Es stimmt etwas nicht. Hier ist etwas nicht in Ordnung. In einer Welt, in der ein Virus — deutlich weniger gefährlich als eine saisonale Grippe — eine derartige Aufmerksamkeit bekommt und zu Maßnahmen führt, deren Auswirkungen um ein Vielfaches zerstörerischer sind als das, was bekämpft werden soll, läuft etwas Wesentliches schief. Etwas ist aus dem Ruder gelaufen. Dieselbe Gesellschaft, die es stillschweigend toleriert, dass täglich 15.000 Kinder an Hunger sterben und jeder neunte Mensch auf diesem Planeten hungert, nimmt in Kauf, sich als sogenannte Schutzmaßnahme einschließen, demütigen und ihrer Rechte berauben zu lassen.
In der Wahrnehmung der meisten Menschen scheinen die gut 500.000 Menschen, die bisher an Covid-19 gestorben sind (Stand: Anfang Juli 2020), die vielen Millionen aufzuwiegen, die zur gleichen Zeit an Kriegen, Vertreibungen, menschenunwürdigen Arbeitsbedingungen, Einsamkeit, Umweltgiften und industrieller Ernährung zugrunde gehen.
Die 700.000 Menschen, die 2018 weltweit an Antibiotikaresistenz gestorben sind und die Hunderttausenden, die jährlich an iatrogenen Krankheiten sterben, also Krankheiten, die die Medizin selbst verursacht hat, haben keine Medienrelevanz angesichts der Bedrohung durch eine Virusart, mit der wir beständig und seit langem zusammenleben und die erst durch ihre aktuelle Entdeckung zum Feind ausgerufen wurde.
Wir stürzen uns auf aus dem Zusammenhang gerissene Zahlen und lassen uns verrückt machen von Berichten über Infizierte, die nicht einmal etwas von ihrer Erkrankung merken. Keine Frage: Wer auch nur einen Moment innehält und einmal tief durchatmet, der spürt, dass hier etwas verkehrt läuft. So birgt die Coronahysterie neben einer großen Gefahr auch ein ungeheures Potenzial in sich. Sie bringt uns dazu, uns grundsätzliche Fragen zu stellen, den starren Blick vom Detail zu lösen, zu versuchen, Abstand zu bekommen und das Geschehen einmal aus der Vogelperspektive zu betrachten.
Mit Leib und Seele Mensch
Die aktuelle Situation ist eine Gelegenheit, den Menschen nicht mehr als kriechenden Wurm zu betrachten, als ein unbedeutendes Wesen, das am besten so schnell wie möglich von der Erdoberfläche verschwinden sollte, um nicht noch mehr Unheil anzurichten. Die Natur braucht den Menschen nicht, doch der Mensch braucht die Natur — so verstehen es inzwischen viele.
Der Naturphilosoph und Bewusstseinsforscher Jochen Kirchhoff hat dieses Weltbild hinter sich gelassen und einen anderen, grundsätzlich neuen Verständniszugang geschaffen: Nicht nur der Mensch ist Teil der Natur, auch die Natur ist Teil des Menschen. Und somit übersteigt der Mensch gleichzeitig den Naturzusammenhang. Sein Da*sein* hat Sinn — er ist mitgedacht in der Schöpfung und hat in ihr eine Aufgabe zu erfüllen.
In seinem Buch „Was die Erde will“ (1) — ein Band einer in ihrer thematischen Breite und Tiefgründigkeit einzigartigen Tetralogie in der Literaturlandschaft der Gegenwart — stellt Kirchhoff seinen Leser vor die Herausforderung, die wissenschaftlich-technische Bewusstseinsformation zu überwinden und sich einer schöpferischen Bewältigung der Daseinsfragen zuzuwenden. Sein Menschenbild hat nichts gemein mit der Auffassung, wir seien kaum mehr als Staub, seelenlose Form, Materie ohne Geist. Ebenfalls distanziert es sich deutlich von der Vorstellung der christlichen Erlösung, die den Menschen aus dem Naturkontext herauslöst. Als Schöpferwesen sind wir Teil eines lebendigen Ganzen, das wir in jedem Augenblick unseres Lebens mitgestalten.
So ist die Krise, die wir gerade erleben, nicht nur eine Gesundheitskrise, eine Umweltkrise und eine Wirtschaftskrise, sondern vor allem eine Bewusstseinskrise.
Die Krise — etymologisch: Entscheidung, Ausschlag, Trennung — bezeichnet im Allgemeinen den Wendepunkt einer gefährlichen Entwicklung. Hier wird die Spreu vom Weizen getrennt, hier wird entschieden, in welche Richtung es weiter geht. In diesem Kontext bietet Kirchhoff ein Menschenbild an, das Hoffnung macht auf einen Ausweg. Zentraler Dreh- und Angelpunkt für die Erlösung der Natur — auch der Natur in sich selbst — ist der Mensch in seiner metaphysischen Würde.
Ewiges Überleben
In einem Videogespräch nimmt er Stellung zu fünf Leitfragen, die den Menschen durch die Krise führen (2): Wie stehen wir zu unserem Körper, zu Gesundheit und Krankheit? Wie stehen wir zum Tod und zur Transzendenz? Wie zu Pflanze und Tier? Zum Verhältnis der Geschlechter? Wie sieht das neue Bewusstsein aus, das unser Denken, Fühlen und Wollen mit Kosmos und Erde verbindet?
Unser Umgang mit Corona führt uns beispielhaft vor Augen, wie wir uns voller Panik auf einen vermeintlich hochgefährlichen Krankheitserreger stürzen und dabei vollkommen außer Acht lassen, wie wir das Gesamte und unser Immunsystem stärken können. Wir klammern uns an einzelne Daten, Hochrechnungen und Modelle und an eine auf Abstraktes ausgerichtete Wissenschaft, die seit langem den Überblick verloren hat. Unserer eigenen Fähigkeiten beraubt und von der Natur entfremdet, hoffen wir auf Erlösung durch technischen Fortschritt.
Gebannt und entsetzt starren wir auf die Zahlen, die uns aus dem Kontext gerissen medial eingeflößt werden, als entdeckten wir, dass wir sterblich sind. Dass woanders gestorben wird, ist uns weitestgehend egal. Doch wenn es an die eigene Haut geht, werden wir zu Furien, die jeden, der die Maske abnimmt, als Virenschleuder und potenziellen Killer erfassen. Kollektiv wird die moderne Gesellschaft von Panik erfasst. Der Tod — zumindest der eigene — erscheint uns als Skandal, als unerhörte Laune der Natur, die mit allen Mitteln bekämpft werden muss.
In der Vorstellung des technikgesteuerten und fortschrittsgläubigen Menschen gibt es kein Verständnis für natürliche Prozesse und Rhythmen. Besonders unser Verhältnis zum Tod macht deutlich, wie sehr wir uns von der Natur entfernt haben. Seit das galiläische Denken unser Weltbild bestimmt, ist sie wie ein Ding, ein Objekt „da draußen“. Wir haben uns aus dem ursprünglichen Lebenskontext gelöst und uns herausgenommen aus dem Gesamten. Nur so wurde es möglich, die Natur und mit ihr das Lebendige nach Belieben zu formen, zu kontrollieren und schließlich zu zerstören.
Wir denken uns nicht mehr als lebendige Subjekte mit und werden letztlich selbst zum Objekt. Lange schon interessieren wir uns nicht mehr für das Wesen der Dinge, sondern beschränken uns darauf, die Prozesse und Abläufe so präzise wie möglich zu beschreiben, ohne sie dabei in ihrer Gesamtheit zu erfassen.
Hierbei bleiben wir in einer Ichhaftigkeit stecken, in der es in erster Linie um unser Überleben, um die nackte körperliche Existenz geht. Aus dieser Sichtweise heraus ist jedes Mittel recht, in die Vorgänge der Natur einzugreifen. So ist aus der Theosphäre unserer Vergangenheit eine Technosphäre geworden, in der Gott in der Technik sitzt, während der Mensch seine Existenz damit verbringt, seinem eigenen Ego Altäre zu bauen.
Dieses Weltbild gipfelt in der transhumanistischen Vision des Great Reset des World Economic Forum (3). In messianischer Weise verkündet sein Begründer Klaus Schwab eine anzustrebende neue Weltordnung, in der Mensch und Technik miteinander verschmelzen. Wie in der Matrix-Trilogie haben Tiere und Pflanzen in der gigantischen neu entstehenden Megastadt keinen Platz. Auch das Verhältnis der Geschlechter ist hier irrelevant. Es zählt allein, so schnell wie möglich den Gral des ewigen Überlebens an sich zu reißen und ihn sich in Form eines Chips einpflanzen zu lassen.
Die Überwindung des Abstrakten
Dem gegenüber steht die Vision Kirchhoffs, nach der der Mensch als transzendentales, mit einer lebendigen Bewusstseinsenergie ausgestattetes Wesen in subtile Zusammenhänge eingehängt ist. Als wahrhaftige Krone der Schöpfung trägt der kosmische Anthropos Verantwortung für sich selbst und für sein Umfeld. Aus diesem Menschenbild heraus entwickelt sich eine respektvolle Haltung gegenüber der Natur, die sich nicht auf technischen Umweltschutz beschränkt. Wo die gängige Ökologie Emissionen durch entsprechende Innovationen zu reduzieren versucht, zielt Kirchhoff auf eine Veränderung der herrschenden Bewusstseinsstruktur.
Er transzendiert das Konzept der Tiefenökologie des norwegischen Umweltaktivisten Arne Naess und verwandelt sie in eine integrale Tiefenökologie. Hierbei bezieht er sich gleichzeitig auf die Existenz höherer Bewusstseinsebenen und eine tiefe Verbundenheit des Menschen mit dem Pflanzen- und Tierreich. Die Erde, Pflanzen und Tiere sind als Bewusstseinsschichten im Menschen repräsentiert. Im Begreifen dieser Ganzheit ist es nun an ihm, sich der großartigen Aufgabe zu stellen, die vor ihm liegt: dem grundlegenden Bewusstseinswandel in Erinnerung an sein wirkliches Wesen.
In dieser Vision sind wir nicht mit einer Umweltkrise konfrontiert, sondern mit einer Innenweltkrise. Jeder Mensch hat sich die Frage zu stellen, wie er lebt, denkt, fühlt und handelt, und was er zu dem Weltganzen beiträgt. Hiermit ist „Was die Erde will“ ein Appell, uns nicht von Ideologien kleinmachen und vom Zeitgeist einfangen zu lassen. Wir leben in einem lebendigen Kosmos, auf einem lebendigen Gestirn, in einem lebendigen Körper. Wir sind aufgefordert, die tiefe Verbindung nicht abreißen zu lassen, und uns darüber bewusst zu werden, was unsere lebendigen Gedanken zu realisieren vermögen.
Erkennen wir wie in Goethes Faust eine Geistwelt, die parallel zur materiellen Welt existiert. Sie ist eine lebendige Realität und immer da. In diesem Begreifen werden Pflanzen, Tiere, Berge, Bäume, Flüsse, Ozeane und schließlich der gesamte Planet und alles, was auf ihm lebt, als Wesen sichtbar. Es ist, als sei ihnen der Zaubermantel weggezogen worden, der sie verhüllte. Die Masken fallen. Wir können Kontakt aufnehmen zu allem, was uns umgibt und in uns lebt. In diesem Bewusstsein der Wichtigkeit der Umkehr und der Einkehr kann es uns gelingen, die Megamaschine zu stoppen und das zu entfalten, was der Schlüssel zu unser aller Erlösung ist: unser schöpferisches Potenzial.
Hier können Sie das Buch bestellen: als Taschenbuch oder E-Book.
Quellen und Anmerkungen:
(1) Jochen Kirchhoff : Was die Erde will, Edition Hagia Chora 2009
(2) https://www.youtube.com/watch?v=s-40Oa6yTxQ
(3) https://www.weforum.org/great-reset/
Wenn Sie für unabhängige Artikel wie diesen etwas übrig haben, können Sie uns zum Beispiel mit einem Dauerauftrag von 2 Euro oder einer Einzelspende unterstützen.
Oder senden Sie einfach eine SMS mit dem Stichwort Manova5 oder Manova10 an die 81190 und mit Ihrer nächsten Handyrechnung werden Ihnen 5, beziehungsweise 10 Euro in Rechnung gestellt, die abzüglich einer Gebühr von 17 Cent unmittelbar unserer Arbeit zugutekommen.