Der Strich in der Landschaft
Lieblich eingebettet zwischen sanften Hügeln, über denen in aller Herzlichkeit das Wort Provinz geschrieben steht, liegt das beschauliche Krähwinkel. Eine Augenweide durch und durch. Neuerdings wird diese Idylle allerdings empfindlich gestört von einem vormals nie gesehenen gänzlich neuartigen Strich in der Landschaft: Es ist der Mensch auf dem Elektroroller!
Wann stand der/die/das Deutsche zuletzt so senkrecht in der Landschaft? Und wie zieht es ihn kerzengerade, ja, stocksteif auf seinem Brett durch die Street-Koordinaten seiner Travel-App.
Seit Kaiser Wilhelms Zeiten circa, möchte ich sagen, ist der reiche Bürger nicht mehr so in Habachtstellung zum nächsten Businesstermin, zum nächsten Latte-Macchiato-Plausch geschoben, geschwebt, ja, geschwoben ...
Noch immer das hölzern pedantische Volk,
noch immer ein rechter Winkel
in jeder Bewegung, und im Gesicht
der eingefrorene Dünkel.
So sang Heine einst im Wintermärchen. Da kann ich mich nur anschließen!
Sie stelzen noch immer so steif herum,
so kerzengerade geschniegelt,
als hätten sie verschluckt den Stock,
womit man sie einst geprügelt.
Die allzu rohe Gewalt ist heutzutage natürlich nicht mehr so en vogue. Mehr denn je gelten dafür die smarten Worte des Mephisto: Die Kultur, die alle Welt beleckt, hat auch auf den Teufel sich erstreckt.
Schwarze Pädagogik im 3. Jahrtausend heißt: Geburt per Kaiserschnitt, mit sechs Monaten in die Kita, mit drei Jahren das erste Tablet und mit fünf die ersten Tabletten. Und dann: Maske, Abstand — piks, piks, piks!
Das Ergebnis ist das gleiche wie vor 200 Jahren. Denk ich an Deutschland, selbst am Tag — gruselt es mich ziemlich stark.
Gelobt sei da das beschauliche Krähwinkel, wo man noch ganz slowmoodmäßig im schwankenden Schwung des Einerseits-Andererseits, motorisch wie mental, bedächtig einen Fuß vor den anderen setzt, um im Gleichgewicht der Wahrheit anzukommen. Und wie schön, wenn es dann heißt: Sie haben Ihr Ziel erreicht!
Wilder Westen — braves Mästen: Neue Studie der Sam-Hawkens-Universität
Karl Lagerfeld hatte Glück. Die Ära der Maskenfashion musste er nicht mehr miterleben. Mit einem Satz ist der Sohn eines Düsseldorfer Kondensmilchmagnaten — welch Schicksal, Beileid nachträglich aus ganz Krähwinkel ... ! — besonders in Erinnerung geblieben: Wer Jogginghosen trägt, hat die Kontrolle über sein Leben verloren — und damit hat er die Gegenwart doch fast prophetisch vorweg genommen. So dachte ich neulich in der Jeansabteilung eines City-Kaufhauses. Elastan heißt das Zauberwort! 1 Prozent macht dehnbar, bei 2 Prozent wird das Gewebe zur windelweichen zweiten Haut. Denim, echter, klassischer Jeansstoff also, war gestern — im ganzen Laden keine einzige Hose, die sich nicht wie Gummi auseinanderzog. Man merkt nicht mal mehr, wenn man zunimmt — wie praktisch!
Welche Welt geht da mit dem Abschied von Good-old-Wildwestromantik in robustem, widerstandsfähigem Lewis-Gewebe unter, das dem Mann den richtigen Halt beim Holzhacken für den Blackout gab und die Frau beim Fleischeinkauf sicher im SUV-Sattel hielt. Heute sind die Leute mit Gummihosen zu kriegen. Mit Babypants wanken sie durch die Welt und wie haben sie die Kontrolle über ihr Leben verloren!
Für Lagerfeld bestand der Sinn des Lebens darin, Größe 42 zu behalten. Immerhin noch eine Spur von Anspruch, wenn man so per Anhalter durchs Dasein driftet — nicht so der Hitchhiker von 2022. Und wie das Elastan sich schmeichelnd um die Bäuche schmiegt, so auch Big Tech und Big Pharma — alles ganz kuschelig am Anfang, nur dann wird die Schlinge angezogen ...
Schlimm nur: Wie eine Krähwinkel exklusiv vorliegende Studie der Sam-Hawkens-Universität nun zeigt, wandert das Elastan durch die Haut in die Organe bis ins Hirn! 1 Prozent Gummi an den Synapsen führt zu rückhaltlosem Mitläufertum. 2 Prozent bringen gar gänzlich wirbellose Weichtiere hervor, die dem Coronakult willfährig sabbernd huldigen.
Finster ists im besten Deutschland aller Zeiten. Und wie man in Krähwinkel zu sagen pflegt: Ich irre mich nie, wenn ich mich nicht irre!
Krise in Krähwinkel
Es ist Krise in Krähwinkel. Zugegeben, man mag es als Luxusleiden abtun, wenn sich ein Feingeist der Formulierungen am Trommelfeuer der Alliterationsartillerie im umliegenden Blätterwald stört, doch wenn mit dem Anfangsreim — bekanntlich die Lyrik des kleinen Mannes — Politpropaganda in die Köpfe der Menschen gehämmert wird, gilt für jeden Poeten die Parole: Stopp dem Stumpfsinn dieser Medienmaschine!
Fridays for Future, Coronakrise, Bilder aus Bergamo, Build back better, der Wertewesten, der Ukrainekrieg, Frieren für den Frieden und nun auch noch der Wutwinter — ohne Alliteration geht keine Nachricht mehr über den Sender.
Und dazu kommt noch die skandalöse, bisher viel zu wenig thematisierte G-technische Veränderung der Gesellschaft in den vergangenen zwei Jahren: G-testet, G-impft, G-nesen anstatt — die Älteren werden sich vielleicht erinnern — einfach: Geeeeeesund!
Regenbogengleich umspannt wird diese, blasse Buchstabensuppe, diese spröde Sprachverblödung von der nicht nur lautmalerisch, sondern auch inhaltlich hoch explosiven Dreifachalliteration mit Extratusch zum Abschluss, dem Euphemismus der durch und durch antidemokratischen Public Privat Partnerschip.
Hinfort damit, tief hinein in den Mülleimer der G-schichte! Soll das basalste aller rhetorischen Mittel wieder dort sein Unwesen treiben, wo es hingehört: bei Boris Becker, Benjamin Blümchen und Banalena Baerbock!
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