Seit Beginn des Corona-Totalitarismus mit seinen zerstörerischen und menschenverachtenden Maßnahmen und damit auch der Gegenwehr dagegen sind eine ganze Reihe unterschiedlicher Menschen zusammengekommen und haben sich im Kampf gegen die Übergriffe des Staates vereint. In dieser Zeit wurden Medien, Podcasts und YouTube-Kanäle gegründet, die sich aus verschiedenen Perspektiven mit dem beschäftigen, was in dieser Welt schiefläuft. Mit dabei waren von Anfang an auch viele Menschen, die von der staatskonformen Propagandapresse als „Esoteriker“ verschrien und in die rechte Ecke gestellt wurden. Auch diese gründeten Kanäle, behandelten und behandeln die Themen der Zeit aus ihrer speziellen Perspektive.
Und warum auch nicht? Was der westlichen Welt seit langer Zeit fehlt, ist das Verständnis der Einbettung in ein größeres Ganzes, der Glaube an eine Realität jenseits des stumpfen Materialismus und der Welt der Materie. Eine übergeordnete Erzählung einer geistigen Welt, geistiger Kräfte, die in der physischen Welt wirken und diese beeinflussen, hat menschliche Gesellschaften seit jeher zusammengehalten. Das Verständnis von einer Einbettung in einen größeren Kontext hat Mythen, also Geschichten, hervorgebracht, die zu einem geteilten Erlebnis wurden, einer gemeinsamen Wirklichkeit, in der gewisse, auch ethische Prinzipien selbstverständlich waren und daher nicht einfach übertreten werden konnten.
Fehlt dieses Verständnis, wird jede Ethik negiert und die Moral in den Dienst der Macht gestellt.
Denn wenn es keine höhere Wirklichkeit gibt, die über gut und böse gebietet, über richtig und falsch, dann unterliegen diese Definitionen der Definitionsmacht der Mächtigen, und das sind eben die Staaten und die Oligarchen. Das ist es, was jeden Totalitarismus, inklusive des Coronaregimes, möglich machte.
Doch hier beginnt in der Esoterikszene bereits das erste Problem. Denn mangels einer gemeinsamen Erzählung, eines gemeinsamen Verständnisses vermischen sich hier ganz verschiedene Ansichten miteinander. Die unterschiedlichsten Ansätze kommen zusammen und verhindern gerade die Bildung einer gemeinsamen Weltsicht. Während die einen sich dem christlichen Fundamentalismus zuwenden, channeln andere den Erzengel Metatron, sprechen mit der „geistigen Welt“ oder Lebensformen auf anderen Planeten.
Wieder andere begnügen sich damit, böse Geister durch Räuchern zu vertreiben oder auf ihrem Meditationskissen zu sitzen, um die „geistigen Kräfte“ zu stärken und eine positive Atmosphäre zu schaffen, in der dann auch positive Veränderungen möglich werden. Tarotkarten werden ebenso gelegt wie Horoskope erstellt, und all diese verschiedenen Strömungen zergliedern sich dann noch einmal in weitere Unterströmungen. Welche Auffassung der Sternendeutung ist denn die richtige? Welches Tarot genau wird verwendet? Und welcher Yogaschule folgt man?
Die Unterschiede mögen bedeutungslos erscheinen, aber bei genauerer Betrachtung sind sie das nicht. Denn die verschiedenen Strömungen widersprechen einander und können damit oft nicht nebeneinander bestehen. Auch die Vorstellung des höheren Kontextes, in den wir eingebettet sind, variiert stark: von Geistwesen und Dämonen, über Engel und Gott bis hin zu nicht näher definierten „Kräften“ oder Sternenwesen, dem Jenseits, das es dann wiederum nach anderen Vorstellungen gar nicht gibt, weil man ohnehin immer wieder geboren wird. Hier entsteht viel Verwirrung, viel Widerspruch und damit der Kern der Spaltung.
Eine einheitliche Erzählung über einen größeren Kontext vermochte der sogenannte Widerstand also von Anfang an nicht hervorzubringen. Eine solche wäre aber notwendig gewesen, um die Menschen auch über das vereinende Moment der aktuellen Bedrohung hinaus zusammen zu schweißen und zu verhindern, dass sie im Angesicht der nachfolgenden Krisen auseinanderdriften.
Doch genau das geschah, als der Krieg gegen Russland in der Ukraine, als das Massaker in Gaza aufkamen. Hinzu kommt ein unreflektierter Glaube an jede Erzählung, die in den sogenannten alternativen Narrativen verbreitet wurde. Auf diese Weise gelang es hardcore-neoliberalen Ideen ziemlich schnell, in der „Szene“ Fuß zu fassen, und es kultivierte sich die Idee, nur der entfesselte Kapitalismus, der von keinem „Ökosozialismus“ mehr gezähmt würde, könne die Probleme unserer Zeit lösen.
Und hier stoßen wir auf das nächste Problem der Esoterik: Sie lenkt von den ganz realen, ökonomischen und politischen Ursachen des Coronafaschismus, des Ukrainekriegs, der Inflation und Verarmung und so weiter ab. Denn all das hat eindeutig bestimmbare Ursachen, die in unserem Geldsystem und der Verschmelzung der monetären Macht mit Industrie und Staat liegen. Eine kleine, besitzende Klasse hat sich den Staat und die Wirtschaft vollständig unterworfen und formt ganze Staaten, ja die ganze Welt um im eigenen Interesse, das sich auf Machtgewinn und Eigentumssicherung beschränkt.
All das spielt jedoch keine Rolle, wenn man die Ereignisse auf dieser Welt zu einem Kampf von „Gut gegen Böse“, von den „weißen Kräften gegen die schwarzen Kräfte“, von „Engeln gegen Dämonen“ stilisiert. Praktisch ist dabei, wenn man zudem die Behauptung aufstellt, der Kampf sei in der „geistigen Welt“ — was auch immer das sein soll — längst entschieden, und die Kräfte des „Guten“ hätten dabei längst den Sieg davongetragen. Praktisch ist das insofern, als dabei nie näher definiert wird, wer denn die „Guten“ und wer die „Bösen“ in dieser Geschichte sein sollen.
So kann sich ein jeder, ob Coronafaschist oder Impfgegner, guten Gewissens zu den Kräften des Guten zählen. Wenn der Kampf schon entschieden ist, muss man zudem selber nicht mehr aktiv werden. Es reicht voll und ganz, in sein Meditationskissen zu furzen und darauf zu warten, dass sich die Veränderungen der geistigen Welt hier in unserer Realität bemerkbar machen.
Man muss sich nicht einbringen, nicht demonstrieren, sich nicht um alternative politische Ideen bemühen, denn die ganze Politik ist ja ohnehin nur ein Theater der materiellen Welt, das uns überhaupt nicht betrifft.
Damit neigt die Esoterik zur vollkommenen Weltflucht. Da die „echte“, die „wirkliche“ Welt ohnehin die geistige Welt ist — was auch immer das sein soll — und wir uns nur hier in dieser Welt verkörpern, um ein paar Erfahrungen zu sammeln, ist diese materielle Welt nicht von sonderlicher Bedeutung. Sie stellt eine Theaterbühne dar, auf der ein Schauspiel aufgeführt wird. Und auch wenn man diese Ansicht durchaus teilen kann, neigt der Esoteriker doch dazu, einzig zur geistigen Welt zu tendieren, sich geradezu in diese zu flüchten. Dabei wird oftmals ignoriert, dass es einen Sinn hat, dass die Seelen sich als Menschen hier verkörpern.
Die materielle Welt ist ein bewusstes Erzeugnis der geistigen Welt, damit der Mensch hier Erfahrungen macht. Es wird also von ihm verlangt, hier zu agieren, sich einzubringen, diese Welt mitzugestalten, anstatt auf dem Meditationskissen zu sitzen und darauf zu warten, in die geistige Welt zurückzukehren.
Die Erfahrungen, die hier gemacht werden, sind gerade der Sinn dieses Hierseins. Also ist es gerade nicht angebracht, sich auf den Standpunkt zurückzuziehen, diese Welt spiele keine große Rolle, und sich der geistigen Welt zuzuwenden, obwohl man zu einem bestimmten Zweck hier inkarnierte.
Esoterische Lehrmeinungen widersprechen sich an dieser Stelle vollkommen selbst. Sie bilden daher oftmals, natürlich nicht immer und ausschließlich, ein Mittel zur Weltflucht, um sich den Herausforderungen des Lebens nicht stellen zu müssen — was ja eigentlich gerade der Sinn der ganzen Veranstaltung wäre.
Zur Passivität verleiten auch die unzähligen vorgeblichen Experten und „Medien“, welche Vorhersagen aus der geistigen Welt channeln und diese in unzähligen Videoformaten kundtun. Dabei sind die Aussagen so allgemein, dass sie immer zutreffen. „Zuerst wird es schlimmer, dann wird es besser“ — eine der häufigsten Aussagen — kann alles und nichts heißen. Sind die Aussagen dann doch einmal etwas konkreter, werden sie stets dadurch abgesichert, dass gesagt wird, es handele sich nur um „Potenziale“, die sich nicht verwirklichen müssten, aber könnten.
Wenig überraschend tritt nichts davon auch tatsächlich ein. Doch wenn solche Vorhersagen gemacht werden, dann kann ein jeder, der sie hört, sich wieder entspannt zurücklehnen. Denn die Zukunft steht ja schon mehr oder weniger fest, und man selbst muss keinen weiteren Beitrag leisten. Es ist jemand da — die geistigen Kräfte, mein persönlicher Schutzengel, Götter, Engel oder Außerirdische —, der sich um alles kümmert.
Das erinnert an die QAnon-Erzählung, derzufolge im Tiefen Staat der USA ein geheimnisvoller Q — ob es der aus James Bond ist? — sitzt, der den gesamten Apparat bekämpft und sich bereits darum kümmert, dass dieser sich auflöst. So ist Donald Trump die erwählte Person, die dafür Sorge tragen soll, dass der Tiefe Staat zerschlagen und die Kräfte des Guten siegen werden. Eine verlockende Erzählung, die einen der eigenen Verantwortung enthebt; und auch hierbei genügt es, sich zurückzulehnen, die vielen Videoformate zu konsumieren, die diese Themen in voller Breite darlegen, und abzuwarten.
Und überhaupt gibt es in diesem Bereich eine Informationsflut, in der man geradezu ertrinken kann: unzählige Videoformate, Artikel und Podcasts, die sich mit dem breiten Feld der esoterischen Glaubensrichtungen und Lehrmeinungen beschäftigen, die aktuelle Lage einordnen und stets aufs Neue falsche Hoffnungen servieren, die in die Passivität führen. Dabei fallen immer wieder Begriffe wie „Zeitqualität“ oder „Whiteheads“ — was zur Hölle ist damit gemeint? —, die keinen näher definierten Sinn haben, aber einen unglaublich informiert wirken lassen, wenn man sie verwendet. Sie vermitteln den Eindruck einer konsistenten Wirklichkeit, in der alles einen Sinn ergibt — und dadurch, dass sie Hoffnung erwecken, in die Passivität führen. Denn, wir erinnern uns, in der geistigen Welt ist der Kampf schon entschieden.
Die vielen Formate führen uns zu dem nächsten Problem: Auf vielen Kanälen drehen sich die Inhalte hauptsächlich darum, den Menschen Produkte anzubieten. Unzählige Dinge, Kurse, Workshops und Seminare werden hier an den Mann und die Frau zu bringen versucht.
Das an sich ist noch nicht verwerflich — denn immerhin leben wir im Kapitalismus, und hier muss man eben sehen, wie man über die Runden kommt.
Doch viele dieser Angebote gründen auf reinen Behauptungen ohne echtes Fundament — ein bisschen wie die Mainstreammedien — und richten sich an die verzweifelten und um Hoffnung ringenden Menschen, die in ihrer Not nach jedem Strohhalm greifen. Sie nutzen damit die Ängste, die Verzweiflung und die Überforderung der Menschen aus und locken sie mit dem Versprechen, dass schon alles gut werde. Denn, wir erinnern uns, in der geistigen Welt ist der Kampf schon entschieden. Nun ist es an dir, dich auf die kommende Glückseligkeit durch geistige Arbeit vorzubereiten. Und dabei unterstützt dich natürlich ein erfahrener Lehrer ... zu einem gewissen Preis.
Auch predigen Lehrer und Gurus in ihren Seminaren und Medienformaten eine beständige Arbeit am Selbst. Man müsse die Fesseln der physischen Welt überwinden oder seine Schwingung steigern, um empfänglicher für die geistige Welt zu sein. Man muss sein „Ego töten“, denn das Ego ist schlecht und führt uns in die Irre — was wiederum der eigentlich grundlegenden Einsicht widerspricht, dass diese physische Welt für uns eingerichtet wurde, um hier Erfahrungen zu machen. Das Ego als treibende Kraft auszuschalten, führt wieder in die Passivität, in ein „Alles ist gut so, wie es ist“, in ein „Ich muss nur meine Emotionen beobachten, dann wird alles gut“. Hilfreich dabei ist auch, dass niemand sich mal die Mühe macht, dieses „Ego“ näher zu definieren. Was soll das überhaupt sein, das uns da vermeintlich im Wege steht?
Diesem geschickten Marketing spielt auch die wenig greifbare Natur des zu erwartenden Ergebnisses in die Karten. Denn wenn du die geistige Welt noch nicht spürst, wenn du noch kein Erweckungserlebnis gehabt hast, dann liegt das einfach daran, dass du dein Ego noch nicht überwunden oder deine Schwingung noch nicht zur Genüge gesteigert hast. Buche daher einfach noch ein Seminar, und dir wird gezeigt, wie das geht.
All das knüpft an die neoliberale Selbstoptimierungsideologie an, die im Grunde dasselbe predigt, die Schuld für die eigene missliche ökonomische und soziale Lage dem Einzelnen aufbürdet — und damit von einem politisch-ökonomischen System ablenkt, das auf Ausbeutung, Unterdrückung und Enteignung der Masse ausgerichtet ist.
Es erinnert ebenso an christliche Heilslehren, die einem Gottes Gnade in Aussicht stellten, wenn man nur genug bete und dem Herrn zum Wohlgefallen lebe. DU spürst seine Gnade noch nicht? Dann hast du nur noch nicht genug Ablassbriefe gekauft.
Damit soll nicht der Antrieb, an sich selbst zu arbeiten, ins Lächerliche gezogen werden. Im Gegenteil, die realen Herausforderungen des Lebens erfordern persönliches Wachstum in jeder Hinsicht. Wenn man sein Denken und Handeln durch Bewusstsein, Achtsamkeit und konsequentes Erforschen der eigenen Psyche und Traumata zum Positiven beeinflusst und andere Antwortmechanismen auf Probleme und Schwierigkeiten findet, dann ist das nicht nur im Alltag hilfreich, sondern führt die Persönlichkeit auf lange Sicht zum Positiven, was ganz neue Möglichkeiten und Gelegenheiten im Leben eröffnen kann.
Doch es gibt auch ein Zuviel, indem man etwa die sofortige Erleuchtung erwartet und auf diese hinarbeitet. Da niemand weiß, wie diese Erleuchtung in der Praxis aussieht, weiß auch niemand, wann sie erlangt ist — und so kann man immer weiter versuchen, sie zu erreichen, Kurse besuchen, Seminare absolvieren und Produkte kaufen, die Erleuchtung in greifbare Nähe zu rücken versprechen.
Flucht in die Esoterik kann eine Trauma-Überlebensstrategie darstellen, die uns von der echten, geistigen Arbeit ablenkt, etwa unsere Traumata und Prägungen aufzuarbeiten, die uns im Alltag zurückhalten und unsere Möglichkeit, Antworten auf Herausforderungen zu formulieren, beeinträchtigen.
Die Esoterik-Industrie erlaubt eine vielfältige Flucht vor der Wirklichkeit durch den Verweis auf die geistige Welt. Dabei ist unser Hiersein in der materiellen Welt mit einem tieferen Sinn verbunden, wir sind aufgefordert, auf physischer Ebene zu handeln und zu interagieren.
Dass diese materielle Welt in ein größeres Ganzes eingebettet sein muss, ist sehr wahrscheinlich und wird sogar von der Wissenschaft langsam erahnt. Und sich dieser Einbettung bewusst zu sein, zu wissen oder zu ahnen, dass das physische Leben nicht alles ist und Wiedergeburt tatsächlich eine Option sein könnte, sind sehr starke Gedanken, die, richtig gelebt, unglaublich viel Mut und Kraft verleihen.
Mut und Kraft dafür, sich in der realen, physischen Welt für Veränderungen einzusetzen, die das Leben in der materiellen Welt für alle Menschen verbessern können. Zudem kommt dies wahrscheinlich dem Sinn und Zweck des Lebens in dieser Welt näher — nämlich Erfahrungen zu machen und zu lernen. Erfahrungen, die man nicht macht, wenn man nur auf seinem Meditationskissen herumlungert.

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