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Harte Begriffe und Harmonie

Harte Begriffe und Harmonie

Am letzten Juli-Wochenende fand die inspirierende Rubikon-Autorenkonferenz statt.

Ich berichte euch von einer Konferenz, Kinder. An dieser Konferenz trafen sich jene, die finden, es sei in den vergangenen zwei Jahren nicht mit rechten Dingen zu- und hergegangen. Oder aber mit äußerst rechten, nämlich totalitären, die sich nur allzu leicht und zum nicht geringen Schreck nicht weniger auch und zunehmend vor allem als linke Dinge zeigten.

An einer solchen Konferenz, so wäre zu erwarten, kommt es zu einer gewissen Einheitlichkeit, die man gerne auch als Harmonie ausweist, weil die, die das Gefühl haben, es sei mit rechten Dingen zugegangen, an der Konferenz ja nicht dabei sind. Und in der Tat, so kann ich euch berichten, waren auch alle überaus glücklich und zufrieden, weil es ja eben so harmonisch war und gegen eine Harmonie anreden, Kinder, das wäre nun gar unsinnig, sehen sich die, die sich wehren, wenn etwas nicht mit rechten Dingen zu- und hergeht, doch alsbald Maßnahmen gegenüber, die äußerst rechts und links und im Grunde aber totalitär sind und aus der mittigsten Mitte kommen.

Von solchen Maßnahmen sich zu erholen, mittels einiger Stunden in Harmonie, das ist nicht nur ein Glück, sondern vielmehr notwendig, damit die Kraft, gegen diese Maßnahmen anzugehen, nicht nur nicht schwindet, sondern neuen Auftrieb bekommt.

Gerade ich, Kinder, wäre der letzte, der eine solche heilende Harmonie und ein mit ihr verknüpfter Auftrieb nicht gebrauchen könnte. Und damit, liebe Kinder, wäre der Bericht zu beenden und zu sagen, diese Konferenz hätte es gegeben und sie sei harmonisch gewesen und ein Ort des Austretens und also der Utopie.

Wem gehören die Töne? Wem die Worte?
Mag sein die Frage scheint unbedeutend
Oder eine von der unbequemen Sorte
Ich find’ das aber wichtig
Und hielt es daher für richtig
Unlängst die Lizenz
Zum Fragen käuflich zu erwerben
Jetzt hab ich endlich alle
Fehlt nur noch die zum Sterben
Hab die zum Atmen, zum Sprechen
Zum Schlafen, zum Essen
Zum Lieben, zum Wählen
Zum Töten, zum Stehlen
Zum Wohnen, zum Bauen
Zum andere Verhauen
Zum Küssen, zum Beißen
Zum Pissen, zum Scheißen

(Passage aus dem „Lied für die Armen“, 2009)

Nun, liebe Kinder, weil ich diese Konferenz, Utopie hin oder her, nicht nur als einzelnes Ereignis sehe, sondern als Geschehen, das sich wiederholt an anderen Orten, mit anderen Menschen, die ebenso gesehen haben, dass es nicht mit rechten Dingen zu- und hergegangen ist und geht, versuche ich den Bericht genauer zu halten und dabei kommt heraus:

Ja, es war harmonisch und dann doch zu harmonisch nicht. Das ist eine gute Nachricht, vor allem für all jene unter euch, die fürchten, dass Widerstandskraft nicht durch das Fehlen von Harmonie, sondern vielmehr durch ein Zuviel davon erlahmen könnte.

Zum ersten: Diese Konferenz war nicht die erste zu Coronazeiten, es war die dritte. Und alle waren sehr harmonisch und friedvoll und doch unterschiedlich. Im Jahre 2020 war es die Wucht der Ereignisse, welche zusammenschweißte. Ein Jahr später auf der gleichen Konferenz aber war es die Bewusstwerdung der Bedrohung, die zu einer bemerkenswerten Mischung aus Reflexion und Mediation führte, worin man sich wiederfand. Die jüngste Ausgabe der Konferenz, Kinder, von der ich nun eben berichte, hatte abermals einen eigenen Charakter. Sie oszillierte zwischen dem Verlangen nach Erreichbarkeit einerseits und Auswandern, Abhauen, Flucht. Die Harmonie und die ihr eigene Heilwirkung waren in sich also stets gänzlich anders aufgeladen. Das aber allein macht sie — über die Jahre genommen — schon einmal different, vielschichtig, stark.

Wem gehören die Töne? Wem die Worte?
Wem die Dinge, wem die Undinge
Wem das Wasser, die Zeit, wem das Öl
Wem die Orte?
Wem gehört der Tod und wem das Leben?
Und wer darf oder muss
Wem wie viel wovon abgeben?

Keine Sorge, ich beschwer‘ mich ja nicht
Denn Armut is‘ sexy
Und Not macht erfinderisch
Im Gegenteil ich bin ganz erleichtert
Weil ich jetzt endlich weiß
Wie man sich bereichert

Neulich hängte ich ‘n Schild
An meinen Heimatplanet
Auf dem für alle lesbar geschrieben steht:
Meins! (siehe AGB)
Doch, oh Schreck
Um die Ecke hing schon eins
Deines?
Ach egal, ich nenn deins, deins, deins, deins, deins und deins illegal
Und kleb vorsichtshalber auch noch eins an Milchstraße und All
Genial!

Mir gehören jetzt alle Töne
Und auch alle Worte
Mir gehören die Gene, die Ideen, die Luft, das Wasser, die Zeit und alle alle Orte!
Mir gehört die Welt mitsamt dem Rest
Und damit ihr’s nicht vergesst zahlt ihr jetzt alle mir dafür:
Eine Nutzungsbegühr!
Ja, ich bin dafür
Ihr zahlt ‘ne Nutzungsgebühr
Dafür

Doch dieses Lied
War ja ein Lied für die Armen
Trotz steigender Preise
Wird euch mit ihm gemütlich warm
Ihr kriegt es geschenkt
Ganz ohne GEMA
Ohne Lizenz und Vertrag
Schön wie Soma
Mit Freuden bereich‘re ich euer Koma
Durch diesen Gnadenakt
Der euch — wärt ihr auch nackt
Bis auf‘s BGE — in dem Glauben lässt
Es tät erträglich weh

Bleibt schließlich noch zu sagen
Bei Beschwerden oder Klagen
Halt ich‘s wie große Großkonzerne und elitäre Genossen
HA HA HA HA
HA HA HA HA
HA HA HA HA
Haftung ausgeschlossen

(Endpassage aus dem „Lied für die Armen“, 2009)

Doch das Harmonische hob sich — dialektisch gewissermaßen — auch an dieser einen Konferenz selbst auf, und das ist die zweite gute Botschaft im Konkreten: Es waren — das ist so üblich an Konferenzen und Tagungen, Kinder — Vorträge und Referate eingestreut, die äußert strukturiert waren. Verstandeslastig. Und bei denen die, die vortrugen, stets immer dafür schauten, dass die Wörter, die sie gebrauchten, auch bestimmt waren. Klar umrissen. Definiert. Es wussten also alle, was gemeint war, wenn dieser oder jener Begriff Verwendung fand. Allein eine solche Begriffs- und also Verstandesarbeit aber, Kinder, gründet nicht auf Schweben und Schwelgen, sondern setzt Reibung voraus, Abgrenzung, Denkschärfe. Ist einfach so. Anders sind die klaren Begriffe, die eine präzise und daher am Ende demokratische Diskussion und Teilhabe erst ermöglichen, nicht zu haben.

Nun, es gibt und gab wohl Menschen, die haben einfach ein gutes Gespür und die spürten, dass es nicht mit rechten Dingen zu- und hergeht und ging bei dieser mit Pandemie angeschriebenen Operation und darüber hinaus auch beim großen blau-gelben Freiheitskampf.

Meine Mutter zählt zu diesen Menschen, liebe Kinder. Sie kann nicht sagen, was nicht stimmt, aber sie weiß, es stimmt nicht. Aber bei all denen, die das nicht spüren, kann Verstandesarbeit Hilfe leisten. Und da wären klar umrissene Begriffe eine erste Voraussetzung für das Begreifen. Denn: Was da in den beiden Jahren abging, spätestens, so ist man geneigt zu ergänzen, und was weiterhin abgeht, beruht auf dem konsequenten Ausschluss von klaren Begriffen. Es ist die Begriffs- und Verstandesauflösung, die herbeiführte, was sich bei genauerem Beschau als Grundlage des ganzen Theaters zeigt.

Diese Verstandesarbeitsvorträge aber, so die gute Botschaft, gab es eben auch auf der Konferenz, von der ich berichte. Und das lässt für den Fortgang der Dinge hoffen, rechnet man diese eine Konferenz hoch auf viele andere Orte, wo sich jene Menschen treffen, bei denen die Erzählung aus der schönen neuen Welt bislang nicht den angepeilten Totaldusel zu erwirken vermochte.

Ab und zu durchbricht ein Mensch
Den faden Einheitsbrei
Bringt ein Heute in die gesternschwere Welt
Jedes Mal zu kurz
Und für ein Morgen reicht‘s nie aus
Und die Einsamkeit dann hinterher
Wieder doppelt schwer

Regentropfen fallen allenthalben auf zig Erden
Um sich zu verwandeln, wieder eins zu werden
Scheinbar unberührt, ungerührt und unbeirrt
Von Allem was da war, was so ist und was noch wird

Ab und zu wirkt dieser Gleichmut auf mich
Wie ein großer Trost
Ab und zu brutal erbarmungslos
Alle Hoffnung, alles Leiden,
Alle Freuden, alle Sorgen
Eingebettet, wohlgeborgen
Im steten Wandel der Zeit

(Endpassage aus dem Lied: „Regentropfen“, 2008)

Die dritte gute Botschaft im Konkreten: Es gab mitunter Ansichten, abends an Tischen, die voneinander abwichen. Weil ich zufällig an einem solchen Tisch saß, kann ich euch sagen, dass einige auf die Erreichbarkeit achten und scharfe Begriffe wie „Staatsterror“ oder „Faschismus“ besser vermieden haben wollen, zumal ein Begriff wie „Faschismus“ am Ende nur Ideologie sei.

Andere dagegen setzten präzise harte Begriffe eben über Erreichbarkeit und fragten, ob es bei der Begriffszurückweisung in der Tat, wie vorgegeben, um die Erreichbarkeit in der Sache oder nicht doch eher um diejenige der Person ginge, was übrigens ja verständlich wäre, da ja dieses Grundbedürfnis nach Harmonie besteht, das am Ende nicht nur auf Konferenzen, sondern auch im Leben selbst gerne sich befriedigt sieht. Weiter wurde, die Erreichbarkeit vor Augen, bezweifelt, dass Begriffe wie „Faschismus“ und dergleichen Opfern von totalitären Regimen zu früheren Zeiten jemals etwas gebracht hätten. In der Tat seien solche Zuweisungen lediglich ideologische Handlungen, die nicht weiterführten.

Solche Divergenzen wurden noch größer, Kinder, indem gesagt wurde, es wäre zu prüfen, ob es die Heftigkeit der Maßnahmen gewesen sei, welche die harten Begriffe hervorgebracht hat, oder ob nicht vielmehr umgekehrt die eben zu harten Begriffe erst die Maßnahmen. Tatsächlich, auch solches wurde gedacht und vorgebracht. Das aber, beispielhaft, zeigt wahrlich, dass an solchen Konferenzen von Gleichgesinnten das Meinungsspektrum groß und weit ist und durchaus nicht alle das Gleiche denken, bei aller Harmonie. Und das ist eben eine gute Botschaft. Und leicht ist es ja auch gar nicht zu entscheiden, ob man eine richtige, aber zu scharfe Botschaft glätten sollte, weil Schärfe und Richtigkeit auf kein Verständnis träfen und also gewissermaßen verpuffen müssten oder ob diese Glättung nicht schon immer dem den Weg ebne, wogegen man sich im Grunde wendet.

Diese Maßnahmen
Haben mir mein Kind genommen
Gehorsam ist
Unser Glück zerronnen

Alles verboten
Was Leben ausmacht
Überall Panik
Finster die Nacht

Und kein Licht
Kein Licht, kein Licht
Keine Hoffnung
Kein Ende in Sicht

Bis es bricht
Zerbricht, zerbricht
Unser geliebtes Gesicht

Kleine Seele fliegt weiter
Bloß weit, weit, weit von hier fort
Bloß fort von diesem grausam kalten
Und schrecklich hygienischen Ort

Wo unser Atem uns nicht mehr verbinden darf
Wo Berührung sehr selten und Blicke sehr scharf
Wo Umarmung verboten und Lachen versteckt
Wo Verrat immer lauert und Lüge erschreckt
Wo Singen ein Verbrechen und Teilen verpönt
Wo Nachfrager täglich verlacht und verhöhnt
Wo überall Schuld und Strafe droht
Wo ein Niesen sie weckt
Die Angst vor dem Tod
Wo sogar Freundschaft wird zur Qual
Denn selbst die gibt es nur noch digital
Wo ein Thema nur gilt, gefühlt seit Urzeiten
Wo unerreichbar fern, die Freuden der weiten Welt
Die furchtbar eng geworden
Wo keine Menschen mehr sind
Nur maskierte Horden
Wo ein Zögern, ein Zweifeln, ein Sehnen, ein Missen
Den Sünder verrät, der noch fühlt sein Gewissen
Wo nichts mehr leicht und alles schwer
Wo Lebendigkeit stört und zwar sehr
Wo jeder allein, kontrolliert und bewacht
Auf Anweisung wartet von höherer Macht

Zu viel
Viel, viel zuviel
War‘s für Dich
Wer nimmt in Zeiten wie diesen
Darauf schon Rücksicht?

Diese Maßnahmen
Haben mir mein Kind genommen
Gehorsam ist
Unser Glück zerronnen

So stehe ich allein
Und verwaist nun hier
Und schweige nicht
Denn das schulde ich Dir

(„Mein Kind“, 2022, vgl. 1)

Ihr fragt euch nun vielleicht, ob es etwas gäbe, was zwischen Erreichbarkeit und Flucht, zwischen den totalitären Maßnahmen als Grund für die harten Begriffe und den zu harten Begriffen als Grund für die totalitären Maßnahmen vermitteln könnte, etwas, das überhaupt vermitteln könnte zwischen allem, und ich sage es euch: Ja, das gibt es und es tauchte auch immer wieder auf während der Konferenz, von der ich berichte. Die Spiritualität nämlich.

Spiritualität als offenes Konzept: Das kann die Flucht sein, aber auch die Verschmelzung mit jenen, welche die harten Begriffe nicht mögen und stattdessen lieber vom Menschen und vom Leben reden und davon, bei sich anzufangen — wogegen übrigens noch keine Macht zu keiner Zeit irgendetwas einzuwenden hatte, vor allem dann nicht, wenn auch alles Weitere nicht wirklich fortkommt von diesem Anfang bei „sich selbst“.

Nun werdet ihr euch aber weiter fragen, ob der Sandmann das ernst meine mit dieser Spiritualität und ob genau diese Spiritualität nicht schon allein als Begriff zwangsläufig unscharf bleiben müsse, weich, blass, ja sogar das Ende des Widerstands?

Da aber kann ich nur beipflichten: Als Begriff bleibt Spiritualität schwächlich und gewissermaßen krank über die Zeit. Als körperliches, als mentales Tun aber, Begriffe bewusst verlassend, wird Spiritualität zur Quelle, die Stärke reicht, Stärke, präzise Begriffe zu setzen, Macht zu entlarven und Maßnahmen standzuhalten. Und das freut die Macht dann naturgemäß weniger. Am stärksten aber wirkt sie, wenn sie aufgeladen und pulsend in die Sprache zurückfindet, in Begriffe, in Worte. Das sind dann aber keine Reden, keine Vorträge, keine Predigten, kein Talk. Spiritualität ist dann Poesie. Und das war — ich rede von mir — der Höhepunkt der Konferenz: der Augenblick, als das stattfand, mit Stimme und Gitarre.

Einige haben ihn verpasst. Die Texte, Kinder, die in diesen Bericht eingebettet sind, geben eine Ahnung davon.

Wer die Wahrheit sucht
Ist verflucht gefährlich
Bin ich lieber ehrlich
Oder lieber angepasst?
Wate ich durch den Morast
Oder warte ich auf den Retter
Und hält unsre Freundschaft dies Gewicht
Manchmal knirscht es so laut
Und dann schweigt es so lange so still
Dass ich glaub, dass sie auch daran zerbricht.

Wann hört der Wahnsinn endlich auf?
Wann ist der Scheiß endlich vorbei?
Wann machst du endlich nicht mehr mit?
Dann wären wir etwas früher frei
Wann fragst du endlich wirklich nach,
Und schluckst nicht dauernd diese Lügen?
Wann bist du endlich nicht mehr brav,
Und hörst auf, dich so zu fügen?

Denn wir sind alle frei und gleich an Würde geboren
Und wer glaubt, er dürfe herrschen
Der beginnt besser nochmal ganz von vorn.

Ey man, das Leben is n Kreis
Und keine Pyramide
Das geht an all die Psychopathen
Los, schmelzt in Liebe
Ich weiß, ihr fürchtet dies Gefühl
Und stellt euch daher lieber taub
Doch unser Ursprung, unser Ziel
Eint die Sterne und den Staub
Und zu Staub werdet ihr auch.

Da hilft auch kein Transhumanismus
Da hilft auch keine Cloud
Und kein globaler Faschismus
Da hilft keine KI
Und kein digitales Geld
Da hilft kein grüner Pass
Und keine Einheitsregierung der Welt.

Wir werden alle mal sterben
Drum will ich jetzt lebendig sein
Ich will die Welt umarmen
Und mich an diesem herrlichen, kostbaren, heiligen Leben erfreuen
Ich will die freien Gesichter der Kinder sehen
Wenn sie lachen
Und ja, auch wenns pathetisch klingt, ich will
Das große Erwachen.

Wir werden alle mal sterben
Drum will ich jetzt lebendig sein
Ich will die Welt umarmen
Und mich an diesem unendlichen Leben erfreuen
Ich will die freien Gesichter der Kinder sehen
Wenn sie lachen
Und ja, auch wenns pathetisch klingt, ich will
Ich will das große Erwachen.

Adler und Kondor fliegen wieder Seit an Seit
Und der Himmel ist so blau
Und die Erde ist so weit.

Es könnte schön sein
Wenn wir uns ein Herz fassen
Es wird so schön sein

(„Erwachen“, 2021)

Ja, Kinder, bei aller Harmonie oder gerade bei sehr viel Harmonie stellt sich Menschen, die vom Begriff nicht wegkommen, die Frage, ob nicht plötzlich die Harmonie so weit ginge, dass sie wieder harmonisch würde mit dem, was nicht mit rechten Dingen zuginge oder vielmehr mit äußerst rechten und linken und also mittig-monströs-totalitären? Spiritualität als Methode, nicht als Inhalt, schließt das aus und findet sich als Poesie bereit zum Begriff.

Ich komme zum Ende: Ein letzter Vortrag an der Konferenz. Der Mensch sei als kosmisch-unendliches, spirituelles Wesen angelegt. Und er drohe gleichzeitig banalisiert zu werden. Zum Apparat gebeugt, digital, zum Code (2). Nun aber fragt ihr, Kinder: Ist diese Apparatewerdung, die der kosmischen Anlage und also der Bestimmung fundamental entgegensteht, Teil der kosmischen Anlage selbst oder nicht? Ist es also seine Bestimmung, seiner Bestimmung verlustig zu gehen? Und kann das eine Bestimmung noch sein?

Kleiner Denksport zum Ende. Und wie steht es mit dem Zuviel an Widerstand — gab es solches je in Deutschland? — und — als Gegenbewegung — mit dem Hinzugehen aufs System, damit das System nicht zu hart wird? Steckt hinter allem nicht die Unhintergehbarkeit der Aussage „Ich lüge“?

Wer mit der ersten Aufgabe fertig ist, löst die zweite. Bonuspunkte im globalen Ranking. Aber keine Angst, Kinder, das ist Fiktion. In echt braucht ihr nur anzukreuzen. Multiple Choice.

Rubikon macht weiter, Kinder. Vielschichtig, vielgesichtig, unharmonisch-harmonisch, spirituell-analytisch. Mit Begriffen. Und Poesie. Und was mich betrifft: Von mir ist keine Glättung zu erwarten. Ich habe keine „Community“ und brauche keine Klickquoten.


Quellen und Anmerkungen:

Bei den hier eingebetteten Gedichten handelt es sich um Songtexte der Sängerin Isi Reicht. Der mit verwendete Text „Mein Kind“ ist im Buch „Die Armada der Irren“ von Jens Fischer Rodrian (Rubikon-Verlag) veröffentlicht. Der Song ist für Herbst als Debut-Song zum Download geplant. Die Sängerin ist derzeit medial zu hören/sehen:

Im Mitschnitt von Apolut des 2. Solidaritätskonzert für Julian Assange mit 3 Songs; auf Youtube (zum Teil mit anderen) „FREI“ und hier; auf dem Sampler BHerzt.
Kontakt: www.isimusik.de oder https://t.me/isireicht oder https://www.facebook.com/IsiReichtMusik; wer die Sängerin unterstützen möchte, sei verwiesen auf ein PAYPALKONTO für Schenkungen — wichtig, dass das im Betreff steht bei Zuwendungen. Ein Beitrag über ihre Arbeit auf Rubikon ist für später geplant.

1) Isi Reicht schreibt dazu:
Gewidmet allen Kindern, die sich seit Beginn der sogenannten Corona-Maßnahmen suizidierten oder einen Versuch hierzu unternahmen und deren Familien in ihrer Not viel zu allein gelassen wurden und immer noch werden.
Unsere Kinder sind heilig.
Tief dankbar bin ich dafür, dass meine eigenen Kinder gesund und lebendig sind.

2) In diesem Zusammenhang eine unüblich lange Fußnote qua Hinweis auf das Gespräch zwischen Ulrike Guérot, Alexander Christ und Walter van Rossum . Ulrike Guérot macht in einzelnen äußerst bedenkenwerten Passagen auf die Grundlagen des Pandemie-Narrativs beziehungsweise des zivilisatorischen Zerfalls aufmerksam.

Sie sagt, „das konnte nur passieren, weil wir in Gesellschaften sind, in denen man (...) über die Digitalisierung systematisch das eigene Fühlen abgewöhnt hat (...) wenn wir uns daran gewöhnen, uns auf die intelligente Verpackung zu verlassen, auf so eine Art Ampel, die sagt, ist der Joghurt schlecht oder nicht, dann gewöhne ich mir ab, schmecken zu müssen, ist der Joghurt verschimmelt (...) ich guck mich nicht mehr um, sondern ich gucke auf Google und Googlemap sagt, wo ich bin“, es gibt also „ganz viele Digitalisierungsprozesse, die im Grund eigentlich zum Ziel haben, eine gefühlsmäßige Selbstverortung des Menschen nicht mehr zuzulassen (...) und da liegt das Anfangsrisiko dieser Pandemie, weil nur so war es möglich, dass dies ganze Berieselung — Coronazahlen, Bilder von Bergamo — letztlich dazu geführt hat, dass die Leute nicht mehr (konkret, TS) gefühlt haben, nicht mehr geschaut haben (...) sondern — und das ist eine der Voraussetzungen für den Totalitarismus, die Hanna Arendt auch genannt hat — man schneidet das Band zwischen Bauch und Verstand durch ... in dem Moment, wo das durchgeschnitten ist, kann im Kopf alles eingefüttert werden.“

Sinngemäß weiter: Was eingefüttert wird, sind Bilder, welche von der Gefühlswirklichkeit nicht gedeckt werden, die aber ihre Wirkung entfalten, weil das Korrektiv der eigenen Anschauung systematisch gekappt wurde. So setzt sich das Narrativ der Bilder an die Stelle dieses Korrektivs qua suggestives, aber in der Tat von außen aufgesetztes Eigenempfinden — so funktioniert ein Bild, „das absolut gesetzt wird, aber eigentlich strittig gestellt gehört.“ Und zu diesem Mechanismus gehört auch dazu, dass „wir uns de facto vom Schreiben (und seiner analogen Konkretion, TS) verabschieden (...) der ZOOM-Talk ist der neue Aufsatz (...) ein Smiley ersetzt die Sprache.“ Sinngemäß: Die Analyse selbst verschiebt sich also in diesem Sinne und darin besteht der kulturelle Verfall ohne Ende. Der Verlust der Handschrift steht symptomatisch für den Verlust des haptischen Begreifens der Welt durch die Digitalisierung und die Tatsache, dass Menschen, die sich beruflich bedingt einen haptischen Zugriff bewahrt haben, sich bei diesem über „Bilder in den Kopf“ implementierten Corona-Narrativ resistenter zeigten als Intellektuelle, kann deshalb nicht überraschen.

Die hier angeführten Passagen des oben angegebenen Gesprächs finden sich von Minute 43.00 bis 46.00 und wieder ab 53.30.


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