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Hochskalieren im Moment des Abflauens

Hochskalieren im Moment des Abflauens

Die Veröffentlichung der RKI-Protokolle von Mitte März 2020 zeigt: Damals wuchs nicht die tatsächliche Gefahr — nur die Entschlossenheit der Politik, Panik zu schüren.

Außerdem teilt das RKI mit, dass in nur 1,6 Prozent der untersuchten Fälle „SARS-CoV-2 identifiziert“ (3) worden sei. Es war also schon im März 2020 erwiesen, dass das „Hochskalieren“ der Risikobewertung in dem Moment vollzogen wurde, als die Atemwegserkrankungen abflauten und es im Vergleich zu den drei Vorjahren weniger Atemwegserkrankungen gab. Die Bedrohung wurde lediglich durch die nicht für Diagnosezwecke zugelassenen Corona-Testkits und das damit forcierte Testgeschehen konstruiert.

Verlauf der akuten Atemwegserkrankungen mit Fieber (ILI) bis KW 2020/12 (14. bis 20. März 2020) laut RKI — In der Abbildung ist die Gesamt-ILI-Rate im Vergleich zu den Vorjahren dargestellt.


Den Startschuss für die Corona-Operation gab am 11. März 2020 die Weltgesundheitsorganisation WHO mit dem Ausrufen der „Pandemie“. Im RKI-Protokoll vom 12. März 2020 (4) heißt es demgemäß unter Top 3 (Aktuelle Risikobewertung):

„Die Risikobewertung wurde durch die Information, dass die WHO eine Pandemie erklärt hat, ergänzt. Die angepasste Risikobewertung wird online gestellt. Finanziell, praktisch etc. ändert sich nichts. Es gibt allerdings internationale Fonds (z. B. für pandemic preparedness), die dadurch mobilisiert werden. ToDo: Bitte Dokumente bei Bedarf anpassen, sodass nun ‚pandemische Welle/Pandemie‘ anstatt Ausbruch oder Epidemie steht.“

Ausschnitt aus dem RKI-Protokoll vom 12. März 2020


Das Protokoll vom 16. März 2020 (5) enthält dann die entlarvende Passage — wieder unter Top 3 (Aktuelle Risikobewertung):

„Am WE (Wochenende 14./15. März 2020) wurde eine neue Risikobewertung vorbereitet. Es soll diese Woche hochskaliert werden. Die Risikobewertung wird veröffentlicht, sobald (schwarzer Balken) ein Signal dafür gibt.“

Ausschnitt aus dem RKI-Protokoll vom 16. März 2020


In der PDF-Datei des Protokolls erscheint zwar ein schwarzer Balken, dahinter verbergen sich aber die beiden Zeichen „Po“ — sie werden beim Kopieren in eine Textdatei sichtbar. Dieses Kürzel findet sich in dem Protokoll mehrfach. Es sind folgende Sätze, in denen „Po“ eine Rolle spielt:

  • Es soll diese Woche hochskaliert werden. Die Risikobewertung wird veröffentlicht, sobald Po ein Signal dafür gibt.
  • Po analysiert, welche Maßnahmen von Deutschland bereits durchgeführt werden.
  • Po bespricht mit ii wie die Einbindung weiterer Wissenschaftseinrichtungen sowie die Abrechnung der Test et cetera gelingen kann.
  • Po hat angeboten, dass das RKI regelmäßige Webinare mit OGD veranstalten kann (immer mittwochs 14 bis 15 Uhr).
  • Po wird sich morgen mit den Personen, die sich damit im Bundesministerium des Innern (BMI) beschäftigen, zum Austausch treffen.
  • Eine E-Mail soll an das LZ BMG (in cc: Po geschickt werden, mit Bitte, BMEL diesbezüglich zu kontaktieren.

Laut einer RKI-Mitteilung vom 27. März 2024, die der Multipolar-Redaktion zuging, verbirgt sich hinter der Schwärzung der Name eines Mitarbeiters. Demnach ist „Po“ Mitarbeiter des RKI. Ob „Po“ nur ein — letztes — Glied in einer (Anweisungs-)Kette ist, bleibt ungeklärt. Paul Schreyer hatte am 18. März 2024 bei Multipolar geschrieben:

„Die im März 2020 verkündete Verschärfung der Risikobewertung von ‚mäßig‘ auf ‚hoch‘ — Grundlage sämtlicher Lockdown-Maßnahmen und Gerichtsurteile dazu — gründete, anders als bislang behauptet, nicht auf einer fachlichen Einschätzung des RKI, sondern auf der politischen Anweisung eines externen Akteurs — dessen Name in den Protokollen geschwärzt ist“ (6).

Ausschnitt aus dem RKI-Protokoll vom 17. März 2020


Im Protokoll vom 17. März 2020 (7) heißt es dann unter Top 3 (Aktuelle Risikobewertung):

„In dem heutigen Pressebriefing hat (schwarzer Balken — dahinter verbirgt sich EN) über die geänderte Risikoeinschätzung informiert. Durch den starken Anstieg der Fallzahlen wird die Gesundheitsgefahr für die Bevölkerung jetzt als ‚hoch‘ eingestuft.“

Dass die Steigerung der sogenannten Fallzahlen — also der mittels der nicht für Diagnosezwecke geeigneten Testkits (8) herbeigeführten positiven Tests — fast ausschließlich daraus resultiert, dass mehr Tests durchgeführt worden sind, wird unterschlagen (9). Im Grunde kam die Hochskalierung zu spät, denn die Lockdown-Maßnahmen waren schon beschlossen, angekündigt und teils bereits umgesetzt (10).

Ab Mitte März 2020 wird die Corona-Operation für die gesamte Bevölkerung spürbar. Es beginnen die Lockdown-Maßnahmen: Gastronomische Betriebe und Geschäfte, ausgenommen Lebensmittelgeschäfte, werden geschlossen, die Bevölkerung wird aufgefordert, ihre Wohnung möglichst nicht zu verlassen, Spielplatznutzung wird untersagt.


Redaktionelle Anmerkung: Dieser Beitrag erschien zuerst unter dem Titel „Hochskalieren im Moment des Abflauens“ am 17. April 2024 in der Neuen Rheinischen Zeitung.


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Quellen und Anmerkungen:

(1) „Es soll hochskaliert werden“, Paul Schreyer am 18. März 2024, https://multipolar-magazin.de/artikel/rki-protokolle-1. Mehr als tausend Passagen geschwärzt: Multipolar veröffentlicht freigeklagte RKI-Protokolle im Original, Multipolar-Redaktion am 20. März 2024, https://multipolar-magazin.de/artikel/rki-protokolle-2
(2) Grafik über den Verlauf der akuten Atemwegserkrankungen mit Fieber (ILI) bis KW 2020/12 entnommen dem RKI-Grippe-Web sowie dem Influenza-Wochenbericht des RKI
https://influenza.rki.de/Wochenberichte/2019_2020/2020-12.pdf
(3) Zusammenfassung der Woche 12/2020 im Grippe-Web des RKI:
„Seit der 10. KW ist die Gesamt-ILI-Rate kontinuierlich gesunken. Der aktuelle Wert von 0,6 Prozent ist im Vergleich mit den drei Vorsaisons (Saison 2016/2017: 1,4 Prozent; 2017/2018: 1,5 Prozent; 2018/19: 1,4 Prozent) der niedrigste in der jeweils 12. KW. (…) In der 12. KW ist in drei von 193 untersuchten Sentinelproben (1,6 Prozent) SARS-CoV-2 identifiziert worden.” Vom RKI veröffentlicht in der Woche ab dem 20. März 2020 auf der Website https://grippeweb.rki.de/
(4) RKI-Protokoll von Donnerstag, 12. März 2020, 11:00 Uhr, 076_Ergebnisprotokoll_Krisenstabssitzung_2020-03-12.pdf
https://my.hidrive.com/share/2-hpbu3.3u
(5) RKI-Protokoll von Montag, 16. März 2020, 13:00 Uhr
080_Ergebnisprotokoll_Krisenstabssitzung_2020-03-16.pdf
https://my.hidrive.com/share/2-hpbu3.3u
(6) „Es soll hochskaliert werden“, Paul Schreyer am 18. März 2024
https://multipolar-magazin.de/artikel/rki-protokolle-1
(7) RKI-Protokoll von Dienstag, 17. März 2020, 11:00 Uhr
082_Ergebnisprotokoll_Krisenstabssitzung_2020-03-17.pdf
https://my.hidrive.com/share/2-hpbu3.3u
(8) Produktinformation des Coronavirus-Testkit-Herstellers Creative-Diagnostics: „Dieses Produkt ist nur für Forschungszwecke und nicht für den diagnostischen Gebrauch bestimmt.”
(9) Tabelle aus „Täglicher Lagebericht des RKI zur Coronavirus-Krankheit 2019 (COVID-19)” vom 26. März 2020

Da sich die Anzahl der Tests in KW 12 gegenüber KW 11 ca. verdreifacht, verdreifachen sich auch die „Fallzahlen”.
https://www.rki.de/DE/Content/InfAZ/N/Neuartiges_Coronavirus/Situationsberichte/2020-03-26-de.pdf?__blob=publicationFile
(10) Landesregierung beschließt weitere Maßnahmen zur Eindämmung der Coronavirus-Pandemie.
Pressemitteilung der Landesregierung NRW am 15. März 2020:
In einer Kabinettsitzung hat die Landesregierung Nordrhein-Westfalen am Sonntag, 15. März 2020, weitere Maßnahmen zur Eindämmung der Coronavirus-Pandemie beschlossen. Noch am Sonntag sollen durch Erlass des Ministeriums für Arbeit, Gesundheit und Soziales nahezu alle Freizeit-, Sport-, Unterhaltungs- und Bildungsangebote im Land eingestellt werden. So müssen bereits ab Montag alle sogenannten Amüsierbetriebe wie zum Beispiel Bars, Clubs, Diskotheken, Spielhallen, Theater, Kinos, Museen schließen. Eine gleiche Regelung ergeht für Prostitutionsbetriebe. Ab Dienstag ist dann auch der Betrieb von Fitness-Studios, Schwimm- und Spaßbädern sowie Saunen untersagt. Ebenso ab Dienstag sind Zusammenkünfte in Sportvereinen und sonstigen Sport- und Freizeiteinrichtungen sowie die Wahrnehmung von Angeboten in Volkshochschulen, Musikschulen und sonstigen öffentlichen und privaten Bildungseinrichtungen im außerschulischen Bereich nicht mehr gestattet. (…) Bibliotheken, Restaurants, Gaststätten und Hotels sollen in ihrem Betrieb an strenge Auflagen gebunden werden.
https://www.land.nrw/pressemitteilung/landesregierung-beschliesst-weitere-massnahmen-zur-eindaemmung-der-corona-virus

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