Natürlich spielt das strafbewehrte Verbot der Leugnung von NS-Verbrechen eine zentrale Rolle in diesem Zusammenhang. Aber woher kommt diese Gesetzesnorm? Wie ist sie im Kontext des Berichts der Kommission von Elie Wiesel zu verstehen? Der spätere Friedensnobelpreisträger und Überlebende von Auschwitz hat 1979 mit einer Kommission, der zahlreiche weitere Überlebende angehörten, in einem Bericht an US-Präsident Jimmy Carter Empfehlungen für angemessenes Gedenken an den Holocaust formuliert. In diesen wird explizit von der Möglichkeit einer Wiederholung gesprochen und dass gerade die Überlebenden das Recht und die Pflicht hätten, solche Warnungen auszusprechen. Kann vor diesem Hintergrund das filmische Projekt von Vera Sharav grundsätzlich als unangemessen abgetan werden, bevor es gesehen wurde? So fragt Uwe Alschner.
Christian Schubert bringt in diese Debatte das Phänomen der selbstähnlichen Muster, Fraktale, ein. Diese sind in der Psychologie bekannt und möglicherweise auch in der Geschichte dann vorstellbar, wenn Ereignisse nicht aufgearbeitet werden. Was an der Katastrophe, die zum Holocaust führte, nicht aufgearbeitet worden ist, bildet einen zentralen roten Faden in der Dokumentation von Vera Sharav. Neben diversen Kontinuitäten auf der Ebene von dynastischen Familienstrukturen und Konzernsystemen geht es in der Diskussion auch um die Kontinuitäten auf der Ebene der Eugenik, des Transhumanismus und der vierten industriellen Revolution des World Economic Forum.
Friederike de Bruin im Gespräch mit Christian Schubert und Uwe Alschner
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