Frage beim Brandenburger Corona-Untersuchungsausschuss: Wurden Kinder und Jugendliche mittels gezielter Fehlinformationen und Nudging-Flyern zu einer medizinisch sinnlosen Corona-„Impfung“ überredet — zum Teil sogar entgegen der Empfehlung der Ständigen Impfkommission?
Im Bundesland Brandenburg tagt aktuell ein Corona-Untersuchungsausschuss, der die Krisenpolitik im Zusammenhang mit Sars-CoV-2 unter die Lupe nehmen soll. Es ist bereits der zweite seiner Art in diesem Bundesland. Am 17. November 2023 fand die 9. Sitzung statt, in der unter anderem Britta Ernst, die Gattin des Bundeskanzlers und ehemalige Ministerin für Bildung, Jugend und Sport des Landes Brandenburg, angehört wurde.
Bereits im Oktober 2021 war Britta Ernst als Zeugin im Untersuchungsausschuss geladen und musste dort bezüglich ihrer Forcierung der Impfkampagne für Jugendliche trotz fehlender Empfehlung der Ständigen Impfkommission (STIKO) Rede und Antwort stehen. Der Nordkurier beschrieb ihr Verhalten vor dem Ausschuss folgendermaßen:
„Als sie hierzu am Freitag von der CDU-Abgeordneten Saskia Ludwig befragt wurde, verstrickte sich Britta Ernst in Widersprüche.“
Auch die unabhängige Journalistin Aya Velazquez war vor Ort und deckte ernstzunehmende Widersprüche in den Aussagen der Ministerin zu ihrem Wissen über die schädlichen Auswirkungen der Coronamaßnahmen gegenüber Kindern auf. Entgegen der damals vorhandenen Studienlage hatte Ernst im Herbst 2020 ein weiteres Mal für die Schulschließungen votiert.
Am 17. November war die oben erwähnte, an Kinder gerichtete Impfwerbung und vor allem ein dazugehöriger Flyer , der bereits im Juli 2021 in Thüringen veröffentlicht wurde, ein Themenpunkt des Ausschusses. Bereits zu diesem Zeitpunkt war die internationale Datenlage ausreichend, um mit einiger Sicherheit feststellen zu können, dass Kinder und Jugendliche keine mRNA-Injektion als präventiven Schutz für eine Coronainfektion brauchen. Der Verein Ärzte für eine individuelle Impfentscheidung veröffentlichte ebenfalls im Sommer 2021 folgende Videokampagne mit dem Titel: „Stop! Keine Genexperimte mit den Kindern“, die die medizinische Sinnlosigkeit der Impfkampagne untermauerte
Britta Ernst jedoch forderte damals bereits vor Empfehlung der STIKO eine Impfkampagne für Kinder ab zwölf Jahren — was die Frage aufwirft, wie sie zu dieser Einschätzung gelangte. Der STIKO-Vorsitzende Thomas Mertens äußerte sich am 15. Juli 2021 zur Coronaimpfung von Kindern und Jugendlichen noch wie folgt: „Nein, gesunde Kinder würde ich jetzt im Moment nicht impfen lassen.“ Die Pressemitteilung für den Impfflyer, den Ernst verwendete, wurde einen Tag vorher veröffentlicht. Auch der Freistaat Sachsen und die Stadt Dietzenbach nutzten den Flyer als Vorlage für eigene Impfkampagnen.
Ernst steht mit diesem Verhalten jedoch nicht alleine da. Auch die Berliner Gesundheitssenatorin schrieb im Sommer 2021, also vor der STIKO-Empfehlung, 180.000 Kinder und Jugendliche direkt an, um sie zum Impfen zu bewegen.
Auf die Nachfrage, wer für den Flyer inhaltlich verantwortlich gewesen sei, äußerte sich Ernst widersprüchlich und entgegnete schlussendlich:
„Wir haben keinen medizinischen Sachverstand im Ministerium, deshalb können wir dazu gar nichts sagen.“
Der besagte Flyer wurde auf Initiative des von Ernst geleiteten brandenburgischen Ministeriums im November 2021 direkt an Schulen verschickt. Darin werden jedoch Dinge über die Wirksamkeit und Sicherheit des Impfstoffes behauptet, die mindestens zweifelhaft sind. So heißt es unter anderem:
„Bei der Sicherheit werden keine Kompromisse gemacht.“
„Wenn Du nicht geimpft bist, hast Du ein größeres Risiko, Dich anzustecken.“
„Langzeitfolgen sind sehr unwahrscheinlich.“
„Das Virus verbreitet sich vor allem bei den Ungeimpften.“
„Bei Erwachsenen verhindert die Impfung fast immer eine schwere Erkrankung oder Todesfälle. Wahrscheinlich gilt dasselbe auch für Jüngere. Das wird aber noch erforscht.“
„Alle Impfstoffe werden nach strengen Sicherheitsstandards überprüft und ständig weiter überwacht. Sollte eine bisher unbekannte Nebenwirkung auftauchen, wird sie schnell bemerkt und die Behörden können handeln“ (siehe dazu das Interview mit Chemieprofessor Jörg Matysik).
Trotz der Aussage des STIKO-Vorsitzenden Mertens und scheinbar auf politischen Druck hin empfahl die Ständige Impfkommission Mitte August 2021 die mRNA-Injektion für gesunde Kinder und Jugendliche ab zwölf Jahren. Diese Empfehlung nahm die STIKO im April 2023 wieder zurück.
Die auf dem Impfflyer verlinkte Webseite des thüringischen Bildungsministeriums listet folgende Partner auf: die Universität Erfurt, das Communication Lab und das Ministerium für Bildung, Jugend und Sport. Dies führt zu Cornelia Betsch, die zu dem Zeitpunkt als Professorin an der Universität Erfurt im Bereich Gesundheiskommunikation arbeitete und die COSMO-Studie leitete, welche die Akzeptanz der Pandemiepolitik in der Bevölkerung untersuchte; aktuell ist Betsch am Institut für planetares Gesundheitsverhalten tätig. In einem zugehörigen Imagefilm sagt sie:
„Wir wollen Verhalten verstehen, um Verhalten zu verändern.“
Cornelia Betsch ist eine der bekanntesten Figuren im sogenannten Nudging, also dem Forschungsbereich, der untersucht, wie sich das Verhalten von Menschen verändern lässt, ohne die Betroffenen über die Manipulation in Kenntnis zu setzen. Wer im Ministerium darüber entschieden hat, dass das angestrebte Zielverhalten — in dem Fall eine medizinisch nicht notwendige Behandlung mit unklarem Risikoprofil — sinnvoll ist, bleibt unklar.
Auf der erwähnten Seite des thüringischen Bildungsministeriums steht außerdem: „Dankeschön an alle, die unsere Texte gecheckt und Feedback gegeben haben.“ Unter den sodann aufgelisteten Namen finden sich die ehemalige YouTuberin Dr. Mai Thi Nguyen-Kim, die sich offen für eine Impfpflicht aussprach und diese absurderweise mit der Gurtpflicht verglich, obwohl sie keinerlei Fachkenntnis im Bereich Impfungen hat, sowie der in der Impfstoffforschung tätige Internist Professor Leif Erik Sander von der Charité Berlin. Sander wiederum hielt bereits mehrfach Vorträge auf Symposien, die unter anderem vom Impfstoffhersteller Pfizer kofinanziert wurden (1, 2). Sander hätte bereits im Juni 2021 wissen können, dass die beworbene Impfung in seltenen Fällen, insbesondere bei Jungen, eine Herzmuskelentzündung hervorruft. Stattdessen steht auf dem Flyer:
„Ob Impfung und eine Herzmuskelentzündung in diesen Fällen zusammenhängen, wird noch untersucht.“
Auch die dort angegebene Häufigkeit von 1:16.000 Zweitimpfungen war zu dem Zeitpunkt aufgrund von Studienergebnissen aus Israel bereits zweifelhaft.
Wie kamen die damalige Brandenburger Ministerin für Bildung, Jugend und Sport, Britta Ernst, sowie das Bildungsministerium in Thüringen auf die Idee, Kinder ab zwölf Jahren für eine Coronaimpfung zu begeistern, ohne dass dies von der STIKO empfohlen war?
Im Mai 2021 fand in Thüringen ein „Kinder-Impfgipfel“ statt, auf welchem bereits flächendeckende Impfangebote für Jugendliche besprochen und geplant wurden.
Ein ausgearbeitetes Konzept beschreibt Maßnahmen, die notwendig sind, um „allen 12- bis 18-Jährigen bis Ende August ein Impfangebot einer Erstimpfung mit dem Impfstoff von BioNTech/Pfizer (Comirnaty®) gemacht zu haben“. Zu diesem Zeitpunkt gab es für den besagten „Impfstoff“ jedoch keine Zulassung durch die europäische Arzneimittelbehörde (EMA) beziehungsweise durch die EU-Kommission. Der zuständige Bildungsminister begründet den Impfgipfel wie folgt:
„Wir haben den Impfgipfel durchgeführt, um uns vorzubereiten auf die Möglichkeit, dass sich Kinder und Jugendliche ab zwölf Jahren impfen lassen können. Das war eine gute Entscheidung. Wir stehen mit den Beteiligten in den Startlöchern. Wir können so verantwortungsbewusst agieren, in die Zukunft schauen, und wir können Kindern und Jugendlichen eine Aussicht geben. Eine optimistische Aussicht, dass Kindergarten, dass Schule, dass ihr Alltag in der Familie, in der Freizeit, im Sport, in der Musik, in der Kultur und sonstwo wieder gut funktionieren kann. Deswegen halte ich das Impfen für so wichtig, nicht nur wegen dem Schutz unter uns allen, sondern eben auch für eine gute Entwicklung der Kinder in Thüringen.“
Thüringens Ministerpräsident Bodo Ramelow gab nach dem Gipfel zu Protokoll:
„Unser Ziel ist es, allen Schülerinnen und Schülern ab zwölf Jahren ein Impfangebot bis zum Ende der Sommerferien zu machen. Wenn es zeitig losgeht, können wir es schaffen, viele Kinder und Jugendliche dann sogar bereits zweimal geimpft zu haben.“
Auf der Webseite des Thüringer Ministeriums für Bildung, Jugend und Sport kommt auch die schon erwähnte Cornelia Betsch zu Wort:
„Viele sind impfbereit, ja. Es gibt auch einen zugelassenen Impfstoff, aber noch keine allgemeine Empfehlung der Ständigen Impfkommission. Das verunsichert die Leute, denn die STIKO-Empfehlung ist ein wichtiger Wegweiser. Ohne allgemeine Empfehlung aber gibt es ein Vakuum. Da haben wir angesetzt.“
Dass die sogenannte Impfbereitschaft der Bevölkerung vor allem durch falsche Versprechen hinsichtlich der Wirksamkeit der Impfstoffe sowie durch die maßlose Übertreibung der Gefahr durch Sars-CoV-2 erzeugt wurde, bleibt jedoch unerwähnt. Auch verschwiegen wird die Tatsache, dass die mRNA-Produkte weder vor Infektion noch vor Weitergabe des Virus signifikant schützen. Weiter führt Cornelia Betsch ganz richtig aus:
„[Kinder und Jugendliche] erkranken allermeistens nicht schwer. Daher fällt die Abwägung vielleicht anders aus, ohne dass man deshalb von der Impfung abraten müsste.“
Wieso sollte man nicht von einer Impfung abraten, wenn die Erkrankung, die sie zu verhindern verspricht, bei den potenziell Betroffenen sehr selten ist, und zugleich ein unbekanntes Sicherheitsprofil vorliegt?
Laut eigener Aussage sind Betsch und ihr Team für den besagten Impfflyer hauptverantwortlich:
„Das Team des Communication Lab Erfurt, das ist eine Ausgründung aus der Uni Erfurt, hat zusammen mit meinem Team die Antworten auf die Fragen der Jugendlichen herangeschafft, sich also mit vielen verschiedenen Expertinnen und Experten rückgekoppelt. Genforscher, Kommunikationsexperten, Behördenkolleginnen, Ärzte. Daraus ist der Flyer für Jugendliche entstanden.“
Somit scheint es angebracht, auch Frau Betsch und die erwähnten Feedbackgeber vor den Corona-Untersuchungsausschuss zu laden, um sie zum Hergang der Impfkampagne zu befragen.
Es bleibt festzuhalten, dass die erwähnten Akteure lange bevor die in diesen Dingen zuständige, an das Robert Koch-Institut angegliederte Ständige Impfkommission eine Empfehlung ausgesprochen hatte, Kinder und Jugendliche dazu bringen wollten, sich mit einem bestimmten modRNA-Produkt behandeln zu lassen. Da es bereits zu diesem Zeitpunkt ernstzunehmende Sicherheitsbedenken und Hinweise für die medizinische Sinnlosigkeit gab, erscheint das Verhalten verantwortungslos und mit der UN-Kinderrechtskonvention nicht vereinbar. Diese stellt nämlich ein in Deutschland geltendes Bundesgesetz dar und besagt in Artikel 3:
„Bei allen Maßnahmen, die Kinder betreffen, gleich viel ob sie von öffentlichen oder privaten Einrichtungen der sozialen Fürsorge, Gerichten, Verwaltungsbehörden oder Gesetzgebungsorganen getroffen werden, ist das Wohl des Kindes ein Gesichtspunkt, der vorrangig zu berücksichtigen ist.“
Redaktionelle Anmerkung: Dieser Artikel erschien zuerst unter dem Titel „Die voreilige Corona-Impfkampagne für Kinder und Jugendliche“ auf bastian-barucker.de.
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Quellen und Anmerkungen:
(1) https://siegenthaler-gesellschaft.de/wp-content/uploads/2022/10/WSG2022_Programm.pdf
(2) https://www.pneumologie.de/storage/app/media/uploaded-files/Flyer_Fit%20f%C3%BCr%20Pneumologie_final.pdf