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Zurück zur Ganzheit

Zurück zur Ganzheit

Der naturwissenschaftliche Rationalismus hat zu einer Entfremdung zwischen Mensch und Natur geführt — wir müssen versuchen, diese Spaltung wieder zu heilen. Exklusivabdruck aus „Angst und Lüge“.

Die Physik in ihrer heutigen Gestalt hat ihre Ursprünge in der Philosophie, die sich seit der Antike im weitesten Sinne mit den Gründen und Ursachen aller Dinge befasst. Von Aristoteles bis ins beginnende 19. Jahrhundert wurde die Physik als Teilgebiet der Philosophie verstanden, das sich als Naturlehre, Naturgeschichte, Chemie oder angewandte Mathematik mit den Gegebenheiten der Natur beschäftigt und uns erklären will, was unsere Lebenswelt und das gesamte Universum zusammenhält.

Zunächst befassen wir uns mit der Interpretation der Erkenntnisse und welche Konsequenzen diese für unsere Gesellschaften haben.

Entstehung des mechanistischen Weltbildes

Als Abgrenzung gegenüber dem blinden Glauben und der Unterwürfigkeit unter die kirchlichen Dogmen entwickelte sich vor einigen Jahrhunderten die westliche Wissenschaft, die immer mehr an Bedeutung gewann und zur Grundlage für die Herausbildung eines neuen, des mechanistischen Weltbildes wurde.

Die Kirche sträubte sich mit aller Macht gegen die neuen Sichtweisen von Kopernikus und Galilei, weil sie mit deren Thesen und Beobachtungen ihr Selbstverständnis und ihre Glaubwürdigkeit gefährdet sah. Durch die These von Kopernikus, die Erde sei gar nicht der Mittelpunkt der Welt, sondern sie bewege sich um die Sonne, und die Beobachtung Galileis, der unter Verwendung eines damals relativ neuen Teleskops einige Jupitermonde entdeckte und damit eine neue Perspektive verdeutlichte, geriet das geozentrische Weltbild, auf das sich die Kirche stützte, ins Wanken.

Denn die Beobachtungen belegten eindeutig, dass sich nicht alle Himmelskörper um die Erde drehen. Galilei gelang es, die These von Kopernikus mit seinen astronomischen Beobachtungen zu untermauern. Die Kirche reagierte mit dem Bannstrahl der Inquisition wegen Gotteslästerung und versuchte mit ihrer Autorität, Galilei von seiner These abzubringen. Unter dem Druck und der Gewaltandrohung der Kirche hat Galilei seine umwälzende Entdeckung schließlich geleugnet. Vielen anderen, die etwas grundlegend Neues entdeckt hatten, ging es ähnlich.

Dogmatische „Wahrheiten“ zu leugnen, ist gefährlich und endet für die Betroffenen mindestens mit Ausgrenzung, schlimmstenfalls mit Tod. Ob der Dogmatismus vom Klerus oder der Wissenschaft ausgeht, spielt dabei keine Rolle.

Allgemein erzählt wird uns, dass die westliche Wissenschaft den Machtmissbrauch der Kirche offensichtlich in ihre Schranken verweisen konnte, dass diese finsteren Zeiten überwunden und die Grundlagen für einen allgemeinen technologischen und gesellschaftlichen Fortschritt gelegt seien. Tatsächlich ist die bittere Erkenntnis, dass sich im Gewand moderner Wissenschaft ein neuer Dogmatismus herausgebildet hat, der mit ähnlicher Unerbittlichkeit alle Erkenntnisse und Erfahrungen auszugrenzen versucht, die sein eigenes Fundament zu erschüttern drohen.

Bevor wir zu einem herausragenden Fall der Ausgrenzung eines Physikers durch Dogmatismus kommen, der bahnbrechende Erkenntnisse veröffentlichte, wollen wir uns der Genese des mechanistischen Weltbildes der Wissenschaft widmen. Es ist uns bewusst, dass wir wegen des umfassenden Themas nur einen sehr komprimierten Bericht bereitstellen können. Zur Beantwortung der Fragen, die sich zum Thema ergeben, wollen wir zunächst auf einige Aspekte der Herausbildung und Durchsetzung des mechanistischen Weltbildes näher eingehen. Beginnen wir mit dem Universalgelehrten Galileo Galilei.

Neben der Entdeckung der Jupitermonde ist Galilei unter anderem auch durch die Begründung der experimentellen Physik bekanntgeworden, und zwar, die Natur nicht einfach nur zu beobachten, so wie sie ist, sondern künstliche Bedingungen in Experimenten zu schaffen, die es ermöglichen, von einer Ursache auf eine Wirkung zu schließen. Berühmtestes Beispiel sind seine Experimente zur Erforschung des Fallgesetzes und der Gravitation, die er am Schiefen Turm von Pisa durchgeführt hat. Unter Herstellung gleicher Bedingungen der Luftreibung konnte er zeigen, dass alle Körper gleich schnell zur Erde fallen, und zwar mit einer Beschleunigung von 9,81 m/sec. In der Natur fallen Gegenstände nur deshalb unterschiedlich schnell, weil sie der Luftreibung unterschiedliche Angriffsflächen bieten.

Welche Kräfte der Gravitation zugrunde lagen, trat angesichts der exakten mathematischen Formulierbarkeit in den Hintergrund. Das Gegeneinander von Fallgesetz und Reibung ermöglichte eine hinreichend exakte Vorausberechnung der Fallbewegung. Im Kontext zu Keplers Entdeckung der Himmelsmechanik kamen wichtige Anstöße für die Herausbildung eines mechanistischen Naturverständnisses auch aus der Astronomie. Vor allem durch die Entdeckung der Himmelsmechanik.

Während der astronomische Himmel in früheren Zeiten vielfach gleichgesetzt war mit dem spirituellen Himmel, dem Sitz der Götter oder eines Gottes, führte der Fortschritt in der astronomischen Beobachtung zu einer Verweltlichung des Himmels, ja, zu seiner Entmystifizierung. Mit den von Kepler entdeckten Keplerschen Gesetzen wurde die Bewegung der Planeten auf mathematisch formulierbare Gesetzmäßigkeiten zurückgeführt.

Am Anfang dieser zweifellos epochalen Entdeckungen war noch von vis vitalis, einer kosmischen Lebenskraft, die Rede, jedoch fanden sich in den Lehrbüchern der Astronomie und Physik zunehmend nur noch abstrakte mathematische Formeln für die Berechnung der Planetenbewegungen. Die Frage nach den zugrunde liegenden bewegenden Kräften geriet immer mehr in den Hintergrund.

Ein weiterer Wegbereiter des mechanistischen Weltbildes war René Descartes, ein französischer Philosoph, Mathematiker und Naturwissenschaftler. Er gilt allgemein als philosophischer Begründer des wissenschaftlichen Rationalismus und versuchte mit seiner Philosophie, den Geist oder die bewegende Energie vollends vom Körper zu trennen und nur das gelten zu lassen, was mit dem Verstand, mit der Ratio (Latein für Berechnung, Erwägung, Vernunft), erfasst wird. „Ich denke, also bin ich“, lautete sein bekannter Ausspruch.

Descartes entwickelte auch die Vorstellung, das ganze Universum funktioniere wie eine große Maschine. Selbst das Leben wurde von ihm mechanistisch interpretiert: Um das Funktionieren einer Maschine zu verstehen, muss man sie lediglich in einzelne Teile zerlegen und dann wieder zusammensetzen.

Die Maschine funktioniert nicht mehr, wenn einzelne Teile kaputt sind. Also gilt es herauszufinden, um welche Teile es sich dabei handelt, um sie durch neue Teile zu ersetzen. Das Uhrwerk einer mechanischen Uhr ist ein Synonym für Descartes’ Denkweise. Seine Vorstellung führte maßgeblich, auch in der Medizin, zu einem mechanistischen Weltbild, das den ganzen lebendigen, beseelten Organismus auf dessen bloße Biochemie, Materie, Berechenbarkeit, Mechanik und seine Einzelteile reduzierte.

Dieses mechanistische Weltbild erhielt enormen Auftrieb durch die Forschungen von Isaac Newton. Durch die von ihm entwickelte Differenzialrechnung wurde es möglich, die Bewegung einzelner Körper als Folge eines Anstoßes exakt zu berechnen. Der Anstoß war die Ursache, die Bewegung war die Folge. Das Denken in Ursache-Wirkung-Beziehungen, das sogenannte Kausalprinzip, erwies sich zunehmend als scheinbar erfolgreiche Methode, um Naturvorgänge zu beschreiben. Newton betrachtete schließlich das ganze Universum als eine Ansammlung einzelner Körper oder Teile, die über Ursache-Wirkung-Beziehungen aufeinander einwirken.

Während bis dahin Himmel und Erde als getrennte Sphären wahrgenommen wurden, vereinte Newton Himmel und Erde miteinander, indem er die Bewegungen der Himmelskörper auf die gleichen Gesetzmäßigkeiten zurückführte wie die Bewegungen von Körpern auf der Erde. In beiden entdeckte er die gemeinsame Grundlage der Massenanziehung, der Gravitation. Die Anekdote, dass die Intuition seiner Entdeckung durch einen vom Baum fallenden Apfel ausgelöst wurde, mag eine wahre oder erfundene Fabel sein. Tatsache ist, dass das von ihm formulierte Gravitationsgesetz es tatsächlich ermöglichte, eine exakte mathematische Beschreibung der Massenanziehung zwischen Körpern auf der Erde, zwischen Erde und Mond sowie zwischen Sonne und Planeten darzustellen. Das ganze Universum schien wie ein großes und kompliziertes Uhrwerk zu funktionieren. Der Siegeszug des mechanistischen Weltbildes nahm seinen Lauf.

Es ist nachvollziehbar, dass dieser konvergente, immer einheitlicher werdende Kosmos damals eine große Überzeugungskraft und Faszination bewirkte. Vor allem auch deshalb, weil nun auch Naturprozesse mechanistisch interpretiert werden konnten, die auf den ersten Blick mit Mechanik wenig zu tun haben.

Als Anfang des 19. Jahrhunderts Atome entdeckt und von dem schottischen Botaniker Robert Brown Moleküle in Gasen, Flüssigkeiten und Festkörpern nachgewiesen wurden, führte die gedankliche Zerlegung des Universums in einzelne Teile, die in Ursache-Wirkung-Beziehungen aufeinander einwirken, zu einem unaufhaltsamen Erkenntnisprozess der Wissenschaftler. Die mechanistische Welt war geboren, der Geist der Schöpfung und die Spiritualität erloschen.

Wissenschaftliche Dogmen

Im Laufe der Jahrhunderte erstarrte dieses Weltbild zu wissenschaftlichen Dogmen und neuer Inquisition, die vielfach noch heute feststellbar sind.

Wie konnte es nur dazu kommen, dass sich die moderne Wissenschaft überwiegend von der Aufklärung zur dogmatischen Erstarrung entwickelte, wie seinerzeit der Absolutheitsanspruch der Kirche? Es war doch damals durchaus ein Fortschritt, die Wissenschaft auf dem Rationalen, auf dem objektiv Überprüfbaren und Nachweisbaren zu begründen.

Doch durch die Verabsolutierung des Rationalismus entstand der falsche Schein, dass das Emotionale, Sinnliche, Intuitive grundsätzlich unbrauchbar zur Erkenntnis der Welt sei. Es wurde damit die Möglichkeit geleugnet, dass es durchaus Erkenntnisse durch Sinneswahrnehmungen über das Lebendige geben kann, die mit keinem Messgerät gewonnen werden können.

Durch die Entdeckung der Quantentheorie am Anfang des 20. Jahrhunderts durch Max Plank wurde eine physikalische Revolution ausgelöst, die das mechanistische Weltbild widerlegte, aber bis heute kaum verarbeitet ist.

Das Problem: Für die heutige Wissenschaft bleiben alle diese Phänomene rätselhaft und unerklärlich. Und wenn es nach dem Physiker und Träger des alternativen Nobelpreises, Professor Dr. Hans-Peter Dürr, geht, liegt der Grund für so viel Ratlosigkeit darin, dass „die Wissenschaft übergewechselt ist, in diejenigen, die faseln“. Ob sich hinter der Weigerung der wissenschaftlichen Akademien und ihrer Protagonisten, die Erkenntnisse der Quantenphysik anzuerkennen, auch noch ökonomische und andere Machtinteressen verbergen, werden wir später noch erörtern.

Besonders dramatisch wirkt sich bis heute die Sichtweise des mechanistischen Menschen in der Medizin aus. Von einer ganzheitlichen Betrachtung des Menschen — Körper, Geist und Seele — sind die meisten Ärzte, primär durch die mangelhafte Ausbildung an den Universitäten und zum Schaden ihrer Patienten, noch meilenweit entfernt. Über die Behandlung von Kranken und vermeintlich Kranken durch Medikamente der mafiösen Pharmaindustrie haben wir in den ersten Kapiteln ausführlich berichtet. Das kriminelle Geschäft mit Angst und Tod hat sie zu Milliardären gemacht.

So wie die Entdeckungen der Astronomen, Physiker und Mathematiker das geozentrische Weltbild der Kirche und seiner Eliten erschütterten, wird das in den letzten Jahrhunderten vorherrschende mechanistische Weltbild durch die Wiederentdeckung der Lebensenergie die herrschenden Strukturen der heutigen Eliten erschüttern und den Weg zu einem neuen Weltbewusstsein ebnen.

Wege zum Verständnis des ganzheitlichen Kosmos

Wir stellen nun den bereits angekündigten Physiker David Bohm vor, dessen Untersuchungen und Theorien über die ganzheitliche Ordnung des Universums und die Fragmentierung innerhalb der menschlichen Gesellschaften herausragend sind. In seinem bahnbrechenden Buch „Die implizite Ordnung — Grundlagen eines ganzheitlichen Weltbildes“ beschreibt er seine Forschungen und Erkenntnisse. Sie werden uns helfen zu verstehen, weshalb die Spaltung der Menschen innerhalb und zwischen den weltweiten Gesellschaften entstehen konnte und noch immer besteht.

David Bohm gilt bis heute als genialer Vordenker einer neuen Interpretation der Quantenphysik. Er war einer der brillantesten Wissenschaftler des 20. Jahrhunderts. Albert Einstein nannte ihn seinen geistigen Sohn. Zu seinen Leistungen zählen die Erforschung der Verbindungen zwischen Geist und Materie, des Bedürfnisses nach Ganzheitlichkeit im Leben und in der Gesellschaft und der Möglichkeit der Transformation des menschlichen Bewusstseins, um unsere moderne Welt von der Fragmentierung zu heilen.

Bohm behauptet, es gebe eine verborgene Ordnung in der Realität — das Quantenpotenzial —, welche sowohl dem Mikrokosmos der subatomaren Teilchen als auch dem Makrokosmos der Sterne und Galaxien zugrunde liegt. Seine Gedanken über die implizite, ganzheitliche, Ordnung des Universums und seine Interpretation wissenschaftlicher Erkenntnisse gelten als bahnbrechend. Seine Ausführungen beeinflussten eine ganze Generation von Naturwissenschaftlern. Gerade die neuesten naturwissenschaftlichen Feststellungen bestätigen auf eindrucksvolle Weise, wie weitblickend Bohms außergewöhnlicher Ansatz war.

Der primäre Grundgedanke seiner Aussagen ist die Erklärung, dass das Universum, bedingt durch die Erkenntnisse der Relativitätstheorie und Quantenphysik, als ungeteiltes Ganzes anzusehen ist. Daraus ergibt sich, vereinfacht ausgedrückt: Alles ist mit allem verbunden. Das Zergliedern, Auseinandertrennen, Vereinzeln — Bohm nennt es vorrangig „Fragmentieren“ — ist eine reine Erfindung der Menschen und eine Illusion, die das Leben der Menschheit in der Natur zerstörerisch geprägt hat.

Zum besseren Verständnis seiner Interpretation müssen wir einen kleinen Teil seiner Untersuchungen zitieren. Obwohl wir uns bemühten, den Bericht vereinfacht darzustellen, ist es für den ungeübten Leser ein schwieriges Thema. Wir bitten um Verständnis und den geneigten Rezipienten, es gegebenenfalls zweimal zu erkunden.
Nachfolgend der komprimierte Bericht von Daniel Bohm, in dem sich auch erklärt, weshalb Bohm allgemein kaum jemandem bekannt ist:

David Bohm erklärt zur Fragmentierung und Ganzheit aus seinem vorgenannten Werk:

„Wenn man über das Wesen der Bewegung sowohl im Denken als auch im Objekt des Denkens reflektiert und nachdenkt, stößt man unweigerlich auf die Frage nach Ganzheit oder Totalität. Die Ansicht, dass der Denkende — das Ego — zumindest im Prinzip vollständig getrennt und unabhängig von der Realität ist, über die er nachdenkt, ist natürlich tief in unserer gesamten Tradition verankert.“

meint, dass diese Ansicht fast ausnahmslos im Westen akzeptiert wird, allerdings gebe es im Osten eine allgemeine Tendenz, dies verbal und philosophisch zu leugnen. Doch durchziehe dieser Ansatz ebenso dort wie im Westen den Großteil des Alltags.

Bohm weiter:

„Eine Erfahrung wie oben beschrieben, verbunden mit einer fundierten modernen wissenschaftlichen Kenntnis der Natur und der Funktion des Gehirns als Sitz des Denkens, legt dringend nahe, dass eine solche Unterscheidung nicht konsistent aufrechterhalten werden kann. Doch dies stellt uns vor eine sehr schwierige Herausforderung: Wie können wir eine einzelne, ungebrochene, fließende Wirklichkeit des Daseins in ihrer Gesamtheit gedanklich erfassen, die sowohl das Denken — Bewusstsein — als auch die äußere Realität beinhaltet?

Dies bringt uns dazu, über unsere Weltanschauung im Allgemeinen nachzudenken, die sowohl unsere Allgemeinbegriffe hinsichtlich des Wesens der Realität sowie der Ordnung des Universums, das heißt der Kosmologie, betreffen. Um den anstehenden Herausforderungen gerecht zu werden, müssen unsere Ansichten über die Kosmologie und das allgemeine Wesen der Realität weit genug gefasst werden, um eine konsistente Berücksichtigung des Bewusstseins zuzulassen.“

Weiter befindet der Physiker, dass umgekehrt auch unsere Vorstellungen von Bewusstsein weit genug sein müssen, um die Bedeutung zu verstehen, dass der Inhalt des Bewusstseins Realität in ihrer Ganzheit ist. Und dass diese beiden Anschauungen zu einem Verständnis führen sollten, wie Realität und Bewusstsein zusammenhängen.

Bohm weiter:

„Das sind natürlich gewaltige Fragen, die sich wohl niemals endgültig und vollständig lösen lassen. Dennoch ist es mir immer wichtig gewesen, dass die Ansätze, die darauf ausgerichtet sind, die hier dargelegte Herausforderung zu befriedigen, fortlaufend geprüft werden. Natürlich richtete sich die gängige Tendenz in der modernen Wissenschaft gegen ein solches Vorhaben und war in der Regel hauptsächlich auf relativ detaillierte und konkrete theoretische Voraussagen ausgerichtet, die zumindest irgendwann einmal eine Form pragmatischer Anwendung versprechen.“

Dazu meint Bohm, dass es an diesem Punkt angebracht sei zu erklären, weshalb er sich so nachdrücklich gegen die vorherrschende Meinung der Wissenschaft stelle, und erklärt:

„Abgesehen von meinem tiefen Interesse an solch fundamentalen Fragen, möchte ich in diesem Zusammenhang auf die allgemeinen Probleme der Fragmentierung des menschlichen Bewusstseins aufmerksam machen. Die weitverbreiteten und alles durchdringenden Abgrenzungen der Menschen gegeneinander — Rasse, Nation, Familie, Beruf und vieles mehr —, die die Menschheit davon abhalten, zum Wohle aller und für das gemeinsame Überleben zusammenzuarbeiten, ihren Ursprung in Gedanken haben, die Dinge als inhärent divergent, getrennt und in jeweils kleine Bestandteile ‚zerfallen‘ zu betrachten. Jedes einzelne Teil wird prinzipiell als unabhängig und für sich selbst existierend angesehen.

Die Annahme, dass alle diese Zerteilungen unabhängig voneinander existieren, ist offensichtlich eine Illusion, die zu endlosen Konflikten und Konfusion geführt hat. Das Bemühen, entsprechend dieser Annahme zu leben, hat zu den bekannten bedrohlichen Konflikten und Krisen geführt. Diese Vorstellung und die daraus folgende Lebensweise hat zu Umweltverschmutzung, Zerstörung des natürlichen Gleichgewichts, zu Überbevölkerung, weltweitem ökonomischen und politischen Chaos und zu globalen Lebensbedingungen geführt, die für die meisten Menschen weder physisch noch geistig zu bewältigen sind.

Das sich dadurch ergebende Bild des Menschen, seine Weltanschauung, führte unweigerlich dazu, dass die Bedürfnisse des eigenen Egos dem der anderen Menschen vorgezogen wird. Er wird dann kaum die Gesamtmenschheit ernsthaft als grundlegende Realität ansehen, selbst wenn deren Ansprüche Vorrang hätten.

Der so konditionierte Mensch neigt in seinem falschen Bilde der Totalität, die er als zusammengesetzt und fragmentiert wahrnimmt, dazu, die Natur und Menschheit getrennt anzusehen. Das Ergebnis sind die bekannten zerstörerischen Folgen innerhalb der menschlichen Gemeinschaft und des gesamten Lebensraums unserer Erde.

Bohm meint, dass dazu jemand sagen könnte:

„Die Fragmentierung der Städte, Religionen, politischen Systeme, Konflikte in Form von Kriegen oder allgemeiner Gewalttätigkeit entsprechen doch der Realität. Ganzheit ist doch nur ein Ideal, nach dem wir vielleicht streben sollten. Aber das ist es nicht, was hier zum Ausdruck gebracht werden soll, sondern wir wollen betonen, dass die Ganzheit real und die Fragmentierung nur die Reaktion dieser Ganzheit auf die Handlungen des Menschen ist, der von einer illusorischen Wahrnehmung geleitet wird, die durch sein fragmentarisches Denken geformt wurde.

Mit anderen Worten, gerade weil die Wirklichkeit eine Ganzheit ist, wird der Mensch mit seinem fragmentarischen Ansatz unweigerlich die entsprechende fragmentarische Antwort hervorrufen. Daher sollte der Mensch auf seine gewohnheitsmäßige, fragmentarische Denkweise achten, sich dessen bewusst sein und sie so beenden. Dann kann der Mensch vielleicht ganzheitlich an die Wirklichkeit herantreten und so eine ganzheitliche Antwort erhalten.“

Bohm geht in seinem Werk „Die implizite Ordnung“ ausführlich auf seine progressive Sichtweise der Welt als ungeteiltes Ganzes ein. Grundlage sind die Erkenntnisse der Relativitäts- und Quantentheorie. Im Kontext unseres Gesamtthemas ist es ausreichend, einen kurzen Abriss seiner Anschauung darzulegen.

Er schreibt, dass die Relativitätstheorie eine Anschauungsweise verlange, in der es weder eine scharfe Abgrenzung zwischen atomaren Teilchen gebe, aus denen die Materie aufgebaut ist, noch könne man sie als getrennte oder unabhängig voneinander existierende Elemente ansehen. Das schließe natürlich die Menschen mit ihren Gehirnen und Nervensystemen sowie die beobachtenden Instrumente, die sie gebaut haben und in ihren Laboren benutzen, mit ein. Wenn man also die Frage, so Bohm, „(…) von verschiedenen Blickwinkeln angeht, stimmen Quanten- und Relativitätstheorie überein, insofern als beide bedingen, die Welt als ungeteiltes Ganzes anzusehen, in der alle Teile des Universums, der Beobachter und seine Instrumente eingeschlossen, zu einer Totalität verschmelzen und sich vereinigen“.

Bohm meint weiter, dass in dieser Totalität die atomistische Ansicht eine Vereinfachung und Abstraktion darstelle, die nur in beschränktem Rahmen gültig sei. Diese neue Sichtweise könne man am besten als „ungeteilte Ganzheit in fließender Bewegung“ bezeichnen. Das heißt, dass alle Materie so beschaffen sei und es einen universellen Fluss gebe, in dem Bewusstsein und Materie keine voneinander getrennten Substanzen, sondern verschiedene Erscheinungsbilder eines einzigen ungebrochenen Flusses wären. Bohm erklärt:

„Auf diese Weise können wir alle Erscheinungsformen der Existenz als ungetrennt voneinander ansehen und so die Fragmentierung beenden, die von der gängigen atomaren Sichtweise impliziert wird, die uns dazu führt, alles von allem anderen kompromisslos abzugrenzen.“

Nun wird verständlich, dass Daniel Bohm relativ unbekannt blieb. Seine zukunftsweisenden Erkenntnisse und seine sich daraus ergebende Sichtweise passten nicht zum gängigen Narrativ der Herrschaftsklasse und damit nicht zur Gedankenwelt der wissenschaftlichen Gemeinschaft.

Wenn der Mensch mit seinem Bewusstsein alles kohärent und harmonisch als ein gesamtes Ganzes wahrnimmt, das ungeteilt, ungebrochen und ohne Grenzen ist — denn jede Grenze ist eine Teilung oder ein Bruch —, dann wird seine Wahrnehmung, sein Bewusstsein im Sinne des Ganzen arbeiten, woraus ein geordnetes Handeln erwachsen wird. Dazu regt Bohm in seinem Werk an und meint, dass heutzutage eine angemessene Weltanschauung einer der wesentlichen Grundfaktoren für die Harmonie des Einzelnen sowie der gesamten Gesellschaft und Lebenswelt darstellt. David Bohm starb 1992 in London.

Einer seiner gedanklichen Begleiter und Nachfolger im Sinne der Erkenntnisse der Quantenphysik war der weltberühmte deutsche Quantenphysiker und Philosoph Hans-Peter Dürr. Kernphysiker wollen wissen, was die Welt im Innersten zusammenhält. So fragte sich auch Dürr, was eigentlich hinter der Materie steckt. Er spaltete sie in immer kleinere Teile in der Hoffnung, irgendwann auf das Wesentliche zu stoßen. Doch nach 50 Jahren Forschung kam er zu dem verblüffenden Ergebnis:

„Das Wesentliche liegt nicht in der Materie, sondern die gibt es eigentlich gar nicht. Was wir für Materie halten, ist in Wirklichkeit Bewusstsein.“

Die Ereignisse rund um die sogenannte Coronapandemie haben seit Anfang 2020 in den weltweiten Bevölkerungen zu zusätzlichem Hunger, Angst, Unsicherheit und Perspektivlosigkeit geführt. Die geschürte Angst durch Politiker und Medien haben zu einer weiteren Spaltung in der Gesellschaft sowie zu Ausgrenzung und Vereinzelung des Individuums geführt.

Für viele Menschen ist es schwer vorstellbar, dass ein Weg aus dieser schweren Zeit herausführen kann. Wir sind aber davon überzeugt, dass es diesen Weg gibt, und werden ihn, auch durch die zukunftsweisenden Erkenntnisse der genialen Physiker David Bohm und Hans-Peter Dürr, beschreiben.


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