von Sascha Springfeld
Brief an die niedersächsische Landesregierung
Papenburg, den 28. Dezember 2023
Sehr geehrte Damen und Herren,
unser Bundeskanzler Herr Olaf Scholz ließ ja vor nicht allzu langer Zeit verlauten, es gäbe in diesem Land keine roten Linien mehr.
Für jeden vernunftbegabten und „noch“ frei denkenden Menschen, mutete diese Äußerung in einer Demokratie sehr düster an.
Cato der Jüngere ließ einst verlauten:
„Ich fange erst dann an zu sprechen, wenn ich sicher bin, dass das, was ich sage, nicht besser unausgesprochen geblieben wäre.“
Am gestrigen Vormittag hatte eine meiner Töchter hohes Fieber, starke Ohrenschmerzen und heftigen Husten. Unser Kinderarzt hat Urlaub, dem ich im Übrigen auch keinen Vorwurf mache!!! Ein notwendiger Anruf bei 116117 gab darüber Auskunft, dass im kompletten Gebiet Nord-West kein kinderärztlicher Bereitschaftsdienst über und zwischen den Feiertagen eingerichtet sei und wir uns an die, aktuell völlig überlasteten Kinderkliniken wenden müssten. Zuvor musste ich mit einem Sachbearbeiter einen standardisierten Fragenkatalog zum Gesundheitszustand meiner Tochter beantworten. Sie haben keine Vorstellung über das Ausmaß meiner Frustration und Empörung in eben diesem Moment.
Mir sind noch Zeiten in Erinnerung, da, als ich Kind war, unser Arzt noch zu uns nach Hause kam und uns untersuchte. Das war völlig normal.
Meine Großmutter schüttelt über die desaströsen Zustände in diesem Land nur noch resigniert den Kopf und sagt immer: „Ich bin froh, dass ich jetzt alt bin und möchte bei all eurem vermeintlichen Wohlstand nicht mit euch tauschen!“ Und das von einer Frau, die im Krieg aufgewachsen ist!
Meine Damen und Herren, ich bin ein sehr geduldiger und moderater Mann. Vieles versuche ich, mit ganz viel Humor und Gelassenheit zu ertragen.
Sie haben nun jedoch bei mir die rote Linie überschritten. Meine Kinder sind die rote Linie!!! Eine politische Klasse, die unfähig ist, die medizinische Versorgung unserer Kinder zu gewährleisten, hat den Respekt der Bevölkerung nicht verdient!
Man reibt sich nur noch die Augen. Sie laufen völlig am Leben der Menschen vorbei. Ich kenne niemanden mehr, der bei der nächsten Wahl seine Stimme noch an die „etablierten“ Parteien verschwenden wird. Vor einigen Jahren haben eben diese Menschen noch ganz „normal“ gewählt. Ich war immer Sozialdemokrat. Helmut Schmidt war mein politisches Idol. Ich habe alles von ihm gelesen; seine rhetorischen Fähigkeiten aufgesogen. Welch ein Niedergang seither.
Anstatt sich mit den Sachargumenten der Menschen auseinanderzusetzen, werden unentwegt argumenta ad personam bedient und jeder Mensch herabgewürdigt, der kritische Fragen stellt.
Abschließend stimme ich Stéphane Hessel in Bezug auf den Zustand unserer Gesellschaft kategorisch zu: „Indignez-vous!“
Sascha Springfeld
Historiker und Romanist
Ehemann und Vater von 3 Kindern
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