„Wir wollen die Mächtigen wirklich angreifen — und dabei kreativ, gefühlvoll und undogmatisch sein“, antwortete Jens Wernicke auf meine Frage, was denn den Rubikon von anderen politischen Magazinen unterscheide.
Daher auch das aus der römischen Geschichte übernommene Bild vom „überschrittenen Rubikon“ — ein Schritt, nach dem nichts mehr ist wie vorher, ein Zurück nicht mehr möglich. Es braucht Mut, hier mitzumachen. Wenn wir unsere eigene Kühnheit manchmal noch unterschätzen, dann vielleicht nur, weil wir nie ernsthaft versuchen, uns bei ARD, Süddeutscher Zeitung oder BILD zu bewerben und als journalistische Referenz www.rubikon.news anzugeben.
Zum Glück gibt es eine kritische „Subkultur“, die gewachsen ist. Sie ist immerhin so groß, einer Anzahl von Menschen ein „richtiges Leben im falschen“ zu ermöglichen und in Tausenden die Hoffnung auf den gewaltfreien Umsturz des Falschen zu wecken; so groß, dass die satten „Eliten“ im Umgang mit uns von der Phase 1 — Ignorieren — zu Phase 2 — Anfeinden — übergangen sind; aber zu klein noch, um gegen die geballte Desinformationsmacht der „Großen“ in der gleichen Gewichtsklasse fighten zu können.
Ich rutschte in meinen Redakteursjob beim Rubikon eher zufällig hinein. Ich suchte Kooperationspartner für das Magazin www.hinter-den-schlagzeilen.de. Offene Ohren und einen aussagekräftigen Antwortbrief fand ich dabei fast nur bei Jens Wernicke — so als hätte dieser nicht schon damals, im Spätsommer 2017, am Limit gearbeitet. Bei ihm war aber eine große, Eindrücke und Menschen ansaugende Neugier zu spüren, offene Arme statt Festungsmauern, mit denen sich Medien anderswo gegen lästige „Bewerber“ zu schützen versuchen.
Kaum hatte ich ein paar Artikel auf Rubikon veröffentlicht, drohte mir mein neuer Gesprächspartner Geld an — sogar regelmäßig fließendes, im Rahmen seiner Möglichkeiten. Auch das war neu für mich: bemerkt und wertgeschätzt zu werden innerhalb einer Szene, in der man zum „alternativen“ Flair nicht selten Selbstausbeutung und achtlosen Umgang miteinander geliefert bekommt.
Ich spürte, dass in diesem neuen und frischen Medium ein Bedarf für jemanden wie mich war — speziell auch für meine Begabung, zwar — im besten Fall — inspiriert, jedoch auch mit einer gewissen verlässlichen Regelmäßigkeit zu arbeiten.
Mein Job wurde größer, meine Bindung an den Rubikon tiefer — gipfelnd in einem furiosen Autorentreffen im Juli 2018 voll freakiger und lagerfeuerromantischer Begegnungen mit interessanten Menschen im Alter von 17 bis 70. Und manchmal stieß ich mich eben auch an einem Artikel oder Autor, bei dem ich mich fragte: „Passt das wirklich zu mir?“ Das ist typisch Rubikon!
Wer sich wünscht, nur geistige Klone seiner selbst vorzufinden und in der weltanschaulichen Komfortzone zu bleiben, wird sich getäuscht sehen. Hier gibt es nicht nur die Bestätigung dessen, was man ohnehin schon immer wusste, sondern eine Einladung zur Horizonterweiterung: überraschende, Grenzen überschreitende, oft geradezu ärgerliche, nie aber langweilige Einblicke.
Ich würde gern behaupten, dass die Geschichte des Rubikon mit mir erst so richtig begonnen hätte. Aber als ich kam, war alles im Grunde schon da und musste von Jens und seinen frühen Mitstreitern innerhalb von nur etwa einem Dreivierteljahr in einem Kraftakt sondergleichen installiert worden sein.
- Eine Jugendredaktion, ein Novum in einer Szene, in der oft Ein- oder Zwei-Generationen-Projekte der 68er und Post-68er dominieren. Ein Magazin, in dem Zukunft nicht nur ein Wort ist, sondern Fleisch geworden in Gestalt einer ganzen Riege von jungen Leuten mit phänomenalem Schreibtalent und Motivation.
- Ein funktionierender und freundlicher IT-Support.
- Ein visueller Auftritt, dem man ansieht, dass er nicht nur lästige Pflichterfüllung wortfixierter Journalisten ist.
- Eine Weltredaktion mit hochkarätigen Autorinnen und Autoren, wie man sie sonst eher im Mainstream — dort jedoch mit dem schalen Beigeschmack neoliberaler Herdenmentalität — findet.
- Eine „Mutmach-Redaktion“ inmitten eines ziemlich entmutigenden Umfelds, in dem man es normalerweise eher mit Verzweiflungsredaktionen zu tun hat. Eine Menge Impulse also, die nicht nur deutlich machen, wovon wir weg-, sondern auch, wo wir hinwollen; die zeigen, wie viel Liebe sich hinter dem gerechten Zorn gegen das Unrecht verbirgt.
- Ein fantastisch genaues Korrektorat, das dem Redakteur viel Zeit für beschwerliche Sprachkorrekturen einspart und Energien für die kreative Arbeit freisetzt.
- Eine großartige Videoredaktion, die uns vielfach die Menschen hinter den veröffentlichten Worten nahegebracht hat.
- Eine illustre und streitbare Riege von Stammautor*innen, die ich vorher nicht unbedingt in ein- und demselben „Lager“ eingeordnet hätte.
- Eine in der politisch eher „linken“ Szene seltene Offenheit für die psychologische Innenseite der sozialen Wirklichkeit, für Therapie und Erziehung, für Spiritualität sogar. Überhaupt die Fähigkeit, scheinbare Gegensätze zusammenzudenken, anstatt in „Ausschließeritis“ und einen starren Rechtgläubigkeitsgestus zu verfallen.
- Der Mut, Diffamierungskampagnen als solche zu benennen und mit offenem Visier zu bekämpfen, anstatt sich ihnen klammheimlich doch zu beugen.
Man konnte, als ich dem Rubikon „beitrat“, noch ahnen, dass Konflikte und Richtungskämpfe den Start für die Gründergeneration nicht leicht gemacht hatten. Aus dem Urchaos mussten sich belastbare Strukturen gebären.
Es musste eine Mitarbeiterriege etabliert werden, in der alle „miteinander können“ und zu langfristiger Zusammenarbeit fähig sind. Die Fliehkräfte innerhalb einer Gemeinschaft ausgeprägter, durchaus manchmal „dickköpfiger“ Persönlichkeiten mussten eingedämmt werden, weil nur eine einigermaßen große Truppe jene „kritische Masse“ erreichen kann, die dann tatsächlich in unserer Gesellschaft etwas zum Besseren verändert.
Auch wenn es schwer zu glauben ist — Rub-Ikone Jens hat lange Zeit vieles praktisch im Alleingang gestemmt. Alle Prozesse, die ich angedeutet habe, sind natürlich nicht abgeschlossen — aber zum Glück ein Stück vorangekommen.
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KenFM im Gespräch mit Rubikon-Herausgeber Jens Wernicke zur Frage „Lügen die Medien?“
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