Es ist nur eine Frage der Zeit, wann wir endlich realisieren werden, dass es so etwas wie Schuld nicht gibt, weil wir alle nur mehr oder weniger traumatisierte und indoktrinierte Produkte unserer Umwelt sind; dass wir nur gemeinsam stark sind; dass wir eine planetare Gemeinschaft, eine Menschheitsfamilie sind; dass wir die globalen Machtstrukturen nur durch globale Kooperation auflösen können; dass wir alle gemeinsam die Verantwortung dafür tragen, dass das Böse triumphieren kann, indem wir es zulassen.
Durch die Telekommunikation haben wir erstmals die Gelegenheit, uns — über alle unfreiwilligen Hierarchien hinweg — gegenseitig unmittelbar zu informieren und effektiv zu organisieren, um unser gesamtes aktivistisches Potenzial global zu bündeln.
Für einen möglichst gewaltfreien und nachhaltigen Wandel brauchen wir einen kollektiven Bewusstseinswandel, vor allem bei all unseren Freunden, deren Beruf und Pflicht darin besteht, die Staatsgewalt aufrechtzuerhalten, Befehle zu geben beziehungsweise zu empfangen. Was wir brauchen, ist eine möglichst medienwirksame, globale Systemdebatte über die Zusammenhänge der folgenden Themen: Kapitalismus, Wachstumswahn, Eigentumsrechte an limitierten Ressourcen, Finanzdiktatur, Geldschöpfung, tiefer Staat, Scheindemokratie, Medienmonopole, Gedankenkontrolle, illegale Kriege, unnötige Hungertote, sinnlose Umweltzerstörung und so weiter.
Für eine unweigerliche Einleitung dieser Debatte könnten wir zum Beispiel unsere übriggebliebenen Hamstervorräte dazu einsetzen, uns die Freiheit zu nehmen, von sämtlichen öffentlichen Ämtern Stellungnahmen zu den Zusammenhängen der oben genannten Themen einzufordern, und zwar so lange, bis es für alle Beteiligten zu peinlich wird, um noch länger zu schweigen, und sich am Ende alle trauen, die Wahrheit laut auszusprechen!
Für einen erfolgreichen Wandel ist es zudem erforderlich, all jenen, die den Mut haben, sich für unsere Freiheit und Gerechtigkeit einzusetzen, unseren größten Respekt zu zeigen. Sobald wir unseren Superhelden — wie zum Beispiel Edward Snowden und Julian Assange — den nötigen Schutz und die verdiente Anerkennung zukommen lassen würden, gäbe es auch für andere Helden keinen Grund mehr, den Kopf einzuziehen.
Wie wäre es mit der Einführung echter Demokratie, in der wir gemeinsame Werte, Ziele und Wege wählen, anstatt unseren freien Willen durch die Wahl von Farben, Namen und leeren Versprechungen in einer Urne zu begraben? Die Umsetzung unserer gemeinsamen Visionen könnten wir fähigen und ehrenhaften Menschen anvertrauen, die sich schon als solche bewiesen haben. Und um der Korruption von Beginn weg entgegenzuwirken, könnten die Verantwortlichen aus einem Pool von Freiwilligen per Zufall ausgelost werden, wobei jeder jeden dieser Freiwilligen jederzeit ersetzen kann.
Wir könnten alle Banken und somit die Geldschöpfung verstaatlichen und unsere Zinsknechtschaft beenden. Wir könnten ein globales bedingungsloses Grundeinkommen für unsere Existenzbedürfnisse einführen. Wir könnten die kollektive Enteignung Schritt für Schritt rückgängig machen, indem wir uns daran erinnern, dass wir die Erde nur von unseren Kindern geliehen haben und ihre Früchte uns allen gehören.
Lasst uns alle limitierten Ressourcen zum Allgemeingut erheben! Wir könnten sogar so weit gehen, unsere Würde und unser gegenseitiges Vertrauen zurückzugewinnen, indem wir — statt der geplanten Einschränkung unserer Freiheit durch die Abschaffung des Bargeldes — gleich das gesamte Geldsystem und den Tauschhandel durch die alt bewährte Kultur des Schenkens ersetzen. Denn nicht ohne Grund wurde in früherer Zeit nur unter Feinden getauscht.
Lasst uns die Ursache unserer Probleme beseitigen, anstatt nur die Symptome zu behandeln, indem wir beginnen, ganzheitlich zu denken und zu handeln. Weitere Informationen dazu findest du zum Beispiel auf freidenken.org.
Corona beschert uns ungewöhnliche Zeiten! Was wohl der britische Philosoph Bertrand Russell heute dazu sagen würde?
„In gewöhnlichen Zeiten lebt die große Mehrheit der Männer und Frauen, ohne jemals weder ihre eigenen Existenzbedingungen noch die der Gesellschaft im Zusammenhang zu bedenken oder zu kritisieren. Sie finden sich an einem bestimmten Platz in der Gesellschaft geboren und akzeptieren, was der Tag bringt. Sozusagen instinktiv suchen sie die Befriedigung ihrer augenblicklichen Bedürfnisse. Sie denken nicht viel darüber nach und berücksichtigen nicht, dass durch eine hinreichende Anstrengung sämtliche Bedingungen ihres Lebens verändert werden könnten.
Einige setzen ihren Verstand und Willen ein, um sich unter den glücklicheren Mitgliedern der Gesellschaft zu platzieren, aber nur sehr wenige bemühen sich ernsthaft, allen die Vorteile zu verschaffen, die sie selbst erlangen möchten. Die Ausnahme sind jene, die sich weigern, das Elend und das Leid, das Menschen angetan wird, geduldig zu ertragen und den Zusammenhang der allgemeinen Not mit ihrem eigenen Leben zu leugnen. Diese wenigen treiben Sorge und Mitgefühl dazu, zunächst in Gedanken und dann in der Aktion nach einem Ausweg zu suchen, einem neuen Gesellschaftssystem, das gerechter, ermutigender und minder drückend wäre als das gegenwärtige.
In der Vergangenheit gelang es diesen einzelnen regelmäßig nicht, die wirklichen Opfer des Unrechts zu interessieren, das sie abschaffen wollen; die weniger glücklichen Gruppen der Bevölkerung waren unwissend; das Übermaß an mühseliger Arbeit und Stumpfsinn hatte sie apathisch gemacht. Sie fürchteten die Bestrafung durch die Inhaber der Gewalt. Ihre Erniedrigung hatte ihnen ihre Selbstachtung genommen und sie moralisch unzuverlässig gemacht. Innerhalb dieser Klassen eine Verbesserung der allgemeinen Verhältnisse zu versuchen, musste aussichtslos erscheinen. Tatsächlich war dieser Versuch in der Vergangenheit immer allgemein auch aussichtslos. Aber in der neueren Zeit sind durch die wachsende Bildung und die Steigerung des Lebensstandards der Lohnabhängigen neue, für die Forderung nach radikalen Reformen günstigere Bedingungen gegeben als je zuvor“ (1).
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Quellen und Anmerkungen:
(1) Bertrand Russell 1872-1970 — Wege zur Freiheit. (Sozialismus, Anarchismus, Syndikalismus) — 1918 — edition suhrkamp SV — Einleitung Seite 11
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