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Die Privatisierung des Tötens

Die Privatisierung des Tötens

Der Wirecard-Betrüger Jan Marsalek stellt in Libyen eine Privatarmee auf.

Marsalek soll die Aktivitäten des Wagner-Unternehmens in der gesamten Region neu ordnen, nachdem er bereits bei der Vereinbarung von Sicherheitsabkommen der Wagner-Gruppe mit dem Sudan beteiligt war.

In Deutschland wurde dem inzwischen abgewickelten Finanzdienstleister Wirecard und dessen CEO Marsalek Bilanzfälschung, Aktienkursmanipulation, Geldwäsche und womöglich Unterschlagung vorgeworfen.

Marsaleks Interesse an Libyen begann bereits 2017, als er für die libyschen Behörden in Tripolis Treffen mit westlichen Teilnehmern organisierte, vermittelt durch Gustav Gustenau, einem hochrangigen Brigadegeneral im österreichischen Verteidigungsministerium. Aus den damaligen Protokollen geht hervor, dass Marsalek die „Einheitsregierung“ in Tripolis davon überzeugen wollte, libysche Milizionäre zum Kampf gegen die Haftar-Streitkräfte aufzustellen. Der Aufbau der Milizen sollte durch libysches Vermögen, das auf westlichen Banken eingefroren war, finanziert werden. Der Plan scheiterte 2018 auch aufgrund von Bedenken der Europäischen Union, denn Marsaleks gute Beziehungen zu russischen Geheimdienstkreisen waren bekannt.

2018 hatte Marsalek in seiner luxuriösen Stadtvilla im Münchner Stadtteil Bogenhausen interessierten Kreisen den Plan zur Rekrutierung der Milizionäre unterbreitet. Ein damaliger Teilnehmer äußerte sich später:

„Dies könnte seiner Meinung nach von der ‚Einheitsregierung‘ in Tripolis als Druckmittel gegen die Machthaber im Osten eingesetzt werden. Die Schließung der Grenze kann der EU als ‚Lösung der Migrationskrise‘ verkauft werden.“

Schon Monate vorher hatte Marsalek über Kontakte mit der Österreichisch-Russischen Freundschaftsgesellschaft, deren Zweck es war, politische Entscheidungsträger beider Länder zu vernetzen, österreichische und internationale Entwicklungsexperten für das Projekt Wiederaufbau Libyen gewinnen können. Wie Dokumente offenlegen, wurden Marsalek von österreichischen Regierungsministerien, einschließlich des Verteidigungsministeriums, bereits Finanzhilfen in Höhe von 120.000 Euro zugesagt.

Jan Marsalek hatte zu damaligen Zeiten wiederholt angegeben, Miteigentümer der Libyan Cement Company (LCC), einer Zementfabrik im Osten Libyens, zu sein. Für Minenräumaktionen in diesen Industrieanlagen wurde schon damals die russische RSB-Group, eine private Militärfirma, unter Vertrag genommen.

Wie 2018 ist auch heute die Rede von 15.000 Milizionären, die der russische Geheimdienst plant, mit Marsaleks Hilfe aufzustellen, um die Südgrenze Libyens zu sichern und die Migrationsströme aus Subsahara zu kontrollieren.

Die Privatarmee RSB wird wohl nicht nur die Grenzen kontrollieren — und somit auch Migrationsrouten nach Europa —, sondern auch als Einsatztruppe zum Schutz vor gegnerischen Angriffen dienen. Großes Interesse, die Südgrenzen Libyens zu überwachen, hat auch Frankreich, das sich aus Mali, Burkina Faso, dem Niger, dem Tschad und dem Sudan zurückziehen musste und nun im tiefsten libyschen Süden den Militärstützpunkt al-Wig unterhält, während sich Russland auf dem Luftwaffenstützpunkt Maatan as-Sara einrichtet.

Bleibt noch die Frage: Inwieweit kann der Kreml Jan Marsalek trauen?


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Quellen und Anmerkungen:

https://x.com/Libyapress2020/status/1898725088674841060
https://www.ft.com/content/511ecf86-ab40-486c-8f76-b8ebda4cc669
https://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/marsalek-wirecard-flucht-1.4963074
https://gela-news.de/wirecard-jan-marsalek-und-libyen

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