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Die Wurzel des Übels

Die Wurzel des Übels

Nicht das Streben nach Reichtum und Macht ist der Auslöser einer viele Jahrtausende währenden Krise, sondern die Angst vor Mangel.

Es reicht nicht. Es ist nicht genug für alle da. Wer zuletzt kommt, den beißen die Hunde. Seit wir uns unseren Lebensunterhalt im Schweiße unseres Angesichts verdienen, sind wir getrieben von der Angst vor Mangel. Sie ist die Peitsche, die uns zu Höchstleistungen auflaufen lässt. Schneller! Weiter! Höher! Jeder will besser sein als der andere, klüger, reicher, begehrenswerter, schöner. Es reicht uns nicht, so zu sein, wie wir sind. Wir müssen besser werden.

Von Anfang an bekommen wir das in unserer Erziehung zu spüren. Nachdem Kinder lange als Zöglinge galten, die man erst zurechtbiegen muss, damit sie im Leben etwas taugen, werden heute schon die Allerjüngsten unserer Gesellschaft „gefördert“. Nie sind wir richtig — so wie wir sind. Zu viel oder zu wenig, zu jung oder zu alt, zu dünn, zu dick. Wir werden in Klassensysteme gesteckt, benotet und gegeneinander ausgespielt. Immer wieder aufs Neue muss Kain den Abel erschlagen, um auf der Erfolgsleiter weiter nach oben zu kommen.

Wer hat den Größten? Wer ist die Schönste im ganzen Land? Wir können einander einfach nicht in Ruhe lassen.

Anstatt uns unserer ganz besonderen Einzigartigkeit und Unersetzbarkeit bewusst zu sein und sie zum Wohle der Gemeinschaft einzusetzen, fürchten wir, vom immer knapper werdenden Kuchen nichts mehr abzubekommen.

Am Anfang war ein Irrtum

Das war nicht immer so. Vor etwa 6.000 Jahren hat es begonnen. Die Bildung erster Staaten, Kriege und Eroberungen, die Erfindung der Schrift, um alles zu dokumentieren, der Beginn des Monotheismus, die Genese und die Unterwerfung der Frau — diese Ereignisse überschneiden sich in der Geschichte der Menschheit. Wir waren sesshaft geworden und betrieben Viehzucht. Vor allem aber: Die Männer hatten ihren Anteil bei der Zeugung neuen Lebens erkannt.

Was mag es in ihnen ausgelöst haben? Wie mögen sie sich gefühlt haben, nachdem sie über lange Zeit gewissermaßen die zweite Geige gespielt hatten? Es waren die Frauen, die für ihre Schöpferkraft bewundert wurden. Ihnen kam die höchste Macht der Welt zu: die Macht, Leben zu geben. Dafür wurden sie wie Göttinnen verehrt. Während aus der Frühgeschichte der Menschheit so gut wie keine Phallussymbole bekannt sind, zeugen unzählige Artefakte und Statuetten von der Verehrung der großen Mutter. Als im Jahre 2004 in Schelklingen in Baden-Württemberg ein 28.000 Jahre alter Phallus ausgegraben wurde, galt der Fund als eine Sensation.

Wie mögen es die Männer aufgefasst haben, als sie nach langer Zeit ihren Part bei der Zeugung entdeckten? Hatten die Frauen es gewusst? Haben sie es den Männern nicht gesagt, um sich selbst bewundern zu lassen? Haben sie die Männer absichtlich hinters Licht geführt?

Was haben sie sich alles herausgenommen! Über lange Zeit hatten Frauen Liebhaber, keine Ehemänner, die über sie herrschten. Sie allein bestimmten über ihren Körper und darüber, mit wem sie Geschlechtsverkehr hatten. Die biologische Vaterschaft war unerheblich. Von den Männern waren sie materiell unabhängig. Die Versorgung erfolgte über das Mutterhaus (1).

Verteufelt

Das sollte ein Ende haben! Dem Mythos nach versuchte Adam, die Frau dazu zu zwingen, unter ihm zu liegen. Doch Lilith weigerte sich. Sie verließ ihn. Sie ging ganz einfach weg und ließ sich nicht von seinen Drohungen einschüchtern. So entstand Leere an seiner Seite. Den Mangel versuchte er auszugleichen, indem er eine neue Frau erfand. Eva wurde aus einer seiner Rippen erschaffen, ein mutterloses, gewissermaßen künstliches Geschöpf. Sie gilt als Ur-Mutter eines großen Teils der aktuell lebenden Menschen, auch dann, wenn wir nicht an den Mythos glauben.

Die zweite Frau an der Seite des Mannes wurde in den Mangel hineingeboren. Wie ihre Vorgängerin Lilith wurde auch sie dämonisiert. Sie soll für die Vertreibung aus dem Paradies verantwortlich gewesen sein. Mit ihr hatte sich Adam eine Art Alter Ego erschaffen, auf das er alle seine Schwächen und dunklen Eigenschaften abladen konnte. Was auch geschah: Eva war schuld. Als Verführerin galt sie, als Hure, als Schlampe, als dumm und gefährlich.

Allein Maria entging der Erniedrigung, der Beleidigung und Unterdrückung. Keusch und rein schwebt sie am Firmament und wird herbeigezogen, um bestimmten Müttern bestimmter Männer Ehre zu erweisen. Adam jedoch gibt sich nicht mit einem transzendenten Engelwesen zufrieden. Er will richtiges Fleisch! So verbringt er seine Zeit damit, sich nach einer Frau wie Lilith zu sehnen und sie gleichzeitig zu verteufeln.

Der große Fall

Niemals kann die Lücke gefüllt werden. Das Gefühl der Leere bleibt und macht den Mangel zum Motor unserer Zivilisation. Wo vorher Fülle war, kommen Neid, Eifersucht und Gier ins Spiel. Wo es Fürsorge gab, kommen Kriege.

Es ist nicht das Streben nach immer mehr Reichtum, das heute das Ende eines langen und unglücklichen Kapitels in der Geschichte der Menschheit einläutet. Geldgier ist nur ein Nebenprodukt des Eigentlichen: der unerfüllbaren Suche nach Vollständigkeit.

Seit Lilith Adam verlassen hat, hat er kein gleichwertiges Gegenüber mehr. Eva zählte nicht wirklich. Sie war nur eine halbe Portion und stillte Adams Hunger nicht. Die Welt fiel aus dem Gleichgewicht. Die Dinge wurden verbogen und verzerrt: pervertiert. Sie ergänzten einander nicht mehr, sondern schlossen sich gegenseitig aus. Liebe soll mit Gewalt herbeigeführt werden und Frieden mit Krieg. Die Entwicklung gipfelt in einem System, in dem uns allen die Lebensgrundlage entzogen wird und das Lebendige nichts mehr gilt.

Diese Entwicklung ist nicht aufzuhalten. Die Lawine rollt und wird alles mitreißen, was sich ihr in den Weg stellt. Uns bleibt, ein paar Schritte zur Seite zu tun. Denn wer jetzt auf seiner Position beharrt, der wird es teuer bezahlen. Wir müssen dorthin zurückgehen, wo wir nicht ohnmächtig sind: an den Anfang der aktuellen Szene des Welttheaters.

Was hätte Adam anders machen können? Was hätte Lilith tun können, was Eva? Die Geschichte werden wir dadurch nicht ändern. Sie ist, was sie ist. Und sie hat ihren Sinn, auch wenn wir ihn heute noch nicht erkennen. Doch indem wir uns erinnern, indem wir dorthin zurückgehen, wo sozusagen die Information ins Feld gegeben wurde, können wir für unsere Zukunft einen anderen Weg wählen.

Unerfüllt

Lilith hat nicht versucht, mit Adam zu verhandeln. Sie ist gegangen. Sie hat ihre Kinder geopfert und es zugelassen, zur Dämonin gemacht zu werden. Sie hat erkannt, dass sie keine Chance hat, und zog sich in die Einsamkeit der Wüste zurück. Sie zog es vor, allein zu sein, als mit einem Mann zu leben, der eine Art Übervater anruft, anstatt seine Beziehungsprobleme selbst zu lösen. So einen wollte sie nicht. So einen will keine Frau. Nur Eva, die künstlich vom Mann Erschaffene, musste sich wohl oder übel auf den Deal einlassen.

Doch auch Eva hat es satt. Sie will keinen Mann, der den Starken macht, und dann, wenn es um Gefühle geht, zum Riesenbaby wird. Sie will keinen, der sich vordrängelt und ständig recht haben will, keinen, der sich immer noch nicht darauf einlassen will, an sich selbst zu arbeiten, anstatt sich die Welt untertan zu machen. Und auch Adam ist es leid. Die Angst vor dem Mangel hat ihn wahnsinnig gemacht. Nie konnte die Lücke gefüllt werden, die nur in einer gleichberechtigten Beziehung mit einem wirklichen Gegenüber nicht entsteht.

Nur auf Augenhöhe können wir einander begegnen. Nur wenn wir uns nicht mehr gegenseitig erhöhen oder erniedrigen und wenn wir die Einteilung in Klassen und Hierarchien beenden, kann es besser werden.

Wenn wir uns wirklich aufeinander einlassen, verschwindet die Angst, nicht gut genug zu sein, zu viel dieses und zu wenig jenes. Wir werden ebenbürtig — so wie wir es ursprünglich gewesen sind, bevor ein alleinherrschender Vatergott erfunden wurde und bevor es Staaten und Kriege gab.

Befreit

Wir werden wieder friedlich. Unsere Aggressivität lebt sich nicht auf den Schlachtfeldern aus, sondern in lustvoller Ekstase. Frauen haben wieder richtige Liebhaber im Bett, und Männer Frauen, die sich ihrer Wildheit nicht schämen. Das weibliche Geschlecht wird nicht mehr als Teufelsfratze angesehen, als bedrohlich und hässlich. Es wird nicht mehr auf ein Loch reduziert, sondern gilt als Quell der Schöpfung von Lust und Leben.

Männer müssen nicht mehr Erektionsstörungen fürchten, und Frauen nicht das Alter. Beide können sich ganz aufeinander einlassen und niemandem würde mehr etwas fehlen. Es gibt keine Pädokriminalität mehr, keine Zirkel ritueller Gewalt, keine Kriege, keine Ausbeutung und keine Unterdrückung. Es kann sich wirklich etwas ändern. Wir müssen nicht mehr an den Symptomen herumdoktern, sondern ziehen die Wurzel des Übels aus.

Mit der Zerstörung einer gleichberechtigten Beziehung zwischen Frau und Mann fing es an, dass die Welt nicht mehr rund war. Hier kann das Übel beendet werden. Wir werden wieder frei.

Jeder kann wählen, wie er es gerne beim Sex mag. Niemandem wird mehr eingeredet, es gäbe etwas anderes als Frauen und Männer. Die Gesellschaft wird nicht mehr durch eine LGBTQ-Bewegung verwirrt und gespalten. Kinder werden nicht mehr dazu animiert, vor der Geschlechtsreife und ohne das Einverständnis der Eltern ihr Geschlecht zu verändern. Kindergärten sind frei von Drag-Queens und geschützte Frauenräume frei von Männern, die vorgeben, Frauen zu sein.

Sprache wird nicht mehr zerhackt. Wenn Frauen und Männer Auge in Auge einander gegenüberstehen und den Schutz des Lebens wieder ins Zentrum ihrer Aufmerksamkeit stellen, ist alles anders. Es braucht keine Staaten und keine Kriege mehr und niemanden, der einen anderen unterdrückt und ausbeutet. Denn es gibt keinen Mangel mehr und auch nicht mehr die Angst davor.

Paradise found

Die Leere verschwindet, die uns ein Leben lang nach unserer anderen Hälfte hat suchen lassen. Von ganz alleine löst sich ein Schulsystem auf, das sich nicht um die Einzigartigkeit eines jeden schert und alle auf einer Höhe zurechtstutzt. Kinder lernen wieder, was sie für das Leben brauchen, und nicht für eine stupide Karriere, die darauf ausgerichtet ist, andere übers Ohr zu hauen.

Wenn Frauen und Männer wieder zusammenwirken, dann ist das alte System am Ende. Wir erkennen es daran, wie stark das Zusammenkommen bekämpft wird. Isolation, Mistrauen, Diffamation, Lüge, Verrat — das Niedrigste in uns wird gefördert, um uns weiter in Angst und Abhängigkeit zu halten. So lassen wir uns alles erzählen, springen auf jedes Kriegsnarrativ auf und glauben jeden Unsinn, wenn er uns nur entsprechend verkauft wird.

Glauben wir stattdessen wieder an uns selbst. Vertrauen wir uns wieder einander an.

Lassen wir die Pyramiden zusammenbrechen, deren Spitzen sich längst von der Basis gelöst haben, und bilden wir Kreise, in denen jeder sieht, was der andere macht.

Hierfür muss Eva den Zickenkrieg beenden und sich daran erinnern, dass es eine Lilith gab, eine große Schwester, die ihr wohlwollend den Apfel der Erkenntnis gereicht hat. Sie muss Neid und Eifersucht hinter sich lassen, um gemeinsam mit Lilith auf Adam zuzugehen, wild und weise zugleich.

Wird Adam die Herausforderung annehmen? Wird Eva so weit sein? In jedem Fall ist Lilith bereit. Sie ist da und erinnert uns daran, was möglich ist. Sie zeigt uns, wie es gehen kann, dass sich die Erde erneut regeneriert. Sie kennt den Weg ins Paradies. Sie kennt den Weg zurück in die Fülle, in eine Welt, in der es keinen Mangel gibt, keine Angst und keinen Krieg. Wir müssen uns nur für sie interessieren.


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Quellen und Anmerkungen:

(1) Kerstin Chavent: Die wilde Göttin. Der Lilith-Mythos als Weg der Versöhnung zwischen Frau und Mann, Scorpio 2025

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