Es ist so weit: Eine Welt geht zu Ende, aus dem Alten heraus bildet sich eine neue Zivilisation. Den Plänen von Totalüberwachung und einem digitalisierten, programmierbaren Menschen stehen Visionen eines harmonischen, naturnahen und fruchtbaren Zusammenlebens gegenüber. Immer mehr Menschen „steigen aus“. Sie verlassen das Land, die Stadt, in denen die Luft zu Atmen zu knapp wird, das allzu beengende Umfeld, den sinnlosen Job, Menschen, mit denen keine Affinität mehr besteht.
Überall auf der Welt bilden sich kleine, überschaubare Strukturen des Zusammenlebens: Cluster. In diesen Clustern geht es um ein Leben im Rhythmus der Jahreszeiten, den Anbau von Obst und Gemüse an, gegenseitige Hilfe, den Tausch von Geräten und Dienstleistungen und manuelle Produktion. Hier werden Menschen Selbstversorger auch in Sachen Kindererziehung, Medizin und Altenbetreuung.
Es mangelt nicht an wunderbaren Ideen und ersten Schritten in ein bewusstes, selbstbestimmtes Leben und ein respektvolles Miteinander. Wie die Waben eines Bienenstockes bilden sich die verschiedenen Projekte heraus, Inseln in einem zusammenbrechenden System. Auch ich bereite mich darauf vor und krempele die Ärmel hoch, um mich schon in Kürze in einem kollektiven Projekt nützlich zu machen. Ich träume von gemeinsamen Bereichen und von Räumen, an denen ich die Tür zumachen kann. Diese Räume, in denen ich nur mir selbst zur Verfügung stehe, brauche ich. Denn Zusammenleben will gelernt sein.
Von der Salonphilosophie ans Eingemachte
Wir haben begriffen, dass kontinuierliches Wachstum in eine Sackgasse führt und dass unsere bisherige Vorstellung von Fortschritt den Planeten ruiniert. Wir haben die globalen Herrschaftsstrukturen durchschaut, die Spiritualität in unser Leben zurückgeholt und die heilende Kraft der Liebe erfahren. Wir erahnen die Quelle, die die Universen nährt, vertrauen der Intelligenz des Lebendigen und wissen um die Einheit, die alles zusammenhält. Wir haben uns nicht entmutigen lassen und in einer Katastrophe eine Gelegenheit für unsere Weiterentwicklung erkannt. Doch damit tatsächlich Blei zu Gold wird, muss der Alchimist weiter für Klarheit in sich selbst sorgen.
Er klingt gut, der Wunsch nach einem achtsamen und liebevollen Miteinander, das die Wünsche und Bedürfnisse jedes Einzelnen respektiert und in dem sich jeder nach seinen Talenten und Gaben frei entwickeln kann. Doch es reicht nicht, zu meditieren und von bedingungsloser Liebe zu reden. Was passiert tatsächlich, wenn wir uns auf Gemeinschaften mit anderen einlassen? Sind wir dann wirklich selbst die Veränderung, die wir in der Welt sehen wollen, diejenigen, auf die wir gewartet haben? Oder verhalten wir uns im Grunde genauso wie vorher und pflastern den Eingang zu einer neuen Hölle mit unseren guten Absichten?
Über das Wollen hinaus
In der Welt, die wir hinter uns lassen, wollen auch alle das Beste. Wer will schon Küken schreddern, Robbenbabys schlachten und die Gletscher zum Schmelzen bringen? Wir wollen Nächstenliebe. Dafür lassen wir uns sogar einreden, dass wir andere schützen, wenn wir sie alleine lassen. Wir wollten Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit. Dafür lassen wir uns freiwillig einsperren, setzen Weihnachten die Eltern an den Katzentisch und verraten Menschen, die mit zu vielen feiern. Auch der Great Reset kommt mit hehrsten Absichten daher. Wer will nicht eine saubere Umwelt, Gesundheit, erneuerbare Energien, Gleichberechtigung der Geschlechter und zu essen für alle?
Genau hier liegt der Hase im Pfeffer. Wir wollen das Beste. So gesehen ist Fortschritt doch eine gute Sache. Was sollte daran schlecht sein, ein längeres und bequemeres Leben zu wollen? Wachstum ist gut. Es verheißt Früchte. Technologie und Künstliche Intelligenz sind praktisch. Doch die Sache hat einen Haken, den wir sehen, wenn wir uns umgucken. Sieht es da so aus, wie wir uns das vorgestellt haben? So lange schon spielen die grünen Parteien auf der weltpolitischen Bühne mit. Geht es der Natur heute besser als vor vierzig Jahren? Seit Jahrzehnten wird vom Durchbruch in Sachen Krebs geredet. Ist die Krankheit heute „besiegt“? Leben die Menschen heute freier, gleicher, brüderlicher zusammen?
Das Gegenteil ist der Fall. Die Natur steht kurz vorm Kollaps, Krebs mausert sich zur Todesursache Nummer 1 und entlarvt damit die moderne Krebstherapie als Flop und die Ungleichheit zwischen den Menschen war nie größer. Das liegt nicht daran, dass wir eben nur in kleinen Schritten vorankommen, sondern daran, dass wir in Siebenmeilenstiefeln in die komplett falsche Richtung laufen. Immer wieder suchen wir die Lösungen für unsere Probleme da, wo sie sich nicht befinden: dort, wo sie entstanden sind, im grellen Scheinwerferlicht derer, die sie uns versprechen. Unsere guten Absichten werden auf den Altären jener geopfert, die sie sich zunutze zu machen wissen.
Verhängnisvolles Delegieren
Wir kümmern uns nicht selbst um die Werte, die uns groß und wichtig erscheinen, sondern lassen andere machen. Andere schreiben die Gesetze und arbeiten die Regeln aus. Andere geben vor, wo es für uns langgeht. Wir folgen, die Hände in den Hosentaschen, und wissen nichts mehr von der ursprünglichen Macht, die uns innewohnt. So kommt es, dass uns heute die Menschen, die uns repräsentieren, bis in unsere Intimsphäre hinein vorschreiben, wie wir zu leben haben. Keinen Schritt können wir mehr tun, der nicht unter Beobachtung steht.
Hier können wir uns nichts mehr vormachen: Wir haben diese Menschen gewählt. Wir haben uns das so ausgesucht. Kein Monarch oder Tyrann hat uns das aufgedrückt. Es ist eine Demokratie, die uns die totale Abhängigkeit beschert hat — die Staatsform, in der alle Menschen theoretisch gleich sind. Sie hat uns dahin geführt, dass wir praktisch überhaupt keine Rechte und Freiheiten mehr haben. Denn sie hat es ermöglicht, dass wir alles, was unser Leben betrifft, an andere delegieren.
Andere kümmern sich um unsere Ernährung, unsere Bildung, unsere Energie, unsere Informationen, unsere Gesundheit. Alles haben wir abgegeben. So gut wie nichts mehr machen wir selbst. Wo wir früher gut mit unseren Nachbarn auskommen mussten, bezahlen wir heute Dienstleister. Bis tief in unsere Familien und Freundeskreise hinein wurde der Keil der Spaltung getrieben. Weihnachten haben wir alleine verbracht, weil Familien und enge Freunde heute, so behauptet es die Propaganda, die größte Gefahr für unsere Gesundheit und unser Leben verkörpern. Wir haben uns eingeredet, dass es ja gar nicht so schlimm war, die Maske vorm Gesicht zu tragen und sich nicht mehr in den Arm nehmen zu können. So weit ist es gekommen mit unserer Nächstenliebe.
Im inneren Garten
Wollen wir dieselben Fehler nicht immer wieder begehen, müssen wir es dieses Mal anders machen. Wir müssen aufhören zu delegieren, was wir selber machen können. Wir können uns wieder selbst um unsere Kinder, Kranken und Alten kümmern, um das, was bei uns auf den Tisch kommt und um die Energie, die wir zum Leben brauchen. Ideen und Konzepte für die Umsetzung gibt es genug. Doch vor allem müssen wir uns wieder um uns selbst kümmern, um das, was uns umtreibt. Nicht nur um das, was wir wollen, sondern darum, was wir sind.
Kenne ich mich, meine Gedanken und meine Gefühle? Weiß ich, was sich in meinem Kopf und in meinem Herzen abspielt? Habe ich ein Gefühl für meinen Bauch? Oder sind Kopf, Herz und Bauch voneinander getrennt? Entspricht mein Wollen auch meinem Fühlen, meinem Denken und meinem Tun? Oder sind die Energien, die mich ausmachen, so zersplittert wie die Familie unterm Weihnachtsbaum, bezugslos und fremd? Weiß die rechte Hand, was die linke macht? Handele ich so, wie ich denke und fühle? Oder bin ich besetzt von alten Ängsten und den Einflüssen anderer? Bin ich wirklich erwachsen, das heißt zu hundert Prozent verantwortlich für mein Leben?
Nur Menschen, die intensive Gartenpflege in ihrem Inneren betreiben, sind reif für die neue Zeit.
Nur Wesen, die sich ihrer selbst ermächtigen, kann es gelingen, aus der Hölle wieder ein Paradies zu machen. Lautere Absichten allein reichen nicht aus. Wir müssen unsere alten Muster erkennen und durchbrechen, wenn wir nicht wieder in die gleiche Grube fallen wollen und erneut an einem System mitwirken, in dem beherrscht, unterdrückt und ausgebeutet wird. Nur freie Menschen können eine freie Gemeinschaft bilden.
Hand aufs Herz
Es reicht nicht, die Probleme zu sehen und sich selbst für offen, tolerant und flexibel zu halten. Wenn ich wirklich diejenige bin, auf die ich gewartet habe, dann muss ich gewissermaßen wieder in die Schule zurück. Ich muss bereit sein, zu lernen und auch an meine eigenen blinden Flecken zu gehen. Die Zeit der Schuldzuweisungen ist vorbei. Das Dreigespann Opfer-Täter-Retter hat sich im Sumpf der Alten Welt festgefahren und ist nicht mit dabei. Die alten Feindbilder, das haben wir erkannt, sind unsere eigenen Schatten an der Wand. Konfrontationen sind Möglichkeiten zu wachsen, Dunkelheit ist eine Gelegenheit, Klarheit zu schaffen.
Wir kämpfen nicht mehr gegen das an, was wir nicht wollen, sondern engagieren uns für das, was wir wollen. Wir haben verstanden, dass nicht nur unser Handeln, sondern auch unsere Gedanken und Worte Realitäten schaffen und warten nicht mehr darauf, dass uns das Glück in den Schoss fällt. Wir wissen um die Kraft unserer Kreativität. Wir glauben nicht mehr daran, dass die Ursachen und Lösungen für unsere Probleme von außen kommen und schauen in uns nach, was los ist. Ran also an die Buletten.
Hier schlägt die Stunde der Wahrheit. Wie gehe ich mit dem um, was auf dem Tisch steht? Suche ich für mich selbst die größten Stücke aus oder achte ich darauf, dass alle etwas abbekommen? Wie viel Platz nehme ich für mich selbst in Anspruch? Wie viel Raum lasse ich anderen? Benutze ich sie als Trampolin für meine eigenen Inszenierungen oder kann ich wirklich zuhören? Suche ich Gleichgesinnte, die mich in meinen Ansichten bestätigen oder gleichberechtigte Partner, mit denen ich mich weiterentwickeln kann? Kann ich es akzeptieren, dass andere eine andere Sicht auf die Dinge haben oder endet meine universelle und bedingungslose Liebe bei den Leuten, die nicht so drauf sind wie ich?
Die Segel setzen
Es ist nicht leicht, durch das Dickicht dieser Fragen hindurchzukommen, die sich jeder stellen sollte, der sich anderen Menschen zumutet. Kann ich wirklich teilen oder picke ich mir immer wieder die Rosinen aus dem Kuchen? Bin ich tatsächlich so offen, wie ich vorgebe zu sein? Kann ich über meine Gefühle sprechen, meine Wünsche und Bedürfnisse klar formulieren? Vertrage ich Kritik? Kann ich verzeihen? Geht es mir tatsächlich um das Wohl aller? Wie weit und großzügig ist er tatsächlich, der Raum in meiner Brust? Bin ich bereit, in ein ausgeglichenes Geben und Nehmen zu kommen, bereit für das neue Leben, das ich mir wünsche?
Die Neue Welt braucht Menschen, die sich selbst im Spiegel anschauen und zu sich sagen können: Ich sehe in dir, was ist.
Ich erkenne, dass alles, was mich umgibt, eine Facette meiner selbst ist, die darauf wartet, in das Gesamtbild integriert zu werden.
Ich bin die Mutter, die mir ihre Arme nicht genug geöffnet, und der Vater, der mich nicht genug geachtet hat. Ich bin der gemeine Bruder und die kratzbürstige Schwester. Ich bin der Baum vorm Haus und der Vogel, der in seinen Ästen singt, der Stein zu meinen Füßen und die Wolke über meinem Kopf. Das alles bin ich.
Auf dieser Basis können wir anfangen, in die Lehre zu gehen und unser Schiff zu bauen, das Schiff unseres Lebens, so wie es die alten Ägypter und Wikinger taten. Nutzen wir den Körper, den wir bewohnen, um ihn von Überflüssigem und Belastendem zu befreien, ihn so geschmeidig und flexibel wie möglich zu machen. Wir brauchen die Biegsamkeit, um heil durch den Sturm zu kommen. In der Mitte jedoch errichten wir einen Mast, aufrecht und stark, an dem wir unser Segel setzen. An dieser Vertikalität entscheidet sich, wohin die Reise letztlich geht.
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