Brigadegeneral Dr. Erich Vad war von 2006 bis 2013 militärischer Berater der Bundeskanzlerin und arbeitete im Bundeskanzleramt als eine Art Schnittstelle zwischen Militär und Politik.
Erich Vad gehört zu den wenigen hochrangigen Militärexperten, die — wie auch der frühere Generalinspekteur der Bundeswehr Harald Kujat — sich offen gegen den Geist der sogenannten Zeitenwende aussprechen. Jene Zeitenwende, die Bundeskanzler Olaf Scholz unmittelbar nach dem Angriff Russlands auf die Ukraine verkündet hat, und die seitdem Europa, wenn nicht die ganze Welt an den Rand einer enormen militärischen Eskalation führt.
Vad macht in seinem Buch deutlich, dass die Atommacht Russland nicht zu besiegen ist. Das haben führende amerikanische Militärs und Thinktanks bereits vor fast zwei Jahren festgestellt. Insofern können nur Verhandlungen diesen Konflikt beenden oder wenigstens „einfrieren“.
Er verweist darauf, dass Russland durchaus verhandelbare Gründe für seine „militärische Spezialoperation“ hat. Es geht mitnichten um imperiale russische Interessen, wie der Westen und seine Medien pausenlos behaupten, sondern es geht um die militärische Sicherheit Russlands, die die NATO nicht mehr zu respektieren scheint.
Erich Vad lässt keinen Zweifel daran, dass es bei diesem Krieg um einen Stellvertreterkrieg zwischen den USA und Russland geht. Dabei spielen auch die geopolitischen Machtinteressen der Vereinigten Staaten gegenüber China eine erhebliche Rolle. So wie es aussieht, scheinen die USA bereit, das chinesische Großmachtstreben mit militärischen Mitteln auszubremsen.
In Vads Analyse ist außer der Ukraine vor allem Europa der Verlierer in diesem Konflikt. Stattdessen müsste Europa seine eigenen Interessen erkennen und in die Hand nehmen. Dazu gehörte besonders, dass Europa sich von den amerikanischen Großmachtinteressen löst und eine eigene Verteidigungspolitik formuliert.
In der momentanen Verfassung ist Europa verteidigungspolitisch vollkommen von den USA abhängig. Im kriegerischen Ernstfall stünde Deutschland so gut wie wehrlos da.
Wegen seiner kritischen Überlegungen wurde Erich Vad von Anfang an in den Medien als „Putinversteher“ oder „Botschafter des Kremls“ angefeindet. Wer im Moment von einer Verhandlungslösung auch nur vorsichtig zu sprechen wagt, riskiert die Verbannung aus der Öffentlichkeit, wenn nicht Schlimmeres. Unsere Zeitenwende-Krieger bleiben lieber unter sich. So fragt niemand, welchem Zweck denn der sichere Untergang der Ukraine dienen könnte.
MANOVA im Gespräch: „Letzte Ausfahrt Verhandlungen“ (Erich Vad und Walter van Rossum)
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