Kein Tag wie jeder andere
Deutschland. Wir schreiben den 8. Januar 2024. Wieder so ein denkwürdiger Tag, an dem ein Teil des Volkes auf die Straße geht, um seinen Unmut über die vorherrschende Situation in diesem Lande zum Ausdruck zu bringen.
Erneut ist es nur ein kleiner Teil. Abermals ist es nicht die Masse, die nötig wäre, um endlich wirklich etwas bewirken zu können. Zu viele sind es, die dem Zauber der verderbten Kultisten noch immer glauben schenken und diejenigen auf das Übelste diffamieren, die auf das drohende Unheil lautstark hinweisen. Ihre unermüdliche Gutmütigkeit ist es, die weiterhin auf das Perfideste ausgenutzt wird und dafür sorgt, dass das Imperium unbehelligt existieren darf.
Hoffnung und Realität
Doch nun gibt es einen Hoffnungsschimmer, denn diesmal ist es nicht nur das „gemeine” Volk, das protestiert, sondern Menschen, die dieses buchstäblich ernährt, versorgt und am Leben hält. Es ist der Teil der Gesellschaft, der dafür sorgt, dass sie überhaupt existieren kann. Ohne diesen existentiellen Part der Gemeinschaft würde alles in sich zusammenbrechen. Angst, Verzweiflung und Not wären wieder eine ganz reale Bedrohung. Denn Hunger — und das ist ein altes Sprichwort — macht böse.
Aber vielleicht ist es das, was gewünscht ist? Bekanntermaßen lässt sich aus Chaos und Hoffnungslosigkeit ein vorzüglicher Cocktail mixen. Einer, der die düstersten Visionen einiger Weniger zur infernalen Realität werden lassen kann. Wie kann man sich sonst erklären, dass jegliche politische Entscheidung gegen das eigene Volk gerichtet ist? Ich entschuldige mich für die drastische Wortwahl, aber wie soll man es sonst interpretieren?
Wie soll man es deuten, dass der ganzen Welt Hilfe angeboten wird, aber die eigene Bevölkerung stetig geschröpft und mit Unsinnigkeit konfrontiert wird?
Nur ein Beispiel: Die Bundesregierung nimmt jedes Jahr mehr Steuern ein als im Jahr davor. Allein seit 2009 haben sich die Steuereinnahmen um fast die Hälfte erhöht (1). Während ich diesen Artikel verfasse, lese ich, dass die Regierung trotz der Bauernproteste ihre Sparpläne fortsetzt (2). Wenn mir das jemand logisch erklären kann, bin ich offen für ein Gespräch.
Aber eines gibt mir Zuversicht. Und zwar, dass jeder, der für sich entschieden hat, hinter die Kulissen zu schauen, nie wieder zurückkann. Wer einmal erkannt hat, dass es den Weihnachtsmann nicht gibt, der wird nie wieder an ihn glauben. Ganz egal was man ihm sagt.
Wittenberg 2024
Doch will ich zum heutigen Tag kommen, denn auch in meiner Heimatstadt Wittenberg wurde zum Protest aufgerufen. 9 Uhr. Die Sonne schien. Es herrschten minus acht Grad. Für hiesige Gefilde durchaus kalt. Es dauerte zehn Minuten, bis ich den Kampf gegen meine vereiste Windschutzscheibe gewann. Ein paar Brote, eine Flasche Wasser und die Kamera verstaut, fuhr ich los, um die Augenblicke dieses durchaus historischen Tages festzuhalten.
Ich parkte in einer Seitenstraße, lief auf die Menge zu und war überrascht, dass ich an einem Wochentag doch so viele Menschen zu Gesicht bekam. Ein paar Hände geschüttelt, legte ich sofort los, um mit meinen Aufnahmen zu beginnen und somit der Nachwelt einen Nachweis zu bieten, dass nicht alle tatenlos zusehen bei der mutwilligen Zerstörung dieses Landes. Unzählige Menschen waren zugegen. Und nicht nur Bauern.
Reminiszenz
Ich dachte ein wenig an die Demonstration im Jahre 2020, als wir zu Millionen voller Hoffnung gegen das System aufbegehrten und doch enttäuscht wurden.
Es waren allesamt freundliche Leute. Ich führte mir vor Augen, was erst passieren muss, dass solch ein herzliches Gemüt aufbegehrt und sich an einem Montagmorgen aufmacht, die Saat liegen zu lassen.
Ich sah es in ihren Augen, dass es ihnen sogar egal war, was die Presse über sie schreibt. Jene, die sich darüber im Dauerfeuer auslässt, dass sie „Rechte“ seien, Handlanger des Bösen, dass sie Grenzen überschreiten und sowieso nur ein kleiner Bestandteil der Gesellschaft sind. Ich für meinen Teil fühlte mich wohl in ihrer Gegenwart, denn mir ist diese typische Vorgehensweise nicht unbekannt.
Herz und Wille
Es war eine wunderbare Atmosphäre und ein perfekt organisierter Tag. Sogar fürs Essen wurde gesorgt, dank „Ollis Gulaschkanone“. Schick sahen sie aus. Energisch und voller Elan jubelten sie den Aussagen der Redner zu. Aus dem ganzen Umland waren sie gekommen.
Ich kannte kaum einen von ihnen. Ich wusste nichts über ihre Lebensgeschichten, ihre Ängste, Bedürfnisse oder individuellen Schicksale, und doch fühlte ich mich ihnen allen verbunden. Jeder Einzelne von ihnen trägt seine eigene Bürde — durchlebt sein eigenes Schicksal. Und doch freute ich mich aus einem unerfindlichen Grund, sie alle zu sehen.
Schiffbrüchige
Dann kam dieser einschneidende Moment, in dem ich in den sonnigen Himmel blickte. Ich nahm meine Mütze ab und blinzelte zaghaft nach oben.
Schlagartig wurde mir bewusst, dass wir alle im selben Boot sitzen, ganz gleich welchen Berufsstand wir haben, welche Beziehungen wir pflegen oder welches Leid wir ertragen müssen. Es fühlte sich so an, als wären wir alle Schiffbrüchige.
Es war, als würde ich einem Wildfremden einen Rettungsring zuwerfen, um ihn vor dem Ertrinken zu retten. Nicht dass ich ihn retten könnte, aber ich warf ihn. Es war mehr ein instinktiver Akt. Genauso ging es mir bei der Wahl des Titels für diesen Artikel. Es war eine spontane Entscheidung. Er passte besser als „Bauernaufstand“.
Hinzu kommt das Lied, welches ich permanent im Hintergrund gehört habe und das „zufällig“ denselben Titel trägt. Hört mal rein. Es lohnt sich.
Alles, was ich sagen möchte, ist, dass ich froh bin, heute dabei gewesen zu sein, und dass ich durch diese Augenblicke fühle, etwas Sinnvolles getan zu haben. Was bleibt uns sonst?
Danke an alle Brüder und Schwestern im Geiste!
Fotos: Earlyhaver
Bauernprotest Wittenberg
Redaktionelle Anmerkung: Dieser Text erschien zuerst auf earlyhaver.com.
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Quellen und Anmerkungen:
(1) https://de.statista.com/statistik/daten/studie/75423/umfrage/steuereinnahmen-in-deutschland-seit-1999/#:~:text=Im%20Jahr%202022%20betrugen%20die,rund%20895%2C7%20Milliarden%20Euro.
(2) https://de.statista.com/statistik/daten/studie/75423/umfrage/steuereinnahmen-in-deutschland-seit-1999/#:~:text=Im%20Jahr%202022%20betrugen%20die,rund%20895%2C7%20Milliarden%20Euro.