Fremdheit in dieser Welt
Um die Fremdheit in dieser Welt überwinden zu können, versucht der Mensch, sich in der mitmenschlichen Gemeinschaft eine Heimstätte zu schaffen. Als Bürger der Nachkriegsgeneration fühle ich mich in der gegenwärtigen Welt immer fremder. Ethisch-moralische Werte wie Empathie und Friedfertigkeit gelten nichts mehr; Politiker sind nur noch fügsame Marionetten des digital-finanziellen Komplexes, der für die Freiheit und Selbstbestimmung der Menschen eine viel größere Gefahr darstellt als der militärisch-industrielle Komplex (Ernst Wolff).
Die Bürger werden nicht nur über die Reduzierung der Weltbevölkerung oder die wirtschaftlichen Probleme wie Deindustrialisierung, Werkschließungen, Abwanderung, Stellenabbau belogen und hinters Licht geführt. Auch über die tödlichen Folgen der COVID-Impfungen wird nicht informiert und ein weiteres Mal ein weltweiter Impfzwang empfohlen und umgesetzt. Wer diese negative Entwicklung — noch — nicht sieht oder die Aufklärung in den alternativen Medien nicht wahrnimmt, wird bald eines Besseren belehrt werden.
Auch neue große Kriege werden geplant und von der US-NATO und ihren EU-Vasallen lautstark und angsteinflößend angekündigt. Zu deren Rechtfertigung werden die üblichen Feindbilder von Neuem aktiviert. Russland wird auch nach dem Interview des US-Journalisten Tucker Carlson mit dem russischen Präsidenten oder nach der Wahl in den USA vom gesamten Westen als gefährlicher Feind präsentiert werden.
Lebt man jedoch längere Zeit in einem der slawischen Länder wie Russland oder Serbien, wird einem bewusst, dass politisch fabrizierte Feindbilder nichts mit der Realität zu tun haben, sondern einem anderen Zweck dienen.
Die Erkenntnis der Absurdität dieser Welt enthält in sich jedoch die Aufforderung, dieser Absurdität Herr zu werden und sich entschlossen dem Dasein zuzuwenden, das nur dadurch Sinn bekommt. Das Schicksal der Welt hängt allein von den Menschen ab. Da es nur diese eine Welt gibt, wäre es widersinnig, sie nicht zu bejahen.
Sich in der mitmenschlichen Gemeinschaft ein Zuhause schaffen
Um die Fremdheit in dieser Welt überwinden zu können, sollten wir Menschen versuchen, uns in der mitmenschlichen Gemeinschaft eine Heimstätte, ein Zuhause zu schaffen. Dieses Zuhause entwickelt sich mit der Zeit durch Anteilnahme an den Freuden und Leiden der Mitmenschen. Der Mensch ist von Natur aus ein Gemeinschaftswesen. Aus den Eindrücken seiner frühen Kindheit erwächst ihm ein bestimmter Grad von mitmenschlicher Verbundenheit, ein Interesse für den anderen, das man als „Gemeinschaftsgefühl“ bezeichnen kann.
In den Grundbedingungen des menschlichen Zusammenlebens liegt ein Zwang, einander zu verstehen (Alfred Adler). Jeder Mensch besitzt die Fähigkeit der Einfühlung und des Mitempfindens. Die Gefühle des anderen werden miterlebt und begriffen. Freud und Leid werden mit dem anderen geteilt; man hilft sich gegenseitig, die schweren Zeiten des Lebens zu ertragen (Kropotkin). Je nach Reife, Lebenserfahrung, Selbsterkenntnis und Weltanschauung ist der Mensch in der Lage, sich in den anderen hineinzuversetzen. Das bewirkt beim anderen Vertrauen, Wärme und Sicherheit.
Selbstverständlich ist dies ein beschwerlicher Prozess, der viel Mut, Zeit und Geduld erfordert, aber für das Leben jedes Einzelnen von großer Bedeutung ist. Die autoritäre Erziehung der vergangenen Jahrzehnte hat leider bewirkt, dass wir von Kindheit an vom Mitmenschen abgeschreckt wurden. Erst eine nichtautoritäre, freiheitliche Erziehung, die auf übertriebenes Autoritätsgebaren, auf Gewaltanwendung wie auch auf Verzärtelung verzichtet und sich mit wahrem Verständnis dem kindlichen Seelenleben anpasst, wird eine humane Gesellschaftsordnung sowie eine würdige Zukunft schaffen.
Erkennen, dass das Schicksal vom Menschen abhängt
Seit Menschen existieren und wir Erkenntnisse über sie haben, wissen wir, dass sie stets nach einer besseren Lebenssituation streben, in erster Linie nach einem freien Leben in Frieden, ohne Gewalt und Krieg. Die meisten Menschen lieben es, ihrer täglichen Arbeit nachzugehen oder den Acker zu bestellen und mit den Nachbarn in Frieden und Freundschaft zusammenzuleben.
Doch die Geschichte strebt nicht selbst durch ihre Eigengesetzlichkeit zur Freiheit und zum Frieden — quasi über unsere Köpfe hinweg. Eine freie Welt ohne Gewalt, ohne Waffen und Kriege kann einzig und allein durch den Entschluss der Menschen realisiert werden, durch ein Denken und Handeln, das sich am Ideal der Freiheit, des Friedens und der Gerechtigkeit orientiert.
Und diese Reduzierung der Gewalt muss hier und heute erfolgen.
Aber leider erzeugt die Erziehung in unserer Kultur bei den Kindern Angst vor dem anderen Menschen, eine Gefühlsreaktion, die sich gegen den anderen wendet. Wenn sie dann heranwachsen, sind sie nicht imstande, mit den Mitmenschen zusammenzuwirken und zu leben. Auch das eigene Leben können sie sich nicht gut einrichten.
Deshalb sollte bereits das Kind früh von Eltern und Lehrkräften erfahren, dass man vor dem anderen Menschen keine Angst haben muss, sondern dass die anderen gerne mit ihm spielen und zusammenleben. Auftretende Konflikte würden sich immer in Freundschaft und ohne jegliche verbale oder körperliche Gewalt lösen lassen. Erwachsene sollten deshalb gewaltfreie Vorbilder sein.
Zudem können wir davon ausgehen, dass das menschliche Gefühlsleben nicht nur als Resultat der Eltern-Kind-Beziehung zu verstehen ist, sondern dass das soziokulturelle Milieu und die damit korrespondierenden Gefühle ebenso entscheidend sind, weil Eltern, Lehrer und Erzieher die Werte einer Kultur tagtäglich in Wort und Tat an das Kind herantragen.
In diesem Zusammenhang ist positiv anzumerken, dass die Menschheit in den letzten Jahrtausenden mehr und mehr die Stimme des Menschheitsgewissens in sich vernommen hat und sich dessen bewusst ist, dass es darum geht, in Freiheit und Brüderlichkeit zusammenzuleben und durch den gemeinsamen Kampf gegen die Naturgewalten das Leben auf dieser Erde zu sichern.
Die Verpflichtung gegenüber der Zukunft besteht darin, alles der Gegenwart zu geben
Verantwortungsbewusste Erwachsene fragen sich immer wieder, was die ältere Generation tun kann, um der Jugend eine friedliche Zukunft und ein menschenwürdiges Leben zu ermöglichen.
In einem Satz Pindars, der der Abhandlung von Camus‘ Versuch über das Absurde, „Der Mythos von Sisyphos“, vorangestellt ist, heißt es:
„Liebe Seele, trachte nicht nach dem ewigen Leben, sondern schöpfe das Mögliche aus“ (1).
Der klarsichtig gewordene Mensch, der sich Herr seines Schicksals weiß, verschreibt sich wie der französische Philosophen-Schriftsteller und Existenzialist atheistischer Prägung Albert Camus dem Geist der Revolte. Die Liebe, die frühere Generationen einem „himmlischen Wesen“ zukommen ließen, richtet er nur noch auf die Erde und die Mitmenschen.
Das ist sein Glaube, seine Leidenschaft und seine Zukunft, die Vertrautheit mit dem Diesseits sein höchstes Ziel.
In einem Interview mit der libertären Zeitschrift Défense de l’homme sagte Camus:
„Ich setze auf den Frieden. Darin liegt mein ganz eigener Optimismus. Aber man muss für ihn etwas tun, und das wird schwer. Darin liegt mein Pessimismus“ (2).
Für freie Menschen gibt es kein höheres Ziel als die Verwirklichung der Freiheit aller. Sie geben sich der Leidenschaft der Revolte hin, dieser unbegreiflichen Großzügigkeit, dieser seltsamen Liebe. Ihr Stolz ist, keine Berechnungen auf die Zukunft auszustellen. Die wahre Großzügigkeit gegenüber der Zukunft besteht darin, alles der Gegenwart zu geben, alles an das gegenwärtige Leben und die lebenden Brüder und Schwestern zu verschwenden.
Gerade das ist die eigentliche Hingabe an die Menschen der Zukunft.
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Quellen und Anmerkungen:
(1) Camus, Albert (1959): Der Mythos von Sisyphos. Hamburg, Seite 7
(2) Marin, Lou (Herausgeber) (2013): Albert Camus — Libertäre Schriften (1948-1960). Hamburg, Seite 82