Es ist Krieg in Europa. Der Russe ist in die Ukraine eingefallen, hat sie schamlos und brutal überfallen. Einen Anlass hat es nicht gegeben. Es ist der Expansionswahn Putins, der nostalgisch vom Wiederaufbau der Sowjetunion, ja des Zarenreiches träumt. Der russische Präsident ist die alleinige Ursache der jüngsten Ereignisse. So oder so ähnlich lesen sich die meisten Medien und reden die meisten Politiker, die von einem „Völkerrechtsbruch“ sprechen und das russische Handeln moralisch verurteilen. Zurückhaltung, Diplomatie, Mäßigung? Fehlanzeige. Der Russe ist der Böse, und jeder soll es wissen.
Eine solche Stimmung geht auch an der Bevölkerung nicht spurlos vorbei. Mit einem Mal stehen wir alle solidarisch hinter der Ukraine, für die wir uns die vergangenen acht Jahre nicht interessiert haben. Es werden Flaggen der Ukraine geschwenkt, Kundgebungen und Hilfskonvois organisiert. So menschlich nachvollziehbar all das auch ist, so macht sich doch eine erschreckende Einseitigkeit in der Öffentlichkeit breit. Wo war die Unterstützung für die Menschen der Ostukraine, die in den zurückliegenden acht Jahren immer wieder dem Beschuss der ukrainischen Soldaten oder der neonazistischen Freiwilligenbataillone ausgesetzt waren, bei denen mindestens 15.000 Menschen gestorben sind? Doch nun, ganz plötzlich, ist Solidarität angesagt.
Es ist dieselbe Solidarität, die schon in Sachen Corona eingefordert wird. Eine Solidarität, die es ermöglicht, Dirigenten und Opernsängerinnen zu feuern oder russischen Gästen den Zutritt zum Restaurant zu verwehren, Kinder russischer Eltern zu terrorisieren und allgemein jeden, der irgendwie russisch aussieht oder russisch spricht auszugrenzen oder zu bedrohen. Russische Produkte werden von mehreren Supermarktketten aus dem Regal genommen und viele globale Unternehmen beeilen sich, ihre Produktion in oder ihren Verkauf nach Russland einzustellen. Der westliche Moralismus hat eine neue Ebene erreicht, auf der selbst knallharte Profitinteressen hinter dem absolut Guten zurückstehen.
Die neue Solidarität erlaubt es auch, russische Supermärkte zu zerstören, russischen Unternehmern keine Aufträge mehr zu erteilen. All das, weil eine einseitige Sicht auf die Umstände in der Ukraine zu einer bemerkenswerten moralischen Überheblichkeit geführt hat. Denn keiner dieser eilig verstoßenen Menschen hat das russische Vorgehen öffentlich gutgeheißen. Nein, der Fehler, den unter Anderem Valery Gergiev und Anna Netrebko begangen haben ist, dass sie sich „nicht ausreichend distanziert haben.“ Distanziert, wovon? Von einer Regierung, die offenkundig nicht einmal die ihre ist? Distanziert von einer Politik, für die sie keinerlei Verantwortung tragen?
Auch auf institutioneller Ebene ist ein atemberaubender Distanzierungswahn ausgebrochen. Sportverbände schließen der Reihe nach Russland aus, verweigern angesetzte Spiele und Wettkämpfe in diesem Land. Auch der Europarat suspendiert Russland kurzerhand.
Der Reihe nach werden diplomatische Kanäle abgebrochen und friedensstiftende, der Völkerverständigung dienende Verbindungen gekappt.
Hinzu kommt eine Medienzensur, die jede abweichende Ansicht verbietet. RT DE, Sputnik, beide wurde von der Europäischen Kommission kurzerhand verboten. Man will die andere Seite gar nicht mehr hören. Eine Gesellschaft, die steif und fest von sich behauptet, keinen Krieg zu wollen, setzt alles daran, ihn zu schüren.
Deja-vu
All das kennt man freilich schon aus den zurückliegenden zwei Jahren. Auch im Zuge der Coronapolitik hat eine großangelegte, gesellschaftliche Ächtung stattgefunden, die alle Dissidenten ausschloss. Medien wurden zensiert, ihre Kanäle auf den etablierten Verbreitungsplattformen gelöscht, Bankkonten gekündigt und die Medienschaffenden wie selbstverständlich persönlich diffamiert.
Wissenschaftler, die über das geringe Risiko einer Covid-19-Erkrankung für die Gesamtbevölkerung aufklären und die Debatte versachlichen wollten, die vor den vollkommen überzogenen Maßnahmen warnten oder die Impfschäden untersuchen, werden aus dem Diskurs ausgeschlossen, diffamiert, gekündigt. Das traf zuletzt sogar den Virologen Alexander Kekulé, der bis dato noch in den öffentlichen Medien geduldet worden und eher ein verhaltener Kritiker war. Nun hat es auch den Vorstand der BKK-ProVita, Andreas Schöfbeck, erwischt, nachdem dieser anhand der ihm vorliegenden Versichertendaten hochgerechnet hatte, dass die Impfung allein in Deutschland 2,5 bis 3 Millionen schwere, behandlungsbedürftige Nebenwirkungen mit sich brachte.
So hat die Massenformation unter dem Vorzeichen von Corona schon den Boden für die sich nun überschlagende Ausgrenzung, Diskriminierung, ja den puren Rassismus bereitet, der in diesem Land fröhliche Urständ feiert. Über diese Massenformation hat Mattias Desmet, klinischer Psychologe an der Universität Gent, bereits gesprochen.
Erst ein Zustand freischwebender Angst und Aggression, ein Gefühl der Sinnlosigkeit und sozialen Isolation bereitet den Nährboden einer solchen Massenpsychose, wenn man ihn mit der richtigen Propaganda düngt. Gerade die Angst und die Aggression werden für die jüngsten Ereignisse eine wichtige Rolle spielen. Waren sie vorher schon da, so wurden sie im Laufe der vergangenen 2 Jahre auf einen Virus projiziert. Das Problem ist nur, dass man diese Viren nicht sehen, nicht gegen sie vorgehen kann. Als Blitzableiter für diese Hilflosigkeit haben sich daher die sogenannten Coronaleugner und Impfverweigerer hervorragend angeboten.
Nun, da das beherrschende Thema von einem Tag auf den anderen gewechselt hat, wechselt auch das Ziel der Aggression, in der sich letztlich nur die Angst ausdrückt. Waren es noch vor wenigen Wochen die Ungeimpften, sind es heute die Russen, auch, wenn sie keinerlei Bezug zur russischen Regierung haben und den Krieg in der Ukraine nicht unterstützen.
Mit der Angst schwingt aber auch noch etwas anderes mit, das dieses Verhalten, die Ausgrenzung, die Gewalt antreibt. Es ist ein Gefühl moralischer Überlegenheit. Die solchermaßen agierenden, die gegen die Coronaopposition ebenso vorgehen, wie sie nun gegen Russen, Russland oder russische Medien sind, wähnen sich auf der Seite des absolut Guten. Sie wissen, dass Krieg grundsätzlich schlecht ist, und sehen daher in dem Kriegstreiber den Feind. Ein Feind, den man natürlich bekämpfen darf und sogar muss. Der Krieg kann nur beendet werden, wenn der Gegner besiegt ist, so die Logik, die jedoch an ein Selbstverständnis vom friedliebenden Gutmenschen andockt.
Der gleiche Mechanismus hat schon die Gewalt, Diffamierung und Unterdrückung gegenüber Ungeimpften legitimiert. Die als real kritiklos angenommene Pandemie wurde zum Lackmustest der eigenen Solidarität verklärt, einer Solidarität, die mittels Zwang und Propaganda den Menschen aufgezwungen werden musste. Denn das total Gute musste mit allen Mitteln obsiegen. Im Zeichen des total Guten ist jedoch alles erlaubt, denn es geht ja lediglich darum, mittels Zwang, Gewalt und Ausgrenzung das Himmelreich auf Erden zu schaffen. Wer diese Sichtweise hinterfragt, der stellt sich automatisch auf die Seite des absolut Bösen und darf daher ebenso ausgegrenzt, zensiert, unterdrückt, diffamiert werden.
So haben die vergangenen zwei Jahre ein Gefühl der Normalität hergestellt, wenn Menschen ausgegrenzt, diskriminiert und Opfer von Zwangsmaßnahmen werden. An diese neue Normalität, in der staatliche Willkür Alltag ist; sich einfache Mitmenschen zu Vorkämpfern für ein staatlich ausgegebenes Ziel und damit zum verlängerten Arm des Staates machen; in der Missgunst, Misstrauen und Abneigung gegenüber jedem, der anders ist, vorherrschen, knüpft sich nun nahtlos eine Normalität, in der auch wieder aufgrund der Nationalität, der Abstammung, und, wer weiß, vielleicht auch bald wieder aufgrund der Religion diskriminiert werden darf.
Land der Gewalt
Da stehen wir heute, im besten Deutschland aller Zeiten. Ein Hauch von Reichskristallnacht weht durch die Straßen und die Köpfe dieses Landes. Es herrscht eine Stimmung, wie man sie sich bisher für das Jahr 1938 vorstellen konnte. „Kauft nicht beim Juden“ ist zu „Kauft nicht bei Ungeimpften“ geworden und entwickelt sich nun, wenn man sich die Angriffe auf russische Unternehmer und die allgemein antirussische Stimmung so ansieht, zu einem „Kauft nicht beim Russen“.
Vorbei ist es mit den Bekundungen zu Menschenrechten mit der gleichen Selbstverständlichkeit, mit der man sich einst für Minderheiten, Arme und Schwache einsetzte. Menschenrechte interessieren uns gerade nur in der Ukraine, Minderheiten sind den notorisch Guten da schon wieder herzlich egal. Denn wer interessiert sich schon für die ukrainischen Rassegesetze, nach denen auch die dort lebenden Russen als Menschen zweiter Klasse qualifiziert werden?
Was Corona und nun der Ukrainekrieg im überwältigenden Tempo geschafft haben, ist, den in Deutschland noch immer tief verankerten Faschismus aufzudecken, der offenbar gerade Menschen betrifft, die sich vehement als Antifaschisten bezeichnen.
Die Überheblichkeit der Deutschen gegenüber anderen Völkern, sei es den Griechen, den Afghanen oder eben den Russen, war schon immer zu spüren. Stets war es doch der gute Deutsche, der glaubte, alles richtig zu machen, und den anderen erklären zu müssen, was sie zu tun und zu lassen haben. Nicht umsonst wurde Deutschland als Lehrmeister der Europäischen Union (EU) bezeichnet.
Die deutschen Belehrungen, die in der Vergangenheit mit ökonomischer Gewalt ihren Weg in die Praxis fanden, sie finden seit zwei Jahren mehr und mehr durch ganz reale, physische Gewalt statt. Gewalt gegen Maßnahmengegner, Verfolgung von Richtern, Ärzten und Anwälten, Zwang gegenüber impffreien Menschen, Angriffe auf Russen und ihre Geschäfte, all das ist pure Gewalt. Und nun liefert eine Bundesregierung, die auf Frieden beharrt, Waffen in die Ukraine und legt ein 100 Milliarden Euro starkes Rüstungspaket auf. So handelt nicht, wer Frieden will, so handelt, wer den innergesellschaftlichen Krieg ins Äußere projiziert.
Beängstigender als die ohnehin irrationale, dem Wahn verfallene Politik ist aber die Stimmung innerhalb der Bevölkerung. Wenn Menschen keine Hemmungen mehr haben, andere Menschen wegen ihres Glaubens, ihrer Herkunft oder ihres Impfstatus zu verfolgen oder ihnen Gewalt anzutun, dann haben wir es nicht mehr mit einer Gesellschaft zu tun. Wir befinden uns in einem Krieg, der zumindest fahrlässig von Medien und Politikern geschürt wurde und der zugunsten eines Pharma-, Rüstungs- und Finanzkartells Milliarden von Euro umverteilt, während die Bevölkerung zu sehr mit sich selbst beschäftigt ist, um davon Notiz zu nehmen, geschweige denn, etwas dagegen zu unternehmen.
Soll dieser Beutezug, dieser Krieg gegen die Menschen beendet werden, so müssen zunächst die gesellschaftlichen Gräben überwunden werden. Ob das möglich ist, lässt sich schwer abschätzen. Denn wer sich auf der Seite des absolut Guten wähnt, bedarf keiner Kommunikation mit dem als absolut Bösen identifizierten Gegner. Moralische Überheblichkeit schützt vor Kommunikationsbereitschaft. In diesem gesellschaftlichen Klima scheint alles möglich. Können sich hier die Verbrechen der Dreißiger- und frühen Vierzigerjahre wiederholen?
Berthold Brecht schrieb im Jahr 1941 dazu vorausschauend: „Der Schoß ist fruchtbar noch, aus dem das kroch.“ Das ist die Lehre, die aus den Ereignissen der damaligen Zeit gezogen werden sollten, und die in der Losung „Nie wieder Faschismus, nie wieder Krieg“ ihren Ausdruck fanden. Beides ist heute jedoch wieder in greifbarer Nähe, angetrieben von einem kollabierenden Wirtschafts- und Finanzsystem und einem Imperium im Niedergang, ausgetragen von einer Bevölkerung im kollektiven Rausch.
Dem muss ganz klar entgegengetreten werden, mit einem strikten Nein zu Gewalt, Nein zu Krieg und Nein zu jeder Form von Ausgrenzung, Diskriminierung oder Anfeindung. Menschen sind in erster Linie Menschen, nicht Russen, Deutsche, Ungeimpfte. Alle Formen von Zwang oder Gewalt, auch wenn sie dem vermeintlich Guten dienen, sind nicht tolerierbar; sie demaskieren das „Gute“ und damit den selbst ernannten Guten als das genaue Gegenteil.
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