Früher waren es rote Sterne, jetzt sind es Gendersterne, die russische Panzer zieren. Einige Landesregierungen reagierten augenblicklich auf diese neuartige Symbolverwendung des russischen Militärs und verboten analog zum Buchstaben „Z“ auch den Genderstern. Wer diesen nun dennoch verwendet, macht sich fortan gemäß Paragraf 140 Strafgesetzbuch strafbar, weil er oder sie damit den russischen Angriffskrieg auf die Ukraine billigen würde. Verbal dürfe selbstverständlich weiterhin gegendert werden. Lediglich in der Schriftform sei die Verwendung des Sterns verboten.
FeministInnen reagieren auf dieses Verbot unterschiedlich. Die Sprecherin einer queerfeministischen Vereinigung aus Berlin zeigte sich empört. Frau/man dürfe sich nicht von Putin dieses antipatriarchale Symbol aus den Händen reißen lassen. Es sei paradox, dass Putin — der Inbegriff toxischer Maskulinität — sich dieses emanzipatorischen Zeichens bediene.
Die Betreiberin eines Queer-Cafés aus Leipzig zeigte sich angesichts des Verbots wesentlich entspannter. Der Krieg in der Ukraine erfordere ihrer Ansicht nach von uns allen, dass wir uns gewissen Gegebenheiten anpassen müssten. Wenn wir ab kommenden Herbst zum Kaltduschen gezwungen seien, dann könnten wir uns schließlich auch mit Leichtigkeit von einem Symbol trennen. Dem Gendersternverbot setzt sie einen kreativen und pragmatischen Vorschlag entgegen. Statt Gendersternen könne frau/man auch schlicht das Symbol von (pinken) Handgranaten verwenden. Dies bringe die Forderung „Smash the patriarchy“ noch deutlicher zum Ausdruck.
Ein Sprecher eines Berliner Friedensbündnisses zeigte sich irritiert. Er verstehe nicht, warum hierzulande nun kein „Z“ und kein Sternchen verwendet werden dürfe, wo doch Deutschland Kräfte in der Ukraine finanziell und mit Waffen unterstützt, die sich ganz offen Nazi-Symboliken bedienen, die wiederum in Deutschland strengstens unter Strafe stehen.
Es bleibt nicht beim „Z“ und Genderstern
Gerade während die Diskussion über den verbotenen Genderstern noch in vollem Gange ist, kursieren neue Videos aus der Ukraine im Netz. In diesen sind russische Panzer zu sehen, auf denen englische Personalpronomen wie „she/her“, „he/his“ oder „Ze/hir“ oder auch „Ze/zir“ aufgetragen sind.
Die Echtheit dieses Videomaterials ist noch nicht bestätigt. Elon Musk, der sich erst kürzlich Twitter kaufte, kündigte per Tweet dennoch an — sollten die Videos sich als authentisch erweisen —, sämtliche Twitter-Accounts löschen zu lassen, in deren Profilbeschreibung sich ein Personalpronomen befände.
Neben zahlreichen progressiven — woken — Twitter-UserIinnen zeigte sich auch ein renommierter Professor der Semiologie alarmiert. Er retweetete die Ankündigung von Musk und mahnte dazu, nicht in blinden Aktionismus zu verfallen. Würde der Westen jedes Symbol verbieten, das russische Militärs auf ihre Panzer pinseln, könnte der Kreml auf richtig blöde Ideen kommen.
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