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Gedicht des Widerstands

Gedicht des Widerstands

Rainer Maria Rilke erfand das perfekte Bild für den Zwiespalt jeder Opposition.

„Diese Menschen. Ihr borniertes Aufbegehren.
Alles, was sie tun, ist so unbedeutend. Es ist so anstrengend.“

Westworld (vierte Staffel, Episode 6, 2022)

Kein anderes Werk der Weltliteratur hat das existentielle Dilemma jeder Opposition gegen die jeweils herrschende Macht zugleich so anmutig und präzise erfasst wie Rilkes berühmtes Gedicht „Der Panther“. Rufen wir uns zunächst den epochalen Text in Erinnerung (1):

Der Panther

Im Jardin des Plantes, Paris

Sein Blick ist vom Vorübergehn der Stäbe
so müd geworden, daß er nichts mehr hält.
Ihm ist, als ob es tausend Stäbe gäbe
und hinter tausend Stäben keine Welt.

Der weiche Gang geschmeidig starker Schritte,
der sich im allerkleinsten Kreise dreht,
ist wie ein Tanz von Kraft um eine Mitte,
in der betäubt ein großer Wille steht.

Nur manchmal schiebt der Vorhang der Pupille
sich lautlos auf —. Dann geht ein Bild hinein,
geht durch der Glieder angespannte Stille —
und hört im Herzen auf zu sein.

Eindrücklich: Eine Raubkatze im Käfig, Sinn- und Stimmungsbild für die Unglücksfigur der menschlichen Existenz in ihrer Ausweglosigkeit aus äußeren Machtzwängen, die Körperbewegungen ihrer ursprünglichen Kraft und Bewegungsenergie beraubt.

Der innere Wille gelähmt, das Herz betäubt. Doch trotz dieser äußeren und inneren Gefangenschaft scheint die innere Kraft nicht völlig erloschen, könnte jederzeit wieder hervorbrechen (2), schwebend zwischen Starre und Sprung. Und mehr noch (3):

„Das Kreisen der Katze auf engstem Raum hat etwas von einem rituellen Tanz, mit dem in archaischen Kulturen kosmische Ur-Mächte angerufen und magisch aktiviert werden sollten.“

Stummer Zwang

Die im Text virtuos inszenierte Anrufung jener anrührend lauernden Hilflosigkeit, die unberechenbar in plötzliche Spannkraft umschlagen kann, jene angespannte Stille der Glieder also, kann durchaus als perfekte Metapher für das existentielle Dilemma jeder Opposition gegen den von Marx einst beschworenen stummen Zwang gelesen werden, der zu allen Zeiten in den ökonomischen, sozialen und politischen Machtverhältnissen steckt (4).

Das formvollendete Gedicht fungiert dabei als Erinnerungsreservoir, das uns nicht vergessen lässt, auch unter härtesten äußeren Bedrohungslagen, schwankend in der inneren Stimmungsschwebe zwischen Höllensturz und Hoffnung (5), niemals die innere, psychodynamische Widerstandsspannkraft preiszugeben.

Diese Spannkraft hat jede heutige Opposition bitter nötig, stellt sich doch dreihundert Jahre nach der Geburt von Immanuel Kant mehr denn je die Frage, inwieweit die Selbsterhaltung der Vernunft (6) gegenwärtig überhaupt noch eine Chance auf Verwirklichung hat — wenn auch nur, paradox genug, als Wagnis, in den Abgrund der eigenen Un-Freiheit zu blicken (7).

Wahn der zweiten Schöpfung

Immerhin: Realistische Skepsis mit Blick auf die Selbstimmunisierungskräfte der Vernunft ist unausweichlich (8). Oder in den Worten des Kabarettisten Georg Schramm: Auch Optimismus kann krankhaft sein. Denn folgt man Yanis Varoufakis, ist der Kapitalismus der Gegenwart inzwischen vom Krisenmodus der Macht des globalen Minotaurus zur Überwachungs-Megamaschine des Technofeudalismus mutiert (9) — mit einem langen historischen Vorlauf, der mindestens bis zur Entstehung europäischer Zentralbanken zurückreicht (10).

Im planetarischen Kapital-Digital-Militär-Komplex unserer Zeit lautet demnach das zentrale Zerstörungs- und Enteignungsspiel: Wer wird Milliardär (11)? Dabei scheint der toxische Narzissmus — man könnte auch sagen: der transinhumanistisch-philantropathische Phantaschismus (12) — inzwischen keine moralischen Grenzen zu kennen: Das insgeheime Gravitationszentrum dieses entfesselten Machttypus lautet: Allumfassende Zerstörung des Bestehenden aus dem wahnhaften (Un-)Geist einer zweiten Schöpfung (13).

Gegen-Freiheit

Wie lässt sich angesichts dieser entzivilisierten und jeder demokratischen Einhegung enteilten Über-Macht (14) widerständiges Handeln überhaupt denken? Der Philosoph Dominik Finkelde spricht in diesem Zusammenhang von exzessiver Subjektivität (15): Das politisch handelnde Subjekt verfügt nicht über rein willkürlich gesetzte Autonomie, sondern agiert stets in einem sozialen Feld herrschender Mächte und Normen, die überhaupt erst, paradox genug, spezifische Vorstellungen subjektiver Autonomie hervorrufen.

Finkelde löst diese Paradoxie nicht auf, sondern pointiert sie zeittheoretisch: Exzessive Subjektivität ist gespalten, weil sie sich autonom wähnt, real jedoch heteronom in äußeren Machtverhältnissen agiert, in denen die „Handlungstat“ (16) erst rückblickend sichtbar wird als möglicherweise neue soziale Norm, die einst als Abweichung eines Outlaws gelesen wurde.

Diese komplexe Gedankenfigur illustriert Finkelde am berühmten Beispiel von Rosa Parks: Sie hatte sich 1955, als in den USA noch die Jim-Crow-Gesetze galten (17), in einem Linienbus demonstrativ auf einen Platz gesetzt, der „nur für Weiße reserviert“ war und wurde daraufhin verhaftet. Dies gilt retrospektiv als einer der wichtigsten Auslöser für die damalige Bürgerrechtsbewegung, denn diese Handlungstat machte einmal mehr die brutale Absurdität rassistischer Alltagsnormen sichtbar — Finkelde resümiert:

„Sie sah dadurch etwas, was andere Schwarze und Weiße, die Teil derselben Praxis waren, zuvor über Jahrzehnte eventuell nicht sehen konnten, weil der Akt ihnen fehlte, das heißt das Dezisionsmoment, welches den Blickpunkt als Bedingung moralischer Beurteilung in einer Gesinnungsrevolution erst erschafft“ (18).

Wir sehen also rückblickend: Die eigentümliche Komik der Freiheit besteht darin, dass in einem ersten Schritt erst verloren werden muss, was wir nicht haben, nämlich Freiheit, um in einem zweiten Schritt zu tun, was uns unmöglich scheint — uns von herrschender Macht zu befreien.

Die insgeheime Pointe dieser fatalistischen „Gegen-Freiheit" (19) ist, uns mit dem Abgrund der eigenen Un-Freiheit zu konfrontieren und uns zugleich zu zeigen, dass es nur (un)möglich weitergeht — stets in der Schwebe zwischen Starre und Sprung (20).


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Quellen und Anmerkungen:

(1) Zitiert nach: Koch, Manfred. Rilke. Dichter der Angst. Eine Biographie. München 2025, Seite 31
(2) Ebenda , Seite 33.
(3) Ebenda
(4) Siehe hierzu: Mau, Søren. Stummer Zwang. Eine marxistische Analyse der ökonomischen Macht im Kapitalismus. Berlin 2023.
(5) Siehe: Hahn, Hans-Joachim/Simon, Lutz. Höllensturz und Hoffnung. Warum unsere Zivilisation zusammenbricht und wie sie sich erneuern kann. Reinbek 2014; siehe zu diesem Themenkomplex tiefenstruktureller Zivilisationskritik auch: Mausfeld, Rainer. Hybris und Nemesis. Wie uns die Entzivilisierung von Macht in den Abgrund führt — Einsichten aus 5000 Jahren. Frankfurt am Main 2023; Todd, Emmanuel. Traurige Moderne. Eine Geschichte der Menschheit von der Steinzeit bis zum Homo americanus. München 2018; Todd, Emmanuel. Der Westen im Niedergang. Ökonomie, Kultur und Religion im freien Fall. Neu-Isenburg 2024; ferner bahnbrechend (in Vorbereitung): Werlhof, Claudia von. Väter des Nichts. Zum Wahn einer Neuschöpfung der Welt. Band 1: Antike bis Neuzeit. Höhr-Grenzhausen 2025; Werlhof, Claudia von. Väter des Nichts. Zum Wahn einer Neuschöpfung der Welt. Band 2: Moderne und danach. Höhr-Grenzhausen 2025.
(6) Grundlegend hierzu: Klemme, Heiner F. Die Selbsterhaltung der Vernunft. Kant und die Modernität seines Denkens. Frankfurt am Main 2023; siehe für eine souveräne Gesamtdarstellung der Philosophie Kants zudem: Willaschek, Marcus. Kant. Die Revolution des Denkens. München 2023; sowie: Gava, Gabriele/Vesper, Achim. Kants Philosophie. München 2024; Wallner, Larissa. Theoretische Produktivität. Möglichkeitsbedingungen intellektueller Transgression in Kants kritischer Philosophie. Frankfurt am Main 2024; äußerst hilfreich als Einstieg zur — nicht zuletzt in der universitären Lehre — dringend gebotenen Revitalisierung der Ideenwelten des deutschen Idealismus: Gloy, Karen. Die Philosophie des deutschen Idealismus. Eine Einführung. Würzburg 2021; zudem: Finkelde, Dominik (Hg.). Žižek-Handbuch. Berlin/Heidelberg 2025; sowie mit besonderem Blick auf Hegel jeweils: Comay, Rebecca. Die Geburt der Trauer. Hegel und die Französische Revolution. Konstanz 2018; Finkelde, Dominik. Exzessive Subjektivität. Eine Theorie tathafter Neubegründung des Ethischen nach Kant, Hegel und Lacan. Freiburg 2015; Menke, Christoph. Autonomie und Befreiung. Studien zu Hegel. Berlin 2018; Ostritsch, Sebastian. Hegel. Der Weltphilosoph. Berlin 2020; Ruda, Frank. Hegels Pöbel. Eine Untersuchung der »Grundlinien der Philosophie des Rechts«. Konstanz: Konstanz 2011; Schubert, Alexander. Phänomenologie des Zeitgeistes. Mit Hegel durchs 21. Jahrhundert. Wien: Passagen 2022.
(7) Hierzu instruktiv: Ruda, Frank. Gegen-Freiheit. Komik und Fatalismus. Konstanz 2018; Ruda, Frank. Indifferenz und Wiederholung. Freiheit in der Moderne. Konstanz 2018; sowie: Menke, Christoph. Theorie der Befreiung. Berlin 2022.
(8) Siehe hierzu mit erschütternden Befunden zur neuronal-hippocampalen Zombifizierung des autobiographischen Gedächtnisses — vor allem mittels toxischer Spikung: Nehls, Michael. Das indoktrinierte Gehirn. Wie wir den globalen Angriff auf unsere mentale Freiheit erfolgreich abwehren. Vörstetten 2023; ferner grundlegend zur militärischen Kriegführung gegen den menschlichen Geist: Tögel, Jonas. Kognitive Kriegsführung. Neueste Manipulationstechniken als Waffengattung der NATO. Frankfurt am Main 2023; sowie zum erweiterten Kontext atomarer Geostrategien: Tögel, Jonas. Kriegsspiele. Wie NATO und Pentagon die Zerstörung Europas simulieren. Neu-Isenburg 2025; siehe zudem zur Frage, inwieweit amtierende westliche Regierungen bereits Methoden militärischer Aufstandsbekämpfung gegen die eigenen Bürger einsetzen: Harcourt, Bernard E. Gegenrevolution. Der Kampf der Regierungen gegen die eigenen Bürger. Frankfurt am Main 2019; ferner mit brisanten Fallbeispielen: Brodkorb, Mathias. Gesinnungspolizei im Rechtsstaat? Der Verfassungsschutz als Erfüllungsgehilfe der Politik. Sechs Fallstudien. Springe 2024.
(9) Siehe jeweils: Varoufakis, Yanis. Der globale Minotaurus. Amerika und die Zukunft der Weltwirtschaft. München 2012; Varoufakis, Yanis. Technofeudalismus. Was den Kapitalismus tötete. München 2024; Zuboff, Shoshana. Das Zeitalter des Überwachungskapitalismus. Frankfurt am Main 2018; zum Begriff der Megamaschine als kausal grundlegendes Zivilisations-Zerstörungsmuster, das aus dem patriarchal-alchemistischen Kriegssystem der Moderne hervorgeht: Werlhof, Claudia von. Väter des Nichts. Zum Wahn einer Neuschöpfung der Welt. Band 2: Moderne und danach. Höhr-Grenzhausen 2025.
(10) Hierzu grundlegend: McNally, David. Blut und Geld. Krieg, Sklaverei, Finanzwesen und Imperium. Berlin 2023; Vogl, Joseph. Der Souveränitätseffekt. Zürich 2015; wichtig in diesem Kontext unüberholbarer Finanzmacht ferner: Hudson, Michael. Der Sektor. Warum die globale Finanzwirtschaft uns zerstört. Stuttgart 2016; Hudson, Michael. Finanzimperialismus. Die USA und ihre Strategie des globalen Kapitalismus. Stuttgart 2017; zur politisch-ökonomischen Ideengeschichte dieses Milieus: Slobodian, Quinn. Globalisten. Das Ende der Imperien und die Geburt des Neoliberalismus. Berlin 2019; sowie mit besonderem Blick auf die 1970er Jahre als Vorgeschichte unserer Gegenwart: Chamayou, Grégoire. Die unregierbare Gesellschaft. Eine Genealogie des autoritären Liberalismus. Berlin 2019; ferner wichtig zum historischen Verständnis des unauflöslichen Zusammenhangs von ökonomischer Macht und Technik: Acemoglu, Daron/Johnson, Simon. Macht und Fortschritt. Unser tausendjähriges Ringen um Technologie und Wohlstand. Frankfurt am Main 2023; instruktiv zur Literaturgeschichte epochaler Finanzkrisen und ihrer lebensweltlichen Zerstörungseffekte: Peter, Nina. Poetiken der Ökonomie. Finanzkrisen und Spekulation in der Literatur des 19., 20. und 21. Jahrhunderts. Würzburg 2024.
(11) Zur gegenwärtigen Herrschaft des Kapital-Digital-Militär-Komplexes: Rügemer, Werner. Die Kapitalisten des 21. Jahrhunderts. Gemeinverständlicher Abriss zum Aufstieg der neuen Finanzakteure. Köln 2023; ferner: Buchter, Heike. BlackRock. Eine heimliche Weltmacht greift nach unserem Geld. Frankfurt am Main 2020; Buchter, Heike. Wer wird Milliardär? Vom großen globalen Abkassieren. Frankfurt am Main 2023; Slobodian, Quinn. Kapitalismus ohne Demokratie. Wie Marktradikale die Welt in Mikronationen, Privatstädte und Steueroasen zerlegen wollen. Berlin 2023; Webb, David Rogers. Die Große Enteignung. The Great Taking. Swalmen 2024.
(12) Zur pathologischen Ausprägung des Narzissmus prägnant: Hirigoyen, Marie-France. Die toxische Macht der Narzissten und wie wir uns dagegen wehren. München 2022; ferner zu diesem Themenfeld: Schuler, Heinz/Schwarzinger, Dominik. Die Masken der Psychopathen. Wie man sie durchschaut und nicht zum Opfer wird. München 2022; zum ambitionierten, lacanianisch inspirierten Neologismus des Phantaschismus: Finkelde, Dominik. Phantaschismus. Von der totalitären Versuchung unserer Demokratie. Berlin 2016; zur luziden Dekonstruktion und Demaskierung transhumanistischen Denkens am Beispiel des derzeit akademisch einflussreichsten Vordenkers: Stapelfeldt, Ralf. Transhumanismus, Mind Upload, Superintelligenz und Utopia. Eine kritische Auseinandersetzung mit Nick Bostrom. Berlin 2024; zudem lesenwert: Becker, Philipp von. Der neue Glaube an die Unsterblichkeit. Transhumanismus, Biotechnik und digitaler Kapitalismus. Wien 2018; Puzio, Anna. Über-Menschen. Philosophische Auseinandersetzung mit der Anthropologie des Transhumanismus. Bielefeld 2022.
(13) Zum Diskurs-Schnittfeld zwischen Ökonomie und Moral aufschlussreich: Aldred, Jonathan. Der korrumpierte Mensch. Die ethischen Folgen wirtschaftlichen Denkens. Stuttgart 2020; sowie: Sayer, Andrew. Warum wir uns die Reichen nicht leisten können. München 2017; die Hybris der zweiten Schöpfung aus dem Geist der Zerstörung ist bereits ein zentrales Thema in Goethes Faust — siehe hierzu präzise rekonstruierend: Jaeger, Michael. Wanderers Verstummen, Goethes Schweigen, Fausts Tragödie. Oder: Die große Transformation der Welt. Würzburg 2015; Jaeger, Michael. Global Player Faust oder Das Verschwinden der Gegenwart. Zur Aktualität Goethes. Würzburg 2019; Jaeger, Michael. Goethes «Faust». Das Drama der Moderne. München 2021; Jaeger, Michael. Fausts Kolonie. Goethes kritische Phänomenologie der Moderne. Würzburg 2022; ferner bahnbrechend hierzu: Werlhof, Claudia von. Väter des Nichts. Zum Wahn einer Neuschöpfung der Welt. Band 1: Antike bis Neuzeit. Höhr-Grenzhausen 2025; Werlhof, Claudia von. Väter des Nichts. Zum Wahn einer Neuschöpfung der Welt. Band 2: Moderne und danach. Höhr-Grenzhausen 2025; nach Goethe klingt das Thema der Dialektik von Zerstörung und Neuschöpfung epochal erneut an bei Richard Wagner — siehe: Berne, Peter. Apokalypse. Weltuntergang und Welterneuerung in Richard Wagners »Ring des Nibelungen«. Worms 2006.
(14) Siehe: Mausfeld, Rainer. Hybris und Nemesis. Wie uns die Entzivilisierung von Macht in den Abgrund führt — Einsichten aus 5000 Jahren. Frankfurt am Main 2023; Mausfeld, Rainer. Demokratie. Ein Nachruf. Neu-Isenburg 2025; die Frage nach zivil wirksamen Formen des Widerstands wird neuerdings auch innerhalb der Rechtswissenschaft lebendig diskutiert — siehe: Akbarian, Samira. Recht brechen. Eine Theorie des zivilen Ungehorsams. München 2024; Wihl, Tim. Wilde Demokratie. Das Recht auf Protest. Berlin 2024; zum ideengeschichtlichen Kontext lehrreich: Trautmann, Felix. Das Imaginäre der Demokratie. Politische Befreiung und das Rätsel der freiwilligen Knechtschaft. Konstanz 2020; illustrativ zur gefährlichen Entwicklung der totalitären und entdemokratisierenden Entfesselung einer pseudomoralischen Selbstüberschätzung, die jede abweichende Lebensform zum Feindbild erklärt: Wendt, Alexander. Verachtung nach unten. Wie eine Moralelite die Bürgergesellschaft bedroht — und wie wir sie verteidigen können. Reinbek 2024; ergänzend hierzu: Bittner, Wolfgang. Niemand soll hungern, ohne zu frieren. So wie es ist, kann und wird es nicht bleiben. Höhr-Grenzhausen 2024; Egner, Heike/Uhlenwinkel, Anke. Wer stört, muss weg! Die Entfernung kritischer Professoren aus Universitäten. Neu-Isenburg; Esders, Michael. Ohne Bestand. Angriff auf die Lebenswelt. Lüdinghausen 2022.
(15) Finkelde, Dominik. Exzessive Subjektivität. Eine Theorie tathafter Neubegründung des Ethischen nach Kant, Hegel und Lacan. Freiburg 2015; siehe auch ähnlich argumentierend, wenn auch mit Blick auf abweichende Theorie-Ressourcen: Eldracher, Martin. Heteronome Subjektivität. Dekonstruktive und hermeneutische Anschlüsse an die Subjektkritik Heideggers. Bielefeld 2018.
(16) Ebenda Seite 16.
(17) Hierzu grundlegend: Whitman, James Q. Hitlers amerikanisches Vorbild. Wie die USA die Rassengesetze der Nationalsozialisten inspirierten. München 2018.
(18) Finkelde, 2015, Seite 151.
(19) Siehe hierzu die subtilen Erkundungen: Ruda, Frank. Gegen-Freiheit. Komik und Fatalismus. Konstanz 2018.
(20) Wie immer in der Geschichte verschärfter ökonomischer und politischer Über-Macht beginnt auch, kurz vor ihrem unausweichlichen Zerfall, die immer neue intensive Suche nach intelligenten Alternativen zur vorherrschenden Lebensform — siehe hierzu aktuell pars pro toto zwei anspruchsvolle Gegenentwürfe: Blakeley, Grace. Die Geburt der Freiheit aus dem Geist des Sozialismus. Wie das Kapital die Demokratie zerstört. Stuttgart 2025; Kuch, Hannes. Wirtschaft, Demokratie und liberaler Sozialismus. Frankfurt am Main 2023.

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