Dem Coronavirus wurde kürzlich zugesprochen, einen Raketenantrieb erhalten zu haben. Als kritischer Beobachter des Zeitgeschehens kann man dies nur noch mit einem müden Lächeln quittieren. Wer wirklich einen raketenhaften Anstieg beobachten möchte, der schaue sich einfach den Anstieg des Bitcoin-Kurses vom 8. Februar an.
Abbildung 1. Quelle: Screenshot auf binance.com
Auslöser für diese außergewöhnliche Tageskerze, die den Preis der ersten und bekanntesten Kryptowährung an nur einem Handelstag um fast 9.000 US-Dollar (USD) auf ein neues Rekordhoch von fast 47.000 USD katapultierte, war ein milliardenschweres Investment des Technologie-Unternehmens Tesla. Nachdem am Montagvormittag aus einer Mitteilung an die US-amerikanische Börsenaufsicht SEC bekannt wurde, dass der Elektroauto-Pionier in den vergangenen Wochen 1,5 Milliarden USD von seinen Cash-Reserven auf Bitcoin umgeschichtet hat, tobte die Börsenwelt. Bitcoin- und Technikenthusiasten feierten diesen gewagten Schritt, während Kritiker die Entscheidung als die Spitze einer Spekulationsblase bewerteten.
Ein Dammbruch
Um den Einwand gleich vorwegzunehmen, weshalb die Anlagestrategie eines Unternehmers hier überhaupt Erwähnung findet: Wir haben es nicht mit einem gewöhnlichen Finanzhype zu tun, sondern mit einer Entscheidung, die einen Paradigmenwechsel einleiten kann, der unser Verständnis von Geld umkrempeln wird.
Musk investierte über Tesla nicht nur Milliarden in die prominenteste Kryptowährung, sondern ließ auch verlautbaren, dass er plane, künftig Bitcoins als Zahlungsmittel für seine Produkte zu akzeptieren. Darüber hinaus wolle Tesla auch Teile seiner liquiden Mittel, die nicht im operativen Geschäft gebraucht werden, in Edelmetallen und Kryptowährungen anlegen. Wenn einer der reichsten Menschen der Welt einen solchen Schritt unternimmt, hat das eine ernst zu nehmende Wirkungskraft und wird höchstwahrscheinlich einen gewaltigen Dominoeffekt auslösen.
Verlassen die ersten Ratten das sinkende Dollar-Schiff?
Es ist zweifellos ein direkter Affront gegen das alte Geldsystem, das offenkundig seine letzten Tage zählt und langsam, aber sicher das Vertrauen der Anleger verliert. Elon Musk ist zwar der wichtigste, aber nicht der erste Investor aus der klassischen Finanzwelt, der damit angefangen hat, seine Geldreserven mit Bitcoins zu diversifizieren. Der Gründer von MicroStrategy, Michael Saylor, der ehemals als Bitcoin-Kritiker galt, scheint nach einem Sinneswandel ebenfalls das disruptive Potenzial der neuen Digitalwährung erkannt zu haben und tätigte seit 2020 Investitionen in Höhe von mehreren hundert Millionen US-Dollar. In einem ausführlichen Interview mit Marc Friedrich, einem systemkritischen Finanzexperten und YouTuber, erklärt Michael Saylor seine Beweggründe für den Einstieg in Bitcoin.
Alternative zum Dollar
Offenbar scheint das Image von Bitcoin als eine ominöse Digitalwährung, die von Kriminellen zum Erwerb von Drogen und Waffen im Darknet genutzt wird, endgültig der Vergangenheit anzugehören.
Immer mehr Investoren sehen darin ein besseres Wertbewahrungsmittel als in etablierten nationalen Währungen. Grund für die losgetretene Kapitalflucht aus dem Fiatgeld, also nicht gedecktem Geld, dürfte aber die krankhafte Geldpolitik der führenden Zentralbanken sein, die das System mit immer mehr Geld aus dem Nichts vollpumpen.
Galt der US-Dollar durch das Bretton-Woods-System noch als stabile und zuverlässige Ankerwährung, fing spätestens mit dem Aufheben des Goldstandards im Jahre 1971 ein schleichender Wert- und Prestigeverfall an. Vor allem seit Beginn der politisch ausgerufenen Corona-Pandemie können wir eine explosionsartige Vermehrung der Geldmenge beobachten. Abbildung 2 zeigt die Entwicklung der Geldmengen M1 und M2 für die USA.
Abbildung 2: Geldmengen M1 und M2 USA seit 1959. Quelle: tagesgeld.de
Einfach ausgedrückt kann die Geldmenge M1 als das schnell verfügbare Geld – wie etwa Bargeld und Ersparnisse mit sofortiger Zugriffsmöglichkeit – beschrieben werden, wohingegen M2 zusätzlich noch Termin- und Spareinlagen mit vereinbarter Laufzeit zusammenfasst. Die Grafik in Abbildung 2 lässt erkennen, dass wir es nicht etwa beim Coronavirus mit einem exponentiellen Wachstum zu tun haben, sondern bei der Menge an US-Dollar.
Abbildung 3: Definition der Geldmengen M1, M2, M3
Das Platzen der Blase im aktuellen Geldsystem und die toxische Verschuldung der Welt wird mit den herkömmlichen Mitteln der Finanzpolitik nicht mehr aufzuhalten sein. Alle Indikatoren deuten darauf hin, dass wir uns auf tiefgreifende Veränderungen einstellen müssen. Ein Reset scheint unausweichlich. Doch die führenden Zentralbanken und tonangebenden Staaten der Welt arbeiten bereits unter anderem im Verbund mit der Better Than Cash Alliance und der Great Reset-Avantgarde daran, das Bargeld endgültig abzuschaffen und die Währungen zu digitalisieren. Dies bedarf einer globalen Neustrukturierung des Bankenwesen.
Der US-Dollar: Das Lebenselixier des US-Imperialismus
Für das transnationale Finanzkartell und den US-Imperialismus ist die Idee einer dezentralen, kryptografisch gesicherten Währung wie Bitcoin, die keine Banken oder Vermittler mehr benötigt, ein Horrorszenario, das mit allen Mittel verhindert oder gezähmt werden muss.
Privatbanken leben von der Lizenz, Geld durch Mausklicks aus dem Nichts erschaffen zu können und diese neugeschöpfte Geldmenge in Kreditform gegen Zins zu verleihen. Vor allem können sie sich aussuchen, zu welchen Konditionen sie an wen Geld verleihen, was politische Macht mit sich bringt.
Ähnlich überlebenswichtig ist die Geldschöpfung aus dem Nichts für das US-Imperium samt seinem militärisch-industriell-finanziellen Komplex, der jederzeit durch das Aufnehmen von Schulden bei der Federal Reserve Bank liquide bleibt. Die weltweite Dominanz des US-Imperiums speist sich nicht zuletzt aus der Funktion des Dollars als Weltleitwährung und der ständigen Nachfrage nach diesem Tauschmittel im Welthandel. Weil der Dollar aber nicht etwa mit Gold gedeckt ist und jederzeit von den USA aus dem Hut gezaubert werden kann, stellt dies eine erschlichene Wertschöpfung auf dem Rücken der anderen Staaten dar.
Der US-Dollar ist das magische Lebenselixier des US-Imperiums und wichtigstes Instrument zur finanziellen Unterdrückung der anderen Player auf der Welt.
Der Startschuss für die großen Investoren ist gefallen
Musk hat nun bewusst oder unbewusst die Büchse der Pandora geöffnet und endgültig den Bitcoin und die Blockchain in das öffentliche Bewusstsein gerückt. Das Phänomen kann nicht mehr ignoriert, verschwiegen oder madig gemacht werden. Die herrschenden Eliten werden auf dieses alternative Geldsystem, das ihr Fundament unmittelbar in Gefahr bringt, reagieren müssen.
Wir können nur mutmaßen, ob Elon Musk tatsächlich die anarchistische Vision des sagenumwobenen Bitcoin-Erfinders Satoshi Nakamoto teilt, ob er nur spekulieren möchte oder ob das Ganze einfach nur einen Marketing-Coup darstellt. Ihm werden es aber viele kleine wie große Akteure gleichtun und ebenfalls in der Summe riesige Geldmengen in Kryptowährungen investieren. Der Personenkult um Musk übt eine fast schon göttlich-magnetische Anziehungskraft auf alles aus, was Musk mit seinen Götterboten ähnelnden Tweets segnet.
Exemplarisch zeigte sich dies daran, wie der Preis der ursprünglich als Scherz angedachten Kryptowährung „Dogecoin“ in die Höhe schoss, nachdem Musk diese in seinen Tweets erwähnte.
Wenn nun dieser Elon Musk, der mit seinen Ambitionen wirklich nicht bescheiden ist, auf Bitcoin schwört, ist in der Geschichte der Kryptowährungen eine neue Epoche angebrochen. Die Massenadaption steht unmittelbar bevor.
Um diese Aspekte zu vertiefen, sei hier explizit auf den kürzlich erschienenen Rubikon-Artikel „Die Geldrevolution“ verwiesen, der die Chancen und Risiken von Kryptowährungen beziehungsweise der Blockchain ausführlich thematisiert.
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