Der Rundfunk meldet
von Bertram Burian
I.
Der Rundfunk meldet,
der gute Staat
hat den Menschen die Flucht ermöglicht,
jenen Menschen,
die vom guten Staat
vertrieben
werden sollen.
Die gute Regierung
hat den Menschen
ermöglicht,
zu fliehen,
bevor ihre Häuser
auf Befehl
der guten Regierung
zerbombt,
ihre Kinder
Frauen und Männer
auf Knopfdruck
anonym,
brutal
entlebt,
selbst die kümmerliche
Blüte
ihres Daseins
zerstört wird,
damit sie
nie wieder
zurückkehren
können.
II.
Der Rundfunk meldet,
jene,
die gegen
das Unrecht
ihre Stimme erheben,
machen sich gemein
mit jener verbrecherischen Regierung,
die vor fünfundachtzig Jahren
den Vorfahren der Menschen,
die heute die gute Regierung haben,
das unsagbare Leid
antaten,
das jene gute Regierung,
heute
den bösen Menschen antut,
deren Vertreibung
und Ermordung
heute
militärisch,
industriell
organisiert wird.
III.
Der Rundfunk meldet,
die Eskalation
nimmt zu.
IV.
Wenn nach Jahren
der Rundfunk
noch melden kann,
wird er melden:
Jene,
die damals
das Auftreten gegen das Unrecht
gleichsetzten,
mit dem,
vor fünfundachtzig Jahren angetanen Unrecht,
waren im Unrecht.
Der Rundfunk
von damals
machte
zu Unrecht
Unrecht
zu Recht.
Das Video zum Text kann auf Rumble abgerufen werden:
Bayreuth
von Tobias Weißert
Für Leser bunter Blätter nett zu sehn
wie sich die hohen Damen unsres Staats
in samtne Wämslein, seidig weiche Roben
und Körper bildende Gewänder kleiden
beim großen Jahresdefilee
am Festspielort Bayreuth
Der ganze Regenbogen ist vertreten
schwarz-rot, gelb-grau und lila -grün
alles was Rang hat zieht dorthin
und gibt sich froh gelassen heiter
so putzig, fröhlich, schnuckelsüß
ein Disney ländlich Paradies
Was regt zu dieser Wallfahrt an?
Die Harmonie und das Gebrause
der Stimmen akrobatisches Getön
die polyphonen dicht gewebten Klänge
die sehnsuchtsherben Melodien
die Inszenierung — ach — modern und kühn?
Was diese hintreibt ist nicht die Ästhetik
der Pilgrim folgt nicht der Kultur
dem deutschen Wesen ist er auf der Spur
ganz unbewusst, beinah hypnotisch
geht er den Weg der Tradition
der vor ihm oft beschritten schon.
Zum Auftakt kam schon Wilhelm eins
und mit ihm Fürsten und Barone
und Wilhelm zwei gab sehr viel Geld
und grüßte huldvoll von dem Throne
Dann kamen Krieg und Untergang
die Wallfahrtstätte musste schließen
Als langersehnt im zehnten Jahr
dann wieder Neueröffnung war
stand Ludendorff und Adolf H.
am Spitzenplatz der Prominenz
und überm First des Hauses seht
des alten Reiches Fahne weht
Über die Freundschaft Adolf Ha’s
mit Wagners und dem Onkel Wolf
muss man nichts sagen, es ist längst bekannt
und wer hat noch vor Hitler Angst
lässt sich von ihm Kultur vermiesen
das dritte Reich wird ausgewiesen
Jetzt ist man 180 Grad gekehrt
Philosemit so absolut
dass immer, was die Politik auch tut,
die Nibelungentreue gilt.
Das deutsche Wort, der deutsche Schild.
Wahrlich ein Wagner würd’ges Bild
Dabei wird ausgeblendet ganz
dass Wagner Judenhasser war
so scheußlich maßlos ungehemmt
dass man ihn gut Praeceptor nennt (1)
des Urteil grimmig arrogant
in beste Stuben Eingang fand
Schwamm drüber, das ist längs passee
das Werk allein ragt in die Höh
und herrlich ist zu hören und zu sehn,
wie Helden, Asen untergehn
und mit ihnen die ganze Welt
in Yggdrasil zusammenfällt
Das ist der Kern und der Konnex
zur Politik im Heut und Jetzt
die deutsche Sehnsucht ist erwacht
nach Untergang und letzter Schlacht
gekleidet süß mit Eleganz
den Friedensfreund ergreift die Angst
(1) Praeceptor Germaniae = Lehrer Deutschlands,
Beiname bedeutender Männer, zum Beispiel von Melanchthon
Haltung
von Larissa Schwarz
Mit der richtigen Haltung
Werden Zensur und Überfälle durch Staatsanwaltschaft
Zu Liebeserklärungen an die Demokratie.
Mit der richtigen Haltung
Werden Bandera-Feiern und Massenmord in Gaza
Zum Freiheitskampf.
Mit der richtigen Haltung
Wird die Vernichtung der Menschheit
Zum Sieg der Solidarität.
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