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Die zweite Artikelwelle

Die zweite Artikelwelle

Der Rubikon lädt seine Autoren und Leser zum Schreiben ein — gern auch über etwas anderes als Corona.

Ist Corona vorbei? An meinem Urlaubsort im Bayerischen Wald machte ich jedenfalls eine fast surreale Erfahrung. Im Zwieseler Blatt Bayerwaldbote las ich einige Berichte über die Flutkatastrophe in Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen. Ich blätterte dann weiter zu anderen Artikeln — bis ich zu meiner Irritation bemerkte: Corona fehlte. Dies zog mir geradezu den Boden unter den Füßen weg. Denn was war ein Nachrichtentag ohne die vertrauten Inzidenzzahlen und Panikmeldungen? Erst nach langem Suchen fand ich doch noch etwas Kürzeres zu Corona: Der Ärztepräsident hatte mehr Härte gegen Impfverweigerer gefordert. Na also.

Aber das Erlebnis vermittelte mir einen Ausblick auf eine mögliche Zukunft, in der Corona zwar noch unterschwellig vorhanden, jedoch nicht mehr alles dominierend sein könnte. Wenn wir uns in die Lage einer Obrigkeit versetzen, die ihren Machtapparat auf Kosten der Bürgerrechte ausbauen will, um eine epochale Großagenda durchzusetzen, ist ein Virusgeschehen ja auch nicht absolut unentbehrlich.

War die Reaktion auf COVID-19 mehr Unfreiheit, so könnte auf sich häufende Umweltkatastrophen — raten Sie! — mehr Unfreiheit folgen. Ob Terrorismus, Kriegsbeteiligung oder ein Erstarken des radikalen Islam, ob soziale Unruhen oder das Überhandnehmen perfider Fake News — Unfreiheit ist der Joker, der auf alles passt. Umgekehrt ausgedrückt: Freiheit ist in diesem Spiel die Karte mit dem kleinsten Wert. Sie kann von jeder anderen ausgestochen werden.

Die vergessene Freiheit

Dieses Denken hat nicht nur die Regierenden, sondern auch die Bürger „unten“ ergriffen. Wann immer ich das Thema Freiheit außerhalb des Kreises passionierter Corona-Skeptiker anspreche, bekomme ich abwehrende „Ja-aber“-Antworten. Freiheit, gut und schön, aber die Verantwortung … aber die Sicherheit … aber die Volksgesundheit … aber die Rettung des Klimas … aber die Hygieneregeln … Diese Grundstimmung in der Bevölkerung zermürbt auch uns Medienmacher mit der Zeit, denn man gewinnt das Gefühl, immer wieder und mit großem Energieaufwand einen absoluten Ladenhüter unter die Leute bringen zu wollen.

Ich vergleiche mich manchmal mit einem der unverdrossenen Zeugen Jehovas, die — bei Regen, Schnee und Sonnenschein an der Straßenecke stehend, niemals von jemandem angesprochen und selten überhaupt bemerkt — ihr Druckwerk „Erwachet“ an den Mann oder die Frau zu bringen versuchen. Es ist ja nur die Freiheit, um die es geht.

Da kann man keinen großen Run erwarten, wie ihn eine Fußball-EM, eine Pegida-Demo oder die Shows mit Helene Fischer zu erzeugen wussten. Es gibt Seriensüchtige, Impfdrängler und Menschen, die über Nacht vor der Filiale eines Technik-Shops zelten, um zu den Ersten zu gehören, die ein Exemplar der neuen Handygeneration ergattern. Die Freiheit dagegen steht unbesehen am Rand.

Diese Kritik betrifft aber nur die Mehrheitsgesellschaft. Im Leserkreis und im Milieu des Rubikon spüre ich immer wieder eine große Nachfrage, ja eine Liebe zur Freiheit, was mich ermutigt und mir das Gefühl gibt, mit meiner Wahrnehmung nicht allein zu sein. Wir müssen und werden weiter journalistisch vertreten, was wir nach sorgfältiger Prüfung als richtig erkannt haben. Neben der Freiheit auch noch die Wahrheit, die körperliche Unversehrtheit, die Menschenrechte, den Frieden …

Ein Sommer der Lethargie

Wie aber weiter vorgehen, wenn sich Corona-Müdigkeit zu einer gewissen Lethargie auswächst? Wenn der Eindruck überhandnimmt, eigentlich sei alles Wesentliche zum Thema schon gesagt, ohne dass sich beim großen Publikum diesbezüglich Ergriffenheit einstellt? Schon der meist energiegeladen wirkende Gunnar Kaiser fragte in einem neueren Video resigniert: „Hat es sich gelohnt?“ Hat der Einsatz für die Freiheit über anderthalb Jahre außer Erschöpfung und Jobverlust irgendetwas gebracht? Kaisers Rezept ist wie das unsere: weitermachen. Ein sich eventuell einstellendes Krisengefühl könnte durch unerwartete positive Ereignisse von außen rasch aufgelöst werden.

So lange müssen wir „Hüter des Feuers“ sein, das sich nach längerem müden Glimmen durchaus einmal zu einem Flächenbrand ausweiten könnte.

Nicht alles läuft schlecht. Im Mainstream zeigen sich überraschend kritische Stimmen, und es könnte die Corona-Einpeitscher Sympathien kosten, wenn die Menschen merken, dass man sie auch nach brav vollzogener Doppelimpfung nicht in Ruhe lässt und ihnen weiter ihre Freiheit nimmt.

Drei Dinge werden — wenn sich nichts Grundsätzliches ändert — von der Politik niemals aufgegeben werden: Zunächst die Maskenpflicht, die die Grundversorgung der Bürger mit Demütigungserfahrungen sicherstellt. Dann die Tests, die die Krankenstatistik mittels einer bedrohlich klingenden Anzahl von Gesunden — offiziell „potenzielle Krankheitsüberträger — aufpeppt. Und schließlich die mediale Angstmaschinerie. Noch in zehn Jahren werden Zuschauer wohl rituellen Dialogen zwischen Maybrit Illner und ihrem Lieblingsgast Karl Lauterbach zum Thema der Woche lauschen dürfen: „Gefährliche Unbedarftheit — stürzen uns verfrühte Lockerungen in eine siebzehnte Welle?“

Das Dilemma der Impfbefürworter

Auch Auffrischungsimpfungen und rituelle Beschimpfungen der Ungeimpften werden uns noch eine ganze Weile begleiten. Wobei die Akteure wohl Fantasie brauchen werden, um nicht in Erklärungsnot zu geraten. Denn wirken die Impfungen wie geplant, sollten wir uns ja bald im Old-Normal-Paradies wiederfinden. Nur noch Ungeimpfte könnten einander dann anstecken, und um diesen renitenten, ungeliebten Personenkreis wäre es ja nicht schade. Wirken Impfungen dagegen nicht, wäre die ganze Kampagne ad absurdum geführt, und die maßgeblichen Politiker müssten sich eigentlich entschuldigen — zumal auch für die fahrlässig verursachten Impf-Nebenwirkungen. In beiden Fällen wäre nur eine komplette Aufhebung aller Maßnahmen die richtige Schlussfolgerung.

So wird es aber nicht laufen. Für das vorhersehbare Scheitern des großen Impfexperiments wird man zunächst die „Verweigerer“ verantwortlich machen — Schuld daran, dass es harte Maßnahmen geben muss, sind Maßnahmengegner. Des Weiteren wird man mit immer neuen Impfvarianten den Virusmutanten hinterherrennen wie der Esel der Mohrrübe — wenn etwas nicht wirkt, brauchen wir mehr davon.

Helfen ist Verstoß gegen die Maskenpflicht

Auch neue Katastrophen und Skandale, die sich vorübergehend in den Vordergrund schieben, werden Corona nicht ganz zu entthronen vermögen. Bei Regen und Dürre, bei Kriegsvorbereitung und Regierungswechsel wird die Maske als treue Begleiterin unsere Mund-Nasen-Partie überwölben. Und die Menschen werden es schlucken, denn man wird die Hartnäckigkeit und Drastik des Corona-Theaters in einem Zirkelschluss als Beweis für die Gefährlichkeit des Virus deuten.

Schon fragen einige Berichte über die Hochwasseropfer, wie es sein könne, dass Menschen bei den Aufräumarbeiten ohne Maske herumlaufen. Diese anstrengende Arbeit muss natürlich auch noch unter den Bedingungen akuter Atemnot verrichtet werden. Die Unterbringung der obdachlos Gewordenen könne die Flutkatastrophe zum Superspreader-Event machen, fürchten manche.

Auch werden engagierte Helfer aus der Corona-Skeptiker-Szene massiv diffamiert. „Rechte und Corona-Leugner“ würden die Katastrophe heimtückisch ausnutzen, um mit der Not der Menschen ihr ideologisches Süppchen zu kochen. So als wäre Nothilfe ausschließlich von Personen mit einem geschlossen linken, maßnahmenfrommen Weltbild erwünscht.

Unter anderem Helfern aus der Partei dieBasis ging es so.

Der größere Rahmen des Geschehens

In dieser Situation müssen wir beides tun: beharrlich sein in unserer Corona-Berichterstattung, auf dem neuesten Stand bleiben, sogar zukünftige Entwicklungen vorwegnehmen, und den Anteil der Nicht-Corona-Artikel im Rubikon etwas erhöhen, damit wir spannend bleiben und nicht zu berechenbar werden. Es geht nicht darum, Corona als journalistisches Thema fallen zu lassen, sondern darum, den Fokus zu erweitern und die immer noch notwendigen Artikel über die aktuelle Viruspropaganda sinnvoll zu ergänzen. Dabei sind unter anderem folgende Fragen zu stellen:

  • In welchem größeren Rahmen steht das Corona-Geschehen? Welches sind die wahren Ursachen der Kampagne und worauf zielt das alles ab?
  • Was soll durch das Corona-Geschehen möglicherweise verdeckt und ausgeblendet werden?

Auch derjenige, der bei der Corona-Berichterstattung eine „alternative“ Haltung einnimmt, ist der Kampagne ja insofern aufgesessen, als er den unausgesprochenen Grundsatz „Es geht nur um Corona“ unterstützt. Es wäre wichtig, die Lage nach Möglichkeit von einem Standpunkt außerhalb zu betrachten. Als Beispiel: Bei einer Fußball-Europameisterschaft könnte die eine Zeitschrift die deutsche Mannschaft, die andere die italienische unterstützen. Beide zweifeln aber dabei niemals die alles überragende Bedeutung von Fußball an. Beide „vergessen“ es auch, die massiven wirtschaftlichen Interessen hinter dem Hype zu thematisieren. Diesen Fehler sollten wir möglichst vermeiden.

Ein gefährlicher Paradigmenwechsel

Autorinnen und Autoren könnten dabei nach den kollektiv-psychologischen Ursachen des Phänomens forschen — der Psychopathologie der Befehlenden wie auch der Gehorchenden. Wir könnten den umfassenden Paradigmenwechsel beleuchten, der sich vollzieht

  • von einer individualistischen hin zu einer kollektivistischen Gesellschaft,
  • von Mündigkeit und Eigenverantwortung hin zu paternalistischer Verfolgungsbetreuung,
  • wie auch die schleichende Entheimatung der Menschen durch die mutwillige Zerstörung ihrer vertrauten Welt,
  • die Austreibung spiritueller Gefühle und Bedürfnisse mittels eines alles durchdringenden materialistischen Zynismus und
  • die Realisierung der nekrophilen Idee eines komplett überwachten und gesteuerten Maschinenmenschen.

Vieles könnte dieser vorerst nur kurzen Liste der negativen Großtrends hinzugefügt werden.

Wichtige Themen für die nahe Zukunft

Weiter ist natürlich sicher für Sie interessant, an welche konkreten anderen Themen wir denken. Dazu eine kurze Aufzählung:

  1. Bundestagswahl 2021: Was ist von den Kandidaten und Programmen zu halten? Gibt es überhaupt eine wirkliche Wahl? Und wie verhalten wir uns als Wahlberechtigte am besten, wenn wir eine Beendigung der momentanen destruktiven Coronapolitik anstreben?
  2. Kriegsvorbereitungen im Schatten: Aufrüstung, Feindbild-Aufbau und die Provokation globaler Rivalen durch die NATO-Staaten wurden keineswegs gestoppt; der mediale Suchscheinwerfer ist nur derzeit nicht auf diese Gefahren gerichtet. Wo die Menge auf Corona starrt, können Kriegstreiber fast unbemerkt weiter zündeln. Wir sollten diese Vorgänge wieder ins Bewusstsein rücken.
  3. Klimakatastrophe und drohende Ökodiktatur. Wie können wir verhindern, dass die mit Corona eingeübten Repressionstools nach der Wahl einfach auf das Thema Umwelt übertragen werden? Wie bleiben wir trotz unserer Kritik an staatlicher Bevormundung achtsam gegenüber den Erfordernissen des Mitweltschutzes?
  4. Drohende Finanzkrise und soziale Spaltung. Viele werden durch Corona ihre wirtschaftliche Existenz verloren haben. Dem zunehmenden Unterstützungsbedarf stehen ausgelaugte Staatskassen gegenüber. Preisanstieg und Rohstoffmangel in vielen Bereichen deuten sich an. Staat wie notleidende Unternehmer werden versuchen, ihre Kosten dem Endverbraucher aufzubürden. Zugleich ballen sich am Horizont die dunklen Wolken eines drohenden Finanzcrashs zusammen. Wer könnte an einer derart desaströsen Politik interessiert sein und von ihr profitieren? Und wie verhindern wir das Schlimmste?
  5. Utopien und positive Projekte: Wir wissen ungefähr, was wir nicht wollen. Schwierigkeiten haben viele von uns jedoch damit, zu formulieren, welche positive Zukunft sie anstreben. Die „alte Normalität“ kann keine Lösung sein. Wenn wir jedoch keine eigenen positiven Utopien entwickeln, verfallen wir nicht nur in Ratlosigkeit und Lähmung; wir überlassen auch denen das Feld, die uns zielsicher in die falsche Richtung steuern wollen.
  6. Schließlich natürlich: Welche aktuellen Entwicklungen zum Corona-Thema sind zu beschreiben, zu beklagen, zu begrüßen? Wird die Diskriminierung von Nichtgeimpften im Herbst eskalieren, wenn „allen ein Impfangebot gemacht“ wurde? Welches sind die nächsten Schritte auf dem Weg in die freiheitsbereinigte Fassadendemokratie? Wie können wir die Entwicklung aufhalten und vielleicht schon in diesem Jahr ein Ende der destruktiven Coronapolitik herbeiführen?

Es wäre toll, wenn zu diesen Themen von vielen bewährten Autorinnen und Autoren des Rubikon Vorschläge kämen — auch von Menschen, die noch nie für uns geschrieben haben und vielleicht gar nicht sicher sind, ob sie überhaupt zu „Schriftstellern“ berufen sind.

Natürlich sind die Möglichkeiten dabei nicht auf die von mir genannten Themen beschränkt. Manches, das interessant und hilfreich wäre, hat die Redaktion vielleicht noch gar nicht auf dem Schirm. Es ist umso besser, wenn Sie sich weiterführende Gedanken machen und eigene interessante Themen hinzufügen. Sie haben bei uns dafür ein offenes Ohr.

Es geht im Kern darum, den gegnerischen Kräften, aber auch den vielleicht Zweifelnden und Verzagten unter unseren Unterstützern zu zeigen: Wir sind noch da. Wir haben noch sehr viel Kreativität und Widerstandsgeist zu bieten, um die Bastion der mauernden Vertreter des herrschenden Weltbilds gewaltfrei einzunehmen.


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