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Ein Skandal und null Resonanz

Ein Skandal und null Resonanz

Der Missbrauchsskandal an der Odenwaldschule ist ein Beispiel dafür, wie ein Kartell des Schweigens, verbunden mit falschem Respekt vor Autoritäten, die Aufklärung eines Verbrechens lange blockieren kann.

Der Missbrauchsskandal an der hessischen Odenwaldschule, auf den der Journalist Jörg Schindler am 17. November 1999 in der Frankfurter Rundschau (FR) aufmerksam gemacht hatte, hätte sofort durch die Illustrierten und Zeitungen gehen müssen. Zumal diese vor genau 25 Jahren publik gemachte Ungeheuerlichkeit bereits ein Jahr zuvor aufgedeckt worden war. Am 10. Juni 1998 hatten die ehemaligen Schüler Andreas Huckele und Thorsten Wiest den einstigen Schulleiter Gerold Becker brieflich als „Intensiv-Sexualtäter“ angeklagt.

Bis 2010, dem Todesjahr von Becker, der zeitlebens unbehelligt geblieben war, geschah – nichts. „Ein elf Jahre alter Skandal zündet nicht”, titelte der Deutschlandfunk im April 2010, als der Skandal endlich ein Skandal sein durfte. „Die Mauer des Schweigens im Internat, wie sie die FR beschrieben hatte, wurde auch von den Medien nicht durchbrochen“, hieß es in dem Beitrag. Neuerlich ein Umstand, der frappierend an die von den Leitmedien beharrlich verweigerte Aufklärungsarbeit in Bezug auf Corona erinnert. Das Phänomen ist alles andere als neu.

An einem Beispiel lieferte der Deutschlandfunk eine Erklärung für diese Ignoranz: „Die Wochenzeitung Die Zeit beispielsweise, der die Vorwürfe parallel zur Frankfurter Rundschau zugetragen worden waren, berichtete gar nicht.“ Das stellte die Redaktion 2010 selbstkritisch fest. Vermutlich habe dies mit der Freundschaft der Herausgeberin Marion Gräfin Dönhoff zu Beckers Lebensgefährten, dem bekannten Reformpädagogen Hartmut von Hentig, zusammengehangen.

Respekt vor der Elite

Heribert Prantl von der Süddeutschen Zeitung wird mit folgenden Worten zitiert: „Ich glaube schon, dass das eine Rolle spielt: ein Respekt vor der Elite. Ein Respekt vor der intellektuellen, ökonomischen Elite des Landes, die dieser Schule vertraut.“ Dies „färbte publizistisch“. Darum wollte man von dem, was Jörg Schindler aufgedeckt hatte, nichts wissen.

Der Journalist von der FR griff das Thema am 6. März 2010 noch einmal auf. Damals standen die Feierlichkeiten zum 100-jährigen Bestehen der Odenwaldschule bevor. Erst jetzt wurde der Skandal zum Skandal.

Inzwischen haben wir uns daran gewöhnt, in periodischen Abständen von Missbrauchsskandalen zu lesen. So steht zum Beispiel der 2022 verstorbene Priester Edmund Dillinger im Verdacht, Jugendliche und junge Erwachsene nackt fotografiert und missbraucht zu haben. Auch dies soll über Jahrzehnte gegangen sein. Sonderermittlern zufolge schaute das Bistum Trier konsequent weg. Bereits 1964 hatte ein Junge Übergriffigkeiten durch Dillinger publik gemacht.

Den beiden ehemaligen Schülern der Odenwaldschule muss klar gewesen sein, dass es ein Wagnis bedeuten würde, ihrer Bildungseinrichtung und speziell dem einstigen Schulleiter sexuellen Missbrauch über Jahre vorzuwerfen.

Schließlich hatte das reformpädagogische Landerziehungsheim in Ober-Hambach einen exzellenten Ruf. Die UNESCO-Modellschule galt als Eliteinternat. Dass dort systematisch Schüler schwer sexuell missbraucht worden waren, erschien unvorstellbar.

Hunderte Missbrauchsfälle

Einem Ende 2010 vorgestellten Untersuchungsbericht zufolge waren mindestens 132 Schüler sexuellen Übergriffen ausgesetzt gewesen. Wobei der Missbrauchsskandal zwischen Ende der 1960er und Ende der 1980er Jahre möglicherweise tausend Schüler betroffen hatte. Diese Verdachtszahl präsentierten die Wissenschaftler Jens Brachmann aus Rostock und Florian Straus aus München.

Man hätte hin-, man hätte nachschauen können. In einer Studie über sexuelle Gewalt an der Odenwaldschule fand Psychologieprofessor Heiner Keupp 23 „Aufdeckungsszenarien“. In diesen mindestens 23 Fällen, berichtete er 2019, hätten Eltern und andere Bezugspersonen genauer hinschauen und etwas unternehmen können – und müssen. Doch keiner wollte das. Niemand wollte mitverantwortlich sein am drastischen Imageverlust einer hochangesehenen Institution. Kein Vater, keine Mutter, kein Lehrer wollte wahrhaben, worauf immer wieder hingedeutet worden war. Auch das erinnert frappierend an die beharrlich verweigerte Aufarbeitung der Corona-Krise.

Es scheint undenkbar, dass hochangesehene Pädagogen etwas aus Schikane tun. Zur eigenen Triebbefriedigung. Aus einem Überlegenheitsgefühl heraus. Aus Machtgelüsten. Es scheint undenkbar, dass der Leiter einer vielfach dekorierten Bildungseinrichtung Kinder quält. Jungen missbraucht. Das scheint undenkbar. Das ist nicht zu fassen. Genauso undenkbar erscheint es, dass Politiker wider besseren Wissens Menschen mit massivem Druck dazu getrieben haben könnten, sich ein möglicherweise völlig nutzloses und höchst schädliches Medizinprodukt verabreichen zu lassen.

Es hat System

Dass die Augen verschlossen werden, dass beharrlich jedes Warnzeichen ignoriert wird – das hat System. Darum ist es wichtig, an diesen Skandal, seine jahrzehntelange Vertuschung und die langjährige Weigerung, die Wahrheit zur Kenntnis zu nehmen, zu erinnern. Wie sehr dies System hat, zeigt sich an etlichen weiteren Skandalen.

So deutet vieles deutet darauf hin, dass beim Wirecard-Skandal Hinweise konsequent ignoriert wurden. Oder man denke an Cum/Ex – mit einem geschätzten Schaden von zehn Milliarden Euro einer der größten Finanzskandale in der Geschichte der Bundesrepublik. Die RKI-Leaks werden unter den Teppich gekehrt. Tausende Verdachtsfälle schwerster Nebenwirkungen durch die Corona-Impfung werden beharrlich ignoriert.

Nachdem die Protokolle des RKI publik geworden sind, besteht kein Zweifel mehr daran, dass während der Corona-Zeit viel Schlimmes passiert ist. Möglicherweise sind Zehntausende Menschen durch die Impfung umgekommen.

Fast monatlich erhärtet sich der Verdacht, dass die Injektionen (Turbo-)Krebs, Autoimmunerkrankungen, Schlaganfälle und Demenz verursacht haben könnten. Doch es geschieht – nichts. Mehr noch: Weiterhin kursiert die Mär, dass man doch keinen blassen Schimmer haben konnte, was sich da pandemisch vollzog, am Anfang, als es darum gegangen war, schweres Leid durch ein tödliches Virus zu verhindern.

Mechanismen der Verdrängung

Die Mechanismen der Verdrängung ähneln sich. Bei den Tätern handelt es sich um Autoritäten. Um angesehene Politiker. Minister. Um renommierte Wissenschaftler. Um Pädagogen mit exzellentem Ruf.

Man mag es sich nicht vorstellen, dass diese Menschen etwas Böses tun könnten. Mit voller Absicht. In vollem Bewusstsein ihrer Taten. Gar nach Plan. Es fällt zu schwer, zu glauben, dass solche Menschen schlimmste Verbrechen begangen haben könnten. Mag sein, es drängt sich doch mal kurz ein derartiger Verdacht auf. Dann wird er sofort verdrängt. Warum ihn überprüfen? So etwas Schreckliches darf solchen „hehren“ Menschen unmöglich zugetraut werden …

Der Mainstream konsumierende Zeitungsleser weiß nichts über all das, was inzwischen rund um die Corona-Krise bekannt ist. 1999 wussten die wenigsten Zeitungsleser etwas vom Leid der Kinder aus der Odenwaldschule.

Es gab vor 25 Jahren einen einzigen, akribisch recherchierten Artikel. Und danach ein langes Schweigen. Und das ist nachvollziehbar. Viele hatten ausreichend Grund, sich defensiv zu verhalten. Viele hatten mitgespielt. Hatten mitgeholfen, zu vertuschen. Hatten mitgeholfen, Aufklärung zu verhindern. Hatten mitgeholfen, den Mantel des Schweigens über unsagbares Kinderleid zu breiten.

Unter einem Dach

Dazu gehörte auch der hochangesehene Pädagoge Hartmut von Hentig. Obwohl er mit Gerold Becker unter einem Dach lebte, wollte er von seinen Taten nichts gewusst haben. Zutiefst verletzt reagierten Missbrauchsopfer der Odenwaldschule 2015 auf von Hentigs Buch „Noch immer Mein Leben“.

„Viele Äußerungen von Hentigs diffamieren Betroffene und verletzen sie erneut in ihrer Integrität“, kommentierte ein Missbrauchsopfer damals die Buchveröffentlichung. Herausgekommen sei „ein Buch der Leugnung, des Beharrens, der Diffamierung und der Blendung“. Von Hentig suggeriere, dass „die Opfer selbst eine Mitschuld an den an ihnen begangenen Übergriffen trügen“.

Denjenigen, die seit 1998 Beckers Verbrechen detailliert bezeugten, unterstelle er, sie würden unter psychischen Problemen leiden. Der Betroffene verwies damals auf den Verein „Glasbrechen", eine Initiative von Missbrauchsopfern an der Odenwaldschule. Nach deren Recherchen hatte allein Becker wahrscheinlich 400 Kinder und Jugendliche missbraucht. „Damit ist Becker einer der größten bekanntgewordenen pädosexuellen Verbrecher in der Kriminalgeschichte Deutschlands“, so der Betroffene.

Medizinische Katastrophe?

Die in Schweden lebende Pathologin Ute Krüger hält es nicht für unmöglich, dass sich die Corona-Impfung irgendwann als eine der größten medizinischen Katastrophen aller Zeiten herausstellen wird. In ihrem kürzlich erschienenen Buch „Geimpft – Gestorben – Histopathologischer Atlas der Corona-Impfschäden“ zeigt sie Todesfälle auf, die in Zusammenhang mit den mRNA-basierten Injektionen gegen Corona stehen. Nach den Impfungen, so schreibt sie, war es zu Nebenwirkungen wie Herzmuskelentzündung, Entzündung der Gefäße, Autoimmunerkrankungen und „Turbokrebs“ gekommen. Doch keinem Verdacht wird ernsthaft nachgegangen.

„Niemand wollte der berühmten Schule schaden”, äußerte sich Jürgen Oelkers, Emeritus an der Universität Zürich, 2017. Was vor 25 Jahren durch Jörg Schindler aufgedeckt worden war, „sah nach bedauerlichen Einzelfällen aus, die man mit dem Hinweis abtun konnte, so etwas könne überall vorkommen“. Auch dies eine frappierende Parallele. So kann niemand mehr leugnen, dass Menschen durch die Corona-Impfung schwer geschädigt worden sind. Aber auch hier, so wird kolportiert, handele es sich um “bedauerliche Einzelfälle”.


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