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Das neue Jahrzehnt

Das neue Jahrzehnt

Jugendredakteur Nicolas Riedl blickt auf das vergangene Jahrzehnt zurück.

Gehen wir in das Jahr 2010 zurück und lassen von dort aus dieses Jahrzehnt Revue passieren und zwar in drei Etappen: von 2010 bis 2013, 2014 bis 2017 und 2018 bis 2019.

2010 bis 2013: Die letzten „stabilen“ Jahre

Der Stereotyp des Links-liberalen mag — so vermute ich — im Rückblick auf das Jahr 2010 denken: „Mensch! Da war die Welt noch in Ordnung! Kein Trump, keine AfD. Alles im Lot.“

Tatsächlich erschien jedem die Zeit zu Beginn der 2010er äußerst friedlich. Gerade dann, wenn man durch die Relotius-Presse sozialisiert war. Der 11. September lag mittlerweile relativ weit zurück. Im Weißen Haus saß seit einem Jahr der vermeintliche Hoffnungsträger der Welt. Mit den Smartphones hielt in der Öffentlichkeit ein stilistischer Geist Einzug, der den öffentlichen Raum immer smarter und eleganter erscheinen ließ. Es war die Zeit, in der sich die Hipster-/Instagram-Ästhetik in allen Bereichen durchsetzte. Fotos sahen wieder aus wie Polaroid. Die sterile, kalte Ästhetik des vorherigen Jahrzehnts wich einer warmen, Natürlichkeit vermittelnden. Hippe Cafés sprossen wie Pilze aus der Erde, McDonalds machte mit Holzvertäfelungen auf chic und öko. Neue Produkte wie „Smoothies“ oder „Beats by Dr. Dre“-Headphones eroberten den Markt. Der Hit „Easy“ des Rappers Cro steht sinnbildlich für den Geist der damaligen Zeit.

Besonders kennzeichnend ist die — im Vergleich zu heute — nahezu völlige Entpolitisierung der Jugend und im Grunde genommen der ganzen Gesellschaft. In diesem ersten Abschnitt des Jahrzehnts kommt durchaus zu tragen, was Fukuyama als Ende der Geschichte proklamierte. Der Verlauf der Geschichte hatte dem Anschein nach seinen Endbahnhof erreicht, der im demokratischen Gewand daherkommende Neoliberalismus hatte sich zwei Jahrzehnte als herrschende (unsichtbare) Ideologie durchgesetzt und es war nur noch eine Frage der Zeit, bis sich — so zumindest die Lesart der Mainstream-Medien –die „Schurkenstaaten“ der Peripherie der Demokratisierung fügten. Stichwort: Arabischer Frühling. Was der Westen als Demokratie definiert hatte, schien die Spitze des historischen Fahnenmastes zu sein und scheinbar ging es nur noch darum, darauf zu warten, dass alle Staaten diesen Fahnenmast erreichten.

Die von den Siegern verfasste Geschichte musste jeder Schüler in den Geschichtsstunden innerhalb der Betonblöcke Schule auswendig lernen und jeder Erwachsene konnte sie sich als Infotainment mit Arte-Dokumentationen oder in Museen zu Gemüte führen. Aber höchst selten war Geschichte noch etwas selbst Erlebtes. Entweder ging man Tag ein Tag aus zur Schule, zur Uni oder seiner Erwerbstätigkeit nach. Die Freiräume dazwischen wurden mit einem nahezu exponenziell wachsenden Freizeit-, Zerstreuung- oder Ablenkungsangebot gefüllt. Fukuyama formulierte dies folgendermaßen:

„Das Ende der Geschichte wird eine sehr traurige Zeit sein. Der Kampf um Anerkennung, die Bereitschaft, das eigene Leben für ein rein abstraktes Ziel zu riskieren, der weltweite ideologische Kampf, der Mut, Phantasie und Idealismus hervorbrachte, wird durch wirtschaftliches Kalkül, das endlose Lösen rein technischer Probleme, Umweltbelange und die Befriedigung anspruchsvoller Verbraucherwünsche ersetzt werden. In der posthistorischen Periode wird es weder Kunst noch Philosophie geben, sondern nur die fortwährende Pflege des Museums der Menschheitsgeschichte. Vielleicht wird genau diese Aussicht auf Jahrhunderte der Langeweile am Ende der Geschichte dazu dienen, die Geschichte wieder in Gang zu bringen“ (1).

Der Hedonismus stand — und steht heute immer noch — im Zentrum allen Handelns. Alles richtete sich auf „Fun-Maximierung“ aus. Insbesondere in der jungen Generation drehte sich ein Großteil des Lebens darum, möglichst viele Festivals zu erleben, möglichst viel und weit zu reisen. Die Sinnsuche war egal, Hauptsache viel Party, Abenteuer und Sex. Neben Cros‘ „Easy“ ist der Song „Lila Wolken“ von Marteria, Yasha und Miss Platnum ebenfalls sehr repräsentativ für diese Zeit. Die Poetry-Slammerin Julia Engelmann löste mit ihrer inhaltsleeren Ode an den Hedonismus und einem schiefen „One day Baby, we‘ll be old (…) and think about the storys that we could‘t tell“-Gesang bei vielen meiner Altersgenossen eine Gänsehaut aus. Heute, in Zeiten von Jugendbewegungen wie Fridays for Future wirkt dieser Beitrag, der damals „viral ging“ — ebenfalls ein neues Phänomen der damaligen Zeit — äußerst bizarr. Die Jugend von heute demonstriert gegen die Folgen des Hedonismus ihrer älteren Geschwister.

Julia Engelmann pflanzte der jungen Generation zu Beginn der 2010er-Jahre ins Hirn, einfach ihr Ding zu machen und nicht an Morgen zu denken. Wer damals „XY for Future“ gefordert hätte, wäre als Spießer und Spielverderber bezeichnet worden. Stattdessen solle man — laut Engelmann — in den jungen Jahre lauter verrückte Dinge tun, um sich später im hohen Alter Geschichten erzählen zu können. Wir sehen hier wieder: Die Geschichte, also im historischen Sinne, schien beendet. Die Handlung sollte sich weg bewegen von historischen Ereignissen, die es ja so nicht mehr geben würde. Stattdessen handelten die neuen Geschichten von den ganzen kleinen Skandälchen oder Romanzen, die man bei sinnfreien Party-Exzessen erlebte. Die US-Komödie über eine völlig aus dem Ruder laufende Hausparty mit dem Namen „Project X“ galt für viele Feierwütige als Blaupause.

Natürlich kannte auch die ältere Generation Ersatzhandlungen. So beispielsweise die sich alljährlich wiederholende Bundesliga. In den Jahren 2010 bis 2013 fanden zudem eine Fußball-WM und eine EM statt. Dann kamen noch die technisch immer ausgefeilteren Möglichkeiten hinzu, der Realität zu entfliehen: Filme wurden in 3D ausgestrahlt, Heimkinos immer erschwinglicher, die ersten VR-Brillen eroberten den Markt.

Bei Betrachtung der Jahre 2010 bis 2013 könnte man tatsächlich meinen, die Geschichte sei vorbei gewesen. Der arabische Frühling wirkte auf die Rezipienten der Mainstream-Medien wie die Assimilierung der Restwelt an die schöne neue Welt des Shoppens und der Unterhaltung. Der „böse“ Osama bin Laden wurde ins Jenseits befördert, die USA schickten sich an, auch noch im letzten Winkel der Welt den Frieden herbeizubomben. Einzig allein Fukushima 2011 „störte“ als kleiner Stimmungskiller innerhalb der schönen heilen Welt, in der alles tip top schien. Rückblickend gab es in dieser Zeitspanne das ein oder andere „Foreshadowing“, etwa als bereits 2013 die AfD auf der medialen Bildfläche erschien. Aber im damaligen Hier und Jetzt schien es, als könnte alles ewig so weiterlaufen. Doch Ende 2013 — und damit kommen wir zum nächsten Abschnitt dieser Dekade — begann es in Kiew zu brodeln …

2014 bis 2017: Erste Vorbeben und bröckelnde Fassaden

Viele Links-Liberale mögen — vermutlich — im Rückblick auf das Jahr 2014 immer noch denken, dass soweit alles im Lot gewesen sei und die Zäsur erst im Jahr 2015 mit der Flüchtlingskrise und dem Erstarken der AfD verorten. Doch ganzheitlich betrachtet, begann die tektonische Plattenbewegung, die für das heutige Erdbeben verantwortlich ist, bereits 2014 mit der Ukraine-Krise.

Im Jahr 2014 fiel in Deutschland für viele Menschen der Scheinwerfer der Trueman-Show herab!

Mit der so offenkundig tendenziösen Berichterstattung über die Ukraine-Krise erodierte mit einem Mal das Vertrauen vieler Medienrezipienten in die etablierten Medien. Die Absatzzahlen der großen Blätter sanken in nie dagewesenem Ausmaß, während alternative Medien wie KenFM ihren großen Aufschwung erlebten. Ab März verbreiteten sich im Zuge der Ukraine-Krise die von Lars Märholz angestoßenen Mahnwachen für den Frieden im gesamten deutschsprachigen Raum.

Zeitgleich ereignete sich die Abspaltung der Krim, deren Auslegung im westliche Narrativ als die Lüge des Jahrzehnts in „die Geschichte“ eingehen wird. Allerorts, jedermann spricht von einer „Annexion“ der Krim, während es faktisch gesehen eine Sezession war. Fakten hin oder her, dieses Ereignis war der Auslöser für einen neuen kalten medialen Krieg und eine neue Welle russophober Ressentiments seitens des Westens. Weitere Ereignisse folgten Schlag auf Schlag: Bürgerkrieg in der Ostukraine, geleakte „Fuck the EU“-Telefonate und eine vom ukrainischen Himmel stürzende MH17. Das Feindbild des bösen Russen wurde wieder aus dem Keller geholt und eine sich neu formierende Friedensbewegung kaputt geschrieben.

Zugleich muss jedoch konstatiert werden, dass sich diese Friedensbewegung aus einem relativ überschaubaren Anteil der deutschen Gesamtbevölkerung zusammensetzte. Während es in Berlin durchaus gelang, ein paar Tausende auf der Straße zu mobilisieren, reduzierte sich der Umfang der Mahnwachen anderorts auf wenige hundert Teilnehmer, später zum Jahresende hin nur noch auf ein paar Dutzend. Wie verschwindend gering diese Zahlen sind, wird besonders deutlich, wenn man sie mit den Fanmeilen im Fußball-Weltmeisterjahr 2014 vergleicht, als die deutschen Michels und Susis der Nationalelf zujubelten. Nur die kritischen Zeitgenossen spürten, dass etwas Unheilvolles in der Luft lag. Ein Großteil der Bevölkerung ließ sich nach wie vor in den Bann der Fußball-Weltmeisterschaft ziehen.

Damals — dies sei noch kurz angemerkt — spielte es keine Rolle, dass die WM in Brasilien ausgetragen wurde, einem Land, in dem die Menschenrechte massiv verletzt wurden. Hingegen wurde vier Jahre später in Russland — das man ja bereits ab 2014 als Feindbild medial inszenierte — das Ausmaß der Menschenrechtsverletzungen an die ganz große Glocke gehängt, obwohl sie dort wesentlich geringer waren als in Brasilien.

Noch vor Beginn der großen Flüchtlingskrise 2015 spross eine weitere, äußerst zweifelhafte Bewegung wie Pilze aus dem Boden: Pegida. Die Formierung der „Patriotischen Europäer gegen die Islamisierung des Abendlandes“ sorgte für den ersten kleinen Riss in der deutschen Bevölkerung, der sich in den Folgejahren zu einem gigantischen Krater ausweitete. Pegida gelang — ungewollt —, was ihre faschistischen Kollegen in Kiew nicht zustande brachten: Demonstranten gegen den Faschismus auf die Straße zu bringen. Während Fackelmärsche und das Zeigen nationalsozialistischer Symbole in den Straßen Kiews die meisten Deutschen nicht sonderlich interessierte — falls diese Bilder sie überhaupt erreichten und außerdem war Putin nach offizieller Lesart der Relotious-Medien ja sowieso „der Böse“ — so sehr waren sie über Pegida erzürnt. So standen sich zum Jahresende 2014 zwei Teile der deutschen Bevölkerung unversöhnlich gegenüber und beschimpften sich. Das Unwort des Jahres 2014 lautete — vier Jahre vor dem Relotius-Skandal — „Lügenpresse“. Zweifelsfrei ein Unwort, da es dem ideologischen Vokabular des Dritten Reiches entstammt, was allerdings nichts daran ändert, dass die Bezeichnung häufig der Wahrheit entspricht.

Ganz allmählich machte sich also Unruhe in der Komfortzone breit.

2015: Die Spaltung beginnt

Trotz der eben beschriebenen und auch weiterhin fortlaufenden Ereignisse — Ukraine-Krise und Pegida an der „Heimatfront“ — verlief die erste Hälfte des Jahres 2015 relativ ruhig. Die Griechenlandkrise wurde zwar — zum Nachteil der leidenden Griechen — medial ausgeschlachtet, fand jedoch für die meisten in weiter Ferne statt. Einzig der Anschlag auf das französische Satire-Magazin „Charlie Hebdo“ sorgte für eine gewisse Unruhe.

Der nächste, mit weit reichenden Folgen verbundene Ruck erfolgte erst im Spätsommer, als eine riesige Zahl von „Flüchtlingen“ an den Toren Europas eintraf. Diese Menschen flohen vor den Folgen der Kriege, die wir als Westen entweder mitinitiiert oder durch Waffenlieferungen befeuert hatten. Binnen weniger Tage überschlugen sich die Ereignisse. Zum Bersten volle Züge trafen am Münchner Hauptbahnhof ein, deren geflüchtete Passagiere von einer jubelnden Menge begrüßt wurden. Bilder, die um die Welt gingen. Nur wenig später stellte sich Bundeskanzlerin Angela Merkel vor die Kamera, formte mit den Händen ihre bekannte Raute und sprach die Worte, die wohl als die Farce des Jahrzehnts in „die Geschichte“ eingehen könnten:

„Wir schaffen das!“

Sehr schnell kristallisierte sich für einige kritische Denker jedoch heraus, dass „Wir schaffen das“so viel bedeutete wie: „Ihr schafft das. Wie Ihr das macht, ist uns herzlich egal!“ Dieser kritische Ansatz fand jedoch kein Gehör, da sich ab August 2015 die deutsche Gesellschaft vollends in zwei Extreme aufspaltete: in bunte Humanisten oder braune Ober-Nazis. Dazwischen gab es schlicht nichts mehr. Die Mitte wurde gänzlich aus dem Diskurs getilgt. Es gab entweder „Say it loud! Say it clear! Refugees are welcome here!“ oder „Wir sind das Volk!“ Ein „Okay, Leute! Ganz cool bleiben und tief durchatmen! Wir gucken uns die Lage mal sachlich an“ gab es nicht. Die eine Gruppe sah nur noch den „herzenslieben Flüchtling“, die andere den „marodierenden, vergewaltigenden Syrer“. Wer auch nur das eine oder das andere in der „falschen“ Umgebung andeutete, wurde in das eine der beiden Lager verdammt. Ein ganzes Volk setzte sich zweierlei Brillen auf, mit denen jeweils auf die Flüchtlingskrise geblickt wurde. Entweder durch eine Sonnenbrille mit rosaroten oder eine mit braunen Gläsern. Braun, verstehst Du?

Dieser Nährboden verhalf der AfD zu erstarken und sich als vermeintlich einzige Alternative gegen den Mainstream-Diskurs zu präsentieren.

Fakt ist: Die Grenzöffnung war illegal! Fakt ist aber auch, dass sie hinsichtlich der realen Not der flüchtenden Menschen notwendig und damit legitim war. Aber es ist auch ein weiterer Fakt, dass es den meisten Deutschen nicht gelungen ist, die Flüchtlingskrise in einen Kontext einzubetten und einen Zusammenhang zwischen der aggressiven NATO-Kriegspolitik und dem Zustrom der Geflüchteten herzustellen.

Das humanistische Gewand, in das sich Deutschland wickelte, war ein Tuch der Heuchelei. Im Kleinen wie im Großen. Hier sei angemerkt, dass die vielen ehrenamtlichen, wahrhaft herzensguten Menschen die notwendige Hilfsleistung, ihr tatkräftiges Engagement für die geflüchteten Menschen aus Nächstenliebe taten. Allerdings wurden diejenigen, die die Flüchtlingshilfe wirklich ernst nahmen, in vielerlei Hinsicht alleine gelassen. Die Flüchtlingsunterkünfte entstanden großteils in strukturschwachen Gebieten, beispielsweise in Ostdeutschland, nicht aber in den gentrifizierten Yuppie-Vierteln der Großstädte, wo vermutlich jeder zweite ein „Refugees Welcome“ Shirt im Schrank hat.

Nicht nur, dass viele wohlhabende Bürger dieses Ereignis ausnutzten, um sich per Selfie auf Instagram für einen kurzen Moment als Humanist abzulichten. Auch die Innenpolitik hielt keine adäquaten Lösungen und Maßnahmen bereit, um dieser doch außerordentlich schwierigen Situation Herr zu werden. Die ehrenamtlichen Helfer wurden mit der Situation in jederlei Hinsicht alleine gelassen.

Die Einwanderung erfolgte äußerst unstrukturiert, Menschen wurden teilweise ohne Pässe ins Land gelassen, was in anderen Staaten dieser Welt undenkbar wäre! Also mischten sich unter die vielen notleidenden Menschen aus den Krisengebieten auch IS-Terrorristen.

Ab 2015 begann im „Wertewesten“ die humanistische Maske in einer nie dagewesenen Geschwindigkeit zu zerbröckeln. An den Rändern Europas bildeten sich Elendsunterkünfte, in denen die Geflüchteten vor sich hin vegetierten. Schleuser begannen mit ihren motorisierten Bananenschalen Reibach mit der Not der Menschen zu machen und Frontex ließ geflüchtete Menschen im Meer ertrinken. Mit dem Schurkenstaat Türkei wurden ebenso schurkenhafte Deals vereinbart, damit nicht die gänzliche Masse der geflüchteten Menschen in die vermeintlich harmonische Mitte Europas strömte. Schließlich musste verhindert werden, dass die glücklich shoppenden Durchschnittsbürger mit der Gänze des Elends konfrontiert würden und sich im Konsum-Eldorado ein Stimmungskiller ausbreitete.

So erlebten die Wohlstandsbürger hierzulande das Elend der Flüchtlinge zunächst in verträglichen Dosen und auch nur dort, wo es die Idylle nicht trüben konnte. Aber genau das ging und konnte nicht gut gehen. Jeder kennt das Konfliktpotenzial in einer einzigen Schulklasse oder eines Familientreffens, also ist leicht vorstellbar, für welchen Sprengstoff abertausende Menschen aus einem fremden, eher patriarchalischen Gesellschaft sorgen, die in eine pseudo-christliche, spießige und zum Teil durchgegenderte Kultur eintreten. Hinzu kommt noch, dass große Teile der Geflüchteten durch Todesangst, Gewalt, Vertreibung, Hunger und Entbehrungen sowie die beschwerliche Flucht hochgradig traumatisiert waren und sind.

Patriarchalisches Gedankengut plus Traumatisierung ergibt ein höchst entzündliches Gemisch. Als sich Anfang November in Paris eine Serie von Anschlägen ereignete, erregten sich augenblicklich die Gemüter vieler Bürger, die diese Anschläge in einen Zusammenhang mit den geflüchteten Menschen stellten. Pegida, die AfD und weitere rechte Gruppierungen gewonnen an Aufwind. Ein Klima der Angst und des Misstrauens machte sich zunehmend breit. Der Riss in der Bevölkerung war nun schon deutlich größer geworden.

Die Ereignisse in Paris im November 2015 wie der Anschlag auf Charlie Hebdo bildeten ein weiteres Foreshadowing, ein Einstimmen auf die Schrecken, die sich in dem „Horror-Jahr“ 2016 ereignen sollten.

2016: Das „What-the-fuck-Jahr“

Für einige dürfte 2016 als das Jahr gelten, in dem sich alles verändert hatte, das Jahr, welches sicher geglaubte Strukturen ins Wanken brachte, das Jahr, welches die Welt auf den Kopf stellte.

Tatsächlich stimmte das Jahr 2016 die deutsche Bevölkerung gleich zum Jahreswechsel darauf ein, was sie erwarten würde: Terror, Terror und noch einmal Terror. In München wurde in der Silvesternacht eine Terrorwarnung herausgegeben, daraufhin wurden Teile der Innenstadt abgeriegelt und von der schwer bewaffneten Polizei bewacht. Hingegen schien sich die Polizei in einer anderen deutschen Großstadt, in Köln, in Luft aufgelöst zu haben, als auf der Domplatte Frauen — Berichten zufolge — von ausländischen Männern sexuell bedrängt oder sogar missbraucht wurden.

Die Polarisierung nahm weiter dramatisch zu. Die Verfechter der Willkommenskultur versuchten immer verzweifelter, das Narrativ aufrecht zu erhalten, dass alle geflüchteten Menschen absolut ungefährlich und harmlos seien und nur in „tragischen Einzelfällen“ käme es zu kriminellen Handlungen. Doch diese „tragischen Einzelfälle“ spiegelten sich mittlerweile auch in der Kriminalstatistik wider. Wer dies thematisierte, wurde schonungslos in die rechte, braune Ecke verdammt. Viele Menschen blieben mit ihrer Verzweiflung allein, da ihre Ängste in den etablierten Medien kein Gehör erhielten und wenn doch mit dem braunen Stempel versehen. Die gesellschaftliche Mitte erodierte und an ihren Rändern verstärkten sich die extremen Positionen.

Der Hass machte sich landauf, landab breit. Die „kultivierten Bildungsbürger“ entwickelten einen Hass auf die „dummen, provinziellen Ossis“. Die „abgehängte Bevölkerung“ entwickelte einen Hass auf die sie verhöhnende, Böhmermann anhimmelnde Bildungsschicht. Die geflüchteten Menschen entwickelten ihrerseits einen Hass, da ihnen auf Social Media Häuser versprochen und sie stattdessen in viel zu engen Flüchtlingsunterkünften untergebracht wurden. Hinzu kam die dort herrschende Perspektivlosigkeit — da die meisten keiner Erwerbstätigkeit nachgehen durften.

In dieses Hass-Lauffeuer wurde durch die Kaskaden an Terroranschlägen und Amokläufen regelmäßig Benzin gegossen: Im März die zwei Bombenanschläge in Brüssel, im Juli die LKW-Amokfahrt in eine Menschenmenge in Nizza, im selben Monat der Selbstmordanschlag in Ansbach, der Axtangriff in einem Regionalzug bei Würzburg, der Amoklauf in München, der die gesamte Stadt lahm legte, und letztlich der Anschlag am Berliner Breitscheitplatz.

Der False-Flag-Charakter des Anschlags von Anis Amri in Berlin war so offensichtlich, dass die Fragen gestellt werden müssen: Wie „echt“ sind die anderen Anschläge gewesen? und cui bono? Wem nützt es? Spätestens seit Aufdeckung der Machenschaften von Gladio wissen wir, dass Anschläge unter falscher Flagge zur Erlangung eines politischen Ziels schon länger als probates Mittel eingesetzt wurden und werden. Wenn also „gewisse Kräfte“ danach trachteten, die Bevölkerung zu spalten, damit diese sich nicht zusammenschließt, um gemeinsame Ziele zu verfolgen, dann muss in der Retrospektive konstatiert werden, dass dies mit den Anschlag-Reihen grandios gelungen ist. Zumindest in Deutschland gehen die Menschen nicht in Massen auf die Straße, um gegen ein sie unterdrückendes System aufzubegehren.

Was hingegen die Menschen in Massen auf die Straßen brachte, war ein Phänomen, welches vor dieser dramatischen politischen Entwicklung äußert profan anmutet, hier aber dennoch im Hinblick auf 2016 erwähnt werden sollte: Pokemon Go! Keine Fußball-WM, kein Festival hatte eine ganze Bevölkerung in dem Ausmaß erfasst, wie diese App, mit der die Nutzer den gesamten öffentlichen Raum nach Pokemons absuchten. 2016 bot nicht nur einen schwülen, sondern auch einen wahrlich surrealen, bizarren Sommer. Die Welt bebte, die eine Hälfte der Menschen ging sich an die Gurgel, die andere suchte mit gesenkten Kopf nach imaginären Viechern.

Doch abseits der Anschläge in westlichen Metropolen — die in anderen Teilen der Welt vergleichsweise alltäglich sind — stimmten die Briten ab, das ach so demokratische Haus EU verlassen zu wollen. Helle Aufregung allerorts! Demokratie-Überdosis! Ja, die Bürger hatten demokratisch abgestimmt ... aber das „Falsche“. Und das geht natürlich gar nicht!

Mit dem Brexit löste sich ein weiterer, dicker Brocken der Fassade unserer ach so heilen Welt. Doch im November ereignete sich ein Donnerknall, dessen Echo bis heute nachhallt.

Donald Trump wird Präsident des US-Imperiums!

Ein schwarzes Schaf zog ins Weiße Haus ein. Schon wieder wurde in einer Demokratie „falsch gewählt“. Warum konnten so viele Amerikaner nicht einfach darüber hinwegsehen, dass der American Way of Life mittlerweile zu einem Highway to hell mit aufgerissenem Asphalt verkommen war?

Diese US-Wahl löste einen weltweiten Schock aus. Seither ist die lange, im Wind dieser stürmischen Zeiten wehende, rote Krawatte Trumps der rote Faden des Wahnsinns, der sich durch die nachfolgenden Jahre zieht. Hinsichtlich dessen, was Trump selbst sagt, aber auch, was allerorts über ihn gesagt wird. Stichwort: Russia-Gate-Fake-News.

Apropos „Fake-News“. 2016 ist auch der Beginn eines Kriegs um die Wahrheitsdeutung. Der etablierten Presse und damit dem herrschenden Narrativ kam zusehend die Hoheit abhanden. Das durfte natürlich nicht sein! Bürger, die sich eigene Gedanken machen? Wo kommen wir denn da hin? Deswegen galt es schleunigst, ein Sammelsurium an Werkzeugen bereit zu stellen, um Abweichlern erheblich zu schaden.

Seit Brexit und Trump-Sieg wurde alles, was nicht in das herrschende Narrativ passte, zu „Fake-News“ oder „postfaktisch“ erklärt. Zwei neue Begriffe, zwei neue Frames waren aus der Taufe gehoben. Mit einer kurzfristigen und einer langfristigen Funktion. Kurzfristig dienten sie dazu, das Phänomen Brexit und Trump vereinfachend und lächerlich monokausal zu erklären. Die Bürger hätten diese „Fehlentscheidung“ nicht aus tief sitzender Frustration sowie Misstrauen oder gar aufgrund ihrer miserablen sozioökonomischen Lebensumstände heraus getroffen, sondern weil sie beim Surfen im Internet auf falsche beziehungsweise irreführende Nachrichten — etwa aus Russland — gestoßen seien.

Die langfristige Funktion bestand darin, die Deutungshoheit über „die Wahrheit“ zurück zu gewinnen. Dazu bediente man sich zusätzlich des altbewährten Begriffs der „Verschwörungstheorie“.

Zeitungen und Nachrichtenmagazine richteten in Windeseile sogenannte Fakten-Finder ein, die sich sehr schnell als „Faktenerfinder“ entpuppten und sich häufig anhand der Geldströme auf einflussreiche Institutionen und Denkfabriken wie der Open Society Foundation des Milliardärs George Soros zurückführen ließen. Zudem entbehrt es freilich nicht eines gewaltigen Zynismus, dass sich ausgerechnet jene Medien gegen Falschmeldungen vorgehen wollten, die in der Vergangenheit selbst tatkräftig an der Verbreitung Selbiger beteiligt waren. So wurden bis heute keine Massenvernichtungswaffen im Irak gefunden, oder?

Was hier im Kampf gegen „Fake News“ angestoßen wurde, sollte nicht bei der bloßen Diffamierung sogenannter Spinner bleiben. Jene, die vermeintlich Fake-News verbreiteten, wurden zu Feinden der Demokratie erklärt, die es — statt sich auf ihre Argumente einzulassen — zu bekämpfen gelte. Letztlich ging es um die finanzielle Vernichtung der Person, das Besudeln ihrer gesellschaftlichen Reputation und letztlich um ihre Isolation. Entsprechende Spin-Doktoren, Netz-Zensur-Gesetze und manipulierende Algorithmen waren bereits in Stellung gebracht.

Alles in allem war das Jahr 2016 das Zäsur-Jahr des Jahrzehnts, in welchem die signifikantesten Umbrüche konzentriert auftraten, weltweit ging ein „Ascheregen“ nieder, der das bisher vertraute Weltbild dramatisch veränderte.

Im direkten Vergleich kam das Jahr 2017 einer Verschnaufpause gleich. Unerwähnt bleiben sollte hierbei nicht die äußerst kritische Situation im April, in der die Welt durch den amerikanischen Raketenbeschuss auf syrischen Boden als Reaktion auf einen vermeintlichen Giftgasangriff am nuklearen Abgrund stand. Und obwohl das Jahr 2016 eigentlich jedem halbwegs aufgeweckten Bürger hätte zeigen müssen, dass neue Zeiten ins Haus stehen, rieben sich nach der Bundestagswahl 2017 einige Zeitgenossen verwundert die Augen, als Volksparteien wie Polargletscher schmolzen und die AfD satte Stimmengewinne einfahren konnten.

Die Verschnaufpause währte jedoch nicht lange.

2018 bis 2019: Eskalation!

2018 dürfte den meisten noch einigermaßen präsent sein. 2018 ging es in Deutschland und auch global Schlag auf Schlag. In vielen Bundesländern, ganz besonders in Bayern, wurden neue, faschistoide Polizeiaufgabengesetze ausformuliert und gegen den breiten Protest der Bevölkerung durchgesetzt. Diese Gesetze geben der Polizei geheimdienstähnliche Befugnisse, massives, orwellsches Eingriffsrecht in die Privatsphäre und öffnen der Willkür Tür und Tor, wie man es seit dem Dritten Reich nicht mehr kannte. Die demokratische Fassade bröckelte noch immenser. Am Horizont zeichnete sich ab, dass das kapitalistische System wieder auf restriktive, faschistische Strukturen zurückgriff, um seine Rendite zu erzielen, indem die lohnabhängige Bevölkerung nun noch mehr gegängelt wird.

Im April kam es zu einer äußerst heiklen Situation in Syrien, die leicht in einen dritten und damit nuklearen Weltkrieg hätte münden können, als die USA, Großbritannien und Frankreich — ungeachtet eines Völkerrechtsbruches — Syrien mit Raketen angriffen, den Tod russischer Militärs und damit eine Total-Eskalation billigend in Kauf nahmen. Dieser April war zweifelsohne das Pendant des 21.Jahrhunderts zur Kubakrise! Der deutsche Außenminister hatte an diesem Tag indes nichts Besseres zu tun, als sich über Kollegah und Farid Bang zu echauffieren.

„Heiß“ wurde der Sommer des Jahres 2018 in einer Art und Weise, wie man das bislang noch nicht erlebt hatte. Und zwar durch den Klimawandel! In Europa blieb der Regen nahezu aus, landauf, landab vertrockneten die Felder. Feuerstürme brannten ganze Wälder nieder und im Spätsommer sah Europa aus dem All aus wie ein verbrannter Topfboden. Die Temperaturen blieben über Wochen unerträglich heiß. Nun war der Klimawandel für jeden mit einem Minimaß an Körpergefühl leiblich erfahrbar. Infolge der Hitze starben in Europa mehr Menschen, als in den letzten Jahren durch Terroranschläge ihr Leben verloren. Die Stadt Hamburg war nur eine Woche von einem Wassernotstand entfernt.

Ab dem Dürresommer 2018 tat sich ein weiterer Riss auf, zusätzlich zur Spaltung der Bevölkerung in der Flüchtlingsfrage. Klimawandel oder kein Klimawandel? Greta — gut oder böse? Doch bevor sich dieser Spaltungsprozess in seiner ganzen „Pracht“ präsentieren sollte, fand in Chemnitz das vermutlich groteskeste Konzert in Deutschland statt, ein blanker Hohn an sämtliche Bürger, die mit der Problematik in den Städten alleine gelassen wurden.

Ein imaginärer, niemals stattgefundener Pogrom in Chemnitz durch Neonazis rief den gesamten „Musikantenstadl der Political Correctness“, bestehend aus Casper, Marteria, Die Toten Hosen, Kraftklub und vielen mehr, auf den Plan, nun ein Gratis-Konzert unter dem Motto „#wirsindmehr“ zu veranstalten. Das Konzert war an himmelschreiender Heuchelei nicht zu überbieten. Flixbus karrte massenweise junge Menschen nach Chemnitz, damit diese den dort lebenden Menschen erklärten, dass sie hyper-faschistische Drecks-Nazis seien, obwohl sie — die Besucher selbst — von den örtlichen Problemen keinerlei Ahnung hatten.

Und das Motto #wirsindmehr offenbart sehr schnell seinen doppelzüngigen Charakter: „Wir sind mehr“ heißt so viel wie: Wir sind mehr und letztlich besser als die anderen. Die anderen sind die Feinde, die wir beschimpfen, bespucken und wegtanzen müssen.

Und so wird der Riss immer größer und größer: Die Gesellschaft ließ sich in der Klimafrage spalten. Im Herbst wurde die Bewegung Extinction Rebellion aus der Taufe gehoben, kurz darauf gingen die ersten Reden des mittlerweile bekanntesten Mädchens der Welt um die Welt — Greta Thunberg. Mit ihr strömten freitags weltweit die Schüler und Schülerinnen von der Schule auf die Straße.

Und so ergab sich spätestens ab 2019 eine neue Trennlinie, an deren Fronten wir uns zerfetzen und zerstreiten. Gute Greta, böse Greta? Utopie oder Öko-Diktatur? Gutes oder böses CO2? Grüner Kapitalismus oder Sozialismus? Freiheit oder Öko-Gulag? Wieder polarisieren zwei Extreme die Bevölkerung, sodass sie– so scheint es — viergeteilt ist.

2019 brodelt der Hexen-Kessel so richtig! Und dabei blieben viele weitere Dinge unerwähnt: die ganzen Zensur-Gesetze, eingeführte Impfpflichten, die Größenwahnfantasien der westlichen Militärs und KriegsministerInnen. Die waghalsigen NATO-Manöver an der Grenze zu Russland. Die geplante Einführung von 5G mitsamt den damit verbundenen apokalyptischen Folgen für die Menschheit. Aber auch die Hoffnungsschimmer: die Gelbwesten in Frankreich oder die in der Geschichte des Neoliberalismus einzigartig Erfolg versprechenden Proteste in Chile. Die Liste lässt sich noch unendlich fortführen …

Fazit und Ausblick

In wenigen Tagen werden erneut wie jedes Jahr die Großstadtmetropolen dieser Erde in einen dichten Dunst und Nebel eingehüllt werden. Ausgelöst durch Abermillionen kleiner gen Himmel rasender Zylinder, die mit Schwarzpulvergemischen und einem lauten Knall grelle Blüten für wenige Sekunden erblühen lassen. Doch die Welt unterhalb dieser Blüten wird in dieser Silvesternacht nicht mehr die gleiche sein wie noch vor zehn Jahren. Blicken wir in der kommenden Silvesternacht durch unser Sektglas auf das Jahr 2010 zurück und vergleichen es mit heute, sehen wir eine Veränderung dramatischen Ausmaßes.

Ein guter Indikator ist dafür die Dooms-Day Clock. Diese wird jährlich von Wissenschaftlern nachjustiert, dergestalt, dass der Minutenzeiger darüber Auskunft gibt, wie nah wir einem nuklearen Inferno sind. 2010 waren wir noch 6 Minuten von einem Inferno entfernt, jetzt im Jahr 2019 sind es nur noch 2. Die Gefahr eines Nuklearkrieges hat sich also verdreifacht! Auslöser muss nicht einmal eine konkrete Kriegshandlung sein, ein simpler Computerfehler genügt, um die Welt in Schutt und Asche zu legen.

Welche Schlüsse ziehen wir daraus? Welche Perspektiven eröffnen sich uns? Fahren wir weiterhin denselben Kurs? Geben wir uns weiterhin der gesamtgesellschaftlichen Ohnmacht hin? Dann werden wir als Menschheitsfamilie schon sehr bald ein unglückliches Ende finden. Vergegenwärtigen wir uns noch einmal, wo wir gerade stehen: Wir befinden uns bereits inmitten einer Öko-Katastrophe. Die Öko-Katastrophe ist viel viel mehr als CO2-Gas und Klimawandel. Ihre Ursache liegt sowohl in unserer Geisteshaltung und unserer Entfremdung von uns selbst und unserer Mitwelt. Dies wiederum führt uns zu weiteren Aspekten unserer gesamtgesellschaftlichen Destruktivität. Gemeint ist der Express-Klimawandel, den wir in einer halben Stunde herbeiführen könnten. Mit dem derzeitigen Nuklearwaffen-Arsenal könnten wir uns mehrfach ausrotten. Die Chemie- und Biowaffen sind hierbei noch gar nicht mit einberechnet.

Wie müssen wir also die anstehenden 2020er-Jahre gestalten, um unseren Kopf aus dieser Schlinge zu ziehen? Im 20. Jahrhundert galten die Zwanziger Jahre als die „Golden Twenties“, auf die die Schrecken eines 2. Weltkrieges folgten. Das Gold dieser Zeit hat die Welt geblendet. Was für Jahre benötigen wir nun, damit sich das Ganze in eine gute Richtung bewegt?

Wir müssen die 2020er-Jahre so gestalten, dass sie zu einem spirituellen Jahrzehnt werden, auf die dann weitere Dekaden der Spiritualität folgen.

Die letzten Jahrzehnte, nein Jahrhunderte, wenn nicht gar Jahrtausende waren von der Dominanz des Verstandes sowie der Unterdrückung der Gefühle und der Empathie geprägt, vom Götzendienst am vergänglichen Materialismus. Es muss uns als Menschheit gelingen, das Beste aus dem heutigen und dem (beinah) verloren gegangenen Wissen von damals zusammenzuführen, um uns in eine lebens- und wünschenswerte Zukunft zu bewegen.

Welche Schritte kann jeder augenblicklich gehen? Zum einen kann jeder wieder Zeit zurückgewinnen, die uns wie Sand durch die Finger rinnt. Das bedeutet konkret, dass wir dem größten Zeiträuber den Riegel vorschieben — Social Media! Einfach den Facebook- und Instagram-Account löschen! Es tut nicht weh und man stirbt dabei auch nicht, auch wenn einem das gesellschaftlich eingebläut wird, ohne Online-Präsenz wäre man ein Niemand. Klicks und Likes sind eine Illusion! Veränderungen können nur in der echten, analogen Welt erfolgen. Kontakte mit den Menschen, mit denen man Pferde klauen kann, dürfte mittlerweile jeder geknüpft haben. Also raus aus den Filterbubbles, rein in die echte Welt!

Ein weiterer wichtiger Posten ist die ganzheitliche, also körperlich wie seelische Selbstheilung und Entgiftung, damit wir die Kräfte haben, eine bessere Welt zu gestalten. Sind wir krank, reduzieren sich unsere Wünsche auf einen einzigen: wieder gesund zu werden. Daher müssen wir unsere wertvollste Ressource schützen — die Gesundheit. Statt großer Vorsätze machen, die dann letztlich doch nur in einer Selbstlüge münden, sollten wir lieber in langsamen, aber entschlossenen Schritten dazu übergehen, uns sukzessive zu entgiften, welchen Medien und Nachrichten wir uns aussetzen, welche toxischen Menschen und Beziehungen wir zulassen und wie wir uns ernähren.

Und letztlich müssen wir unsere Handlungen und jedwede Aktion für eine bessere Welt darauf ausrichten, dass wir nicht gegen, sondern für etwas sind. Die spirituellen 20thies stehen vor der Tür. Treten wir ein!



Quellen und Anmerkungen:

(1) Fukuyama, Francis: Ende der Geschichte, 1992.


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