Die politische Landschaft in Deutschland ist so zersplittert wie seit Langem nicht. Es gibt keine zwei Lager mehr, die sich feindselig gegenüberstehen, und es bringt nichts, sich weiterhin so zu verhalten, als wäre es so. Die Vielschichtigkeit unserer Natur kommt, seit die Polarität der Coronajahre langsam aufzubrechen scheint, auch in unseren politischen Ansichten zum Vorschein. Es gibt Menschen, die gegen das militärische Vorgehen von Israel im Gazastreifen sind, aber für das militärische Vorgehen Russlands in der Ukraine, gegen grüne Klimapolitik, aber für konsequent offene Grenzen. Den Luxus, uns in unserer bisherigen Blase vollkommen wohlzufühlen, haben wir verloren. Und darin liegt eine nicht zu unterschätzende Chance.
Es sind vor allem besonnene und differenzierte Standpunkte, die in der Lage sind, kommunikative Hürden zu überwinden. Diesen konstruktiven, wenn auch nicht unkritischen Dialog wollen wir bei Manova fördern. In den letzten Monaten haben wir bereits die Themenschwerpunkte „Arm und Reich“ und „Ost und West“ veröffentlicht und damit gesellschaftliche Spaltungsprozesse kritisch beleuchtet.
Für unser nächstes Spezial „Alt und Jung“ suchen wir explizit auch nach jungen Stimmen, die sich in den Diskurs einbringen möchten.
Seit 2017 besteht, zuerst bei Rubikon und später bei Manova, die Jugendredaktion mit ihrer Kolumne „Junge Federn“. Ihr Ziel ist es, jungen Menschen die Möglichkeit zu geben, sich journalistisch in politische Debatten einzubringen und auszuprobieren, ohne die Karriere eines typischen Mainstream-Journalisten — mit vielen Jahren der erlernten Anpassung — durchlaufen zu haben.
Gerade bei diesem Spezial ist es uns ein Anliegen, inhaltliches Gleichgewicht zu wahren und deshalb auch Stimmen unterhalb der 30 einzubeziehen. Deshalb freuen wir uns über Artikel, Berichte, Reportagen, Rezensionen oder Portraits aus unterschiedlichen Perspektiven, mit unterschiedlichen Ansichten, die sich mit der eigenen und anderen Generationen kritisch auseinandersetzen.
Mögliche Fragen und Ansätze wären:
- Jungen Menschen fehlt eine ermutigende Zukunftsperspektive. Die Zerstörung des Ökosystems, Kriegsgefahr und mögliche Wehrpflicht, die Verschuldung der Haushalte und der wirtschaftliche Niedergang machen Angst. Vielfach fühlt es sich an, als agierten die Älteren nach dem Motto „Ihr solltet es mal schlechter haben“.
- Bei vielen jungen Menschen zeigen sich negative Technikfolgen besonders stark: Realitätsflucht ins Virtuelle, Medienverwahrlosung.
- Es gibt einen Jugendtrend „rechts“: Die linke Mitte klagt über viel Zulauf für die AfD unter jungen Menschen. Vielleicht auch, weil diese an Schulen und in Freizeitstätten besonders von den Schattenseiten der Migration betroffen sind.
- Die Coronajahre hatten für die psychosoziale Gesundheit junger wie auch alter Menschen teilweise desaströse Folgen. Welche Spuren sind geblieben, nachdem das Schlimmste — vorerst — vorbei ist?
- Unbewusst lasten Kriegsfolgen auf den Seelen aller heute lebenden Generationen.
- Junge fühlen sich ausgenutzt — sei es durch den Schuldendienst, den ihnen Ältere vererbt haben, sei es dadurch, dass sie „zu viele Alte“ zu versorgen haben.
- Altersarmut und die Angst davor grassieren. Niedrige Renten, Schwierigkeiten bei der Organisation von Pflege und die Zustände in Altenheimen lassen die letzte Lebensphase wie einen Alptraum erscheinen.
- Es gibt eine Tendenz zur Verleugnung des Alterungsprozesses: „Junge Alte“, medikamentöse und operative „Verjüngung“, transhumanistische Visionen vom „Ewigen Leben“.
- Viele ältere Menschen fremdeln mit einem oft als „woke“ bezeichneten Milieu, das gendert, sich intensiv mit Diskriminierung beschäftigt, aber seinerseits oft rigide gegenüber anderen Ansichten agiert. Was ist das richtige Maß?
- Positive Zukunftsszenarios: Wie überwinden wir Angst, Depression und Spaltung? Wie können die unterschiedlichen Mentalitäten und Bedürfnisse von Alt und Jung zu einem Kompromiss kommen?
Natürlich sind neben den genannten noch zahlreiche weitere Aspekte denkbar und willkommen.
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