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Die Gier nach mehr

Die Gier nach mehr

Fußballprofis wetteifern ums große Geld, ignorieren die Regeln des Fair-Play und bedienen den eigenen Egoismus.

Redaktionelle Vorbemerkung: Wie fern, wie uneinnehmbar wirken die Festungen der Mainstream-Medienlandschaft aus junger Perspektive, wie durchgetaktet ihr redaktioneller Duktus. Gastbeitrag? Vielleicht nach drei Praktika! Doch in einer Demokratie sollten auch wir Jugendlichen ein Mitspracherecht haben. Der Rubikon setzt hierfür einen Grundstein. Unsere Jugendredaktion veröffentlicht daher in ihrer Kolumne „Junge Federn“ beständig Beiträge junger Autorinnen und Autoren, denen thematisch kaum Grenzen gesetzt sind. Wenn dich das anspricht, schreib uns gerne an: jugend@rubikon.news.


Nach dem Triumph der deutschen Fußballnationalmannschaft bei der Fußballweltmeisterschaft 2014 in Brasilien wurden am Rande der Feierlichkeiten in Berlin stillschweigend auch die Millionenzahlungen an die deutschen Weltmeister zur Kenntnis genommen. Manch begeisterter Fußballfan staunte nicht schlecht, als der Deutsche Fußball-Bund in der Öffentlichkeit mit ein paar Geldbeträgen jonglierte.

So war der Lohn für die deutschen Nationalspieler nicht nur der Gewinn des Weltmeisterpokals, sondern an jeden Spieler wurde anschließend für dessen Errungenschaft ebenso eine Prämie von 300.000 Euro ausgeschüttet. Zusätzlich erhielten alle Spieler für ihre bloße Anwesenheit bei jedem WM-Qualifikationsspiel jeweils 20.000 Euro pro Spiel. Spielergehälter waren hierbei nicht einberechnet. Natürlich durfte auch der Trainer- und Betreuerstab um Joachim Löw bei der Honorierung nicht vergessen werden (1). Zahlen über die exakten Ausgaben gab der Deutsche Fußball-Bund nicht bekannt. Seriosität ist spätestens seit der gekauften Weltmeisterschaft von 2006 der Slogan des Deutschen Fußball-Bundes.

Doch stehen die Gehälter und Prämienzahlungen von Profifußballern überhaupt noch in einem realen Verhältnis zu ihrer tatsächlichen Leistung auf dem Fußballplatz?

Der Weg zum Ziel

Profifußballspieler, ein Traum vieler Jungs. Jeder beginnt einmal klein und schnürt seine ersten Fußballschuhe bei einem Dorfverein in der Region. Der Platz: Eine, oft einmal wöchentlich gemähte Wiese. Ein paar Maulwurfshügel und krumme Linien zieren obendrein das Feld. Im Sommer ausgebrannter Rasen, bei Regen stehen die Spieler knöcheltief im Schlamm.

Die ersten Ballberührungen werden noch sanft mit der Picke gemacht und oft sind die jungen Wilden beim Kicken noch etwas unbeholfen. Sie rennen allesamt dem Ball nach, da ihnen eine Taktiktafel noch nicht sehr viel sagt.

Hartes Training auf der Wiese oder auf dem Ascheplatz bringt bald die ersten Talente hervor.

Bei Sichtungsturnieren und Talentcamps, geleitet und beobachtet von den Scouts der großen Fußballvereine, ist Selektion der jungen Talente nach ihrer fußballerischen Begabung das Mittel, das den Jungen die große bevorstehende Fußballkarriere bescheinigt. Die Talente der Dorfmannschaften werden von einer Fußballindustrie regelrecht weggecastet.

Nachdem sie auch noch das Probetraining erfolgreich bestanden haben und ihren Eltern sorgfältig alle Bedenken ausgeräumt worden sind, ist es soweit: Die Talentschulen haben ihre neuen Weltklasse-Athleten erworben. Es fehlt nur noch der Feinschliff.

Im Fußballinternat bestimmt anschließend der Ernst der Lage den Alltag. Zweimal pro Tag wird penibel die Fähigkeit des Umgangs mit sich und dem Ball trainiert, Konditionseinheiten und Schnellkraftübungen dürfen zwischendurch aber auch nicht fehlen.

An den Wochenenden messen sich die jungen Profis der einen Mannschaft dann mit denen der anderen Mannschaft. Die Allgemeinbildung ist von nun an oftmals zweitranging.

So werden junge Fußballtalente wie am Fließband produziert. Sie sollen schließlich die Weltstars von morgen werden.

Der Fokus ist und bleibt nun mal der Fußball.

Mit zunehmendem Können bieten die Vereine ihren jungen Schützlingen bereits erste Amateur-Verträge an. Viele Vereine buhlen untereinander um die besten Jugendspieler. Für den maximalen sportlichen Erfolg entsteht bereits ein Transferchaos im Jugendbereich. Transferregularien spielen bei den jugendlichen Talenten noch weniger eine Rolle, als bei den Männern.

Derweil werden nun auch die ersten Geldbeträge an die Unmündigen ausgezahlt. Schließlich ist es für die großen Vereine äußerst wichtig, dass die Jugendlichen sofort mit dem Geld vertraut gemacht werden. Es zählt schon hier: Wer gut bezahlt, dem folgen die jungen Spieler meist. So rückt das Ziel, Profifußballer zu werden, in greifbare Nähe, doch bleibt der Traum einer großen Zahl an Talenten auch ein nur Traum.

Zeit für das große Geld

Mit einem Wochengehalt von wohl 500.000 britischen Pfund (567.000 Euro) ist der kürzlich vom FC Arsenal London zu Manchester United gewechselte chilenische Nationalspielspieler Alexis Sanchez einer der weltweit am besten bezahlten Fußballprofis. Hochgerechnet soll sein Jahresgehalt 29,5 Millionen Euro pro Jahr betragen (2).

Das VermögenMagazin schreibt über den Brasilianer Neymar: „(er) soll bei seinem neuen Verein Paris Saint-Germain ein Jahresgehalt von unglaublichen 37 Millionen Euro verdienen. Dazu kommen aber noch Prämien, wodurch er das Gehalt um weitere 20 Millionen Euro pro Jahr aufbessern kann“ (3).

Wer nun denkt, dass es sich hierbei um Ausnahmen handelt, der irrt doch gewaltig. Hier nur einige Beispiele: Zlatan Ibrahimovic (Manchester United): 22,6 Millionen Euro Jahresgehalt und 3,4 Millionen Euro Tor-Bonus; Paul Pogba (Manchester United): 13,6 Millionen Euro Jahresgehalt und 4 Millionen Euro Loyalitätsbonus; Toni Kroos (Real Madrid): 10,9 Millionen Euro Jahresgehalt; David de Gea (Manchester United): 11,8 Millionen Euro Jahresgehalt und ein einmaliges Handgeld von 10,9 Millionen Euro (4).

Auch Bundesligavereine sollen ihren Spielern derartige Summen zahlen. Thomas Müller, Robert Lewandowski und Manuel Neuer erhalten vom FC Bayern München vermutlich ein Jahresgehalt von 15 Millionen Euro (5). Wohlgemerkt sind in diesen Arbeitsentgelten nicht die Prämienzahlungen für Tore, Siege und Meistertitel einkalkuliert.

Der Größenwahn um die Spielergehälter ist längst außer Kontrolle geraten und wird zusätzlich auch aus China deutlich angeheizt. Finanzkräftige Investoren versuchen mit utopischen Gehaltssummen die Weltstars des Fußball nach China zu locken. Es herrscht das Prinzip: Koste es, was es wolle. Europäische, besonders englische, deutsche, französische und italienische Vereine versuchen mit eigenen surrealen Löhnen dagegen zu halten.

Jeder versucht den anderen bis zum Maximum zu überbieten.

Die Zeit für den großen Gewinn und das große Geld ist für die Profis im Fußball schon seit langer Zeit angebrochen. Für große Weltkonzerne ist Fußball eine wichtige Selbstvermarktungsstrategie. Deshalb müssen die Weltstars auch mit solchen Summen geködert werden.

In der Kindheit wurde noch auf dem Bolzplatz neben dem Vereinsheim gekickt. Heute wird in prallgefüllten Stadien gespielt und der Hauptsponsor ist ein milliardenschwerer Großkonzern, der sich präsentieren muss.

Die Fußballspiele der größten Vereine werden weltweit an Millionen Fernsehapparaten übertragen und im Gegenzug erhalten diese Vereine ihre riesigen Geldbeträge, um solch teure Arbeitnehmer finanzieren zu können. Zusätzlich steigt mit jedem Sieg die mediale Aufmerksamkeit. Es ist ein Teufelskreis. Verlangt ein Profi mehr Geld, wollen alle anderen Profis auch mehr Geld haben.

Es ist sicherlich beeindruckend, dass eine Vielzahl guter Profifußballer ein sehr gutes Ballgefühl und ein ausgefuchstes taktisches Verständnis besitzen. Aber ist diese sportliche Leistung ein Jahresarbeitsentgelt von 15 Millionen, von 29,5 Millionen oder sogar von 37 Millionen Euro wert?

Mit Sicherheit ist dieses sportliche Talent nicht so viel Geld wert. Wer eine Leistung nach Belieben an einen illusionären, finanziellen Wert knüpft, zeigt doch damit nur selbst seinen geringen Sachverstand.

Es scheint, als würden die Gehälter für alle Profifußballer leistungsbezogen festgelegt. Wer die beste Leistung erbringt, erhält das meiste Geld. Doch was Spitzenspieler oft vergessen: Fußball funktioniert nur im Team, ein einzelner Spieler würde gegen elf Gegenspieler gar nichts ausrichten können (abgesehen davon ist es im Fußball unzulässig einen Spieler gegen elf Gegenspieler antreten zu lassen).

Jeder Spieler hat seine gleichwertige Funktion auf dem Spielfeld und dennoch keine gleichwertige Bezahlung. Nur der herausragendste, trickreichste Spieler wird am meisten für seine Leistung belohnt. Jeder andere Spieler muss sich hinten anstellen. Schon Gehaltsunterschiede innerhalb einer Mannschaft sind wenig nachvollziehbar und machen einen verantwortungslosen Umgang mit dem Geld deutlich. Es ist das Geldsystem mehrerer Klassen: Erst kommen die Besten, danach die Zweitbesten und so weiter. Fußballspieler sind keine Einzelsportler. Fußballspieler sind Sportler für eine Mannschaft, für einen Verein.

Maximum heißt eben Maximum

Wie die Gier in den Köpfen vieler Fußballprofis steckt, zeigt das aktuelle Beispiel des deutschen Nationalspielers Max Meyer vom FC Schalke 04. Um diesen Spieler auch für die Zukunft zu binden, bot der FC Schalke 04 Max Meyer eine Vertragsverlängerung und eine „Gehaltserhöhung von 3,3 auf etwa 4,5 Mio Euro“ (6) an. Max Meyer lehnte dieses Vertragsangebot aufgrund der zu niedrigen Erhöhung schließlich ab. Daraufhin erhöhte der FC Schalke 04 das bestehende Angebot noch einmal um 1 Millionen Euro Jahresgehalt (6).

Wie ist ein solcher Profi sozialisiert, dem eine Gehalterhöhung um 1,2 Millionen Euro pro Jahr noch zu wenig erscheint?

Eine solche Summe zu besitzen, ist für viele Fußballfans nicht einmal ansatzweise vorstellbar. Ein Fußballprofi stört sich aber daran, nur 1,2 Millionen Euro im Jahr mehr zu verdienen. Es ist die Gier nach mehr, die solche Profisportler antreibt, ihren Sport auszuüben. Es fehlt jenen Profifußballern das Empfinden, wie sich Armut, Hunger und Leid wirklich anfühlen. Sie haben im übertragenen Sinne die „Bodenhaftung“ verloren.

Sport steht doch für Ehrgeiz, Spaß, Erfolg und Fair-Play. Als Sportler betreibt man eine bestimmte Sportart, um diese für die Nachwelt zu erhalten. Selbstverständlich wollen Sportler auch Erfolge feiern.

Im Fußball aber hat sich das Blatt seit Langem gewendet. Der Profit steht vor dem Sport. Die Devise ist, möglichst viel Geld zu verdienen, und dabei wird auf die wichtigsten Normen und Werte (auch zwischenmenschlicher Natur) einfach verzichtet. Das Geld ist das Ziel, und Maximum heißt eben Maximum.

Bereits in der Vergangenheit war dieses profitorientierte Verhalten schon gang und gäbe.

Beim Bundesligaspiel zwischen RB Leipzig und dem FC Schalke 04 kam es am 3. Dezember 2016 bereits in der zweiten Spielminute zu einer äußerst unsportlichen Szene: Der Leipziger Timo Werner beging eine Schwalbe im Strafraum des FC Schalke 04. Der Schiedsrichter fiel auf diese äußerst unsportliche Spielweise herein und gab einen Strafstoß für den RB Leipzig. Timo Werner verwandelte den Elfmeter, obwohl er von seinem Fehlverhalten wusste. RB Leipzig siegte am Ende des Spiels mit 2:1. Timo Werner hätte in diesem Bundesligaspiel sportliche Größe zeigen können. Er hätte seinen unsolidarischen Verstoß sofort zugeben können, tat es im Spiel jedoch – wenn überhaupt – nur sehr halbherzig.

Er hätte den Strafstoß als Zeichen seiner Fairness vergeben können und tat es doch nicht.

Erst einige Tage später und nach dem Druck der Öffentlichkeit gab der Profifußballer seinen Verstoß zu.

Für sein Tor und den Sieg strich Timo Werner sicher nach dem Spiel noch Tausende von Euros ein. Doch nur wenige Beobachter bemerkten, dass das Geld den Fußball regiert und nicht mehr sportliche Fairness. Die Egoisten enttarnen sich mit solchen Schachzügen und werden für ihr Benehmen dennoch von der Gesellschaft zu wenig abgestraft.

Vielmehr wurde wochenlang nur die Unsportlichkeit diskutiert und der Grund dieser unrühmlichen Aktion von den Sportberichterstattern völlig bei Seite geschoben. Diese fixierten sich viel lieber auf den Schiedsrichter und forderten lautstark die Einführung technischer Hilfsmittel. Eine kritische Berichterstattung hätte die finanziellen Boni für Timo Werner in den Vordergrund gerückt, anstatt dem Schiedsrichter vorzuschreiben, wie er ein Spiel richtig zu pfeifen hätte.

Beide Fälle zeigen einmal mehr, wie sehr das Geld den Fußball untergraben hat.

Mit der Arroganz solcher Fußballprofis wird ein Sport mit Füßen getreten. Diese Sportler sind keine Vorbilder für die junge Generation, sondern von Gier besessene Menschen. Geld macht erpressbar.

Profifußballer setzen die Fußballvereine mit wahnsinnigen Jahresgehältern unter Druck und diese Vereine leisten dem Trend Folge. Die Gier der großen Weltstars im Fußball ist scheinbar unersättlich.

Das Geld bestimmt den Fußball. Es steuert die Titelkämpfe und benebelt vielen Fußballprofis den Verstand. Geld lässt den Fußball zu einem Produkt verkommen, dessen Aussage nicht mehr im Zeichen des Sportes steht, sondern im Zeichen der Gier. Geld wirkt als Manipulator. Fußballprofis, die einen fairen Sport repräsentieren sollen, zeigen sich als die größten Egoisten.

Auf die derzeitigen, realitätsfernen Forderungen der Profis reagieren große Teile der Fußballvereine mit einem Lächeln. Viele Fußballprofis machen sich keinerlei kritische Gedanken darüber, was sie mit ihrem egoistischen Verhalten bewirken.

Das sollen die Vorbilder unseres Nachwuchses sein? Sportler ohne jegliche Moral?

Sie sind mit diesen Allüren keine Vorbilder. Für sie sind finanzielle Grenzen doch nur Fremdwörter.

Menschliche Vorbilder sollten nicht von ihrer Gier getrieben werden. Vorbilder sind Menschen, deren Verhalten eine Bereicherung für die Gesellschaft ist. Vorbilder haben den Mut zur Selbstkritik, zeigen Stärke ohne jeglichen monetären Einfluss. Vorbilder lassen sich nicht kaufen, sondern sind frei von jeder finanziellen Willenslenkung. Egoismus und die Bekundung bloßer Gier bereichern die Menschheit nicht, sondern sind Beweise für Naivität und fehlende Vernunft der Gierigen.

Der Nutzen für die Gesellschaft

Wenn Fußballprofis schon so viele Millionen erhalten, welchen Beitrag leisten sie für unsere Gesellschaft, dass ihnen solch eine Geldsumme zusteht?

Ein Profifußballer trainiert fünfmal pro Woche, spielt einmal, gelegentlich auch zweimal wöchentlich und erhält dafür bis zu 567.000 Euro oder sogar noch mehr. Jeder Fußballprofi betreibt den Sport,um erfolgreich zu sein, um Anerkennung zu erhalten und um seinen Traum zu leben.

Doch ist sein Nutzen für die Gesellschaft sehr gering.

An den Spieltagen sorgt der Fußballprofi bei den Zuschauern und Fans für einen Adrenalinkick, für schwache Nerven und einen hohen Blutdruck. Er sorgt für Aggression, Wut oder Hass sowie für die kurzen Freuden bei Tor und Sieg. Der Fußballprofi bringt die Emotionen manches Fans durcheinander. Außerdem inszeniert sich der Profi für das eigene Ego noch selbst – außerhalb seiner spielerischen Aktivitäten in den sozialen Netzwerken und der weiteren Öffentlichkeit. Ein höherer Nutzen ist und bleibt nicht erkennbar.

Nur seinem Verein, den Sponsoren, Investoren und Medien hilft der Profi deutlich mehr.

Er unterstützt Sponsoren bei der Vermarktung ihrer Produkte, egal welcher Art. Es können Rasierklingen oder Autos sein, Milch oder zuckerhaltige Erfrischungsgetränke. Er ist den TV-Sendern bei ihrem Unterhaltungsprogramm genauso behilflich und sorgt für zahlende Besucher im Stadion seines Arbeitgebers. Er nützt somit nur einigen, wenigen großen Konzern-, Medien- oder Vereinschefs.

Eine angemessene Bezahlung für den sogenannten Berufsfußballer ist daher längst überfällig. Gehälter sollten mithilfe der Staaten, der FIFA und der Vereine reguliert werden. Utopische Jahresgehälter sind für das bisschen Fußball absolut nicht zu vertreten. Der Wert des Berufsfußballers ist nicht höher als eines jeden Nicht-Berufsfußballers. Er ist ein einzelner – in der Gesamtheit betrachtet unbedeutender – Mensch unserer Gesellschaft. Er ist eines von Milliarden Puzzleteilen auf dieser Erde.

Doch wird ihm durch seine Unterstützer, Geldgeber und die Sportberichterstattung eine andere Rolle zugeschrieben: Er sei der wichtigste und möglicherweise sogar der unverzichtbarste Teil des Sportes. Zudem lässt die Sportberichterstattung dem Berufsfußballer die Aufmerksamkeit zukommen, die er haben will.

Berufsfußballer sind Menschen, wie jeder andere Mensch auf dieser Erde. Sie sind durch ihre fußballerische Leistung nicht unersetzlicher als andere Menschen unserer Gesellschaft.

Klare Position

Ein Profifußballer bleibt ein Mensch, der mit dem Fußballspielen sein Geld verdient. Der Fußballprofi Nils Petersen vom SC Freiburg äußerte seine selbstkritische Haltung zum Fußball im Dezember 2017 im Interview mit dem Focus-Magazin: „Salopp gesprochen, verblöde ich seit zehn Jahren, halte mich aber über Wasser, weil ich ganz gut kicken kann.“ (7) Eine klare Position eines Profifußballers.

Anschließend fügte Nils Petersen hinzu: „Ich habe nichts gelernt, keine Ausbildung gemacht, die anderen Leute können wahrscheinlich viel mehr als ich. Manchmal schäme ich mich, weil ich so wenig Wissen von der Welt besitze“ (7).

Nils Petersen ist einer von wenigen Fußballprofis, der seine Situation realistisch einschätzt. Ohne eine Berufsausbildung oder einen Hochschulabschluss ist es nur sehr schwer, auf dem Arbeitsmarkt Fuß zu fassen. Doch es sind zu wenige Fußballprofis, die ihr eigenes Handeln sachlich einschätzen können.

Nils Petersen sieht das Fußballspielen als Mittel zum Zweck. Er muss es tun, um nicht am Existenzminimum leben zu müssen. Doch nützt es ihm nur eine bestimmte Zeit, nach der Karriere wird seine Ausbildung zum Profifußballer ihm im realen Arbeitsleben nur bedingt weiterhelfen können.

Auch der Cheftrainer des SC Freiburg Christian Streich äußerte sich bei einer Pressekonferenz am 25. Januar 2018 dahingehend, dass der Fußball durch immer mehr Geld auch immer skrupelloser werden würde, und fügte hinzu, es sei eigentlich egal, ob jemand fünf Millionen, zwei Millionen oder eine Millionen Euro verdient, aber die jeweilige Summe würde bei dem bezahlten Menschen irgendwann eine andere Denkweise bewirken. Er nahm sich dabei auch selbst in die Kritik und vermutete, dass dieser Prozess auch bei ihm bereits eingetreten sein könnte (8).

Christian Streich erwähnte mit wenigen Worten eine doch klare Problematik und gestand ebenfalls ein, in diesen Geldstrudel mit hineingezogen zu werden. Leider sind Nils Petersen und sein Cheftrainer Christian Streich nur sehr wenige Personen im Profifußball, die ihr Wort auch gegen den Fußball erheben und einen kritischen Umgang mit ihrer Arbeit pflegen. Viele Profifußballer verdrängen lieber dieses Thema oder ihnen fehlt der Mut zur Wahrheit.

Fazit

Die Bezahlung im Profifußball ist längst realitätsfremd geworden, und doch scheuen sich die großen Weltstars dies öffentlich zuzugeben. Unsportlichkeiten und Gier sind die treibenden Kräfte für noch illusorischere Summen. Die differenzierte Haltung manch kleinen Profis wird hingenommen, doch schadet sie dem großen Geld nicht. Ändert sich nicht bald die Haltung vieler Fußballprofis, versinkt ihr Sport noch tiefer in die Wirren von Macht, Selbstvermarktung und Geld.


Quellen und Anmerkungen:

(1) http://www.faz.net/aktuell/sport/fussball-wm/deutsche-wm-praemie-300-000-euro-fuer-die-weltmeister-13044894.html
(2) https://www.sport1.de/internationaler-fussball/premier-league/2018/01/premier-league-tausch-deal-fix-alexis-sanchez-zu-manunited-und-henrikh-mkhitaryan-zu-arsenal
(3) https://www.vermoegenmagazin.de/neymar-vermoegen-und-gehalt/
(4) https://www.ran.de/fussball/international/bildergalerien/das-sind-die-enthuellungen-von-football-leaks-lionel-messi-neymar-dembele
(5) http://www.spox.com/de/sport/fussball/1706/Artikel/bundesliga-2-liga-3-liga-gehalt-durchschnitt-top-verdiener.html
(6) https://sportbild.bild.de/bundesliga/vereine/schalke/max-meyer-angebot-vertrag-verlaengerung-54660498.sport.html
(7) https://www.focus.de/sport/fussball/bundesliga1/bundesliga-petersen-ueber-geistiges-niveau-im-fussball-ich-verbloede-seit-zehn-jahren_id_7957256.html
(8) https://www.youtube.com/watch?v=FFgVAPPQYbY


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