Wir können uns weder Sieger noch Verlierer leisten. Nirgendwo! Weder in der Familie noch in der Gesellschaft noch in der weiten Welt. Sieger und Verlierer passen nicht mehr ins 21. Jahrhundert. Wir sollten das alte, überkommene Modell einer Pax romana, Pax amerikana, Pax russia nicht mehr mit unseren Ängsten voreinander füttern, um es so auszuhungern. Also was tun? An die Stelle von Erziehung zu Werten tritt eine Beziehung in Werten.
Ich könnte es mir so einfach wie schwer machen und daran erinnern, dass in den tiefsten Tiefen unseres Bewusstseins und in unserer Seele ein Satz, eine Weisheit lebt und lebt und lebt und kein Jota davon verfault oder verrottet ist. Und der Satz heißt: „Du sollst nicht töten!“ Und niemand in der Welt hat das Recht, ihn sich zu seinen Gunsten zurechtzubiegen. Amen! Das Verbot ist kein Satz für die Sonntagsschule! Das Verbot ist ein Stopp und ein Gesetz für stürmische Zeiten. Es gilt also gerade jetzt!
Ich komme ja nicht „vom Völkerrecht her“, sondern nur von Jesus, also mehr so wertebasiert. Ich hoffe, dass ich im Land des Grundgesetzes, das sich ausdrücklich auf Gott beruft, trotzdem noch ernst genommen werde.
Oder doch nicht? Auch wenn mein Heiland seinerzeit nicht Teil der BFP war, also der „Befreiungsfront Palästinas“, die das Land vom „Angriffskrieg“ der Römer befreien wollte, und zusehen musste, wie die Soldateska mordete und ihre Opfer am Straßenrand aufknüpfte und kreuzigte. Wie konnte er das nur hinnehmen? Aber vielleicht ist es gerade in unseren Zeiten deshalb ein guter Grund, vielleicht der beste Grund überhaupt, auf Jesus zu hören und zu vertrauen, in guten wie in schlechten Zeiten.
Ich komme deswegen auch von Jesus her, wenn ich hüben wie drüben, also von Schwester Agnes aus Düsseldorf bis Bruder Anselm aus Stettin, daran erinnere, dass nur Verzeihen wirklich frei macht. So lehrt das ja mein Meister. Ein Meister, der sich eben nicht um Kontaktschuld-Vorwürfe schert! Der über den Vorwurf, jemand sei ein „Putinversteher“, nur den Kopf schütteln und an die Binsenweisheit erinnern würde, dass nicht der Gesunde des Arztes bedarf, sondern der Kranke. Das gilt für die Lobbyisten von Rheinmetall & Co. genauso wie für Journalisten des Demokratischen Widerstands und ähnlicher Medien.
Und weil auch der Chef des Verfassungsschutzes, Thomas Haldewang, aus derselben evangelisch-pietistischen Ecke kommt wie ich, könnte er bei mir den gemeinsamen Stallgeruch wittern und seine Schnüffler bei mir, der auch beim Demokratischen Widerstand schreibt, zurückpfeifen: Stopp! Jesusleute sind nicht an der Delegitimierung des Staates interessiert, sondern allein an der Liebe zu allem, was atmet. Ob es nun amerikanisch atmet oder russisch oder deutsch. Wenn ein Staat das nicht legitimiert, delegitimiert er sich selbst.
So weit die heutzutage notwendigen Disclaimer als „captatio benevolentiae“ angesichts meiner lutherischen Unbeirrbarkeit.
Jesus ist mein Meister und mein Heiler mein ganzes Leben lang. Er ist mein Trost, auch wenn ich einmal mehr in seinem Namen zwischen die Fronten gerate. Denn genau da, zwischen den Fronten, ist sein Platz und darum auch meiner. Es ist nicht leicht, sich im Angesicht von Panzern auf einen Esel zu setzen.
Das vielleicht erste Mal, als ich quasi auf einem Esel allein gegen alle ritt — wann war das? Ich weiß es noch wie heute: „Lieber tot als Sklave!“ Oder auf „friesisch“ und wie ich es zuerst in der Schule gehört habe: „Liewer düd ass slaw!“ Ich weiß nicht, wie alt ich war, als ich diesen kecken Spruch zum ersten Mal hörte und sich in mir völliges Unverständnis breitmachte. Ich jedenfalls, das stand für mich fest wie das Amen in meiner Kirche, ich würde lieber mein ganzes Leben lang Sklave sein als die ganze Zeit tot.
Und wenn also Sklaverei den Gegenpol zu Freiheit darstellt, dann wäre ich lieber unfrei als gar nicht. Fragt doch die Kinder! Fragt doch die Behinderten, die Kranken und Alten! Sie sind alle so oder so unfrei, sogar eingesperrt und auf andere angewiesen, und wollen doch leben!
So einfach ist das für mich. Und damit sind in meinem Herzen alle Helden- und Opfergeschichten im Namen der Freiheit abgeräumt. Da bin ich ganz ehrlos wehrlos — ein für alle Mal! Selenskyj hin und Putin her! Wie kann auch nur ein Quadratmeter Landbesitz oder Verlust gegen ein Menschenleben aufgewogen werden? Wer tut so was? Wer lehrt so was? Wer fordert so was? Das nehmen wir doch bei der täglichen Enteignung der Armen durch die Reichen in unserem Land auch hin. Da kräht doch auch kein Hahn!
Leben ist wichtiger als Freiheit! Das war vor der Zeiten- und Wertewende doch noch Allgemeingut. Da dröhnte es doch Tag und Nacht aus den öffentlich-rechtlichen Volksempfängern, von Berlin bis Bayern, dass einem die ganze früher mal grundgesetzlich garantierte Freiheit nichts nützt, wenn man tot ist. Tot, weil doch das Coronavirus auch die mutigsten Impfgegner nicht verschont! Darum Gleichschritt, Marschmusik statt Walzer, Solidarität durch Isolation und die Schwurbelklappe halten, sonst kommt die Polizei, und das Finanzamt wird in Marsch gesetzt. Berlin befiehlt, wir folgen! Leben war also in Pandemiezeiten wichtiger als Freiheit. Klar, verstanden! Wer könnte denn so „bekloppt“ (Ex-Präsident Joachim Gauck unter anderem über mich) sein, das anders zu sehen! Der wäre doch mit dem Klammerbeutel ...
Aber jetzt, ein paar Morgen später, verstehe ich die Welt nicht mehr. Da tönt es aus denselben Volksempfängern von denselben Leuten, von Rot bis Grün, auf unserer Animal Farm Deutschland genau umgekehrt: „Freiheit ja! Leben nein!“ Wie das? Sterben für die Freiheit der anderen sei der höchste Wert, das höchste Gut, heißt es! Und wenn andere Menschen für unsere Freiheit sterben — umso bewundernswerter! Wie bitte? Da höre ich es wieder wie früher, dieses „Lieber tot als Sklave!“. Und ich bin völlig verwirrt, dass angeblich alles, aber auch alles ohne jeden Wert ist, wenn man nicht frei ist. „Liewer düd ass slaw!“ — die ukrainische oder russische Übersetzung googeln Sie bitte selbst!
Ich verstehe nur so viel: „Lieber erschossen im Straßengraben als lebendig in einem anderen Staatsgebilde.“
Bin ich schon wieder der Einzige oder einer der Wenigen, der da stutzt? Wenn das wahr sein sollte, dann müssten wir uns doch um ganze Völker der Welt die größten Sorgen machen, weil bei ihnen eine Suizidwelle droht! Völker Arabiens, Asiens, Afrikas, Lateinamerikas, von denen uns erzählt wird, sie lebten unfrei in einer Diktatur. Warum leben die noch? Warum haben die überhaupt noch Lust zu leben? Das Leben ist doch gar nicht lebenswert in einer Diktatur! Da soll doch die Luft zum Atmen fehlen. Warum tanzen die noch? Warum lachen die noch? Faktenchecker an die Front!
Als ich vor fast sechzig Jahren meinen „Kriegsdienst“ leisten sollte, habe ich mich damals in Düsseldorf am Rheinmetallufer vor dem Oberverwaltungsgericht mit dem Adler auf dem Dach geweigert. Ich habe Nein gesagt. Und die Richter haben mir nach langem Kampf zugestimmt. Da war es auch schon ein Thema, dass doch niemand, ohne mit Gewalt einzugreifen, dabei zuschauen dürfe, wie Russen eine Frau vergewaltigen. Das Argument zählte damals für mich nicht, und es zählt auch heute nicht. Wie denn auch? Das würde doch bedeuten, dass man bewaffnet in alle Länder einfallen müsste, in denen Frauen von ihren Ehemännern vergewaltigt und Kinder missbraucht werden. In Deutschland geschieht dies hundert- und tausendfach. Müssten wir da nicht alle Frauen und Kinder in Deutschland zum Selbstschutz mit Waffen beliefern? Diese neudeutsche Moralkeule verfing damals in Düsseldorf nicht — heute ist sie Standard in jeder Talkshow.
Ach, fast hätte ich vergessen zu berichten, dass Jesus — also der mit dem Esel — ermordet wurde und sich daraufhin in unsere Herzen zurückziehen musste, wo er immer noch lebt und wirkt und flüstert: Wir sind alle Kinder Gottes!
Liebet eure Feinde! Segnet, die euch fluchen! Alles andere ist des Teufels Propaganda! Der Friede wächst nicht auf den Schultern von Siegern, eher schon auf den Gräbern der Opfer. Wo sind sie geblieben?
Also kommt, Freundinnen und Freunde Jesu, kommt! Steht auf! Erhebt euch aus eurer Trauer. Wir sollten es wenigstens noch einmal versuchen! Zu unseren Lebzeiten.
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