bela Lugosi, Christopher Lee, Klaus Kinski und Tom Cruise den Blut zuzelnden Grafen gegeben hatten. Die moderne Vampir-Vermarktungs-Industrie fechten solche Bedenken nicht an. Unverdrossen werden immer neue Machwerke auf den Markt geworfen, etwa die Teenie-Serie „Vampire Diaries“ (2009 bis 2017), die das Niveau von „Twilight“ noch unterbot. Nosferatu ist tot, es lebe Edward!
Trotz teils blutleerer Drehbücher und blasser Darsteller rufen Vampirfilme bis heute hysterische Begeisterung hervor.
Es gibt Vampir-Serien, Vampir-Musicals, Vampir-Werbung und mittlerweile sogar Vampir-Gummibärchen. Aber selbst in ihren trivialsten Ausformungen sind Vampirgeschichten oft noch doppelbödig und vieldeutig. Der Blutsauger-Hype ist ansteckend wie der Biss von Graf Krolok in Roman Polanskis „Tanz der Vampire“. Was fasziniert uns gerade heute wieder an dem etwas angestaubten Mythos?
Historische Vorbilder von Dracula
Als historisches Vorbild Draculas gilt Vlad III., Fürst der Walachei im heutigen Rumänien (1431 bis 1476). Er war extrem grausam gegen seine Feinde („Vlad der Pfähler“) und trug den Beinamen „Draculea“ (Sohn des Drachen). Dracula-Autor Abraham Bram Stoker stieß auf Vlad bei Gesprächen in der Loge „Golden Dawn of the Outer“, der er angehörte. Dies lässt aufhorchen. Floss in seinen „Dracula“ okkultes Geheimwissen ein? Ob es Vampire jemals „wirklich“ gab, muss bezweifelt werden, Sicher ist, dass es einen verbreiteten Volksglauben über Vampire gab. In Rumänien war es in manchen Gegenden üblich, Tote nach einigen Jahren wieder auszugraben. Waren die Leichen außergewöhnlich gut erhalten, galt der Betreffende als Vampir. Man rammte ihn einen Pfahl in die Brust oder schnitt ihm das Herz heraus.
Der neue „Nosferatu“-Film nimmt auf den Mythos Bezug und transportiert ein eher negativ-klischeehaftes Bild von Südosteuropa: Unaufgeräumte Interieurs, Wolfsgeheul und abergläubige Menschen, die mit irrem Blick Schauermärchen erzählen.
Im slawischen Kulturkreis gibt eine Fülle von Volkmythen über „Wiedergänger“ (Untote), die dem Grab entsteigen. Von ihnen wird erzählt, sie saugten den Lebenden ihre Lebenskraft aus. Manche sehen auch Lilith, die erste Frau Adams, als Ur-Vampirin der Kulturgeschichte an. In der patriarchalisch geprägten Bibel finden wir die Dame aus gutem Grund nicht. Lilith war in heutigen Begriffen eine „Emanze“, war ihrem Gatten ungehorsam und wurde von Gott aus dem Paradies vertrieben – dazu verurteilt, als Nachtgeist herumzuirren.
Achtung, Energieräuber!
Vampirgeschichten haben immer mindestens zwei Aspekte gemeinsam: Das Opfer wird ausgesaugt, und es wird selbst zum Vampir. Einfach ausgedrückt geht es um Sucht und Ansteckung. Beides trifft sich in der Realität etwa im Symbol der Heroinnadel, die gleichzeitig zum Überträger von AIDS werden kann. Zunächst aber zum Aspekt „Aussaugen“:
Jeder von uns kennt das Phänomen, dass er sich in Gegenwart bestimmter Menschen schnell „ausgelaugt“ fühlt. Er verliert an Kraft, während der andere über unerschöpfliche Energie zu verfügen scheint. Solche Energieräuber treten oft fordernd auf, manchmal dominieren sie durch aufdringliche Hilflosigkeit.
Über das Phänomen „Energievampirismus“ sind ganze Bücher geschrieben worden.
Den originellsten Beitrag lieferte James Redfield in seinem Bestseller „Die Prophezeiung von Celestine“ (1993). Er behauptet dort, bei jedem Rededuell würde der Sieger dem Verlierer buchstäblich einen Teil seiner Energie absaugen. Aurasichtige könnten dies sogar beobachten. Die Aura des Einen vergrößere sich auf Kosten des Anderen. Auf der Erde sei ein beständiger „Kampf um Energie“ in Gang. Jeder wolle seine Kraft auf Kosten des anderen vermehren. Diese These erscheint mir zumindest auf einer symbolischen Ebene plausibel.
Der Mensch als Blut-Ressource
Eine noch drastischere Vision zeichnet der Vampir-Film „Daybreakers“ (2009). Er stellt die Frage: Wie könnte die Erde aussehen, wenn fast jeder ein Vampir ist? Menschen werden dann zur wertvollsten Ressource. In „Daybreakers“ vegetieren sie zu Tausenden an technische Apparate gefesselt dahin, nur zu dem Zweck gezüchtet, als Blutquelle zu dienen. Wir erinnern uns: Es gab schon einmal eine ähnlich erschütternde filmische Vision in „The Matrix“. Die Menschen dienten dort den Maschinen als Batterien.
Menschen als Opfer böswilliger nicht-menschlicher Kreaturen, die sie auf ihre „Verwertbarkeit“ reduzieren. Das kann man durchaus als Kapitalismuskritik lesen.
Das Thema ist heikel, hatte doch bereits die Nazi-Propaganda von „Blutsaugern“ gesprochen. Gemeint waren — man ahnt es — die Juden. Ich meine aber, dass die Symbolik des „Aussaugens“ unabhängig vom historischen Kontext auf die innere Logik des Ökonomismus verweist. Wo der Mensch Mittel zum Zweck wird, gezwungen, seine Energie zu geben, damit ein anderer gedeihen kann, greift der Vampirmythos. Nicht immer geht es dabei – wie im Zinssystem — um Geld. Oft um Macht, den eigentlichen Urtrieb des „Bösen“.
Das Böse ist ansteckend
Regisseur Roman Polanski wäre beinahe zum Holocaust-Opfer geworden und konnte aus dem Krakauer Ghetto nur um Haaresbreite vor den Nazis fliehen. Viele aus seiner Familie starben in Vernichtungslagern. So verwundert es nicht, dass seine Komödie „Tanz der Vampire“ als Faschismus-Parabel gedeutet wurde. Die Bedrohung ist in dem Film allgegenwärtig. Wer ist noch Mensch, wer schon Vampir? Wem kann ich vertrauen? Solche Fragen musste sich der für klaustrophobische Dramen bekannte Regisseur im von den Nazis besetzten Polen sicher oft stellen.
Am Ende des Films wird die Geliebte von Hauptfigur Alfred zur Überträgerin des bösen Virus. Er wird gebissen, „und das Böse verbreitete sich über den ganzen Erdball“.
Der Mensch im Kraftfeld des Bösen kann nicht einmal sich selbst vertrauen, denn auch er kann der nächste sein.
Gerade, wer das Böse am verbissensten (!) bekämpft wie Alfred und Professor Abronsius, läuft Gefahr, sich bei ihm anzustecken und das Virus weiter zu tragen.
Angelegt ist diese paranoide Dynamik schon in Bram Stokers Ur-„Dracula“ sowie in den ältesten Verfilmungen. Omnipräsent ist die bange Frage: Wer ist schon angesteckt? Der Dracula-Mythos markiert somit die zweite Stufe des Bösen. Vor Frankensteins Monster hat man Angst. Es kann jedoch nur unseren Leib töten; Dracula dagegen greift nach der Seele. Seine finsterste Drohung ist, dass wir das, was wir am meisten verabscheuen, selbst werden können.
Mit dem Motiv der Ansteckung gleicht Dracula anderen populären Mythen, etwas den „Körperfressern“ oder „Zombies“. Alles Geschichten, in denen sich das Böse als ansteckende Krankheit in einer gesunden Population unaufhaltsam ausbreitet. In altmodischen Vampirfilmen wie den drei „Nosferatu“-Versionen von Friedrich Wilhelm Murnau, Werner Herzog und Robert Eggers dient die durch Ratten übertragene Pest als Symbol für tödliche Ansteckungsgefahr. Heute denkt man unwillkürlich an Corona.
Dracula – gefallener Engel oder Christus?
Der überragende Vampirfilm der letzten 20 Jahre war sicher „Bram Stokers Dracula” von Francis Ford Coppola. Der Regisseur hielt sich eng an die Romanvorlage, fügte ihr aber einen Prolog hinzu, der explizit machte, was man in anderen Bearbeitungen des Stoffs nur ahnen konnte. Dracula war ein rumänischer Adeliger zur Zeit der Kreuzzüge. Er verfluchte das Christentum, weil dieses seine Geliebte Elisabetha in die Hölle verdammt hatte. Er stieß sein Schwert in das große Holzkreuz, aus welchem darauf Blut austrat. Seither war er verflucht, als Untoter weiterleben zu müssen, gierig nach dem Blut der Menschen, die er dadurch mit ins Verderben riss. Nur die Liebe Elisabethas, die als Mina wiedergeboren wurde, konnte ihn erlösen, nachdem er einen „Ozean von Zeit“ überquert hatte, um sie zu finden.
Eine solche weit ausgreifende Vorgeschichte rückt Dracula in die Nähe anderer tiefgründiger Mythen, etwa des „Fliegenden Holländers“ von Richard Wagner. Oder der Figur Kundry in Wagners „Parsifal“. Sie lästert den Heiland am Kreuz und wird verflucht, nicht nur selbst in Gottesferne zu leben, sondern auch unschuldige Seelen auf den Pfad des Bösen zu locken.
In dieser Tradition zeigt „Bram Stokers Dracula“ die Genese des Bösen, an der die Heuchelei der etablierten Religionen ihren Anteil hat. Sie zeigen das „Monster“ als einen Getriebenen, nach Liebe und Erlösung Dürstenden, als gefallenen Engel.
Mitgefühl und Grauen halten sich gegenüber einem solchen „Helden“ die Waage.
Der Pflock durchs Herz
In der esoterischen Literatur stoßen wir immer wieder auf Berichte über verstorbene Seelen, die sich an lebende Körper hängen, um an ihrer Energie teilzuhaben. Oder über nichtmenschliche Wesen, Außerirdische oder Astralwesen. Der Buddhismus spricht von „Hungrigen Geistern“ und zählt diese zu den wichtigsten Wesensgruppen im Universum. Interessant sind vor allem die Erzählungen über sogenannte „halb feinstoffliche“ Wesen.
Das gechannelte Esoterik-Buch „Ahastar“ beschreibt etwa die Venusier, eher dem „Guten“ zuzurechnende gottähnliche Wesen, folgendermaßen:
„Auf dem Weg in die Feinstofflichkeit, die die Körper — wenn auch materiell noch greifbar und sichtbar — unzerstörbar werden ließ, war es schließlich nur noch das Herzchakra, über das ein Venusierwesen getötet werden konnte. Das Durchbohren dieses Körperbereichs zerriss die Lebensbahnen und ließ den Venusierkörper schließlich zerfallen.“
Den „hellen Göttern“ (Venusiern) stehen aber dunkle, dämonische Kräfte mit ähnlicher Physis gegenüber. Auch in „Twilight“ gibt es schließlich die guten wie die bösen Vampire.
Regisseur Francis Ford Coppola erklärt im „Making of“ seines Dracula-Films:
„Bei Dracula geht es um unsere Verbindung mit der Schöpfung. Wir sind mit Gott wechselseitig verbunden. Der Mensch kann Gott jedoch entsagen, wenn er es so will. So viele von uns verleugnen ihr Band mit dem Geist des Schöpfers und werden zu Draculas — ohne Seele.“
Film-Vampire kann man dementsprechend auch als Wesen deuten, die sich von der ursprünglichen Lebensquelle abgeschnitten haben und nun, um ihre „untote“ Existenz mehr schlecht als recht weiterführen zu können, die Energie — symbolisch: das Blut — gesunder Menschen rauben müssen.
Erotik und Triebverzicht
In „Twilight“ wie in älteren Versionen des Stoffes wird Sexualität als gefährlich dargestellt. Schon in Murnaus „Nosferatus“ windet sich das weibliche Opfer sichtlich erregt unter dem Halsbiss des Vampirs. Coppolas Film bringt mit Winona Ryder als Mina und Monica Belluci als Vampirlady noch mehr explizite Erotik ins Spiel. Bram Stokers Dracula-Roman kam 1897 im prüden viktorianischen England heraus.
Die Verwandlung der Frauen in Vampirinnen bringt aus männlicher Perspektive deren unterdrückte Sexualität an die Oberfläche, macht aus verhuschten Jungfern sexuell aggressive Frauen.
Die Verwandlung gleicht der von Stevensons „Dr. Jeckyl“. Es geht um den Durchbruch des Verdrängten, die Manifestation des Schattens. Dieser Interpretationsansatz drängt sich auch bei Robert Eggers‘ Version mit Hauptdarstellerin Lily-Rose Depp auf, die nach dem im Film außergewöhnlich hässlichen Nosferatu geradezu zu verlangen scheint. Die Idee „funktioniert“ eigentlich nur auf der symbolischen Ebene wirklich gut.
Man denke hierbei an die im Menschheitsgedächtnis tief eingeprägte Verbindung von Sex und Tod. In der Ära vor Erfindung der Pille konnte Geschlechtsverkehr zur Geburt eines Kindes, diese zum Tod der Mutter führen. Der Tod lag gleichsam immer mit im Bett. In „Dracula“-Filmen wird der Biss des Vampirs zum erotischen Symbol, der weiße Hals des Mädchens zum Fetisch. Wer dem Liebhaber seinen Hals hinstreckt, signalisiert Wehrlosigkeit, das Aufgeben jeden Widerstands. Die Hingabe an den erfahrenen Mann wird zur Initiation, die eine Frau in eine neue, gefährliche Wirklichkeit eintreten lässt. Es droht beziehungsweise lockt das Sterben des Egos in der Liebe.
Dies gilt besonders aus der Perspektive der „Jungfrau“, weshalb es Sinn macht, dass auch neuere Vampir-Verfilmungen das Teenager-Milieu wählen. „Twilight“ thematisieren das Zögern der Liebenden vor dem ersten Geschlechtsverkehr. Bei Überschreiten der Schwelle droht eine unfassbare, beängstigende Verwandlung, die nicht umkehrbar ist. In vielen Beiträgen zum „Twilight“-Phänomen wird erwähnt, dass Autorin Stephenie Meyer Mormonin ist. Ihr wurde Prüderie und eine reaktionäre Weltsicht vorgeworfen. Will sie allen Ernstes für „Keuschheit vor der Ehe“ werben?
Ich glaube, die Geschichte geht psychologisch tiefer, weshalb ich die Skrupel des Vampirs vor dem ersten Mal für eine interessante Handlungswendung halte. Würde er mit Bella schlafen, sagt Edward, würde ihn unstillbarer Blutdurst überkommen. Er verlöre die Beherrschung und käme nicht umhin, Bella in das zu verwandeln, was er selbst ist: einen „Vampir“: Will sagen: ein sexuelles Wesen voller Verlangen.
„Emo“, Drama, Pathos
Die „Twilight“-Serie wird gern mit dem „Emo-Trend“ in Verbindung gebracht. Zunächst wurde der Begriff für Strömungen in der Musikszene, speziell im Punk verwendet. Eine Auseinandersetzung mit starken Gefühlen, speziell „negativen“ wie Trauer und Verzweiflung ist für diesen Stil prägend. Es ist der Gegentrend zur flächendeckenden „Coolness“, dem Kult der Emotionslosigkeit. Die Sehnsucht nach dem schicksalhaften, einzigartigen Erlebnis, der Liebe, die buchstäblich ewig währt, sie findet sich selbst noch in den „flacheren“ Erzeugnissen des Vampir-Kultes. Eine besondere Nähe besteht natürlich auch zwischen Vampirmythos und „Grufti-Szene“. Hier ist die bewusste Auseinandersetzung mit dem Tod prägend. Die Nacht erscheint als Reich des Unbewussten, der Träume, der Kreativität, der Freiheit im Gegensatz zum Tag, der für Vernunft und Bewusstsein steht.
„Aufklärung“ und „Erleuchtung“ lassen eine tiefe Sehnsucht im Menschen unbefriedigt. Es gibt deshalb seit Anfang des 19. Jahrhunderts eine „dunkle Romantik“, die Todessehnsucht in den Vordergrund stellt, damit aber eigentlich ewiges, vor Intensität leuchtendes Leben meint.
So schrieb Novalis in den „Hymnen an die Nacht“: „Abwärts wende ich mich zu der heiligen, unaussprechlichen, geheimnisvollen Nacht.“ Und: „Zur Hochzeit ruft der Tod.“ Wir finden Spuren davon auch noch in neueren Vampirfilmen. So lockt der deutsche Frauen-Vampirfilm „Wir sind die Nacht“ mit einem überaus verheißungsvollen Slogan: „Du ahnst nicht, welche Wunder dich erwarten.“ Und wir ahnen nicht, welche Deutungen des Vampir-Mythos uns in Zukunft noch erwarten.
Zur Hochzeit ruft der Tod
Novalis‘ Gedichtzeile „Zur Hochzeit ruft der Tod“ wird in Robert Eggers‘ neuem „Nosferatu“ noch direkter umgesetzt als in anderen Versionen des Stoffs. Ellen, wie die junge Frau, die in anderen Verfilmungen Mina genannt wird, hier heißt, wurde schon lange vor dem Beginn der eigentlichen Handlung von Alpträumen geplagt, in denen ein dunkler Bräutigam nach ihr ruft. Sie träumt, mit ihrem Verlobten am Altar zu stehen. Plötzlich erkennt sie: Der Mann, der neben ihr steht, ist der Tod. Als sie sich umblickt, liegen alle Personen der Hochzeitsgesellschaft tot am Boden und strömen einen unangenehmen Geruch aus. Das Interessante ist nun die emotionale Reaktion der träumenden jungen Frau. Sie fühlte sich „unfassbar glücklich“.
Wir können das als einen etwa abseitigen, skurrilen Drehbucheinfall abtun, aber ich glaube, es liegt eine tiefergehende Wahrheit darin.
Wenn es wirklich so wäre, dass wir — wie nach außen hin gern vermittelt wird — das Leben lieben und den Tod verabscheuen, warum lassen wir dann zu, dass der Tod durch Kriegsvorbereitungen und Umweltzerstörung, insgesamt durch eine immer unlebendiger werdende Realität, auf unserer Welt mächtiger und mächtiger wird?
Willenlose Hingabe ist das letzte, was wir diesem „Bräutigam“ entgegenbringen sollten. Zeigen wir ihm Grenzen auf. Nur das Leben kann „unfassbar glücklich“ machen.

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