Schuld in alle Ewigkeit
„Die Juden sind an allem schuld, meinte einer. Und die Radfahrer ... sagte ich. Wieso denn die Radfahrer?, antwortete er verdutzt. Wieso die Juden?, fragte ich zurück“ (Kurt Tucholsky).
Schuld ist schon in der Bibel zentrales Element. Nur geht es da nicht um die Schuld der anderen. Trotzdem brauchen wir Menschen offensichtlich immer einen Schuldigen: ob Juden, Schwuchteln, Russen oder neuerdings Transen. Abwertende Diktion gehört dazu. Die, die sich an ihren Feindbildern abarbeiten, wollen abwerten, um sich selbst zu erhöhen.
Kommen wir also ohne Feindbilder nicht aus? Fast scheint es so. Auffällig aber ist, dass ins Zentrum von Feindbildern, oft verbunden mit verbaler oder gar körperlicher Gewalt, häufig Minderheiten gerückt werden: Einwanderer im Allgemeinen, straffällig gewordene im Besonderen, bei den Braunen Ostsachsens gern mal ihre Muttersprache verwendende Sorben, Juden neuerdings sowieso wieder.
Geschichte wiederholt sich
… wenn in die Köpfe der Mehrheit bestimmte Dinge nicht hineinpassen. Galileo Galilei ereilte die Inquisition, weil er erkannte und aussprach, dass sich die Erde um die Sonne dreht und nicht andersherum. Homosexuelle wurden bis in die jüngste Zeit in Deutschland strafrechtlich verfolgt. Sie galten als abnorm und gefährlich für die Allgemeinheit. Trotz eines bekennend schwulen Außenministers und eines regierenden Bürgermeisters in der Hauptstadt ist der Konformitätsdruck Homosexueller auch Jahre danach noch hoch. Wie sonst erklären sich prominente „Late Bloomer“ wie der ehemalige Rennfahrer Ralf Schumacher oder der Radio- und Fernsehmoderator Marco Schreyl?
Wie sonst erklärt sich #ActOut vom Februar 2021, einem kollektiven Outing von 185 Schauspielern der gesamten LGBTIQ-Szene, die aufgrund ihres Andersseins Probleme mit der Mehrheitsgesellschaft im Allgemeinen und ihren Arbeitgebern im Besonderen hatten beziehungsweise haben? Wie sonst erklärt sich der offizielle Anteil von nur 1,5 Prozent offen queeren Sportlern bei den Olympischen Spielen in Paris, bei einem Geschlechterverhältnis von acht Frauen auf einen Mann, ohne einen einzigen Fußballer, aber immerhin 37 Fußballerinnen? Zumindest offiziell ist Homosexualität inzwischen akzeptiert. Die neuen Ketzer, die neuen Abnormalen sind Transpersonen.
Für „Frauenheldinnen“, „Geschlecht zählt“ und andere ist der Feind klar. Im Zuge der Umsetzung des Selbstbestimmungsgesetzes sind es diejenigen, die ihr „Geschlecht“ ändern wollen, selbst wissend, dass es nur die Änderung der Geschlechtsrolle sein wird. Von denen wiederum sind die Transfrauen die schlimmsten. Vermutlich. Vermeintlich.
„Vernunft und Phantasie ist Religion; Vernunft und Verstand ist Wissenschaft“
(Novalis).
Dass sich ausgerechnet in den alternativen Medien, in denen sehr viel Vernünftiges zu lesen ist, die beschränkten Sichtweisen zur Problematik regelrecht etabliert zu haben scheinen, stimmt mich nachdenklich.
Ich sehe mich nicht als Interessenvertreterin einer Gemeinde, deren Problem nicht meins ist. Mir ist nur nicht an alternativen Fakten gelegen. Als Fürsprecherin von Toleranz und Freigeistigkeit fordere ich noch nicht mal Empathie. Dies soll auch kein Pro-Trans-Artikel sein, sondern ein Pro-Toleranz-Artikel. Denn so wenig, wie ich Intoleranz mag, mag ich das Leugnen des Faktischen.
In meinem Beruf zählt jedoch nur das. Wenn Zahlen, Daten und Fakten weder vorhanden noch valide sind, müssen auch mal Schätzungen und Eintretenswahrscheinlichkeiten herhalten. Polemik dagegen ist bequem. Mein emotionaler Teil ist gern mal polemisch. Mein rationaler Teil verlangt nach Wahrheiten.
Die kluge Daniela Dahn zitiert in ihrem neuen Buch „Der Schlaf der Vernunft“ Lion Feuchtwanger: „Was für eine geringe Rolle im geistigen Gesamthaushalt eines Menschen spielt die Vernunft und was für eine ungeheure das blinde Gefühl.“ Und ergänzt: „Eingedenk dessen soll hier der bescheidene Versuch unternommen werden, den Anteil der Vernunft in diesem Ungleichgewicht zu erhöhen. Gerade weil die allgegenwärtige Indoktrination weniger über den Verstand funktioniert als durch die Mobilisation von Gefühlen durch Bedrohungsängste, Feindbilder und Fehlinformationen …“ Ich hoffe, mir gelingt das im Folgenden auch.
Ein semantisches Problem
Jahrtausendelang wurde Kindern bei der Geburt zwischen die Beine geguckt und eine Zuschreibung getroffen, welchen Platz das Kind in der Gesellschaft einzunehmen hat: Junge/Mann oder Mädchen/Frau. Ob der Chromosomensatz, den keiner kannte, zum Äußeren passte, ob der Mensch damit zurechtkam, spielte keine Rolle. Menschen, die damit nicht zurechtkamen, hat es mit Sicherheit zu allen Zeiten gegeben.
Dass ausgerechnet das Volk der Dichter und Denker mit dem Geschlechtsbegriff ein Problem hat, mag verwundern. Bevor wir „Geschlecht“ zur Separation des biologisch Männlichen vom biologisch Weiblichen verwendeten, diente der Begriff zur Bezeichnung einer Gruppe Verwandter.
Sowohl Männer als auch Frauen konnten dem Geschlecht der Stauffer, Ernestiner, Albertiner oder, oder, oder entstammen. Ausgerechnet wir Deutschen, die wir unsere Sprache konsequent durch den Gebrauch des Denglischen verhunzen, tun uns mit dem Begriff „Gender“ schwer, und wollen nicht akzeptieren, dass biologisches und soziales Geschlecht nicht immer dasselbe sind.
Sex = Gender?
Die, die ihre Sprache nicht durch Gendern vergewaltigen, haben uns jedoch seit Jahrzehnten etwas Entscheidendes voraus. Sie haben für das soziale Geschlecht ein eigenes Wort geprägt. Nur bei uns soll unverrückbar gelten: Sex (biologisches Geschlecht) = Gender (soziales Geschlecht). Dass von ihrer Umwelt als Männer wahrgenommene Menschen sich — fast immer — von den als Frauen wahrgenommenen biologisch unterscheiden, ist ein alter Hut. Von Chromosomensätzen wissen wir aber erst seit dem späten 19. Jahrhundert, von Geschlechtschromosomen seit dem frühen 20. Jahrhundert. Intergeschlechtliche hat es auch schon vor Entdeckung der Chromosomen gegeben. Ihnen wurde zeitweise sogar zugestanden, ihr soziales Geschlecht selbst zu wählen. Man erkannte also ein mögliches Auseinanderfallen von biologischem und sozialem Geschlecht an. Transgeschlechtliche wissen sehr wohl, dass sie ihr biologisches Geschlecht nicht ändern können.
Das Problem der Wahrnehmung
Ihnen geht es darum, in dem von ihnen empfundenen sozialen Geschlecht von anderen wahrgenommen zu werden. Dass diese Wahrnehmung nur dann funktioniert, wenn die Sinne der Wahrnehmenden gewissermaßen getäuscht werden, gehört zur Wahrheit und macht die Betroffenen bestimmt nicht froh. Unsere Wahrnehmung fragt aber nicht nach dem Chromosomensatz, dem Vorhandensein oder dem Fehlen von Gonaden. Unsere Wahrnehmung ist sozialisiert. Wir öffnen die Schubladen nach Inaugenscheinnahme.
Aus der Mücke einen Elefanten machen …
… ist wohl nötig, wenn man seiner eigenen Agenda mehr Gewicht verleihen möchte.
Die Bevölkerung Deutschlands betrug 2023 etwa 84,67 Millionen, von denen personenstandsrechtlich 42,89 Millionen „weiblich“ waren (1). Darin enthalten sind schätzungsweise 20.000 (2), die sich dem Prozedere des Transsexuellengesetzes unterworfen haben. Irgendwer hat sich in Marokko oder Thailand oder sonst wo auf eigene Kosten operieren lassen und anschließend die deutschen Behörden vor vollendete Tatsachen gestellt. Allzu viele werden es nicht sein. Der deutsche Staat lässt sich ungern vor vollendete Tatsachen stellen. Schätzen wir großzügig 10.000.
Nach einer von der BILD zum Stichtag 7. Oktober 2024 veröffentlichten Anfrage bei Standesämtern deutscher Großstädte hatten sich seit Inkrafttreten des Selbstbestimmungsgesetzes — hochgerechnet — 16.500 Menschen für eine Änderung ihres Geschlechtseintrages entschieden (3). Dass diese Zahl über den von der Regierung prognostizierten jährlich 4.000 Fällen liegt, ist bei vernünftiger Würdigung darauf zurückzuführen, dass viele Betroffene das Gesetz abgewartet haben, die Kurve nach dem Peak also wieder abflachen wird. Berücksichtigen wir die Tendenz der letzten Jahre, dass mehr junge Frauen und Mädchen in eine männliche Rolle wechseln wollen als andersherum, kommen allerhöchstens 10.000 Betroffene hinzu. 40.000 Transfrauen auf knapp 43 Millionen Frauen. Darauf muss man erstmal kommen: Knapp 1 Promille! Das muss man sacken lassen!
Controllerfrage: Wie relevant ist das Problem? Ist es überhaupt eines? Wie hoch ist die Wahrscheinlichkeit, dass das im täglichen Leben zu Konflikten, gar zur Verdrängung im Sinne der „unberechtigten“ Aneignung von Frauenrechten führt?
Wie viele von den 40.000 wollen einfach nur ihr Leben leben? Oder anders gefragt: Wie viele sind nur deshalb aufs Standesamt gegangen, um Frauen mit XX-Chromosomensatz ihre Rechte streitig zu machen?
Die Abschaffung der Frau
… überschrieb Felix Feistel seinen Beitrag vom 10. Oktober 2024. Ganz schlau bin ich aus seiner Argumentation nicht geworden. Überwinden wir nur deshalb das Patriarchat nicht, weil es Lesben, Schwule, Bi- und Transsexuelle sowie Nonbinäre gibt? Also nicht die strukturellen Probleme bekämpfen, die in Form erfolgreicher, aber misogyner Manager, erstarkter Völkischer und importierter Kultur ohnehin viel zu zahlreich sind? Einfach — ganz so, wie es die Grünen tun — allen Mitgliedern der „Buchstabensalat“-Gemeinde klarmachen, dass ihr Lebensstil und ihre Gefühle für das Überleben des Patriarchats verantwortlich sind? Die in unserem Kulturkreis erste belegte Transsexuelle war die Dänin Lili Elbe, die Ende des 19. Jahrhunderts geboren wurde und der aufgrund des Standes der Medizin kein langes Leben beschieden war. Schon die Zeitachse ist also nicht geeignet, einen Zusammenhang zwischen Patriarchat und der Existenz von Transpersonen herzustellen.
Fakt ist, dass diese hinsichtlich ihrer gewünschten sozialen Rolle am traditionellen binären Geschlechtersystem festhalten, sonst würden sie sich als nonbinär begreifen, wie dies inzwischen Judith Butler tut. Ihre Denkschule des Feminismus, der Dekonstruktivismus, will die Überwindung der Geschlechtergrenzen (eigentlich Gendergrenzen). Ich selbst kann damit nur wenig anfangen, denn ich mag es durchaus, wenn ein Mann mich zum Essen einlädt, mir die Tür aufhält oder in den Mantel hilft, selbst — oder gerade — wenn er mal mein Chef war. Und ich möchte keineswegs, dass Männer mit mir so umgehen, wie sie es oft genug untereinander tun.
Achtung Controller-Polemik: Bekanntlich ändert sich an der Sex-Ratio (Verhältnis von XX- zu XY-Chromosomenträgern) durch die standesamtliche Erklärung rein gar nichts. Die Gender-Ratio jedoch würde durch den fast überall in der westlichen Welt zu beobachtenden Trend eines Überhanges von Transmännern gegenüber Transfrauen und die damit verbundene, sinkende Reproduktionsrate infolge Unfruchtbarkeit ceteris paribus in der Tat zur Abschaffung der Frau führen. In Norwegen etwas eher, bei uns etwas später, in der Schweiz gar nicht. Aber das braucht noch mindestens 119.572 Jahre (oder so). Und ohne Frauen gibt’s auch keine Männer mehr.
Druck erzeugt Gegendruck …
… behauptet Anne Burger in ihrem Beitrag „Widerständige Frauen“ vom 19. Oktober 2024.
Es muss wohl stimmen, schließlich wurde das sogar bei uns in der DDR im Physikunterricht der sechsten Klasse gelehrt. Nur kann ich den von ihr implizierten Druck der „Trans-Lobby“ irgendwie nicht erkennen. Ich lese NZZ, Berliner und Sächsische Zeitung, Standard, eine Reihe alternativer Medien wie NachDenkSeiten, Overton, den Hintergrund, den Ossietzky, bei netzpolitik.org, Norbert Häring, den Infosperber, Globalbridge, MANOVA natürlich auch, inklusive „Gegendruck“, selbst T-Online, gelegentlich die Märkische Allgemeine, Multipolar, Makroskop, Jacobin. Ich höre seit seinem ersten Sendetag 1997 den linksliberalen Radiosender radioeins vom RBB, sehe öffentlich-rechtliches Fernsehen. Privatfernsehen kommt nur gelegentlich vor, Social Media gar nicht.
Liegt es nur an meiner Blase oder warum nehme ich den „Druck“ der „Trans-Lobby“ einfach nicht wahr? Selbst die mainstreammediale Interessenvertretung empfinde ich als angenehm zurückhaltend.
Trans-Ideologie, Trans-Bewegung, Trans-Lobby
„Die Theorie wird zur materiellen Gewalt, sobald sie die Massen ergreift.“ Karl Marx lieferte die Theorie, die SED mit 2,26 Millionen Mitgliedern, etwa jedem sechsten Erwachsenen in der DDR, die „Massen“. Gereicht hat es nicht. Der Ideologiebegriff ist ja durchaus im Wandel, auch Alice Schwarzer benutzt ihn. Aber gibt es eine LGBTIQ- oder auch nur Trans-Ideologie denn wirklich? Welche Lehre, welche Wissenschaft oder Weltanschauung sollte dahinterstecken? Selbst wenn man „Ideologie“ synonym zu „Bewegung“ verwendet: Welche Agenda hätte eine solche Bewegung? Welche Ziele verfolgt sie? Welche, durch ihre Anführer gesteuerten, Maßnahmen dienen der Zielerreichung?
Dass es eine Trans-Theorie gibt, kann getrost verneint werden. Dass ein Tausendstel der Bevölkerung die Weltherrschaft anstrebt, ebenso. Dass Trans-Sein glücklich macht, behauptet sicher keiner (im Gegenteil, vor den negativen Folgen wurde auf MANOVA von Frau Burger allein in diesem Jahr so viel gewarnt, dass sich das nun wirklich ausschließt). Aber sollte eine Trans-Bewegung in irgendeiner Bhagwan-Nachfolge stehen, könnte man es zumindest mal ausprobieren. Wir Ossis hatten sowas ja nicht.
Interessenvertretungen als Trans-Lobby zu bezeichnen, halte ich für legitim. Aber wer weiß, vielleicht steckt ja mehr dahinter?
Trans-industrieller Komplex
Wir stehen vor dem nächsten semantischen Problem: Trans-industriell wird einzig und allein die Entwicklung der deutschen Industrie werden, wenn Deutschlands Wirtschaftspolitik nicht schnellstens die Kurve kriegt. Worüber man nachdenken kann, wäre ein Pharmazeutisch-industrieller Komplex, der sich an der Produktion von Pubertätsblockern und Geschlechtshormonen dumm und dämlich verdient. Alice Schwarzer behauptet das, Alexander Korte in seinem aktuellen Buch „Hinter dem Regenbogen“ schließt das zumindest nicht aus.
Hat es mit COVID-Vakzinen nicht geklappt, versuchen wir es mit Hormonen?
Hier kann ich — leider — mitreden, da mir drei Tage vor meinem 60. Geburtstag ein kleiner Blumenstrauß an Rezepten überreicht wurde: „Schweres klimakterisches Syndrom“. Nun komme ich neben DHEA, Progesteron und anderem auch um zwei Pumpenhübe Gynokadin (Östradiol) am Tag nicht mehr herum. Nach nunmehr neun Monaten wünschte ich mir, das Problem sei ein paar Jahre früher erkannt worden. In Deutschland sind, aus der Bevölkerungszahl abgeleitet, zu jeder Zeit etwa 7,5 Millionen Frauen im Wechsel (4). Nicht jede braucht eine Hormon-Ersatz-Therapie. Ohne Frage: Solange Kapazitäten frei sind und der Umsatz die variablen Kosten übersteigt, sollte man ein Produkt herstellen. Aber über welche Beträge reden wir hier?
Gynokadin Dosiergel in OP III, also 3 x 80 Gramm, kosten 42,03 Euro und reichen nach Herstellerangaben für 192 Pumpenhübe. In vier Wochen zahle ich also 12,26 Euro. Transfrauen werden mit 2 bis 4 Pumpenhüben Gynokadin täglich behandelt (5). Nach Adam Riese sind das maximal 24,52 Euro in vier Wochen.
Wir haben in Deutschland circa 8,5 Millionen Diabetiker (6). Mit Ozempic könnte sich Novo Nordisk wirklich eine goldene Nase verdienen, kommt aber mit der Produktion nicht mal für die hinterher, die es verschrieben bekommen haben.
In den USA sind mehr als 67 Prozent der Bevölkerung übergewichtig (7), gut 40 Prozent fettleibig, also etwa 130 Millionen Menschen. Nur gut 9 Millionen davon erhalten Ozempic, Wegovy & Co.
„Einer Studie zufolge verkauft Novo Nordisk das Medikament in den USA zu überhöhten Preisen. Demnach verlangt er fast 1.000 Dollar für einen Monatsvorrat, obwohl dieser für weniger als fünf Dollar produziert werden könnte“ (8).
Wegovy kostet in Deutschland für vier Wochen 302 Euro, Saxenda für 30 Tage „nur“ 290 Euro. Die mögliche Zielgruppe ist ungleich höher, der Markt längst nicht gesättigt.
Halten wir fest: In einem vergleichbaren Zeitraum ist der Umsatz pro Person mit Abnehmspritzen gut zwölfmal so hoch wie im Vergleich mit Gynokadin.
Die Controllerin in mir schließt Frauen in der Menopause (maximal 7,5 Millionen) und erst recht Transfrauen (circa 40.000) als bevorzugte Zielgruppe des Pharmazeutisch-industriellen Komplexes komplett aus.
Eine Möglichkeit habe ich allerdings unterschlagen: Wir alle kriegen ab sofort zwangsweise gegengeschlechtliche Hormone, auf Jahre hinaus. Da wir dann innerhalb einer Generation auf diese Weise alle unfruchtbar werden, überleben nur die hinter dem Pharmazeutisch-industriellen Komplex Steckenden, sind unermesslich reich und haben den Planeten für sich. Dem Planeten täte das sicher gut. Aber wer weiß? Vielleicht irre ich mich.
Frauenschutzräume
Die neuen Frauenrechtlerinnen bemühen diese gern. Selbst die politisch mehrfach gehäutete Vera Lengsfeld nutzt ihren Achse-Beitrag „Das Menetekel von Thüringen“ vom 21. November 2024 zu einem Seitenhieb auf die Transfrauen und behauptet, dass das „Gleichstellungsgesetz“ (sic) „zum Lügen zwingt, weil man einen biologischen Mann nicht mehr Mann nennen darf“. Gezwungen wird niemand. Man kann auch einfach mal die Klappe halten und sich Artikel 2 der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte vor Augen halten. Die „mühsam erkämpften Frauenrechte“ würden „ausgehebelt und den Frauen ihre sicheren Rückzugsräume genommen“.
„Frauenräume“ sind keine Errungenschaft der Feministinnen. Toiletten und An- beziehungsweise Umkleideräume sind Produkte der soziokulturellen Entwicklung und waren schon vor der ersten feministischen Bewegung da.
Frauensaunen und -fitnessstudios sind zumeist privatrechtlich betrieben und allenfalls mittelbar dem Feminismus zu verdanken. In ihnen gilt Hausrecht. Wer schon mal erlebt hat, wie — vor allem ältere — Frauen reagieren, wenn in Schwimmhallen Männer mal aus Versehen falsch abbiegen, wird unbesorgt sein.
Frauenhäuser sind eine wirkliche Errungenschaft des Feminismus. Mein ganz persönliches Verständnis von Schutzbedürftigkeit ist aber inklusiver: Wenn der Tunte von ihrem „Tunter“ Gewalt widerfährt, dann hat sie jeden Schutz dieser Welt verdient, mangels eigener Schutzräume durchaus auch in Frauenhäusern. Es gibt in unserem reichen Land mit seinen über 80 Millionen Menschen derzeit leider nur ein einziges Tuntenhaus, in Berlin, und selbst dessen Existenz war bis vor wenigen Wochen gar nicht gesichert.
Gern wird dann ein Beispiel aus dem Vereinigten Königreich bemüht, wo sich eine Strafgefangene aufgrund ihrer Selbsterklärung in ein Frauengefängnis einliefern ließ und dort gegenüber den — selbstredend meist körperlich unterlegenen – Mitgefangenen übergriffig wurde. Solcherart Missbrauch von Gesetzen und Vorschriften oder auch nur ihre sehr freie Auslegung begegnet uns tagtäglich und in weit größerer Zahl als eine vollständig unbekannte Teilmenge der in Frage kommenden Kohorte von 40.000: bei Verkehrsverstößen, beim Schwarzfahren, der nicht angemeldeten Haushaltshilfe, der Steuererklärung oder bei Subventionsbetrug. Ich will nichts davon gutheißen oder auch nur kleinreden, aber die Mehrheit für durch eine Minderheit begangenes Unrecht verantwortlich zu machen, ist billig (eigentlich ja „unbillig“).
Sind solcherart motivierte Übergriffe durch auch nur eine der Transfrauen nach bisherigem Rechtsstand in Deutschland dokumentiert? Die Zentrale Informationsstelle Autonomer Frauenhäuser kennt keinen derartigen Fall.
„Transfrauen machen das Rennen.“
Das zumindest behauptet Kerstin Chavent in ihrem ansonsten überaus lesenswerten Beitrag „Lilith erwacht“ vom 2. November 2024. Echt jetzt? Wenn ja, wo? Wie zynisch muss man sein, wenn man Stigmatisierung und Ausgrenzung als „Das-Rennen-Machen“ bezeichnet? Wie schlimm ist es, wenn man sich dessen nicht mal mehr bewusst wird? Geht es ohne diesen immer wiederkehrenden Seitenhieb auf ein Tausendstel der Bevölkerung für einige gar nicht mehr?
Man befürchtet offensichtlich einen Massenansturm auf das Etikett „weiblich“, um sich Zugang zu geschützten Frauenbereichen zu verschaffen und Frauen belästigen zu dürfen.
Oder vielleicht doch, um beruflich die schlechteren Chancen zu haben — bis dahin, dass man für seinen bisherigen Arbeitgeber „nicht mehr tragbar“ ist, wie aus einem Erfahrungsbericht, und bestimmt nicht nur einem, hervorgeht —, eher an die gläserne Decke zu stoßen, geringere Löhne und Gehälter zu bekommen, mehr Care-Arbeit leisten zu dürfen, sich freiwillig mehr psychischer und physischer Gewalt ausgesetzt zu sehen? Oder gar, um sich als erkennbare „Transe“ zu einer noch spezielleren Zielgruppe von Gewalttätern zu machen? „Mann“ wartet drei Monate beim Standesamt, macht einen Behörden- und Institutionenmarathon (Renten-, Kranken-, Lebens- und Sachversicherungen, Fahrerlaubnisbehörde, GEZ, Finanzamt, Energieversorger, Abfallwirtschaft, Schul- und Arbeitszeugnisse und so weiter und so fort), um sich Zugang zu geschützten Frauenbereichen in unlauterer Absicht zu verschaffen? Absurd!
Ein Reisepass müsste außerdem beantragt werden, denn im deutschen Personalausweis stehen weder „sex“ noch „gender“. Das alles, um in der Umkleide ein bisschen spannen zu können? Denn zur Gewaltausübung muss keiner in die Umkleide, und auf dem Klo gibt’s ohnehin nichts zu sehen.
Ja, aber die „mit vollständiger Bestückung“!
Etwa 40.000 Transfrauen sind es insgesamt. Wer sich den Mühen des Transsexuellengesetzes unterzogen hat, hat sicher meist auch eine körperliche Angleichung machen lassen. Die 10.000 im Ausland operierten sowieso. Von den hinzugekommenen höchstens 10.000 wird sich die Hälfte wahrscheinlich auch körperlichen Eingriffen unterziehen. Bleiben 5.000, von denen eine unbekannte Menge bereit sein muss, bestehende gesellschaftliche Normen und Tabus zu brechen. Rechnen wir großzügig mit der Hälfte. 2.500 auf 42.885.791 heißt, dass die höchste Eintrittswahrscheinlichkeit dann besteht, wenn 17.154 Frauen gleichzeitig in der Sauna sitzen und ausgerechnet dann eine „vollständig bestückte“ Person in diese Sauna kommt. Je weniger drinsitzen, desto geringer die Wahrscheinlichkeit. Natürlich kann es passieren, aber ich bin überzeugt, dass die 17.154 eine unmissverständliche Ansage machen. Lassen wir also die Kirche bitte im Dorf.
Obwohl noch gar nichts passiert ist, obwohl alles eher konstruiert als wahrscheinlich oder gar gesichert daherkommt, wird ein Pensum an Zeit und Kraft aufgebracht, welches die Controllerin in mir nur den Kopf schütteln lässt. Was für eine Ressourcenverschwendung!
Dass die Aufseherinnen im KZ Ravensbrück seinerzeit in Wirklichkeit Transfrauen waren, die nur das Schikanieren der Inhaftierten im Kopf hatten, halte ich für ausgeschlossen. Andersherum war kein Frauengefängnis jemals in Wirklichkeit ein Jungfräuleinstift.
Die anlässlich der Bundespressekonferenz am 19. November 2024 vorgestellten Zahlen zur Gewalt gegenüber Frauen und Mädchen sind ein real existierendes und kein herbeikonstruiertes Problem. 360 Frauenleben in einem Jahr! Frauen, die nicht mehr unter uns sind, weil Männer, sozialisierte Männer, ihnen das Leben nahmen, nicht Transfrauen.
Die Feministin in mir wird sich dieser Thematik im zweiten Teil dieses Beitrags widmen.
Der Mensch in mir stellt sich noch ein paar Fragen.
Wie sichtbar ist das eine Promille?
Mein Szene-Erstkontakt liegt 37 Jahre zurück. Wir waren am Strand von Vũng Tàu, dem bekannten Touristenziel 60 Kilometer von Saigon entfernt. In unserer Nachbarschaft war eine Gruppe Lady-Boys in Bikini, manche mit Busen, manche ohne. Was sie zwischen den Beinen hatten, konnte man nicht zweifelsfrei erkennen. Einige von ihnen flirteten mit unseren Jungs. Ein wenig zu affektiert, um als Mädchen durchzugehen. Keiner wurde provokant oder gar übergriffig. Die hatten ihren Spaß, wir unseren. Wir hielten die Gelassenheit aller Badegäste um uns herum in unserer Heimat für völlig unmöglich. Bis heute, kommt es mir vor.
Dem Erstkontakt folgten allerdings nur drei weitere. Der erste war mit einer älteren Transfrau mit körperlich ungünstigen Voraussetzungen. Ich dachte mir: „Hut ab für den Mut!“ Der zweite war mit einer vielleicht 35-jährigen Pippi Langstrumpf. „Du wirst bestimmt nicht glücklich“, dachte ich. Ähnlich ging es mir vor wenigen Tagen auf dem Parkplatz eines Magdeburger Einkaufszentrums. Die Kleiderordnung passte nicht zum Wetter, die Schritte nicht zu einer Frau, die Perücke nicht zum Gesicht. Ich kann mir Gedanken machen, aber urteilen verbietet sich: einfach aus Respekt. Denn sie sind vor allem eines: Menschen, keine Straftäter.
Und selbst wenn ein Mensch sich danebenbenimmt, stellt man nicht alle unter Generalverdacht.
Ob mir noch weitere über den Weg gelaufen sind? Vielleicht. Bestimmt sogar. Nur als solche wahrgenommen habe ich sie nicht. Ist es nicht genau das, was sie sich wünschen: ein stinknormales, unauffälliges Leben?
Wenn sich die Pro7-Moderatorin Kira Alin nicht öffentlich geoutet hätte: Wer nähme sie nicht als Frau wahr? Natürlich würden die ganz aufrechten Kämpferinnen für die Frauenrechte unter uns Kira Alin einen Mann nennen. „Der Pro7-Moderator Kira Alin …“
Nach Felix Feistel ist sie nur ein verkleideter Mann, ihr Körper nach Alice Schwarzer nur „Maskerade“. Und wahrscheinlich, zumindest wenn Frau Burger Recht hat, dient ihr ihr eigenes Äußeres als Masturbationsvorlage.
Alexander Korte erwähnt gynäphile Transfrauen in der Tat, aber nicht bei denen, die als Kinder und Jugendliche schon in Konflikt mit ihrem chromosomalen Geschlecht geraten sind, und mit 30 bis 50 Prozent aller Betroffenen, einer Minderheit also (9).
Kira Alin bekam Pubertätsblocker, hat ein einschlägiges Studium abgeschlossen. An der Art und Weise, wie sie ihren Job macht, lassen sich Hirnschäden durch Pubertätsblocker nicht gerade erkennen. Begonnen hat sie in ihrem Beruf als Volontärin und nicht als Siegerin eines Gender-Castings, sie hat also keiner anderen den Job genommen.
Fragen ohne Antwort
Vermochte die moderne Medizin, was Jesus einst vermocht haben soll: Blinde sehend, Lahme gehend, Stumme sprechend, Taube hörend zu machen und Besessene zu heilen; vermochte die moderne Medizin die Heilung von Krebs, Multipler Sklerose, COPD oder Mukoviszidose, gönnten wir dies nicht allen Betroffenen von Herzen?
Aber warum sind einige Herzen so dermaßen kalt, wenn es um dieses Thema geht? Warum machen wir ausgerechnet die Transfrauen zum Feindbild, obwohl sie von patriarchalen Strukturen ebenso benachteiligt werden und von einigen Bio-Frauen obendrein? Warum beklagen wir uns nicht über Transmänner, die das Patriarchat eher stärken?
Warum akzeptieren wir die Tomboys eher als die Sissy-Boys? Wie werden sich die Schreihälse verhalten, wenn ihre eigenen Kinder oder Enkel betroffen sind?
Wie denken Männer über Transmänner? Werden sie als Gefahr wahrgenommen? Wenn ja, Gefahr wofür? Wenn nicht, warum nicht? Gibt es etwa nichts, das Transmänner den „richtigen“ wegnehmen könnten? Mir fiele da so einiges ein …
Wie erklärt sich die zunehmende Feminisierung von Männern in den Bereichen Mode und Kosmetik? Und müsste angesichts des Überhanges von jungen Mädchen und Frauen mit Wunsch nach Geschlechtsrollenwechsel nicht eigentlich von der „Abschaffung des Mannes“ die Rede sein?
Egal wie: Die Gesellschaft muss 5,3 Millionen Zuwanderer seit 2015 verkraften (10), nicht wenige mit einem problematischen Frauenbild. Wir werden 40.000 Transfrauen ebenso verkraften wie 60.000 oder 100.000.
Muda
So wollte ich diesen Beitrag eigentlich nennen. Muda klingt sympathisch. Muda zog in den 90er Jahren in deutsche Unternehmen ein. Muda ist allerdings keine sympathische Art der Unternehmenskultur. Muda bezeichnet im Toyota-Produktionssystem, das eine zentrale Rolle im Lean Management spielt, nichts anderes als Verschwendung. Das Wort Verschwendung gab es in der deutschen Betriebswirtschaftslehre allerdings schon vor hundert Jahren. Aber wie gesagt: Muda klingt sympathisch, sympathischer als Verschwendung. Angesichts der wahren Probleme von Frauen im Deutschland der 2020er Jahre ist das Abarbeiten an Transpersonen, das Gestalten von Internetseiten mit nur diesem Ziel, das Abhalten von Konferenzen, um sich selbst zu bestärken, nichts als Verschwendung, die von der Bewältigung der eigentlichen Probleme von Frauen in unserer Gesellschaft abhält.
Um diese soll es im zweiten Teil dieses Beitrages gehen.
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Quellen und Anmerkungen:
(1) https://www.destatis.de/DE/Themen/Gesellschaft-Umwelt/Bevoelkerung/Bevoelkerungsstand/Tabellen/deutsche-nichtdeutsche-bevoelkerung-nach-geschlecht-deutschland.html
(2) Bundesamt für Justiz, 2024
(3) https://www.bild.de/politik/inland/umfrage-in-deutschlands-30-groessten-staedten-mehr-als-2000-menschen-wollen-geschlecht-wechseln-670821b71c37d935236709d8
(4) https://www.frauengesundheitsportal.de/themen/wechseljahre/
(5) Alexander Korte, „Hinter dem Regenbogen“, Verlag Kohlhammer, Stuttgart, 1. Auflage 2024, S. 309
(6) https://www.tk.de/techniker/krankheit-und-behandlungen/erkrankungen/behandlungen-und-medizin/diabetes/diabetes-mellitus-in-zahlen-2013492?tkcm=ab
(7) https://de.statista.com/statistik/daten/studie/153908/umfrage/fettleibigkeit-unter-erwachsenen-in-oecd-laendern/
(8) https://www.berliner-zeitung.de/gesundheit-oekologie/ozempic-trendwende-nach-13-jahren-us-amerikaner-werden-nicht-mehr-dicker-li.2259953
(9) Alexander Korte, „Hinter dem Regenbogen“, Verlag Kohlhammer, Stuttgart, 1. Auflage 2024, S. 163
(10) https://www.destatis.de/DE/Presse/Pressemitteilungen/2024/06/PD24_247_12411.html