Immer wieder wird von Kritikern und Künstlern das Ende der Kunst prophezeit — „erstickt vom vielen Geld“ (1). Freilich schreckt das nicht gerade die Massen auf, die mit Kunst sowieso nichts anzufangen wissen. „Weit dramatischeres Potenzial hat die in einer Vielzahl von Büchern ausgebreitete Frage, ob kurz- oder mittelfristig das Ende des Kapitalismus zu erwarten sei“ (1). Doch auch das schreckt kaum noch jemanden auf, da es sich niemand vorzustellen vermag.
Und genau hier kommt die Kunst wieder ins Spiel: Denn „wahre Kunst führt uns in den Bereich jenseits aller vorgefassten Ideen, jenseits von Zweck und Ziel, dahin, wo wir die Funktionsweise des Lebendigen erfahren. Hier können wir Zeuge werden, wie die Schöpfung ‚von selbst‘ arbeitet, ohne persönliche Anstrengung. Als Künstler öffnen wir den Kanal, durch den das Leben selbst wirken kann, kreiselnd, oszillierend, absichtslos und doch in hohem Maß zielorientiert“ (2). Erst dadurch kann ganz Neues entstehen.
„Es gibt einen ganz speziellen Humor und ein Lebensglück, das sich einstellt, wenn eine Gruppe von Menschen gemeinsam Kunst macht“ (3). Diese Art der künstlerischen Betätigung führt Menschen in eine andere Daseinsweise und Grundempfindung.
Der siebenunddreißigjährige Bildhauer und Maler Lukas Mauermann studierte in Moskau und Halle an der Saale. Nachdem einige seiner Kommilitonen, darunter seine Geliebte, Selbstmord begingen, zog er ins Friedensforschungszentrum Tamera in Südportugal. Dort fand er Antworten auf die in ihm brennenden Fragen nach einer neuen Lebensweise, die Vertrauen unter Menschen schafft und ihre innere Not auffangen kann.
„Kunst ist kein ‚Event‘ und kein Hobby. Gemeinsames künstlerisches Schaffen ist eine Lebensweise, durch die wir Einblick in eine mögliche andere Zukunft gewinnen. In der Kunst stehen wir außerhalb von gewöhnlichen Gesprächsformen und den bekannten Vorstellungen darüber, was wir zu sein glauben. Wir nehmen teil am größeren Energiekreislauf des Lebens.
Der Wert eines Kunstwerks hängt davon ab, wie authentisch es ist und wie viel Leben es enthält, nicht davon, ob es einem äußerlichen ästhetischen Standard entspricht. Der Weg des Künstlers führt ihn hin zu wachsender Authentizität, Kraft und Freude“ (2).
Inzwischen lebt Lukas Mauermann seit 12 Jahren in Tamera und widmet sich in seiner Arbeit dem Ausdruck von Schönheit und nicht, wie weit verbreitet und ebenso wichtig, der Verarbeitung von Schmerz. Seine Skulpturen erforschen die Beziehung zwischen Mann und Frau, die Vorstellungen von Weiblichkeit und Männlichkeit.
Im Gespräch mit Elisa Gratias spricht der Künstler über seine Werke und erklärt, warum Kunst so wichtig für Friedensarbeit und einen politischen Systemwechsel ist.
Elisa Gratias im Gespräch mit Lukas Mauermann
Lukas Mauermann, „Thunderstorm“, 2015
Lukas Mauermann, „Community Life“, 2016
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Während Regierungen jeden Tag Milliarden von Steuergeldern für Krieg und Zerstörung ausgeben, kostet der Bau eines gesamten Heilungsbiotops weniger als ein einziger militärischer Panzer. Da es noch keine öffentlichen Gelder für Heilungsbiotope gibt, ist die Arbeit an einer gewaltfreien Kultur weitgehend von privater Unterstützung abhängig.
Derzeit stammen rund 60 bis 70 Prozent der Mittel Tameras aus Seminarumsätzen. Mit Ihrer Unterstützung können die Mitarbeiter des Friedensforschungszentrums sich intensiver auf ihre Forschung konzentrieren, ihr Ausbildungsprogramm erweitern, gleichgesinnten Organisationen helfen und mehr Heilungsbiotope initiieren.
Hier finden Sie alle Informationen, um Tamera finanziell zu unterstützen: tamera.org — Spenden
Quellen und Anmerkungen:
(1) Christian Saehrendt, Stehen T. Kittl, „Ist das Kunst oder kann das weg? — vom wahren Wert der Kunst“, Köln 2016
(2) https://www.tamera.org/de/kunst-musik-und-theater/
(3) Madjana Geusen, „Der Heilige Gral des Mannes ist die Frau“, Wiesenburg 2006
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