„Ab in die Busse, sonst kommt der Russe!“, steht in großen Bannern unterhalb des Glasdaches am Hamburger ZOB. Aus den Lautsprecherboxen dröhnt Campinos Stimme: „An Tagen wie diesen“, schallt es über den asphaltierten Platz mit den vielen Bussen. Am gesamten Busbahnhof herrscht reges Treiben. Leer und verwaist stehen hingegen die drei Omnibusse in Kubismus-Camouflage am südlichen Teil des Platzes. Einsteigen will hier offenkundig niemand — obwohl die Fahrt kostenlos ist. Nur das Reiseziel ist eben nicht gerade „the place to be“.
Wir fragen den Flitzbus-Pressesprecher, ob er heute noch mit Fahrgästen rechne, oder ob die Busse in Hamburg bleiben würden. Dieser entgegnet uns, er fände die bisherige Bereitschaft, das Angebot anzunehmen, „ernüchternd“. „Dabei haben wir das Angebot an zahlreiche Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens geschickt. Auch an die gesamte Redaktion des Sterns“.
Der Stern fragte Mitte März auf seinem Cover: „Würden SIE für Deutschland kämpfen?“ Mit dem Ausschlagen des FrontFlitz-Angebots beantwortete die Redaktion die Frage mit einem impliziten, aber doch sehr eindeutigen „Nein“.
Am nächsten Tag besuchen wir den ZOB in Berlin. Dort sieht es nicht viel anders aus. Gähnende Leere vor den immerhin zehn Bussen mit der Kubismus-Camouflage-Lackierung. Auch hier fragen wir den Pressesprecher, der ratlos neben den Reisebussen steht.
„Ich kann mir das ausbleibende Interesse nicht erklären. Wir haben das Angebot an alle Politiker und Medienschaffende in Berlin geschickt, die eine Ukraine-Flagge im X/twitter-Profil haben und/oder ‚verteidigungsunwilligen‘ ‚Wohlstandskindern‘ die Leviten gelesen haben. Wir hatten bei der tausendfachen Versendung eher die Bedenken, dass zehn Busse nicht ausreichen. Doch so, wie es jetzt aussieht, wird sich heute kein einziges der Fahrzeuge Richtung Kiew bewegen.“
Doch nach einiger Zeit kreuzt dann tatsächlich noch ein #Fightfluencer auf. Es ist ein junger Mann, der bereits einsatzbereit in eine Kampfmontur geschlüpft ist. Auf unsere Frage, warum er so furchtlos das Angebot annehme, antwortet er:
„Ich fürchte mich jetzt nicht davor, in den Krieg zu ziehen. Natürlich — ich habe Respekt davor. Es sind schlimme Zeiten dort. Aber es ist jetzt kein wirklicher Negativpunkt, in den Krieg zu ziehen. Das gehört halt einfach dazu.“
Während er unter Applaus der Busfahrer als einziger den Bus besteigt, fährt ein weiterer, in Kubismus-Camouflage gehaltener Flitzbus mit einem größeren Gepäckanhänger im Schlepptau in den Busbahnhof ein. Man erklärt uns, dass dies der erste FrontFlitz-Bus sei, der letzte Woche mit einer vergleichsweise höheren Sitzplatzauslastung in die Ukraine gefahren wäre. Nun würde er die #Fightfluencer der ersten Stunde zurückbringen. Unsere Frage, warum der Bus dann leer ist, wird zugleich von selbst beantwortet. Herbeieilende Bundeswehr-Soldaten öffnen den Anhänger, der bis zur Decke gestapelt ist mit Särgen.

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