Nicht erst seit gestern ist die Dresdner Gesellschaft zutiefst gespalten. Neu ist das nicht, denn schon im Kaiserreich standen sich Konservative und Sozialisten unversöhnlich gegenüber. Kilian Forster, der mit seiner Frau Tanja Grandmontagne seit 2001 die Jazztage Dresden veranstaltet, meint: „Dresden ist noch mehr zerrissen als der Rest der Republik. Hier trifft alles aufeinander.“ Er fordert, „zusammen zu streiten“ („Concertare“), anstatt überhaupt nicht mehr miteinander zu reden. Die „links-grüne“ Seite in der Stadtpolitik streicht aber lieber denen finanzielle Mittel, die nicht auf Linie sind, beispielsweise bei den „Corona-Maßnahmen“. Oder sie versucht wie im Fall einer Lesung mit Uwe Steimle, auch mal öffentliche Räume nicht freizugeben. Kostensteigerungen von 50 Prozent bei der Technik, den Gagen und dem Catering sind dann fast nicht mehr zu händeln. In der bisherigen Art und Weise werden deshalb die Jazztage Dresden nicht mehr stattfinden können.
Tobias Morgenstern, einer der besten Akkordeonisten weltweit, hat nicht nur Sachsen, sondern auch der Bundesrepublik den Rücken in Richtung Schweden gekehrt. Der politische, aber auch gesellschaftliche Umgang mit „Corona“ hat den Mitbegründer des „Theater am Rand“ im brandenburgischen Oderaue zu diesem Schritt veranlasst. Die bekannte Schauspielerin Eva Herzig, die wegen ihrer Verweigerung, sich gegen Covid-19 impfen zu lassen, 2021 plötzlich kaum noch Auftrittsangebote erhielt, hat inzwischen neue künstlerische Perspektiven gefunden, wie sie in einer gemeinsamen Bühnendarbietung über die „Freiheit“ mit den Musikern Alexa Rodrian und Jens Fischer Rodrian im Dresdner FriedrichsstaTT Palast bewiesen hat.
Für die Leipziger Opernsängerin Simone Kermes macht es keinen Unterschied, ob sie vor deutschen oder russischen Fans auftritt. Ihre eher ungewohnte Performance als „Klassikerin“ zusammen mit den „Jazzern“ ist aber nicht ungewöhnlich für das breite musikalische Repertoire auf den Jazztagen Dresden – im Gegensatz zu anderen Jazzfestivals. Das ist auch das Geheimrezept der polnischen Musiker von Tantfreaky, das darin besteht, „Musik als Therapie zum Glücklichsein zu verwenden“. Damit klingt der vorletzte Abend des Festivals dann auch aus.
Sven Brajer und Aron Morhoff auf den Jazztagen Dresden
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