Ein Gewächs der Ingwerartigen. Eine der vielfältigen Ausprägungen unseres Universums. Unschuldig. Bis Ideen, diese Banane kommerziell und weltweit zu exportieren, sich dieser Unschuld annahmen.
Vor 8.000 Jahren entdeckte man diese eigenartigen Pflanzen, deren bis heute gezüchtete Dessertvariation sich nur durch Ableger vermehren ließen. Aus ursprünglich samentragenden wilden Bananen mutierte anscheinend eine mehr oder minder samenlose Frucht — die Dessertbanane. Bingo! Ideal für den einfachen monokulturellen Anbau und seine Vermehrung in tropischen Ländern.
Die halbe Welt lechzt nach dieser exotischen Frucht, die nur einmal in ihrem Dasein Früchte trägt — ihre Kindel tragen das Werk dann mühevoll in die nächste Generation. Ist halt lecker, weil fructosehaltig und zusätzlich mit Vitaminen und Spurenelementen gesegnet. Doch maßgeblich stellten die United Fruit Company (heute Chiquita) und der PR-Spezialist Edward Bernays („Propaganda“, 1928) die Weichen für den Massenexportschlager Banane (→ Videoausschnitt Arte Dokumentation „Über Bananen und Republiken“ (2017)).
Wir essen sie gerne, andere auch
124 Millionen Tonnen werden jährlich am Weltmarkt geerntet, davon nur ein kleiner Teil exportiert. Trotzdem essen wir hierzulande statistisch 12,3 Kilogramm pro Kopf. Also verputzen wir bereits etwa 1 Mio. Tonnen dieses grün-gelben Sonderlings — obwohl die hier gar nicht wächst! Die Cavendish-Banane ist dabei hoch gefragt. Eine Monokultur. „Poly“ nur in Sachen Häufigkeit der Anwendung von Pestiziden oder Fungiziden. Das könnte eine neue Pizza werden, ähm, vielleicht später … Denn die Dessertbanane ist gefährdet! Ableger klonen fortwährend das eigene Erbgut, so haben anpassungsfähige Pathogene ein leichtes Spiel. Haben sie den Code geknackt, haben sie alle derzeitigen Pflanzen geknackt. Fusarium oxysporum und dessen Mutation TR4 sowie der exotisch klingende Black-Sigatoka-Pilz sind der Staude somit auf den Leib gerückt.
Eine Mutterpflanze
Die gehandelten Beeren, genannt Banane, entstammen ursprünglich einer einzigen Pflanze. Ein Gärtner des englischen Duke Cavendish soll sie aus dem Wunsch, ein neues Dessert zu finden, in den 1830ern kultiviert haben. Die sollte es sein. Die Mutterpflanze. Ein Matriarchat? Wohl kaum, da patriarchal kultiviert, vermarktet und ihres wahren Wesens entfremdet.
Die davon leben (sollten)
Wer diese beliebten Bananen hegt und pflegt — weltweit 5,5 Millionen Menschen — kann von diesem hoch nachgefragten Geschäft sicherlich gut leben?! Ein Blick zurück: Kennt ihr noch die Grafik aus dem Erdkundebuch, in der abgebildet war, welche Anteile des in Deutschland erzielten Preises an welche Teilhabenden der Wertschöpfungskette fließen?
Meine Grafik sagte damals, die Bauersfamilie erhält unfassbare drei Prozent — wow, das garantiert ein sorgenfreies Leben in Saus und Braus! Klett sagt: Fünf Prozent, anteilig für die Plantagen-Arbeiter, zwei Prozent beträgt der Gewinn der Plantagenbesitzer. Die müssen Millionäre sein! Wohl kaum, man bedenke steigende Kosten bei Düngung und “Pflanzenschutzmitteln” aka Pflanzengifte. Bestimmt ‘n dol(l)es Leben, gar nicht abhängig vom nur leicht inflationsangepassten Weltmarktpreis von 1,22€ — 1,33€ pro Kilogramm (Großmarkt Januar 2024) beträgt.
Bring sie her!
Die Banane wächst auf Böden, die mal üppige Vegetation und Regenwald beheimatet haben — jetzt bis zu 30-mal im Jahr besprüht mit „Pflanzenschutzmitteln“! Frühreif beerntet, abtransportiert mit dem erdölbetriebenem LKW, verladen auf ein gigantisches Containerschiff, ethylengasgereift im gekühlten Frachtcontainer bis zur Nachreife bei 14-18°C in sein Exportland. Auf dieser zweiwöchigen Reise fährt sie ihrem „wahren Wert“ entgegen — dem Absatzpreis am europäischen Markt, wo die wenigsten Bananen weltweit produziert und trotzdem zu Millionen Tonnen an die Bevölkerung verfüttert werden. Endlich am Ziel! Hamburg, Rotterdam, Southampton. Vom Großhafen zum Großhandel zum Einzelhandel.
Grün, gelb, braun, weg
Erst zu grün, um genossen werden zu können, dann gelb, und schneller braun als gewünscht. Aus dem mit Giften belasteten Bananenkarton ausgepackt, liegen gelassen, im idealen Verzehrzustand schon von den meisten gemieden, wird sie am Ende … weggeschmissen! Welch ein Schicksal. Dieser lange Weg voller Gefahren, Aufwand und Abenteuer.
Nun droht dieser famose Exot im ReFood-Container zu vergammeln, um seine letzten Energiereserven zu Biogas vergären zu lassen. Wenigstens in der Energieproduktion, 10.000 Kilometer entfernt von seinem Erntepunkt, bringt sie noch ein paar Milli-Wattstunden ein!
Das Kuriosum
Ein Mensch, der im Zielland finanziell schlecht gestellt ist, kommt auf die Idee, diese verzehrfähige Banane aus dem Container des Supermarktes zu retten. Doch Pech gehabt! Es wartet keine kostenfreie gerettete Speise auf dich. Die Staatsgewalt hat’s mitbekommen und steht plötzlich dabei. Nun sind es der Leidtragenden zwei. Banane und Lebensmittelrettender. Der Mensch wollte dem langen, aufwendigen Weg der Banane noch die letzte Ehre erweisen und sich an ihr laben. Doch weil nicht auf dem Wege geschehen, der vorgesehen, da sie nicht gekauft wurde, geht das leider nicht. Eine Geschichte, die nicht nach Logik fragt, sondern erzählt von Profit und Vater Staat.
Zum Glück wurde bereits geklagt, sodass „Tonnentauchender“ nicht verzagt. Aktuell sind dem Autor keine weiteren Fälle bekannt, in denen „Containern“ als Straftat verfolgt wird, insofern kein Hausfriedensbruch oder sonstiger Schaden entsteht — so die derzeitige Rechtslage zum Containern. So wurde auch das vom Autor erlebte Kuriosum nie juristisch weiterverfolgt. Doch ebnete dieser Zusammenstoß den Weg zu diesem Artikel. So gehen wir dahin, Entscheidungen Tag für Tag. Wer bekommt meine Energie, ein mächtiger Konzern aus Übersee? Ich denk nach und sag: Wie wär’s mit der Geschichte einer Banane?
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