Wenn man sich die Entwicklung der letzten vier Jahre und die daraus resultierende aktuelle Haltung Westeuropäischer Regierungen in Bezug auf Krieg und Frieden anschaut, möchte man im Boden versinken, so frustrierend ist der Befund.
- In Osteuropa herrscht ein Krieg, der unter anderen von der deutschen Regierung durch Waffenlieferung und die Dauerpropaganda fast aller Mainstreammedien am Laufen gehalten wird.
- Die deutsche Regierung weigert sich konsequent, den größten Anschlag auf die deutsche Energieversorgung seit dem Zweiten Weltkrieg aufzuklären.
- Die Vertreter der deutsche Außenpolitik setzen auf Verdrängung und Eskalation, bekunden bedingungslose Solidarität mit dem Staat Israel, dessen Regierung den Genozid an der palästinensischen Zivilbevölkerung vorantreibt. Parallel bespielt man mit Putinhass und Russlandphobie die Kriegstrommeln in der Ukraine.
- Anstatt zu deeskalieren bereiten uns einige westeuropäische Regierungen, auch die deutsche, auf eine militärische Auseinandersetzung mit Russland vor.
Die Cancel Culture geht unverblümt weiter, regierungskritische Künstler verlieren ihre Bühnen, skeptische Journalisten verlieren ihre Jobs, und Wissenschaftler, die zu unbequemen Ergebnissen kommen, sind nicht mehr Teil des wissenschaftlichen Diskurses. Dazu kommt, dass die Aufarbeitung der Corona-Politik kaum stattfindet, was zur Befriedung der Gesellschaft aber bitter notwendig ist. Notwendige Lösungsvorschläge zum Thema Umweltschutz wurden durch die Monothematisierung um das Thema CO2 verdrängt, und das unter Ausschluss aller Gegenargumente — selbst dann, wenn sie von fachkundigen Nobelpreisträgern zusammengetragen wurden.
Unter den genannten Umständen fällt es uns gar nicht leicht, die Wiederaufnahme der Friedensnoten 2.0 ins Leben zu rufen — wir tun es trotzdem. Frustration und Entsetzen sind groß, Hoffnung und Liebe sind größer.
All die oben genannten Themen haben das Potenzial, uns weiter zu spalten. War man sich bei Corona noch einig, trieb man bei dem Thema Ukraine vielleicht wieder auseinander. Hat man Gemeinsamkeiten entdeckt, was Zweifel an der CO2-Erzählung angeht, ist man sich im aktuellen Israel-Palästina-Konflikt gar nicht mehr so einig. Wir sollten die Differenzen als Chance sehen, uns zu besinnen. Einander zuhören, immer den Versuch unternehmen, die Not des anderen zu sehen und zu verstehen, sei sie auch noch so konträr zu der eigenen Überzeugung, im Gespräch bleiben ... wir werden einander brauchen.
In dieser Staffel kommen Künstler zu Wort, die selbst über ihre Friedens- oder Antikriegslieder sprechen, um dem Leser einen Einblick in ihr Schaffen zu gewähren und uns verraten, warum der ein oder andere Song entstanden ist.
Es werden ein paar „alte Bekannte“ dabei sein, Künstlerinnen und Künstler, die sich seit Jahren für Frieden engagieren: Morgaine, Diether Dehm, Alexa Rodrian, Yann Song King, Markus Stockhausen, Tino Eisbrenner, Wolfgang Wodarg, Kilez More, Karsten Troyke und viele mehr …, und wer weiß, vielleicht findet der ein oder andere, der bei Corona noch vorsichtig war, jetzt zu uns und wünscht sich, genauso wie wir, alte Gräben zuzuschütten.
Demos und Flashmobs spielen, Essays und Songs schreiben, Videos produzieren, Solokonzerte und Festivals organisieren und vieles mehr strengt an — meine Kolleginnen und Kollegen können ein Lied davon singen. Umso mehr freuen wir uns, wenn die Familie der unbequemen, mutigen Künstler wächst und man bei dem Thema Frieden zueinander findet, egal wie laut die Kriegssirenen heulen.
Aus dem Sprint wurde ein Marathonlauf. Darum freuen wir uns umso mehr über jedes neue Gesicht in der Friedensbewegung, welches uns mit seiner Kunst bereichert. Danke an alle, die Manova und zuvor Rubikon in den letzten Jahren treu geblieben sind.
Wir starten heute mit „A’isch“, einer Etude, die ich Ende 2023 geschrieben habe. Mir fehlten damals die Worte, darum habe ich mit meinem Freund und Kollegen Matthias Niemyt von A-MAZE-ING Music das Instrumentalstück bebildert. Das Leben geht selbst in den Trümmern weiter, Kinder finden immer Wege zu spielen, aus Bombenkratern werden Rutschbahnen, Ruinen werden zum Sportplatz, Clowns versuchen, die Kinderherzen für Minuten aufzuheitern um dem Grauen kurz zu entfliehen. Menschen geben sich Kraft und versuchen alles, um zu überleben und sich einen Funken Hoffnung zu bewahren. „A’isch“ — Ich lebe. Von Alexa Rodrian und mir werden noch zwei weitere Stücke in dieser Staffel folgen, die sich lyrisch mit dem Thema auseinandersetzen. Bei „A’isch“ übernimmt die Gitarre die Aufgabe des Soundtracks, die Bilder der Kinder sprechen für sich.
Für die Menschen in Gaza und meinem Freund Nadim Helow und seiner Familie gewidmet.
Jens Fischer Rodrian: A’isch
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