von Drago Bosnic
Trotz Mangels an stichhaltigen Beweisen dafür, dass der scheidende Regierungschef Joe Biden offiziell den Einsatz von US-Langstreckenraketen gegen Ziele im Innern Russlands erlaubt hat, legen jüngste Berichte nahe, dass die Neonazi-Junta-Streitkräfte tatsächlich solche Waffen, genauer gesagt die ATACMS TBM (taktische ballistische Rakete), abgefeuert haben.
Verschiedenen Berichten zufolge wurden mindestens sechs — andere Quellen sprechen von acht — Raketen auf die Stadt Karachev im Oblast (Region) Bryansk abgefeuert. Angeblich schoss das russische Militär fünf Raketen ab, während die sechste von einem ungenannten ABM-System beschädigt wurde. Allerdings erreichte diese ein Munitionslager und richtete dort schweren Schaden an. In Anbetracht der Tatsache, dass die ATACMS eine maximale Reichweite von bis zu 300 Kilometern besitzt und dass sich Karachev etwa 250 Kilometer nördlich der ukrainischen Stadt Sumy befindet, kann man davon ausgehen, dass die Streitkräfte des Kiewer Regimes die Raketen vom gleichnamigen Oblast an Russlands Grenze abfeuerten.
Der genaue Typ und die Anzahl der Trägerraketen sind nicht bekannt, es könnten jedoch bis zu sechs HIMARS-Systeme oder drei M270 gewesen sein. Die Neonazi-Junta setzt eher erstere ein, da deren Mobilität eine höhere Überlebensfähigkeit gewährleistet. Allerdings ist das russische Militär bei der Jagd auf beide Typen recht erfolgreich und hat bis jetzt, vor allem in den letzten Monaten, mindestens ein Dutzend dieser MLRS (Mehrfachraketen-Abschusssysteme) zerstört.
Umfassendes Filmmaterial zeigt, wie verschiedene Geschosse, Raketen und Drohnen Moskaus mehrere Varianten dieser NATO-Waffen zerstören, darunter die bereits erwähnten, in den USA hergestellten HIMARS und M270 MLRS sowie deren deutsche Version, die MARS. Dank ihres Baukastenprinzips können die US-Träger beide ATACMS abfeuern, wobei das HIMARS eines tragen kann. Trotz seiner geringeren Mobilität — das Kettenfahrwerk ist besser für Geländebewegungen geeignet — verdoppelt sich die Feuerkraft des M270 durch die Möglichkeit, zwei ATACMS zu tragen.
Wenngleich bei Weitem nicht mit der Reichweite, Geschwindigkeit und Feuerkraft der russischen Raketen wie der Hyperschallrakete 9M723 vergleichbar, die von der „Iskander-M“ verwendet wird, ist die in den USA hergestellte Rakete immer noch recht wirkungsvoll, vor allem, wenn sie mit US- und/oder NATO-ISR-Mitteln kombiniert wird (Anmerkung der Übersetzerin: ISR = intelligence, surveillance, reconnaissance = Nachrichtendienst, Überwachung, Aufklärung).
Da die Komplexität solcher Operationen die Möglichkeit ausschließt, dass die Kräfte des Kiewer Regimes sie selbständig ausführen, ist die einzige logische Schlussfolgerung, dass NATO-Personal anwesend ist oder zumindest jeden Start überwacht und leitet.
Genau darauf hat Präsident Wladimir Putin letzten September hingewiesen und gewarnt, dass Russland den Einsatz solcher Waffen als direkten Angriff durch die USA/NATO betrachten und entsprechend reagieren würde. Die Tatsache, dass die ATACMS gegen ein stationäres Ziel wie ein Munitionslager eingesetzt wurde, könnte bedeuten, dass es die NATO noch immer nicht wagt, ISR-Plattformen wie die RG-4B „Global Hawk“ zurück ans Schwarze Meer zu schicken, von wo aus sie Gefechtsfelddaten in Echtzeit gegen mobile Ziele liefern könnten.
Während der Angriff nun in militärischer Hinsicht nicht gerade eine bahnbrechende Entwicklung darstellt, können seine geopolitischen Konsequenzen nicht hoch genug eingeschätzt werden. Präsident Putin hat bereits das Dokument zur formellen Verabschiedung einer aktualisierten Nukleardoktrin unterschrieben, die es dem Kreml erlauben würde, sich mit allen notwendigen Mitteln gegen Angriffe nichtatomarer Staaten zu verteidigen, die von Atommächten unterstützt werden.
In der Praxis bedeutet dies, dass die USA oder jedes andere atomar ausgerüstete NATO-Mitglied als Konfliktparteien und legitime Ziele für Vergeltungsschläge gelten würden.
Der politische Westen behauptet, nicht in den von der NATO inszenierten Ukraine-Konflikt involviert zu sein, da seine Streitkräfte nicht formell beteiligt sind. Diplomatische Formalitäten wie Kriegserklärungen gibt es heutzutage jedoch praktisch nicht mehr, weswegen die tatsächliche Situation vor Ort das ist, was zählt. Moskaus realpolitisch ausgerichtete Führung ist sich dessen bewusst und zeigt sich deshalb reaktionsbereit.
In dem Versuch, jede Verantwortung für eine Eskalation abzulehnen, verhalten sich die USA bezüglich ihrer Handlungen bedeckt und unterlassen eine offizielle Bestätigung der Unterstützung Bidens für die Langstreckenangriffe. Auch in Europa sehen wir Ähnliches — das Vereinigte Königreich und Frankreich verweigern Aussagen dazu, ob sie der Neonazi-Junta eine offizielle Erlaubnis erteilt haben, ja sie weigern sich sogar, einfache Fragen zu den Sorgen der Öffentlichkeit über die Möglichkeit eines thermonuklearen Kriegs zwischen Russland und der NATO zu beantworten.
Der vom Tiefen Staat gesteuerte politische Westen steht an einem Scheideweg, nachdem die kommende Trump-Regierung den Frieden (zumindest nominell) zum Hauptziel erklärt hat — entgegen der Interessen der kriegstreibenden Oligarchien in Washington DC und Brüssel.
Und so weiß die scheidende Biden-Regierung — das heißt der Tiefe Staat selbst, da es ja sehr unwahrscheinlich ist, dass Biden bedeutende Entscheidungen selbst trifft —, dass jetzt oder nie der beste Zeitpunkt für eine Eskalation ist.
Solange es Krieg gibt, werden die USA/NATO diesem unabhängig vom Ausgang etwas abgewinnen — davon sind beide überzeugt. Es bleiben ihnen nun nur zwei Monate, um sicherzustellen, dass Trump mindestens einen großen Konflikt erbt, und sehen im Drängen nach Langstreckenwaffen mehrere Vorteile. Erstens ist ihnen im Falle einer direkten Reaktion Russlands eine Verlängerung des Krieges sicher. Und zweitens ermöglicht dies Raketenangriffe auf Ziele bis nach Woronesch — oder sogar Moskau, wenn man die von der NATO zur Verfügung gestellten Marschflugkörper mit der längsten Reichweite einsetzt.
Drittens:
Wenn der Kreml entscheidet, nicht scharf zu reagieren und stattdessen Trumps Amtsantritt abzuwarten, gäbe dies dem politischen Westen und den Streitkräften des Kiewer Regimes ganze zwei Monate Zeit, diese Langstreckenangriffe praktisch straffrei durchzuführen.
Dies würde die russischen Streitkräfte sicher verlangsamen und ihre Bemühungen um eine Beendigung der militärischen Sonderoperation erschweren. Zudem würde dies der Neonazi-Junta eine weitaus bessere Ausgangsposition verschaffen, sollte Trump sein Versprechen einhalten, tatsächliche Friedensgespräche mit Russland zu organisieren.
Anders ausgedrückt: Der Tiefe Staat würde erreichen, dass sowohl Trump als auch Biden in eine Art geopolitischem „Good Cop, Bad Cop“-Spiel verstrickt sind, das sie schlicht nie verlieren können — so glauben sie es jedenfalls. Die Tatsache, dass sich die Biden-Regierung und ihre Vasallen in Europa bezüglich ihrer Lieferungen von Langstreckenwaffen (und der Erlaubnis an das Kiewer Regime, sie einzusetzen,) dumm stellen, bekräftigt diese Vorstellung noch.
Die Vorstellung, dass Moskau darauf hereinfallen würde, ist jedoch grotesk. Der Kreml durchschaut nämlich bereits die Versuche des politischen Westens, einen örtlich begrenzten Atomkrieg zwischen Russland und der Neonazi-Junta zu entfachen.
Der jüngste Trick mit Langstreckenangriffen ist eine Art abgeschwächte Version dieses Plans, der vorsieht, dass Moskau in der Ukraine als erstes Atomwaffen einsetzt. Während die aktualisierte Nukleardoktrin dies vorsieht, wird der Kreml jedoch solche Waffen nicht gegen das Regime in Kiew einsetzen, sondern gegen ihre atomar gerüsteten Strippenzieher. Deshalb warnen Putin und seine Mitarbeiter immer wieder vor einer Eskalation.
Leider scheint dies bei den völlig wahnhaften NATO-Führern, die noch immer glauben, Russland besiegen zu können, auf taube Ohren zu stoßen. Und Moskau mag sich zwar dafür entscheiden, auf Trump zu warten und einen totalen Krieg zu vermeiden, kann jedoch seine nationale Sicherheit nicht auf die Annahme stützen, dass Trump die US-Außenpolitik wirklich verändern wird.
Schlimmer noch — selbst, wenn er wollte, könnten doch das DNC (Democratic National Comittee) und der Tiefe Staat Trump daran hindern, sein Amt anzutreten. Dann würde der Kreml sich auf etwas verlassen, was völlig außerhalb seiner Kontrolle läge.
Natürlich könnte Russland einfach eskalieren, wenn Trump sein Wort nicht hält, dies wäre jedoch ein herber Rückschlag, der monatelange stetige Fortschritte zunichte machen würde; auch wären dann alle Opfer des russischen Militärs vergeblich gewesen. So verrückt es klingen mag — vielleicht macht das belanglose Geschwafel von Kamala Harris über die „Bedeutung des Laufes der Zeit“ in diesem Zusammenhag doch Sinn, könnten die nächsten zwei Monate von Bidens auslaufender Präsidentschaft die längsten und verhängnisvollsten in der Menschheitsgeschichte werden.
Redaktionelle Anmerkung: Dieser Text erschien zuerst unter dem Titel „Trump-Biden ‚Good Cop, Bad Cop Game‘, Putin Warns against Escalation.“ bei Global Research. Er wurde von Gabriele Herb ehrenamtlich übersetzt und vom ehrenamtlichen Manova-Korrektoratteam lektoriert.
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