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Die Kriegshetzer

Die Kriegshetzer

Mit einer neuen „Doku“ betreibt das ZDF Kriegsvorbereitung gegen Russland in einem nie dagewesenen Ausmaß.

„Mit dem Zweiten sieht man besser“ erzählen uns die Gallionsfiguren des ZDF seit jeher und halten sich dabei mit zwei Fingern ein Auge zu. Ein Auge zu, das andere offen, so wie bei einem Scharfschützen, der sein zu tötendes Ziel anvisiert. Seit dem 1. August 2019 könnte das Motto des ZDF auch „Mit dem Zweiten zielt man besser“ lauten.

Dass die Kriegspropaganda hierzulande mittlerweile omnipräsent ist, ist nichts Neues. Was haben wir uns von der Jugendredaktion bei jeder einzelnen Bundeswehrserie die Finger wund geschrieben (2).

Die Auswirkung dieser YouTube-Serien ist schon verheerend genug und entfaltet bei der Militarisierung der Jugend bereits ein ernstzunehmendes Potenzial. PR-technisch und in Bezug auf die optische Ausgestaltung — um den Krieg wieder „geil“ zu machen — sind diese Produktionen mit allen Wassern gewaschen.

Doch da kommt der Münchner Reporter und Regisseur Nick Golüke mit einem Studium der Politikwissenschaft an der LMU München im Auftrag des ZDF und drängt sich an den Bundeswehrserien vorbei mit den Worten: „Hold my Augustiner!“

Cocktail aus Faktenverdrehung, Fake-News und Neusprech

Die „Dokumentation“, die das ZDF am 1. August 2019 auf ihre Zuschauer losgelassen hat, ist kriegsverherrlichend und im höchsten Maße manipulativ. Man sieht Panzer in Slow-Motion durch den Staub baltischer Steppe in Richtung Russland rasend und schweres Gerät zu Land und zu Wasser in martialischer Ästhetik.

Das bläuliche, kalt-bleiche Color-Grading und die Drohnenflüge tun ihr Übriges, um die ganze Kriegsästhetik in Szene zu setzen. Unterlegt wird das ganze Schundwerk mit zumeist dramatischer Hollywood-Filmscore-Musik, teilweise mit Post-Rock-Elementen um dem ganzen soundtechnisch einen modernen Anstrich zu verleihen.

Nach knapp 44 Minuten dieses militärischen Freudenfestes steht man — mental vergiftet — wie verkatert am nächsten Morgen da und weiß gar nicht, wo man zuerst aufräumen soll.

Der Tenor der ganzen Chose lässt sich in etwa so zusammenfassen:

Deutschland gebe entgegen den Versprechen an die NATO zu wenig für Rüstung aus und lasse damit seine Bündnispartner im Stich gegen die Gefahr aus Russland. Die Bundeswehr sei nicht gut genug ausgestattet. Russland sei sowieso der Hort des Bösen, das eurasische Mordor. Frieden sei völlig ausgeschlossen, ein Krieg nicht unwahrscheinlich. Und die NATO sei sowieso das Beste, was der Welt passieren konnte.

Aufrüstung!

Aber eines nach dem anderen: Aufrüstung! Aufrüstung und nochmal Aufrüstung! Ja, dieses Mantra wird in dieser „Dokumentation“ — abwechselnd vom Off-Sprecher und den Interviewten — unablässig wiederholt.

Man lässt sogar NATO-Generalsekretär Jens Stoltenberg sagen, dass „die Mitgliedsstaaten ihre Gelder lieber für andere Bereiche ausgeben würden — beispielsweise Bildung, Gesundheit und Soziales — aber in der NATO habe man das eben versprochen“!

Daraus lässt sich schließen, dass Schulen, Krankenhäuser und Straßen — außer jene, die für den Panzerverkehr benötigt werden (3) — eben verrotten müssen, damit man sich gegen den bösen Ivan aus dem Osten wappnen kann.

Und der Finger zeigt immerzu auf Deutschland. Deutschland müsse doch endlich den Versprechen nachkommen und sein Ziel erreichen, zwei Prozent des Bruttoinlandsproduktes für Rüstung und Verteidigung ausgeben.

Zwei Prozent mag vielleicht sehr niedlich klingen, doch es geht nicht um zwei Prozent des Haushalts, sondern um zwei Prozent der gesamten Wirtschaftsleistung eines Jahres. Was das real bedeutet, zeigt diese Grafik von „aufstehen“:

Bild

Bild 1: Die Aufrüstung der BRD (Quelle: aufstehen — die Sammlungsbewegung)

Zwei Prozent des Bruttoinlandsproduktes für Rüstung würden beinahe eine Verdoppelung der Steuergelder für diese Zwecke bedeuten. Und wo die wohl herkommen? Sicherlich nicht daher, dass man den Politikern in Berlin die Diäten streicht oder dass man die Konzerne für ihre Cum-Ex-Geschäfte zur Kasse bittet.

Das ZDF schröpft also Zwangsgebühren von uns allen ab, um uns zu vermitteln, warum wir bald knapp 40 Milliarden Euro weniger für Soziales, Bildung, Gesundheit und Kultur zu Verfügung haben werden. Denn all das könne ja — so wird uns vermittelt — durch die Gefahr aus dem Osten vollständig vernichtet werden.

Die geschniegelte Fake-News-Schleuder in Gestalt von Professor Carlo Masala von der Universität der Bundeswehr München — der in diesem „Werk“ äußerst viel Screentime bekommt — betont, wie naiv es nun wäre, die Rüstungsausgaben zu senken. Nicht nur weil sein Gehalt davon abhängt — das sagt der Bundeswehr-Professor natürlich nicht —, sondern weil Russland Rüstungsbemühungen unternehmen würde. „Bemühungen“!

So, so! Was sind das für „Bemühungen“? Und was bedeuten sie? „Bemühungen“ ist in diesem Kontext eine Umschreibung, um nicht sagen zu müssen, dass Russland seine Rüstungsausgaben — im Gegensatz zur NATO — senkt und diese nur einen einstelligen Prozentsatz der weltweiten und auch der gesamten NATO-Rüstungsausgaben ausmacht. Allein die europäischen NATO-Staaten geben beinahe viermal so viel Geld für Rüstung aus wie Russland (4)!

Fake-News und Faktenverdrehung

Was wäre eine Kriegspropaganda gegen Russland ohne die inflationäre Wiederholung der Krim-Annektion-Fake-News? In andauernder Wiederholung wird dem unbedarften Zuschauer ins Hirn gehämmert, Russland hätte die Krim 2014 gewaltsam annektiert, was schlicht und ergreifend Unsinn (5) ist.

Gerade in der Präsidentschaftswahl 2018 zeigte sich, dass die ach so unterdrückten Krimbewohner irgendwie doch mehr als zufrieden sind. Und der Tourismus boomt regelrecht seit der Abspaltung von der Ukraine (6).

Der eben schon erwähnte Professor Masala wird in dieser „Dokumentation“ nicht müde, einen Fake-News-Kracher — oder zumindest einen unvollständig und fragmentierten Sachverhalt — nach dem anderen zu präsentieren. Dass dies nur daran läge, dass die Regie die entsprechenden Stellen weggeschnitten hat, darf angesichts der Laufbahn von Masala (7) bezweifelt werden.

Masala wirft Russland vor, den INF-Vertrag gebrochen zu haben. Das ist korrekt — die neue SSC-X-8 der Russen kann Ziele in einer Entfernung von 300 — 3.400 Meilen erreichen und hat damit eine Reichweite, die laut dem INF-Vertrag verboten ist, da dieser Mittelstreckenraketen mit einer Reichweite von 500 bis 5.500 Kilometern verbietet (8).

Zwei Dinge verschweigt der werte Herr jedoch geflissentlich: Erstens, dass die USA mit ihren Drohnen oder mit den Multimissionsraketen MK41, die auch in Polen und Rumänien eingesetzt werden, bereits gegen die INF-Vorgaben verstoßen hatten (9) und zweitens, dass der US-Kongress im National-Defense-Authorization-Act für 2018 explizit der Entwicklung eines „conventional road-mobile ground-launched cruise missile system with a range of between 500 to 5,500 kilometers“ (10) zugestimmt hat.

Nochmal zum Mitschreiben:

Der US-Kongress stimmt bereits 2018 der Entwicklung von Raketen zu, die mit ihrer Reichweite den INF-Vertrag peinlich genau, also auf den Kilometer genau, verletzen, beschuldigt dann aber Russland des Vertragsbruchs, wenn es Raketen wie die ICBM RS-26/Rubezh mit einer Reichweite über 5.500 Kilometern oder die R-500 mit einer Reichweite unter 500 Kilometern entwickelt (9).

Schizophren, oder? Doch all das scheint Herrn Masala nicht der Rede wert zu sein.

Und natürlich darf die faktenfreie Behauptung über russische Einmischung in westliche Wahlen nicht fehlen. Seit der Trump-Wahl wird jedes Wahlergebnis, welches im Westen nicht genehm ist, dem Russen in die Schuhe geschoben, anstatt zu akzeptieren, dass der betreffende Wahlausgang Ergebnis einer verfehlten Politik und Unzufriedenheit im eigenen Lande ist und nach den Ursachen zu forschen.

Gerade beim Trump-Sieg versucht man immerzu, das offensichtlich tatsächlich hirnrissige Narrativ zu bedienen, die halbe US-Bevölkerung habe einen Präsidenten gewählt, weil sie vereinzelt auf russische Postings in den sozialen Medien gestoßen sei.

Eigentlich soll man über verschüttete Milch nicht jammern, aber diese Milch gab man stattdessen für mehrere Millionen US-Dollar in die Obhut des Sonderermittlers Robert Mueller, damit dieser in einer wahnwitzigen Detektiv-Arbeit prüft, ob nicht etwa die Russen diese Milch verschüttet haben.

Jener unter „Russia Gate“ firmierende Prozess dauerte so lange, bis die Mueller-Milch sich in dem finalen Bericht endgültig als der Käse entpuppte, der er schon immer wahr. Oder sollten wir besser den Begriff „Verschwörungstheorie“ verwenden?

Und ungeachtet dessen, dass der kostenintensive Mueller-Report (11) nachwies, dass der Kreml nicht mit der kleinsten Babuschka-Figur in die US-Wahlen involviert war, wird diese Behauptung einfach weiterhin verbreitet. Bar jeder Beweise.

Und wie es mit amerikanischer Einmischung in andere Wahlen aussieht — da möchte ich dieses Mueller-Milch-Fass gar nicht erst aufmachen. Dieses Thema füllt nämlich keinen Bericht, sondern ganze Bücher!

Und nebst der Wahleinmischung muss Russland natürlich als Aggressor dargestellt werden. Ab Minute 11 heißt es, Putin teste die Grenzen des (NATO-) Bündnisses aus. Er „testet“ also die Grenzen aus. Das ist auch wieder so ein schön verschleiernder Begriff wie „Bemühungen“ im Kontext der russischen Rüstungsausgaben. Klingt erst einmal bedrohlich, würde allerdings im Film vollkommen verblassen, stellte man es der systematischen Bewegung der Außengrenzen der NATO seit den 90er Jahren — auf Russland zu — gegenüber!

Im Februar 1990 erhielt Michael Gorbatschow von US-Außenminister James Baker die mündliche (!) Zusage, die NATO werde sich nicht auf das Gebiet der ehemaligen DDR ausweiten — dergestalt, dass dort keine Truppen stationiert würden.

Zuvor, im Januar 1990 erklärte der damalige deutsche Außenminister Hans-Dietrich Genscher im oberbayerischen Tutzing an der Evangelischen Akademie, die NATO werde sich — unabhängig von dem weiteren Verbleib des Warschauer Paktes — nicht weiter nach Osten ausweiten und ebenso das Gebiet der damaligen DDR nicht in die Bündnisstrukturen integrieren.

Dieses Versprechen firmierte fortan unter dem Begriff der „Tutzinger Formel“. Gorbatschow, der das Versprechen von Baker so auffasste, dass die NATO sich generell nicht nach Osten ausweiten würde, gab sich im Juli 1990 nach langen Verhandlungen mit George Bush und Helmut Kohl seinerseits damit einverstanden, dass eine wiedervereinigte BRD Teil der NATO werden könne.

Baker und Genscher relativierten in den Folgejahren jedoch ihre Versprechen. Genscher erklärte 2009 in Bezug auf sein Treffen mit dem damaligen sowjetischen Außenminister Schewardnadse in Moskau 1990, die Zusage hätte sich einzig auf das Gebiet der DDR bezogen, von einer Nichtausweitung in Osteuropa sei nicht die Rede gewesen.

Weiterhin hätten diese Zugeständnisse schlicht dazu gedient, die Verhandlung über die Wiedervereinigung zu beschleunigen. Auch Baker erklärte später, mit der Zusage, die NATO würde sich nicht nach Osten ausdehnen, sei allein das Gebiet der DDR gemeint gewesen.

Dies lässt sich allerdings mit einem Blick in die Protokolle widerlegen, aus denen klar hervorgeht, dass Baker dem Standpunkt zustimmt, laut dem eine Ausweitung des NATO-Gebietes für Gorbatschow und Schewardnadse inakzeptabel sei.

Belastend kommt die Aussage des damaligen NATO-Generalsekretärs Manfred Wörner aus dem Jahr 1990 hinzu, nach dem die NATO keine Truppen jenseits der BRD stationieren werde und dies als Garant der Sicherheit für die Sowjetunion gelten könne, was er ein Jahr später noch einmal beteuerte (12) (13).

Die Geschichtsvergessenheit dieser „Dokumentation“ zeigt sich bereits hier: Selbst wichtige Zusammenhänge aus der Zeit nach der Wende werden einfach unter den Teppich gekehrt. So wissen wir heute aus dem Archiv (14), dass die USA bereits seit 1993 fest plante — plante, nicht testete, ob es denn möglich wäre — die NATO peu à peu nach Osten zu erweitern.

Obwohl kluge Köpfe aus den eigenen Reihen — beispielsweise der ehemalige US-Außenminister Robert McNamara — vor diesem „Fehler von historischem Ausmaß“ (15) warnten, hielt man an diesem Kurs stur fest und erweiterte das Bündnis in den drei großenErweiterungswellen von 1999, 2004 und 2009 nach Osten (16).

Aber Russland „testet die Grenzen“. Und 2 plus 2 ist 5. Und damit wären wir auch schon beim orwellschen Doppeldenk dieses Schundwerkes angelangt.

Doppeldenk

Wir wissen ja seit Orwell: Freiheit ist Sklaverei, Krieg ist Frieden. Und so weiter.

Einen solchen Doppeldenk gibt der Brigadegeneral der Bundeswehr Spannuth ab Minute 20 zum Besten: Nachdem er betont, dass er schon seit 35 Jahren Soldat sei, er den Fall der Berliner Mauer und den islamischen Terrorismus (zweites Feindbild) miterlebt habe sei für ihn nur eines entscheidend und nachhaltig — und zwar, wofür man sei. Und Deutschland stehe für Frieden und Freiheit.

Alles klar! Da steht ein Rambo in Camouflage mit der Breitschultrigkeit einer Waschmaschine vor einem Panzer und behauptet, er stünde für Frieden. Die Bombardierung ziviler Einrichtungen in Serbien, der immer noch währende Einsatz in Afghanistan, die Einmischungen in Mali — Paris sagt „Merci!“ — hat diese Regionen also befriedet? Nicht im Geringsten! Auf dem Balkan liegt nach wie vor Spannung und Uran-Munition, Afghanistan ist weit vom Frieden entfernt und Mali ist weiß Gott kein „Place to be“.

Wenn man so etwas hört, wird klar, dass man in Zeiten der Gegenaufklärung lebt. Wenn Soldaten und Militärs im Allgemeinen so geschichtsvergessen sind — siehe unten —, braucht man sich eigentlich keine Hoffnungen mehr machen, dass diese sich an den Geist der echten Aufklärung im 19. Jahrhundert erinnern. Es wäre interessant zu erfahren, ob auch nur ein Bundeswehrsoldat dazu imstande wäre, den Unterschied zwischen positivem und negativem Frieden zu erklären.

Die Abwehr von Bedrohungen und das Aufrüsten, um die Verteidigungsfähigkeit aufrecht zu erhalten sind negativer Frieden. Positiver Frieden hingegen stiftet Frieden durch Diplomatie, Vertrauensbildung und Annäherung. Etwa eine Annäherung, die einen Wandel herbeiführt, eine Politik wie sie Willy Brandt in den 70er Jahren betrieb.

Allerdings dürften die meisten Soldaten der Bundeswehr beim Namen „Brandt“ eher an den Abwurf von Napalm-Bomben denken, als an einen guten SPD-Politiker, der damals eine ernstzunehmende Friedenspolitik betrieb — was heute in Zeiten von Heiko Maas undenkbar erscheint. Stattdessen verfolgen sie einen „Frieden“, der ganz klar der ersten Kategorie, also dem negativen Frieden zuzuordnen ist.

Seitenhieb gegen China

Nachdem man den russischen Bären malträtiert hat, darf natürlich der chinesische Drache nicht verschont werden. Hier werden gleich zu Beginn die Italiener gerügt, weil sie es wagen, mit dem größten Rivalen des Westens zu flirten. Unerhört!

Was hat man ihnen nur ins Pesto gerührt, dass sie es wagen, enger mit China zu kooperieren? Vielleicht einen vorausschauenden Blick und die Fähigkeit, realistische Prognosen zu treffen? Vielleicht liegt es daran, dass das äußerst erfolgreiche Gesellschaftsmodell Chinas — aktuell wesentlich erfolgreicher als das des Westens — auf ökonomischer, sozialer, kultureller und sogar ökologischer Ebene das einzige auf der Welt in diesem Ausmaß ist, welches zukunftsfähig ist (17)?

Und ist China wirklich der größte Rivale des Westens? Oder nicht schon längst ein nicht mehr wegzudenkender, tonangebender Partner? Nicht nur, dass das größte Infrastrukturprojekt „Neue Seidenstraße“ längst Europas Pforten überschritten hat, ist ein Indiz dafür, sondern auch die Mitgliedsliste der Asia Infrastructure Investment Bank (AIIB) — des asiatischen Pendants zum IWF.

Dort finden sich neben den Italienern unter anderem Schweden, Spanien, die Schweiz, Kanada, Großbritannien, was die USA besonders ärgern dürfte, und — siehe da — sogar Deutschland (18).

Bei dem Versuch der Herren Golüke und Mueller tritt wieder ein Doppeldenk zutage, der einem schlicht die Spuke nimmt. Dazu wird erneut die Fake-News-Kanone Prof. Masala vor die Kamera gebracht. Kritikpunkt ist das immens starke Militär Chinas. Masala erklärt uns, dass China ein „Weltklasse-Militär“ dafür errichte, da es eine etwaige Eskalation mit den USA einkalkuliere.

Soso! China gebe also so viel für Militär aus, also muss es ja eine Eskalation planen. Diese Prämisse mag ja durchaus plausibel sein. Aber zu welcher Konklusion kommt man dann, wenn man die Militärausgaben Chinas mit denen der USA (19) und den etwa 1.000 US-Militärbasen außerhalb der Vereinigten Staaten (20) gegenüberstellt?

Bild

Bild 2: Ranking der 15 Länder mit den weltweit höchsten Militärausgaben im Jahr 2018 in Milliarden US-Dollar)

Die USA geben beinahe das dreifache für ihr Militär aus. Wenn China also mit einem Drittel dieser Ausgaben eine Eskalation plane, was führen dann die USA im Schilde? Requisiten-Produktion für zehn weitere Michael-Bay-Transformer-Filme?

Apropos Filme! Ab Minute 36:15 wird der Werbespott eines chinesischen Rüstungskonzerns eingeblendet. Und hier nehmen sich die Macher doch tatsächlich die Dreistigkeit heraus, diesen so zu umschreiben:

„China geht in die Offensive. Lässt für jeden sichtbar die Muskeln spielen. Martialische Aufnahmen wie aus einem Hollywood-Streifen. (…) Die Botschaft ist klar: Wir sind groß, wir sind mächtig und wir nehmen uns was wir wollen!“

Ab hier könnte ich die Macher theoretisch wegen indirekter Körperverletzung anzeigen, da ich vor Lachen fast vom Stuhl gefallen wäre! Da liefert NGLOW Film and New Media über eine halbe Stunde Kriegspropaganda vom Allerfeinsten mit der maximal prachtvollsten Kriegs- und Militärästhetik ab und wirft dann den Kollegen aus China vor, „martialische Aufnahmen wie aus einem Hollywood-Streifen“ abzuliefern.

Man kann nur spekulieren, was die Mitarbeiter der in München ansässigen Film- und Medienfirma sich im P1 für realitätsverzerrende Sachen einwerfen, sodass sie — um es frei mit den Worten der Bibel zu formulieren — den Splitter in des Bruders Augen sehen, sich aber nicht des Balkens vor ihrem eigenen Gesicht gewahr werden.

Und zu der Botschaft, die dem — zweifelsohne propagandistischen — chinesischen Militärfilm angedichtet wird: „Wir sind groß, wir sind mächtig und wir nehmen uns was wir wollen!“ Zeigen Sie doch diese Aussage einem amerikanischen Ureinwohner oder einem Bürger eines rohstoffreichen Landes und stellen dann die Frage, an wen diese Personen dabei denken — an einen Chinesen oder doch eher an einen US-Amerikaner?

Geschichtsvergessen und Rechts

Mit diesem grotesken Werk hat das ZDF eine neue Eskalationsstufe im Verhältnis zu Russland eingeläutet! Es war schon bizarr genug, als Claus Kleber im Frühjahr 2019 eine Ausgabe des heute-journals mit einem vermeintlichen Start des 3. Weltkrieges eröffnete, um anschließend zu erklären, dass dies soeben nur eine Fiktion gewesen sei, die aber durchaus realistisch sei (21).

Dieser Streifen ist nun aber eine reine Mobilmachung und Kriegsvorbereitung erster Klasse! Es fallen unglaubliche Sätze — etwa, dass alle warten würden, bis das Schießen losgehe, deutsche Soldaten müssen nun auch wieder im Kampf eingesetzt werden.

Man sehnt sich den Krieg gegen Russland mehr herbei als den Frieden!

Besonders bezeichnend ist, wenn davon die Rede ist, dass das erste Mal seit dem Zweiten Weltkrieg die Landesverteidigung für Deutsche keine rein theoretische Sache mehr sei. Wovon nicht die Rede ist — welche Rolle hatte denn Deutschland im Zweiten Weltkrieg gespielt?

War da nicht irgendwas Dunkles? War da nicht ein Typ mit einem Scheitel und einem schmalen Schnauzbart? Oder hat man nun die nach wie vor dramatisch unvollständige Aufarbeitung deutscher Geschichte nun endgültig ad acta gelegt?

Völlig zurecht erlaubt sich Deutschland angesichts von sechs Millionen grausam ermordeter Juden keinen Fehltritt gegenüber der jüdischen Gemeinde. Wo ist aber diese Behutsamkeit gegenüber Russland geblieben, wenn sie denn jemals dagewesen ist? Hat man die 27 Millionen erschossener und verhungerter sowjetischer Opfer — zu einem großen Teil Russen — im Zweiten Weltkrieg etwa vergessen?

Wissen die Panzerfahrer, dass ihre Panzerketten in den Spuren und die Soldatenstiefel in den Fußstapfen der Wehrmacht rollen und treten? Gerade dann, wenn die Panzer im Baltikum unweit des damaligen Leningrad unterwegs sind und dabei „They see me rollin‘“ hören? In dieser Stadt verhungerten durch die Wehrmacht-Besetzung eine Million Russen und Russinnen.

Der junge Soldat Helge Timm erzählt stolz in die Kamera, dass er gut genug ausgebildet sei, um im Ernstfall nicht nur auf Attrappen, sondern auch auf echte (russische) Ziele feuern könne. Himmel Arsch noch eins! Haben solche Soldaten jemals mit ihren Großeltern gesprochen? Wissen solche Soldaten überhaupt, was damals im Zweiten Weltkrieg in der Sowjetunion los gewesen ist? Von dem unsäglichen Leid, welches durch die Morde, Folterungen und Vergewaltigungen über das Baltikum und weit darüber hinaus hereingebrochen ist?

Was bringt es denn, wenn im Geschichtsunterricht deutscher Schulen die Daten des Zweiten Weltkriegs bis zum Erbrechen durchgekaut werden, die Schulabgänger dann aber genau denselben Scheiß machen, wie ihre Vorfahren? Oder kommt die Bundeswehr-Werbetruppe immer genau dann in die Schulen, wenn im Geschichtsunterricht das Wüten der Wehrmacht in der UdSSR thematisiert werden sollte?

Statt durch Demut und Reue vor Russland auf die Knie zu fallen — wie Willy Brandt es für die Toten des Warschauer Ghettos tat — wird stattdessen die Friedensdividende der Wendezeit in den Wind geschlagen.

Wir könnten uns den ganzen Schuldkult schenken, der der Generation Y und den Millenials aufoktroyiert wird, wenn wir wirklich eine vollumfängliche Erinnerungs- und Aufarbeitungsarbeit- und Kultur leisten würden, die alle Schrecken des Zweiten Weltkrieges im kollektiven Gedächtnis konserviert und uns dazu führt, Konsequenzen und Lehren daraus zu ziehen!

Angesichts dieses filmischen Werkes, welches im deutsch-historischen Kontext doch einen äußerst bräunlichen Stich hat, stellt sich mir die Frage, wo denn nun die ganzen #wirsindmehr, #unteilbar, XYZ gegen rechts und Nazis und AfD geblieben sind? Wo ist der große Aufschrei?

Während man bei der Friedensbewegung Historikern wie Daniele Ganser die Worte so wüst verdreht und nach jedem angeblich braunen Haar in der Suppe sucht, um diese Bewegung oder die Person als rechts dastehen zu lassen, wird der braune Haarschopf beim ZDF stikt ignoriert! Eine Friedenskoryphäe wie Bodo Schickentanz wird nach 22 Jahren aus dem ZDF geworfen, aber solch einen braunen Mist lässt man bedenkenlos laufen?

Im Abspann ist sogar eine Deutschlandflagge im Sonnenuntergang zu sehen. Im Hintergrund erzählt man uns aus dem Off, deutsche Soldaten müssten im Ernstfall wieder kämpfen. Ja wo sind denn jetzt die Antideutschen? Noch roter kann ein Tuch für diese ideologischen Stiere nicht sein?

Sonst werden doch auch immer Kinos oder Theater unter Druck gesetzt, wenn dort beispielsweise ein Preis an Ken Jebsen verliehen werden soll, wenn jedoch das ZDF einen deutschen neokolonialen Propagandastreifen ausstrahlt, können die militanten Mainzelmännchen unbeirrt ihrer blutigen Wege gehen?

Ein verbrecherisches Werk

Dieses Werk von Nick Golüke und Michael Mueller ist kein Journalismus mehr, es ist ein Verbrechen! Ein Verbrechen am europäischen Frieden, ein Verbrechen an allen Russen, die in wirklich jeder einzelnen Familie mindestens einen Gefallenen zu betrauern haben! Nur anders als Julien Assange — der wirklichen Journalismus betrieben hat — sitzen die beiden Herren nicht im Knast, sondern frönen ihrem Dolce Vita im Münchner Speckgürtel.

Zu ihrem Glück wurde 2016 der Paragraf 80 des Strafgesetzbuches gestrichen, welcher jene mit einer lebenslangen Freiheitsstrafe ahndete, die einen Angriffskrieg vorbereiten (22). Wer dieses Werk sieht, kann sich selber die Frage beantworten, ob dies als Vorbereitung eines Angriffskrieges dienen kann.

Besonders zynisch ist das Motto der Produktionsfirma Nglow Film and New Media:

„We bring ideas to life.“

Well, but the enliven ideas bring many people to death!

Die „Dokumentation“ „Alte Bündnisse — neue Bedrohungen“ reiht sich nahtlos in eine dramatische Entwicklung in Richtung der Militarisierung Europas ein. Ob es Zufall ist, dass man in einer Einstellung mit Wackelkamera bei 03:04 ein Bild von Frau von der Leyen im Hintergrund sieht?

Auch wenn eine nicht unwesentliche Menge an Leuten ihren Fernseher schon längst auf den Dachboden gestellt hat, erreicht das ZDF nach wie vor Millionen und lässt sich in Milliardenhöhe GEZwungenermaßen finanzieren.

Diese Dokumentation muss Anlass sein, sich verstärkt für die Rundfunkfreiheit — das heißt für die Abschaffung der GEZ — einzusetzen und sich zu informieren (23).

Wenn die Öffentlich-Rechtlichen so massiv dafür werben, dass wir Steuerzahler knapp 40 Milliarden Euro mehr für die Rüstung aufbringen sollen, dann dürfen sich ARD, ZDF und Co. ihre Einnahmen gerne aus diesem Topf nehmen statt uns friedliebende Menschen die Gebühr für die mediale Vorbereitung unseres Untergangs in Rechnung zu stellen.

Mainzelmännchen, abtreten!


Bild


Quellen und Anmerkungen:

(1) https://www.zdf.de/dokumentation/dokumentation-sonstige/alte-buendnisse-neue-bedrohungen-102.html
(2) https://www.rubikon.news/artikel/die-rekruten, https://www.rubikon.news/artikel/werben-furs-sterben, https://www.rubikon.news/artikel/krieg-ist-geil, https://www.rubikon.news/artikel/nichts-fur-softies, https://www.rubikon.news/artikel/mali-ein-fest-der-sinne, https://www.rubikon.news/artikel/die-bundeswehr-macht-schule, https://www.rubikon.news/artikel/abenteuerurlaub-in-mali
(3) https://www.zeit.de/politik/ausland/2018-06/aufruestung-eu-kommission-nato-ulm
(4) vgl. Krone-Schmalz, Gabriele 2017: Eiszeit — Wie Russland dämonisiert wird. S. 174-177, https://de.statista.com/statistik/daten/studie/379080/umfrage/vergleich-des-militaers-der-nato-und-russlands/, https://de.statista.com/statistik/daten/studie/157935/umfrage/laender-mit-den-hoechsten-militaerausgaben/
(5) https://www.faz.net/aktuell/feuilleton/debatten/die-krim-und-das-voelkerrecht-kuehle-ironie-der-geschichte-12884464.html, https://www.zeit-fragen.ch/de/print/ausgaben/2014/nr-9-2242014/der-kampf-um-die-krim-als-problem-des-staats-und-voelkerrechts.html
(6) https://www.zois-berlin.de/fileadmin/media/Dateien/ZoiS_Reports/ZoiS_Report_3_2017.pdf, S. 17, https://www.rubikon.news/artikel/annektiert-und-gut-drauf
(7) https://www.unibw.de/politikwissenschaft/professuren/lehrstuhl-ip/masala/prof-dr-carlo-masala
(8) https://www.globalsecurity.org/wmd/world/russia/ssc-8.htm
(9) vgl. Kozin, Vladimir P: Der neue Kalte Krieg und die geplante Eskalation des Konflikts USA/Europa versus Russland, in Ullrich Mies (Hg.): Der tiefe Staat schlägt zu — Wie die westliche Welt Krisen erzeugt und Kriege vorbereitet. S. 205-207
(10) siehe congress.gov „Public Law 115-91“ https://www.congress.gov/115/plaws/publ91/PLAW-115publ91.pdf Sec. 1243 (c) (1), Stat. 1673 (pdf-Seite 391)
(11) vgl. U.S. Department of Justice https://www.justice.gov/storage/report.pdf S. 2
(12) vgl. Krone-Schmalz, Gabriele: Russland verstehen — Der Kampf um die Ukraine und die Arroganz des Westens, S.99
(13) https://www.heise.de/tp/features/Nato-Osterweiterung-Das-ist-eine-brillante-Idee-Ein-Geniestreich-4009027.html
(14) https://nsarchive2.gwu.edu//dc.html?doc=4390816-Document-02-Strategy-for-NATO-s-Expansion-and
(15) https://www.bu.edu/globalbeat/nato/postpone062697.html
(16) vgl. Mies, Ullrich: Wie die westliche Wertegemeinschaft den Kalten Krieg 2.0 installierte; in Ullrich Mies (Hg.): Der tiefe Staat schlägt zu — Wie die westliche Welt Krisen erzeugt und Kriege vorbereitet, S. 180-181
(17) https://www.rubikon.news/artikel/china-auf-der-uberholspur, https://www.rubikon.news/artikel/china-dominiert-die-welt, https://www.rubikon.news/artikel/es-geht-um-asien-verdammt
(18) https://www.aiib.org/en/about-aiib/governance/members-of-bank/index.html
(19) https://de.statista.com/statistik/daten/studie/157935/umfrage/laender-mit-den-hoechsten-militaerausgaben/
(20) https://www.nachdenkseiten.de/?p=37010
(21) https://www.nachdenkseiten.de/?p=50764
(22) https://www.heise.de/tp/features/80-StGB-Vorbereitung-eines-Angriffskriegs-ist-seit-1-Januar-2017-gestrichen-3590763.html
(23) https://www.rundfunk-frei.de/


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