Selbstermächtigungsgesetz schon für Pubertierende
Wer gerne was behauptet, einfach in die Welt setzt, getrieben von reinem Gefühl und momentaner Befindlichkeit? Wie, was meinen Sie? Okay, sicher, die Grünen tun das. Die meinte ich an dieser Stelle allerdings gar nicht. Auch wenn Sie Recht haben, natürlich trifft das für die auch zu. Wen ich meinte: Pubertierende — diese unzumutbare Spezies, die zwischen dem zwölften und dem sechzehnten Lebensjahr — in Ausnahmefällen zieht es sich bis in die Dreißiger hinein — im steten Kampf mit sich, der Welt und den Eltern liegen. Die stellen gerne Behauptungen auf. Und je nach Lust und Laune richten sie die dann auch täglich neu aus. Die Hormone lassen junge Menschen in diesem Alter als nicht zurechnungsfähig erscheinen – und sie sind es wohl tatsächlich nicht.
Aber sie sollen zurechnungsfähig genug sein, um beim Standesamt eine Eingabe zu machen, die für das gesamte nächste Jahr gelten soll.
Wer heute als Elternteil vor seinen Nachwuchst tritt und sagt: „Das machst du nicht, Kevin-Oliver, du wirst kein Mädchen“, der hat schon verloren.
Dann macht es Kevin-Oliver erst recht. Das war nie anders. Oder sagen wir: Natürlich war es anders — denn man hat Teenagern bis vor einiger Zeit nicht so viel Verantwortung übertragen. Sie durften sich die Haare färben oder mal ein Loch in die Jeans schneiden. Aber schon beim Tätowieren hörte es auf. Da wird Volljährigkeit vorausgesetzt — nicht vom Gesetzgeber, aber von den Eltern und Tätowierern selbst. Das ist bis heute so: Der Berufsverband Tattoo und der Verein Deutsche Organisierte Tätowierer raten dringend davon ab, Minderjährige zu tätowieren.
So ein Tattoo war also so ziemlich die weitreichendste Entscheidung eines Pubertierenden. Nun ermächtigt ihn das neue Gesetz — und gibt ihm eine Möglichkeit an die Hand, die dazu geeignet ist, Familien zu spalten. Man muss solcherlei Gesetzgebungen aus der Schmiede der Wokeness immer auch unter diesem Gesichtspunkt sehen.
Diese Weltauffassung steht im dauernden Widerstreit mit Institutionen und Einrichtungen einer Welt, die sie als historisch verrottet betrachtet. Daher dekonstruiert sie alles. Familie kommt in solchen Denkschulen nur als Hort der Unterdrückung vor, als etwas, was dem Individuum im Wege stehen könnte: Aus demselben Grund spielt die künstliche Außerkraftsetzung der Familie eine maßgebliche Rolle. Die Respektsregierung, wie sich die Ampel seit Anbeginn ihrer Zeitrechnung nennt, hat sich zum Handlanger der Dekonstruktion degradieren lassen – oder erhoben?
Wir werden demnächst von Vorfällen hören, bei denen Kevin-Oliver im Sportunterricht in der Mädchenumkleide sitzt, seinen Penis baumeln lässt und auch noch über Diskriminierung klagt, wenn die Mädchen, die keinen solchen Hosenerker aufweisen können, geniert weggucken und ihrer Lehrerin mitteilen, dass sie das irgendwie daneben finden. Frau Lehrerin wird durch ihren Vollbart nuscheln, dass sie das bitte unterlassen sollen. Kevin-Oliver hat als Mädchen schließlich denselben Respekt verdient wie sie.
Der Elternbrief geht noch am selben Abend raus. Unter Hinweis auf die Rechtslage und mögliche Bußgelder. Vater und Mutter werden dem Töchterchen dann einreden müssen, dass mit Rücksichtnahme auf die familiären Rücklagen — aufgezehrt durch die Energie- und Verteuerungspolitik der Bundesregierung — etwas Vorsicht geboten sei. Sie sollte doch Kevin-Oliver gut zureden und ihren Frieden mit der Klassenkameradin machen. Ein Penis könne schließlich auch Ausdruck großer Weiblichkeit sein.
Hey Du: Verrohung per Gesetz
Sie halten mich für einen Fantasten? Dürfen Sie! Es gibt kein Gesetz, dass Ihnen verbieten könnte, meine Gedankenspiele als Quatsch zu titulieren. Wenn Sie aber an meiner Männlichkeit zweifeln, mich Frau De Lapuente nennen, dann habe ich Sie in der Hand. Jedenfalls könnte man das annehmen. Das Selbstbestimmungsgesetz gibt das aber nicht her. Wer Menschen mit dem falschen Geschlecht anspricht, die vorher ihr Geschlecht per Sprechakt modifizieren ließen, der macht sich rechtlich angreifbar. Aber Sie als originäre Frau, die sie immer schon waren, ich als mittelalter Mann aus lebenslanger Überzeugung: Wir gucken in die Röhre.
Überhaupt kann es nun teuer werden. Da grüßt man den Nachbarn, einen Mann, den man seit zwanzig Jahren kennt, fragt ihn nach seinem Wohlbefinden, und nach einem Witz, den er erzählt, nennen Sie ihn „einen lustigen Kerl“ und schon kann es geschehen sein. Denn vorgestern war er auf dem Standesamt. Nein, seinen Namen hätte er nicht geändert, er heiße immer noch Wolfram — aber eine Frau sei er nun dennoch. Und das habe nun alle Welt zu berücksichtigen. Anzeige ist raus. Seine Gefühle müsse sich frau schließlich nicht vorsätzlich verletzen lassen. Und wir wissen ja, Cis-Menschen, also Leute, die ihre Geschlechteridentität nie infrage gestellt haben, machen vieles mit Vorsatz.
Der Cis-Mensch ist der natürlich Feind der an Geschlechtsdysphorie Leidenden. Wieder so eine Spaltung per Ideologie, die uns da ereilt und übergestülpt wird. Gesellschaft wird dekonstruiert, dem Tribalismus Vorschub geleistet.
Wie spricht man sich an in Zeiten wie diesen? Herr oder Frau ist ja nicht direkt ersichtlich. Und schnell vergreift man sich in der Ansprache. Die wird wohl Schritt für Schritt entpersonalisiert. Die Anrede in Briefen wird gestrichen, ohne sie kommt man direkt auf den Punkt. Die letzte Restfreundlichkeit: Sie geht dahin.
Im Hotel bittet der Portier nicht mehr „die Dame“ zu sich heran und er wird auch nicht mehr fragen, „ob der Herr noch einen Wunsch“ habe. Er wird mit dem Finger auf die nächste Person deuten und „Hey Sie“ rufen. An der Rezeption steht natürlich ein aufklärendes Schild, auf welchem erklärt wird, warum man so spricht. Und dazu ein Bekenntnis: Es sei gut, dass man das Geschlecht heraushalten könne. Das sei Fortschritt — und es versteht sich von selbst, dass das der Fortschrittskoalition geschuldet ist. So nennt sich die Respektsregierung nämlich auch.
Wobei das mit dem Respekt sollte nochmal hinterfragt werden. Es gibt also Menschen, die glauben, sie stecken in einem falschen Körper. Und was macht die Bundesregierung? Sie erlässt ein Gesetz, bei dem diese und auch andere Menschen, wenn sie Lust dazu haben, einmal im Jahr ihr Geschlecht ändern können. Die Bundesregierung sagt also damit auch: Deine Existenz im vermeintlich falschen Körper kannst du nicht bloß einmal wechseln, sondern Jahr für Jahr neu. Hat man damit das Anliegen derer, die sich im falschen Körper wähnen, respektvoll berücksichtigt? Oder erklärt man sie damit nicht eigentlich zu Spinnern, die aus Gründen des Lifestyles immer mal was Neues ausprobieren wollen?
Die Bullshitregierung und der Wirtschaftscrash
Andererseits stecken in dem Gesetz viele Fortschritte und Respektsbekunden drin. Und zwar für unleidliche Kerle. Es begünstigt jene Männlichkeit, die seit einigen Jahren als toxisch deklariert wird. Alice Schwarzer verwies mehrfach darauf, dass man Mädchen nun durch die Blume sage, dass sie es als Männer einfacher hätten. Und die Selbstermächtigung holt manchen ohnmächtigen Kerl wieder zurück ins Spiel. Wenn ihm seine Frau nun ins Frauenhaus ausbüxt, ermächtigt er sich selbst zur Frau und besucht eben jenen Schutzraum, um seine Angebetete wieder nach Hause zu holen. All die Frauenrechte der letzten Jahrzehnte, mit einer ideologischen Gesetzesentscheidung über den Haufen geworfen: Fortschritt also?
Was hat neulich erst das Gesetz zur Cannabis-Legalisierung an Energie gebunden in der Politik. Mal unabhängig davon, wie man zur Legalisierung steht: War das Gesetz so dringlich? Klar, man wollte Polizisten entlasten — und den Justizapparat. Aber kaum war das Gesetz durch, mahnte die Polizeigewerkschaft an, dass es an Feinwaagen mangele. Das heißt nun, dass die Beamten Cannabis wiegen müssen: Was für eine Erleichterung!
Man merkt schon, das Gesetz schafft neue Aufgaben, wo es alte abgeschafft hat. Aber nochmal: War das so dringlich? Hat die Polizei so viel damit zu tun, dass es jetzt sofort umgesetzt werden musste? Wie viel Arbeit machen der Polizei eigentlich die Folgen der grotesk miserablen Wirtschaftspolitik der Bundesregierung? Gibt es mehr Diebstähle, mehr Gewalt?
Jetzt auch noch das Selbstbestimmungsgesetz mit all seinen Ungereimtheiten und kalkulierten Friedensbrüchen innerhalb der Gesellschaft. Und das alles, während weiterhin die Energiepreise derart steigen, dass Privathaushalte darunter ächzen und die Armut immer weiter forcieren. Mittlerweile überlegen sich Unternehmen, ob sie ihren Firmensitz in die Schweiz verlegen.
Vor zwanzig Jahren wollten sie alle nach Tschechien umsiedeln, etwas später nach Rumänien und Bulgarien, in Niedriglohnländer also — heute zählt offenbar auch die Schweiz zu einem Land, in dem die Kosten überschaubar sind. Stihl, der Hersteller von Kettensägen, erwägt diesen Abgang im Augenblick. Das Unternehmen sieht keine sinnvollen Investitionen mehr in Deutschland und macht sich Sorgen.
Eile kennt die Regierung hier aber nicht. Handlungsbedarf: Fehlanzeige! Hier zeigt sie sich vollumfänglich gelassen. Will ihre Restlaufzeit absitzen, füllt die letzten Monate mit Gesetzen wie diesen und verbummelt weitere Zeit mit irgendwelchen Kämpfen gegen rechts oder für die Demokratie, die dem Land nichts Konkretes bringen, sondern nur Haltung vermitteln.
Ricarda Lang sagte neulich in Markus Lanz’ Sendung, dass man den Bürgern ein emotionales Angebot machen müsse: Das regte selbst Lanz auf. Er meinte, dass die Bürger viele Sorgen hätten und ihnen so ein lausiges Angebot auf Gefühlsebene zu machen, könne man doch als respektlos ansehen. Die Bullshitregierung hat dem Land viel Schaden eingehandelt. International und außenpolitisch ebenso wie gesellschaftspolitisch. Eine solche Regierung sollte für die Zukunft Mahnung sein. Wir sollten dergleichen nie wieder erleben müssen. Nie wieder!
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