Im Zuge der Produktion unseres dritten Protestnoten-Albums „Voices for Gaza“ — möchte ich hier eine für mich sehr spezielle Stimme aus Gaza vorstellen.
Sie, die Stimme Ibrahim Massri’s, befindet sich in guter Gesellschaft — wir sind eine Gruppe engagierter Musiker, die nun seit vielen Jahren den Mut haben, sich trotz aller Restriktionen in diesem Land unaufhörlich gegen Kriege und Menschenrechtsverbrechen einzusetzen.
Wir schätzen uns glücklich, Musiker und Aktivistinnen wie Nirit Sommerfeld, Michael Barenboim, Markus Stockhausen, Didi Hallervorden und viele mehr mit auf diesem Album präsentieren zu dürfen.
Zurück zu Ibrahim, den ich letzten Sommer via What’s App und X kennenlernen durfte, und dadurch, so wie es früher durch Briefe geschah, entstand zwischen mir und diesem mutigen und kämpferischen Poeten aus Beit Hanun eine zauberhafte „Brieffreundschaft“.
Ibrahim war 28 Jahre alt, hatte ein Englischstudium beendet und arbeitete als Lehrer in Beit Hanun, als der 7. Oktober alles in seinem jungen Leben veränderte.
Er musste nach den sogenannten Selbstverteidigungsangriffen des Apartheidstaates Israels mit seiner ganzen Familie nach Khan Yunes im Süden Gazas fliehen und lebt dort seit 15 Monaten unter schrecklichen Bedingungen in einem Zelt.
Ich bin eigentlich nur als Zwischenstation in sein Leben gekommen, um Gelder eines GoFundMe Crowdfundings sicher in die USA zu schicken, um sie dann von dort wieder nach Gaza zu senden.
Aus Deutschland war und ist ein solcher Vorgang aufgrund von eventuellen Restriktionen, die mitunter mit einer Kontokündigung enden könnten, nur schwer durchzuführen.
So kam es, dass ich mich im Sommer 2024 beinahe täglich mit einem gänzlich fremden jungen Mann aus Gaza auf What’s App traf.
Was ich dort über die Zeit an Aufrichtigkeit, Vertrauen und liebevollen Worten lesen durfte, hat mich nachhaltig beeindruckt.
Zutiefst bewegt hat es mich, dass ein Mensch dessen und das Leben seiner Familie täglich von der Auslöschung bedroht sind, immer noch im Stande ist, sich nach meinem und dem Wohlergehen meiner Familie zu erkundigen.
Dabei hat er immer geduldig und bescheiden auf meine Antworten und Aktionen gewartet und sich immer zu bei mir bedankt, auch wenn ich mehrfach betonte, dass dies nicht nötig sei, da es nun wirklich keine Heldentat sei, ein Bankkonto zur Verfügung zu stellen.
So habe ich schnell verstanden, dass unsere Dialoge viel mehr waren als nur eine formale Hilfeleistung — „trotz all dem Schmerz und der Dunkelheit, die uns umgibt, ist das Wissen, dass es Menschen wie euch gibt, die Palästina eine Stimme geben und es in ihren Herzen tragen, etwas was mir unbeschreiblich viel Hoffnung gibt“. So und oder Ähnliches schrieb er mir mehrfach.
Ibrahim und seine Familie haben Allhamdulillah bis zum heutigen Tage alle überlebt!
Im Herzen bin ich nun mit ihm und seiner Familie verbunden und sehe es als meine Aufgabe, seine Geschichte zu erzählen — ich habe daher alle unsere Dialoge gesammelt und werde sie in einem kleinem Buch veröffentlichen und, um dem allen einen Anfang zu setzen, wird ein Gedicht von ihm auf unserer CD „Voices for Gaza“ veröffentlich und hier auf Manova in schriftlicher Form Premiere haben.
Liebe Leser, seid gewiss, jeder Cent des Erlöses dieser CD wird zur Hälfte Ibrahim und seine Familie privat erreichen und die andere Hälfte soll wieder an Barakah Charity gehen.
Wenn Ihr mehr Informationen dazu wollt, freuen wir uns über einen Besuch auf unserer protestnoten.de Seite.
Und hier — wie versprochen — besagtes Gedicht von Ibrahim Massri mit einer deutschen Übersetzung/ Adaption von mir.
I am from Gaza
Gaza
da komm ich her,
da wo die Erde Blut inhaliert,
da wo in der Ruhe der Nacht Kugeln den Friedenssong singen,
wo die Sonne über namenlosen Gräbern aufgeht, unter denen Geschichten verbrennen und jeder Traum sich verliert.
Gaza
da komm ich her,
da wo Flugzeuge emporsteigen und kreisen,
da wo ich nun auf den Scherben der Zerstörung schlafe,
wo unter unseren Füßen die Erde jedes Leben schluckt,
wo wir genötigt auf den Wegen unseres Leides reisen.
Gaza
da komm ich her,
da wo Menschen am Rande des Grauens stehen,
da wo Kinder im endlosen Hunger nur noch Leiden sehen,
wo ihre Träume verlassen auf den Straßen verschwinden,
wo wir nach jedem Feuersturm den Morgen ins Leben einbinden.
Ich sehe nur Asche am Horizont.
Ich jage die Hoffnung trotz jeder Niederlage an dieser Front.
Ich höre nur Schreie der Verzweiflung und dennoch, ich erhebe mich.
Ich werde niemals aufgeben, niemals — ich beuge mich nicht.
Heißt der Tod, dass wir fliehen müssen?
Oder ist Tod der Anfang unserer Geschichte?
Haben sie Schwäche in unseren Augen gesehen?
Oder sind wir noch ungebrochen und unsere Kraft wird für immer mit uns gehen?
Meine Seele träumst du noch vom den Höhen im Leben
oder wird das Erwachen aus den Flammen der Liebe nur Angst dir geben?
In diesen Wunden aber schlagen unsere Herzen weiter
und in diesem Sinne höre ich deine Stimme immer wieder.
Unsere Zukunft ist frei, auch wenn die Niederlage und der Schmerz nicht verschwinden.
Wir sind die entfesselten Sieger.
Wir stehen aufrecht und meißeln unsere Zukunft in Stein,
trotz der Ruinen, die Monster kriegen uns nicht klein.
Das Blut kann unsere Flügel nicht brechen,
trotz des Untergangs werden wir weiter unsere Lieder sprechen.
Haben die Leiber noch Stimmen,
werden ihre Worte weiter schwingen?
Komme, was wolle, das frage ich mich.
Kein Tod und kein Verlust ist für die Ewigkeit.
Die Zeit wird knapp, aber unsere Schreie werden gewinnen.
Gaza
da komm ich her
und hier werde ich sein.
In der Erinnerung lebendig.
Ein Symbol des Widerstandes.
Auch wenn alles verloren scheint.
Es ist selbstverständlich, dass alle Künstler des Albums und die Autorin dieses Artikels ebenso emphatisch für die unschuldigen Opfer und deren Angehörigen der Hamas und der Hannibal-Direktive Israels empfinden.
Zur Webseite der CD „Voices for Gaza“

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