Quo vadis homo sapiens? In dieser Zeit globaler Transformationen stellt sich die Frage nach der Zukunft des Menschen mit besonderer Dringlichkeit. Alte Werte und Paradigmen scheinen überholt und haben ausgedient. Welche gemeinsamen Ziele können wir definieren in einer global vernetzten, gemeinschaftlichen Welt von mehr als acht Milliarden Menschen auf der Erde? Wie definieren wir eine globale Vision? Kann diese Vision zu einem ausgerichteten Willen und damit zu einer konkreten Umsetzung führen?
Anstelle eines „Immer-weiter-so“, anstelle von Ohnmacht oder Verdruss, oder auch anstelle viel gepriesener Irrwege — wie zum Beispiel des World Economic Forum, der Weltgesundheitsorganisation (WHO) oder durch die neoliberale Politik der USA und der EU-Regierung — stellt sich uns die Frage: Wie könnte der zukünftige Mensch beschaffen sein, welche Eigenschaften zeichnen ihn aus?
Der Titel „Der neue Mensch“ ist vielleicht etwas provokativ angelegt, auch im historischen Kontext, aber genau das will er: wachrütteln, aufwecken, zum Hinschauen anregen. Wer wollen wir sein, wie wollen wir morgen sein — individuell und als Menschheit? In diesem Artikel geht es darum, eine positive Vision zu formulieren, die für viele Menschen eine Richtschnur sein könnte. Und vielleicht findet ein Erkennen statt: Ah, wir sind viele, die das wollen und die gleich schwingen.
Selbstverständlich geht es hier nicht um ein biologisch-technisches Update des Menschen im transhumanistischen Sinne, auch nicht um einen Übermenschen, sondern um die Entwicklung der in uns angelegten Fähigkeiten, um die Entwicklung unseres unendlichen menschlich-göttlichen Potenzials.
Es geht auch nicht um reine Konzepte, sondern um eine gelebte, integrale Transformation.
Der neue Mensch wird kein idealer Mensch sein, und er wird auch nicht plötzlich erscheinen. Aber er wird vielleicht ein besserer Mensch sein im Sinne von wacher, bewusster und verantwortungsvoller. Eine fortgeschrittenere, reifere Menschheit ist absolut denkbar und sogar spürbar. Sie kündigt sich an und scheint greifbar nahe, denn sie ist in uns angelegt.
Vision des zukünftigen Menschen
Der schöpferische „neue“ Mensch ist frei, offen, bereit, beweglich. Er weiß, wer er ist, hat keine Zweifel über sein Sein, ist angebunden an die überweltliche, geistige Ordnung, die sich in allem Lebendigen offenbart. Das bedeutet ein Verbundensein mit der Erde und dem Himmel, mit unten und oben, mit allen fühlenden Wesen um uns herum und mit allem, was lebt. Aus der Verbindung mit der inneren Quelle, aus der Erkenntnis des wahren Selbst, des Einen jenseits der Dualität und Gegensätzlichkeit aller erscheinenden Phänomene, entstehen Urvertrauen und ein Freisein von Angst.
Die Quelle. Namenlos. Sich in allem Erscheinenden, Bestehenden und Vergehenden offenbarend. Die Quelle unendlicher Güte, Liebe und Weisheit, Intelligenz und Allmacht.
Durch die Anbindung an diese uns innewohnende göttliche Quelle — sie mag auch anders genannt werden — entsteht eine friedliche, gerechte, liebevolle, geeinte Menschheit. Eine Gemeinschaft, die bei aller Verschiedenheit gleichermaßen für das Wohl aller sorgt. Das ist die Vision. Die Menschen gestalten ihre Umgebung harmonisch nach einer inneren, gefühlten Ordnung. Sie sorgen für ihre Gesundheit und gesundes Leben überall. Alles Leben wird bestmöglich gefördert.
Hungersnöte könnten schnell überwunden werden, jeder Mensch könnte ein Zuhause haben, Zugang zu Bildung und sozialer Absicherung. Die Mittel dazu hätten wir bereits jetzt, weltweit. Auch die Erde als organisches und geistiges Wesen wird wieder umfassend geachtet und geschont. Alle Probleme und Streitigkeiten werden gemeinsam gelöst: geduldig, gewaltfrei und wohlwollend, verzeihend und großzügig in der Grundhaltung.
In einer neuen, globalen Gesellschaft brauchen wir eine echte Verbundenheit innerhalb der Gemeinschaft — bei gleichzeitigem Streben nach Selbstverwirklichung und deren Erfüllung. Eine Gesellschaft, die das Individuelle anerkennt und fördert. Sie denkt, fühlt und handelt vom Einzelnen aus, und nicht vom Kollektiv, das von außen her etwas fordert, was der Einzelne vielleicht nicht bereit oder fähig ist umzusetzen.
Der wache, neue Mensch sieht alles Leben als ein großes Ganzes und ist sich seiner großen Verantwortung bewusst — als das am meisten in die Natur eingreifende Wesen. Er lernt von der Natur und gibt ihr dankbar zurück, was er nimmt, denn er fühlt sich stets als Teil von allem. Die Natur, Bäume und Pflanzen, das Erdreich, alle Tiere und Kreaturen — winzige wie große — sowie die Luft und das gesamte Weltall sind ihm gleich Wert-voll und in diesem Sinne heilig. Denn er selbst ist nur ein kleiner, aber bedeutender Teil dieser wunderbaren Ganzheit, die von einer unendlich großen, ja fantasievollen, intelligenten und liebenden Schöpferkraft als Ensemble geschaffen wurde, ja ständig neu geschaffen wird und sich stetig weiterentwickelt.
Entstehen und Vergehen, Erscheinen und sich wieder Verbergen, Geburt und Sterben werden als natürliche Prozesse erlebt. Der Tod wird als wichtiger Übergang in eine andere Dimension gesehen, der stärkend, ja als spirituelle Erfahrung erlebt werden kann.
Der erwachte Mensch überwindet die Zeit, er lebt bewusst im Jetzt. Denn der einzige Moment, in dem wir wirksam werden können, ist die Gegenwart — genau jetzt! Auch wenn alles Tun und Leben scheinbar im Ablauf der Zeit geschieht, ist das Bewusstsein im Jetzt fokussiert — ein freier, nicht messbarer Augenblick schöpferischen Seins.
Es geht um den ganzen Menschen, eine integrale Weiterentwicklung all seiner in ihm angelegten Möglichkeiten, vom Geistigen zum Schöpferischen, bis hin zur Durchdringung und Verwandlung des Körpers auf zellulärer und feinstofflicher Ebene.
Nur scheinbar wird dieser erneuerte Mensch nicht gewollt. Manche machtvollen Menschen und Gruppen richten sich gegen die Geburt des zukünftigen, schöpferischen Menschen, der sich seiner Kraft bewusst und damit nicht mehr manipulierbar ist. Ja, man versucht mit technischen und medizinischen Mitteln, das Seelische im Menschen auszulöschen. Unsere Antwort ist gefragt und unsere Aktion. Manche Situationen erfordern ein klares, kraftvolles „Nein!“ oder sogar ein „Stopp!“ Auch das ist eine Tat.
Wir sind aufgerufen, das Neue zu erschaffen und zu manifestieren, in uns, durch uns, miteinander — das ist unsere Antwort! Und vergessen wir nicht, dass sich ein größerer Wille durch uns offenbart. Eine kosmische Intelligenz ist ohne Zweifel wirksam, die die geistige Menschheitsentwicklung vorantreibt. Es geht nicht um ein bloßes Verändern, sondern um Transformation, um Wandlung.
Die spirituelle Dimension
Doch was hält uns ab von der Hingabe an diesen höheren Willen und vom Verbundensein mit der inneren Quelle? Ehrgeiz, Vorteilsdenken und Egoismus wird durch unsere Leistungsgesellschaft mit ihrem Druck und ihren Erwartungen gefördert. Unser Ego fordert pausenlos Anerkennung, Genugtuung und Beachtung. Es muss sich rechtfertigen und verteidigen, und es stellt sich gern über andere, indem es kritisiert, angreift und niedermacht. Ein integrales Bewusstsein wird durch die Übermacht unseres trennenden, rationalen Verstandes verhindert. Auch fliehen wir vor der Herausforderung und Kraftanstrengung der Überwindung unserer bequemen Natur. Wir lenken uns gerne ab. Eine zielgerichtete spirituelle Ausrichtung fällt uns schwer. Erst im Erkennen unserer wahren Natur, des göttlichen Selbst, des ICH BIN, kann das Ego — die Identifikation mit dem Körper, der Persönlichkeit und allen Inhalten des Bewusstseins — überwunden werden.
Anstatt auf die innere Stimme zu horchen, haben wir die Gewohnheit entwickelt, uns hauptsächlich vom Äußeren beeinflussen und leiten zu lassen. Die weit verbreitete Vorstellung, Gott — oder das Göttliche — sei außen, im Himmel, und getrennt von uns, verhindert zu erkennen, dass wir göttliche Wesen sind, die eine menschliche Erfahrung machen.
Doch der Weg nach innen ist meist kein idyllischer Spaziergang. Denn dort treffen wir auch auf unseren Schatten, auf Verletzungen, überholte Verhaltensmuster und ungelebtes Leben, letztlich sogar auf die Angst zu sterben.
Wir werden aufgefordert, uns den eigenen inneren Wunden zu stellen. Tief sitzende Traumata, sowohl individuelle als auch kollektive, wollen erkannt und angenommen werden. Im Annehmen und Begleiten können sie sich auflösen.
All das darf da sein. Selbst in Anbetracht all der Unvollkommenheiten, die wir in uns tragen und die wir täglich um uns herum erleben, dürfen wir in Frieden sein mit uns selbst — und damit mit der Welt. Mit wachen, liebenden Augen sehen wir, dass der Andere anders ist, und wir verstehen sein Anderssein vom Herzen her. Alles entwickelt sich hin zu einem höheren Ziel, wir können da ganz vertrauen. Das ist der uralte Prozess der Individuation, des Weges zu Freiheit, Verantwortung und Selbstbestimmung.
Unser Wirken
Jeder von uns vertritt im großen Schöpfungsplan einen anderen Aspekt. Insofern ist jedes Leben, jedes schöpferische Wirken einmalig und unverwechselbar, eben anders, als es andere machen würden. Alle Künste wie Tanz, Schauspiel, Poesie, Literatur, Musik sind seit jeher hervorragende Möglichkeiten der individuellen Weiterentwicklung hin zu einem freien, bewussteren, schöpferischen Menschen. Der Künstler beeinflusst und nährt die Gesellschaft. Oft ist er ihr visionär voraus, wird aber auch von ihr geprägt. Ein fruchtbarer Austausch.
Doch auch in unseren ganz alltäglichen Beschäftigungen könnte uns das Motto leiten: Jede unserer Taten diene auf bestmögliche Weise dem Wohle des Ganzen. Lasst uns die in uns allen wirkenden Schöpfungskräfte erkennen und sie mutig in den Ausdruck bringen. Das ist Selbstermächtigung. Eine solche natürliche Macht ist eine kosmische Kraft, die in und durch uns wirkt. Sie ist etwas sehr Wertvolles und keinesfalls dasselbe wie Ego-Macht, die andere dominieren will oder Vorteile sucht.
Das Wohl der ganzen Menschheit ist denkbar. Jeder könnte es denken und wollen. Jeder könnte ein Kanal sein für die einströmende Zukunftskraft. Zur allgemeinen Schwingungserhöhung könnte ich beitragen, indem ich dankbar bin und Freude darüber empfinde, dass ICH BIN, dass ich leben und handeln darf, dass ein neuer Tag vor mir liegt, den es so noch nie gab und den ich schöpferisch gestalten kann. Ich kann auch das Kommende segnen. Damit präge ich das Energiefeld im Vorhinein positiv, und die Wahrscheinlichkeit des Gelingens ist viel größer.
Das, wonach du dich sehnst — und das es vielleicht so noch nicht gibt — verwirkliche es in dir und um dich herum!
Unser Dasein hat eine Wirkung! Mit allem, was wir denken, fühlen, sprechen und tun, erzeugen wir eine Wirkung. Bewusst oder auch unbewusst sind wir individuell und kollektiv schöpferisch aktiv.
Wenn wir uns dabei von der Intuition leiten lassen, entsteht eine Klarheit, ein klares Gefühl für eine Richtung. Es kann ein tiefes Vertrauen in die innere Führung entstehen. Intuition ist nicht nur ein gedankliches Erkennen, sondern vor allem ein Fühlen: ein fühlendes Erkennen, ein Erleben auch im Körper, ein umfassendes Wahrnehmen. Die intuitive Wahrnehmung ist spontan, klar, unmissverständlich. Sie kennt kein Entweder-Oder, sie lässt die Dualität hinter sich.
Durch ein solches inneres Geführtsein können sich unerwartete Lösungen ergeben: eine Handlung, eine Wirkkraft, eine Berufung. Die Grundlage dafür sind Vertrauen — vor allem auch in den Phasen des Nichtwissens — sowie Demut, Bereitschaft, Lebensfreude. Vertrauen bedeutet Offenheit und gleichzeitig ein Geborgensein. Wenn du anderen oder dir selbst etwas schenken willst: stärke das Vertrauen! Vertrauen braucht keine Zukunft. Es ist Jetzt.
Vertrauen ist auch die Voraussetzung für Empathie und Hoffnung. Jeder Mensch ist durch seine Biografie zu dem geworden, wer er ist und wie er anderen begegnet, mit allen Stärken und Schwächen. Man muss nicht alles selbst erlebt haben, aber wenn man nachempfinden kann, was andere bewegt, was sie zu dem gemacht hat, wer sie jetzt sind, dann erweitert man auch sein eigenes Repertoire. Jeden auf seiner Reifestufe anzuerkennen, bedeutet Akzeptanz und Ermutigung. Indem man die Einzigartigkeit der individuellen Persönlichkeit herausarbeitet und das Gute im Anderen anerkennt und wertschätzt, wird er es auch selbst erkennen und erweitern lernen. Das gilt auch für unseren Umgang mit Kindern.
In jedem Kind können wir ein Universum sehen, in dem sehr viel Potenzial, Kreativität und Energie angelegt ist, das gute Bedingungen wie Vertrauen, Liebe, Anerkennung, Freiräume und adäquate Anregung braucht, um sich entfalten zu können.
Dazu gehört auch individuelles Lernen im eigenen Tempo und viel kreatives Spielen, möglichst ohne von außen beurteilt zu werden.
Zukunftsmusik: Der neue Mensch ist hellhörig, hellfühlig, hellsichtig. Er hat eine wunderschöne Beziehung zum Lied seines Seins, er hört das Lied des Herzens, der Organe, der Aura. Er kommuniziert mit allem auf feinstoffliche Art und Weise, mit Tieren, Pflanzen und der Erde. Er ist mit allem verbunden. Wenn sich zwei Menschen begegnen, hören sie das Lebenslied des Anderen und seinen Klang, spüren den Rhythmus seines Herzens, des Atems und der Augen.
Ausblick
Mit Mahatma Gandhi könnten wir sagen: „Sei du der Wandel, den du in der Welt sehen willst.“ Gleichzeitig wissen wir aber auch, dass alle Versuche, ein besserer Mensch zu werden, zwar schon seit Jahrhunderten propagiert werden, aber dennoch immer gescheitert sind. Liebesfähigkeit kann man eben nicht verordnen. Erst eine tiefgründige Transformation, eine spirituelle Entwicklung und ein Bewusstseinswandel, der uns vom Ego befreit, werden es uns ermöglichen, unser wahres Potenzial zu entfalten. Liebe, Frieden und Gerechtigkeit werden die Früchte dieses Prozesses sein. Wenn wir eins sind mit der göttlichen Quelle, wird das, was wir tun, immer im Sinne des großen Ganzen sein.
Der neue Mensch ist dabei, geboren zu werden. Genau jetzt — in dir, durch dich. Bist du bereit, der neue, zukünftige Mensch zu sein? Hast du Lust und den Mut, dein schöpferisches Potenzial voll zu entfalten?
Der neue Mensch ist ein Projekt — dazu braucht es unseren Mut und unsere Hingabe, aber indem wir das leben, ermutigen wir auch andere. Die Veredelung des menschlichen Charakters und die Entwicklung des menschlichen Potenzials brauchen Zeit. Und der Weg, den wir jetzt gehen, hinein in die neue Zeit, wurde auf diese Weise von niemandem zuvor gegangen. Wir bahnen ihn uns, indem wir ihn gehen.
Haben wir Geduld mit uns und mit allen anderen. Aber: die Transformation hin zum neuen, schöpferischen, bewussten und verantwortungsvollen Menschen ist in vollem Gange.
Redaktionelle Anmerkung: Dieser Text beruht auf einer Vorlage, die Markus Stockhausen zusammen mit Teilnehmern mehrerer Seminare zum Thema „Der neue Mensch“ erarbeitete. Der gesamte Text ist hier zu lesen. Ein drittes und letztes Seminar findet vom 12. bis 15. Dezember 2024 auf Schloss Hohenfels beim Bodensee statt.
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