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Der Strategiewechsel

Der Strategiewechsel

Die erneute Eskalation in Syrien muss vor dem Hintergrund der russischen Siege und des Tests der Oreschnik-Mittelstreckenrakete betrachtet werden.

Russland und Ukraine

Im November eskalierte der Westen den Krieg in der Ukraine mit atemberaubender Geschwindigkeit. Nachdem Donald Trump als neuer Präsident der USA gewählt worden war — und damit der einzige Kandidat, der zuvor versprochen hatte, den Krieg in der Ukraine zu beenden —, erhöhte das Biden-Regime den Einsatz enorm. Der amtierende Präsident beziehungsweise jene Kräfte, die hinter ihm stehen — denn seien wir mal ehrlich: ein so dementer alter Mann, der mit Menschen spricht, die seit Jahren tot sind und die meiste Zeit überhaupt nicht versteht, wo er sich gerade aufhält, weiß auch nicht, was derzeit in der Ukraine geschieht —, haben der Ukraine erlaubt, die schon länger gelieferten ATACMS-Raketen (bodengestütztes, ballistisches Kurzstrecken-Raketensystem der US-amerikanischen Streitkräfte) gegen Ziele weit im russischen Kernland anzugreifen.

Genau das geschah dann auch nur wenige Stunden später. Mehrere ATACMS-Raketen wurden in Richtung Kursk geschossen, allerdings erreichten russischen Angaben zufolge lediglich zwei der Raketen ihr Ziel. Dass die russische Regierung diese Angaben überhaupt so detailliert offenlegt, wie das in der Folge geschah, ist ein interessantes Signal an den Westen: Denn, so war es schon zuvor erklärt worden, der Beschuss russischen Kernlandes galt als rote Linie. Und das ist vollkommen verständlich. Die US-amerikanischen ATACMS-Raketen können nicht ohne westliche Hilfe von der Ukraine allein bedient werden. Ihre Zielkoordinaten einzugeben, ist nicht so leicht und bedarf zudem der Daten westlicher Aufklärungssatelliten.

Faktisch sind es westliche, in der Regel US-amerikanische Soldaten, die diese Raketen auf Russland abfeuern und damit eine direkte Kriegshandlung gegen Russland begehen. Es ist also der Westen, der Russland direkt beschießt, die Ukraine dient dabei nur als Startrampe.

Dasselbe gilt für die britischen Storm-Shadow-(luftgestützte, hochpräzise Marschflugkörper mit großer Reichweite) und die französischen SCALP-Raketen (hochpräzise Luft-Boden-Marschflugkörperfamilie, die auf der britischen Storm-Shadow-Rakete basiert), deren Freigabe kurz darauf ebenso erteilt wurde. Zumindest Storm Shadows wurden kurz danach ebenfalls auf Russland gerichtet. Der Westen versucht damit, mit allen Mitteln eine Eskalation des Konflikts zu erzwingen. Und das ist auch der russischen Regierung vollkommen klar.

Das ist der Grund für die Änderung der russischen Nukleardoktrin, die Wladimir Putin ebenfalls im November unterzeichnete.

Die neue Nukleardoktrin sieht nun vor, dass Russland auch auf nichtnukleare Angriffe nuklear reagieren kann, wenn der Angriff von einem Staat ausgeht, der dabei Unterstützung von einer Nuklearmacht erhält. Dies trifft auf die Ukraine zu, die von gleich drei Nuklearmächten Großbritannien, Frankreich und den USA — unterstützt wird, die ihre Angriffe koordinieren und im Grunde durchführen. Das war eine klare Warnung an den Westen.

Jeder von diesen Mächten durchgeführte Angriff von der Ukraine aus auf Russland kann einen nuklearen Gegenschlag provozieren — und dabei ist nicht klar, gegen wen sich dieser Schlag richtet. Diese Nukleardoktrin hat jedoch den Ambitionen des Westens keinerlei Dämpfer versetzt. Man erklärte, man sei auf einen Atomkrieg vorbereitet. Die deutsche Außenministerin Annalena Baerbock gab zum Besten, man lasse sich von Russland nicht einschüchtern.

Daher sandte Moskau eine weitere Warnung, eine, die diesmal ihr Ziel nicht verfehlte: Die russische Armee testete im direkten Kampfeinsatz eine neu entwickelte Hyperschall-Mittelstreckenrakete, die auf den Namen Oreschnik (russisch Орешник) — Haselstrauch — getauft wurde. Wie der russische Präsident Putin später erklärte, erreicht die neue Waffe eine Geschwindigkeit von Mach 10 — andere bescheinigen ihr sogar eine Geschwindigkeit von Mach 11, also das Elffache der Schallgeschwindigkeit — und könne daher von keinem Luftabwehrsystem abgefangen werden. Erschwerend kommt hinzu, dass die Flugbahn der Oreschnik nicht zu berechnen ist.

Diese Oreschnik-Raketen stellen einen ganz neuen Meilenstein der Militärtechnik dar. Denn die Rakete kann nicht nur bis zu 36 Sprengköpfe tragen und im Zweifelsfall auch nuklear bestückt werden: Das eigentlich Neue ist, dass sie nicht einmal mit Sprengkörpern bestückt werden muss. Allein die Geschwindigkeit in Verbindung mit der Masse der Geschosse erzeugt eine so hohe kinetische Energie, dass bei einem Einschlag ein zerstörerischer Effekt gleich einer Explosion auftritt. Vergleichbar ist dies mit dem Einschlag eines Meteoriten, der auch ganz ohne Sprengkörper zerstörerisch sein kann. Diese Waffe ist so skalierbar, dass sie die Folgen einer taktischen Atomwaffe haben kann — jedoch ohne den lästigen Fallout, also den radioaktiven Niederschlag, der sich unkontrollierbar verteilt und noch auf Jahre Menschen dahinraffen kann.

Die Oreschnik-Rakete macht so auf gewisse Weise Nuklearwaffen überflüssig, senkt damit aber auch die Schwelle für ihren Einsatz. Russland hat zudem seine Überlegenheit in Bezug auf Materialwissenschaften unter Beweis gestellt. Denn Versuche des Westens, ähnliche Systeme zu entwickeln, scheiterten an den Bedingungen, denen solche Waffen im Einsatz ausgesetzt sind. So entstehen beim Flug durch die Atmosphäre Oberflächentemperaturen von bis zu 2.000 Grad Celsius, vergleichbar mit den Temperaturen, denen Spaceshuttles beim Wiedereintritt in die Atmosphäre ausgesetzt sind. Außerdem entsteht Plasma um den Flugkörper herum. Westliche Versuche, solche Technik für das Militär einsatzfähig zu machen, liefen auf viel zu große Geschosse hinaus. Russland scheint das Problem mithilfe neuer Materialien gelöst zu haben — über die der Westen nicht verfügt. Zudem kündigte Putin die Serienproduktion derartiger Geschosse an und demonstrierte damit die militärische Überlegenheit auf diesem Gebiet. Die Raketen könnten, so wurde auch betont, jede Hauptstadt Europas binnen weniger Minuten erreichen.

Die Warnung scheint im Westen angekommen zu sein. Denn seit dem Einsatz des „Haselstrauchs“ ist kein einziger Angriff mit westlichen Mittelstreckenraketen mehr bekannt geworden. Nicht nur, dass keine davon mehr auf russisches Kernland abgeschossen wurde — es ist von überhaupt keinem Einsatz mehr etwas bekannt geworden. Innerhalb der NATO-Staaten scheint damit eine gewisse Ratlosigkeit angesichts des neuen russischen Potenzials eingekehrt zu sein. Der Westen, insbesondere Deutschland, hat sich zwar beeilt, der Ukraine neue Unterstützung zuzusichern. Dabei geht es aber vorrangig um Geld. Nach wie vor liefert Deutschland keine Taurus-Marschflugkörper.

Naher Osten

Vor diesem Hintergrund ist nun die Situation im Nahen Osten zu betrachten. Schon zuvor konnte man den Völkermord Israels an den Palästinensern, den Krieg gegen die Hisbollah im Libanon und die Angriffe auf den Iran und auf Syrien als ein weiteres Schlachtfeld im neuen, dritten, Weltkrieg betrachten. Denn bei Israel handelt es sich um eine Marionette der USA und Großbritanniens, um die Vorherrschaft in Westasien abzusichern und eine Militärbasis zur Verfügung zu haben, von der aus man Angriffe in der Region durchführen kann. In Syrien stehen sich Russland und die USA gegenüber; Iran ist ein Verbündeter Russlands, außerdem seit Kurzem Teil der BRICS und anderer zwischenstaatlicher Formate mit Russland und China. Iran bildet zudem den großen Antagonisten Israels, der die Hamas ebenso aufrüstet wie die Hisbollah und die Huthis und diese als Stellvertreter gegen Israel einsetzt. Zudem gibt es eine Reihe von Milizen und Rebellenorganisationen, etwa im Irak, welche ebenfalls auf der Seite Irans oder aber zumindest gegen die USA und Israel stehen.

Die USA versuchen schon seit Jahren, in Syrien einen Regime-Change herbeizuführen und den syrischen Präsidenten Baschar Hafiz al-Assad zu stürzen. Dafür bedienten sie sich islamistischer Organisationen, etwa al-Qaida, und der Taliban, aus denen immer wieder neue Gruppen hervorgingen, die sich noch dazu ständig umbenannten, wie beispielsweise IS (ISIS, ISIL, Daesh).

Diese entzündeten in Syrien einen Krieg, der uns hier im Westen als „Bürgerkrieg“ oder als „Revolution“ verkauft wird, wobei es sich aber um einen Angriff von außen handelt. Seit 2020 war die Situation in Syrien eingefroren. Die Dschihadisten hielten nur noch einen kleinen Teil Syriens rund um Idlib, einige von der Türkei unterstützte Gruppen beherrschten Regionen im Norden; daneben gab es noch ein großes Gebiet im Nordosten, in dem die Kurden eine Art selbst organisierte Räterepublik etabliert hatten.

Bei der Hay’at Tahrir al-Sham (HTS), die einige Jahre lang lediglich die Region rund um Idlib kontrolliert hatte, handelt es sich um einen Ableger von al-Qaida und al-Nusra, deren Anführer, Abu Mohammed al-Dschaulani, erst al-Qaida und später dem IS angehörte, sich aber in den vergangenen Jahren von beiden Organisationen distanziert und diese angeblich sogar bekämpft hat. Obwohl die CIA auf ihn ein Kopfgeld von 10 Millionen US-Dollar ausgesetzt hat, wird er von westlichen Medien bereits als „progressiver Dschihadist“ bezeichnet und die Dschihadisten von HTS als „moderate Rebellen“, obwohl sie weiterhin als Terrororganisation gelistet sind und dschihadistische, islamistische Ziele verfolgen.

Die HTS-Kämpfer sind in der Vergangenheit durch ihre Grausamkeit aufgefallen, beispielsweise durch Folter oder Exekutionen in der Form, dass sie Gefangenen den Kopf abgeschnitten haben — eine Praxis, die auch in den vergangenen Tagen Anwendung fand. Die Distanzierung von al-Qaida und IS kann als oberflächliche PR-Kampagne betrachtet werden, um das westliche Narrativ von den „gemäßigten Rebellen“ zu stützen. Al-Dschoulani hat immerhin PR studiert, wenn auch nie abgeschlossen. Denkbar sind aber auch Rivalitäten zwischen den einzelnen Organisationen und ihren Anführern.

Kurz nach der Demonstration der Oreschnik-Rakete schloss Israel einen Waffenstillstand mit der Hisbollah — nur um seine Angriffe auf Syrien auszuweiten. Im selben Atemzug starteten die Dschihadisten aus Idlib eine neue Offensive in Richtung Aleppo und übernahmen die Stadt binnen kürzester Zeit. Anschließend zogen sie weiter in Richtung Hama, eine Stadt, die nach kurzer Zeit ebenfalls von der syrischen Armee geräumt werden musste und von den Dschihadisten erobert wurde. Dabei agierten die Dschihadisten gemeinsam mit den von der Türkei unterstützten Milizen. Es kursierten Bilder von Kämpfern, welche in eroberten Städten und Dörfern türkische Flaggen hissten, und es gab Berichte von Fahrzeugen mit türkischen Kennzeichen, die kurze Zeit später auftauchten.

Die syrische Regierung bat Russland und Iran um Hilfe. Russland, das eine Militärpräsenz in dem Land hat, begann umgehend damit, Stellungen der Dschihadisten zu bombardieren. Auch irakische Milizen überquerten die Grenze zu Syrien, um an der Seite der syrischen Regierung zu kämpfen. Der Generalsekretär der Hisbollah, Naim Qassem, kündigte an, ebenfalls Kämpfer zu entsenden. Er betonte zudem, dass die USA und Israel hinter dem neuen Angriff stünden. Das wird auch durch die „Rebellen“ selbst bestätigt, die offenbar erklärten, Israel zu lieben.

Zudem wurden sie von den USA mit Waffen im Wert von Milliarden von US-Dollar aufgerüstet, und das bereits seit Jahren, angefangen mit etwa 500 Millionen US-Dollar an Ausrüstung und Ausbildung unter Barack Obama. Zudem unterstützten die USA die „Rebellen“ schon vor über zehn Jahren durch medizinische Hilfe und Luftangriffe. Die USA hofften damit — letztlich erfolgreich — Baschar al-Assad zu stürzen und den iranischen Einfluss aus Syrien zurückzudrängen. Zudem beherbergt Syrien den einzigen Mittelmeerhafen Russlands, den zu beseitigen den USA ein Anliegen ist. Wenig verwunderlich wurde der Vormarsch der Dschihadisten über den US-Militärstützpunkt at-Tanf im Südosten des Landes, dem Dreiländerdreieck Syrien-Irak-Jordanien, unterstützt. Hier kamen irakische und jordanische Islamisten über die Grenze und drangen von dem US-kontrollierten Gebiet in Richtung Damaskus vor.

Dass der Westen den Vormarsch unterstützt, zeigt auch, dass al-Dschaulani noch während der Kämpfe vom US-amerikanischen Sender CNN interviewt wurde, wo er seine Pläne, Assad zu stürzen und „islamische Institutionen“ zu schaffen, darlegen konnte. Auch in der britischen Presse wurde die HTS gepriesen und als heroische Rebellenorganisation dargestellt, die gegen den finsteren Diktator al-Assad ankämpft.

In der deutschen Presse war hingegen erstaunlicherweise von Dschihadisten und Islamisten zu lesen. Zudem erklärte der UN-Sondergesandte für Syrien, Geir Pedersen, kurz nach der Flucht des syrischen Präsidenten, dass die Kämpfer in Syrien von der internationalen Terrorliste gestrichen werden könnten. Auch gibt es eine enge Abstimmung zwischen den US-Truppen in der Region und allen Parteien, wie Daniel Shapiro, stellvertretender US-Verteidigungsminister, erklärte. Die US-amerikanischen Soldaten würden in dem Land bleiben, vorgeblich um den IS zu bekämpfen. Es zeigt sich eine enge Verbindung zwischen dem Westen und den Dschihadisten.

Der Westen, insbesondere die USA, hatte den jüngsten Vormarsch der islamistischen Gruppen gefördert und unterstützt. Das zeigt sich nicht zuletzt darin, dass die USA von Anfang an betont haben, sie hätten mit der ganzen Angelegenheit nichts zu tun.

Damit zielt die neue Offensive der Dschihadisten in Syrien darauf ab, eine neue Front gegen Russland und seine Verbündeten zu eröffnen. Dass es eine Verbindung zur Ukraine gibt, zeigt auch die Beteiligung ukrainischer Kampfverbände, die den Angriff der Dschihadisten mittels Drohnen unterstützt haben.

Außerdem unterstützt das US-Militär die Dschihadisten, indem es Angriffe auf irakische Milizen flog, die der syrischen Regierung zu Hilfe eilten. Israel wiederum drohte Iran mit Luftangriffen, sollte er Unterstützung schicken, weil die Möglichkeit bestehe, dass Teheran neue Waffen in den Libanon liefere. Die Dschihadisten rückten schnell auf Homs und die libanesische Grenze zu, worin das israelische Interesse an dem Vorstoß deutlich wird: Es soll die Landverbindung zwischen Iran und Libanon gekappt werden, um die Hisbollah zu isolieren. Damit soll die iranische Vormachtstellung in der Region geschwächt werden. Dies gelang dann im Laufe des Wochenendes vom 7. und 8. Dezember, indem erst Homs eingenommen wurde und später auch Damaskus gefallen ist.

Die Türkei wiederum hat bewiesen, dass sie trotz ihrer Differenzen mit Israel fest an der Seite der NATO steht, indem sie den Vormarsch der Milizen unterstützt. Sie verfolgt zudem eigene Ziele in Syrien, die zumindest eine Pufferzone im syrischen Norden beinhalten, um die kurdischen Unabhängigkeitskämpfer zurückzuschlagen und vom türkischen Gebiet abzutrennen. Immer wieder kommt es daher zu Kämpfen zwischen den türkisch unterstützten Milizen und den kurdisch geführten Syrischen Demokratischen Kräften (Syrian Democratic Forces, SDF).

Aus vielen Regionen im Norden zog sich die syrische Regierung schnell zurück und hinterließ dabei ein Machtvakuum, das nicht nur von den Dschihadisten im Nordwesten, sondern auch vom IS gefüllt wurde, der zuvor noch über einige kleinere Gebiete verfügte. Der IS verkündete schnell neue Eroberungen und Siege. Auch gegen ihn gehen die Kurden vor und bekämpfen ihn als einzige Fraktion überhaupt. Im Laufe der Ereignisse gab es einander widersprechende Aussagen zu den Kurden, die sich entweder mit den Dschihadisten zusammengetan hatten oder mit der syrischen Armee; eindeutig erkennbar ist nichts von alldem. Klar ist nur, dass sowohl die Kurden als auch die türkischen Milizen von den USA unterstützt werden und dass beide einander bekämpfen.

Die Kurden halten auch Teile Aleppos unter ihrer Kontrolle scheinen dort aber unbeeinträchtigt von den Dschihadisten zu sein. Im Osten wiederum kämpfen sie gemeinsam mit den USA gegen irakische Milizen. Die USA haben nach der Übernahme Syriens durch die Dschihadisten zudem davor gewarnt, weiter gegen die Kurden vorzugehen.

Auch im Süden des Landes, südlich von Damaskus und in der Nähe zur israelischen Grenze, gab es Kämpfe zwischen der syrischen Armee mit Milizen unklarer Herkunft. Eine Verbindung zu Israel ist aber naheliegend. Israel teilt das gemeinsame Anliegen mit der Türkei, den USA und der NATO, Russland zu schwächen und zu Zugeständnissen in der Ukraine zu bewegen. Zudem verfolgt das Land die Idee eines Groß-Israel, das auch Teile Syriens beinhaltet, und strebt zudem an, den Iran aus der Region zurück zu drängen. Kurz nach der Flucht al-Assads marschierte Israel in Syrien ein. Dabei kamen offenbar Bodentruppen sowie Militärtechnik wie Panzer und Kampffahrzeuge zum Einsatz.

Auch führt Israel immer wieder Luftangriffe durch. Offizielle Erklärung dafür ist die Bedrohung Israels durch die Islamisten. Dass diese ein Phantom ist, zeigen die Aussagen der Dschihadisten, Israel zu lieben. Die Angriffe zielen damit eher auf die Hisbollah in Syrien sowie eventuell auf die Erschaffung des Groß-Israel. Der Westen insgesamt scheint zu hoffen, Russlands Kräfte in Syrien und eventuell zusätzlich im Kaukasus zu überdehnen, sodass Russland entweder seine Verbündeten im Stich lassen und damit schwere Niederlagen einstecken oder aber einem Einfrieren des Konflikts in der Ukraine zustimmen muss, um seine Kräfte dann auf Vorderasien konzentrieren zu können.

Dieser Versuch könnte jedoch nach hinten losgehen, denn die neue Offensive der Dschihadisten führt Moskau vor Augen, dass ein eingefrorener Konflikt eine Zeitbombe ist. Alles andere als ein Sieg in der Ukraine würde der Ukraine und dem Westen nur die Möglichkeit geben, erneut aufzurüsten und dann zuzuschlagen, genau so, wie es die Dschihadisten in Syrien getan haben. Es ist also durchaus möglich, dass gerade dadurch die Bereitschaft Russlands, sich auf Verhandlungen und Kompromisse einzulassen, enorm gesenkt wurde.

Es geht bei alledem also nicht um Syrien. Syrien ist nur ein weiteres Schlachtfeld, das der Westen, inklusive Israels und der Türkei, gegen die aufstrebenden Mächte Russland, Iran und auch China eröffnet hat, um die mulitpolare Ordnung zu unterdrücken.

Dass das gelingt, ist zumindest langfristig unwahrscheinlich. Die Lage in Syrien hingegen hat sich verheerend entwickelt sowohl für die syrische Regierung als auch für die Verbündeten Russland und Iran. Am Wochenende floh Baschar al-Assad nach Russland, wobei es zunächst Meldungen über einen möglichen Absturz seiner Maschine gab. Zuvor wandte er sich an seine Regierung sowie die Dschihadisten und mahnte einen friedlichen Regierungswechsel an. Der syrische Ministerpräsident Mohammad Ghasi al-Dschalali hat die Übergabe der Regierungsgeschäfte vorbereitet.

Die Frage, was mit den russischen Militärstützpunkten geschieht, legte al-Dschalali in die Hände der zukünftigen Regierung Die Dschihadisten erklärten zunächst, die Sicherheit der russischen Basen und diplomatischen Vertretungen zu garantieren. Die iranische Botschaft hingegen stürmten die Dschihadisten am Sonntag und plünderten sie. Derzeit ist unklar, welchen Kurs das Land einschlagen wird. Setzen sich die westlichen Interessen durch oder behalten die „Rebellen“ eine gewisse Eigenständigkeit, vielleicht auch definiert über ihre Religion?

Fällt Syrien in die Hände einer westlich kontrollierten Marionettenregierung, wird Russland aus der Region zurückgedrängt. Wenn gleichzeitig der neue „georgische Maidan“ erfolgreich ist und Armenien sich immer mehr von Russland ab- und dem Westen zuwendet, dann ist auch die direkte Achse zwischen Russland und Iran unterbrochen. Und das geschieht bereits, wie die Aussage des armenischen Ministerpräsidenten Paschinjans beweist, der sagte, Armenien betrachte sich nicht mehr als Teil der OVKS (Organisation des Vertrags über kollektive Sicherheit, militärisches Bündnis zwischen mehreren postsowjetischen Staaten).

Dies ist einer der Hauptgründe für das westliche Engagement im Kaukasus. Die Niederlage der Assad-Regierung könnte zudem die Verbindung zwischen dem Iran und dem Libanon unterbrechen, auf diese Weise die Hisbollah isolieren — und damit enorm schwächen. Dies wiederum spielt dem Plan der USA in die Hände, neben Irak und Afghanistan auch Syrien und den Libanon zu stürzen — und schließlich den Iran. Es verwundert daher weder, dass die Hisbollah in Syrien sehr präsent und an der Seite der Regierung aktiv war, noch die Einmischung Irans.

Derzeit entwickelt die Situation sich sehr zuungunsten Russlands und Irans. Es bleibt abzuwarten, was hier noch geschieht und ob es eine Möglichkeit gibt, das Blatt wieder zu wenden. Es wird aber erkennbar, dass der Westen eingesehen hat, mit seinen Provokationen in der Ukraine in eine Sackgasse gelaufen zu sein. Daher wechselt er nun die Strategie und weitet das Schlachtfeld gegen Russland aus.

Das Land bleibt also trotz seiner militärischen Erfolge in der Ukraine weiterhin unter Druck. Hier zeigt sich die Vehemenz, mit welcher der US-geführte Westen es darauf anlegt, Russland zu zerschlagen. Und was sich gegen Russland und Iran richtet, das richtet sich mittelfristig auch gegen China. Der geopolitische Kampf um die Vorherrschaft scheint in eine neue Phase eingetreten zu sein.

Die Leidtragenden sind — wie immer — die ganz normalen Menschen in der Region. Zwar feierten viele Syrer den Sturz von al-Assad, doch schon jetzt gibt es Berichte von strengen religiösen Anordnungen der neuen Herrscher, wie beispielsweise den Zwang zur Verschleierung von Frauen. Auch die christlichen Gemeinschaften in der Region sind nun gefährdet. Letztlich ist der Fall der syrischen Regierung auch keine gute Nachricht für die Palästinenser, deren Auslöschung die Türkei und die Golfstaaten mit ihrer Unterstützung für die „Rebellen“ in Kauf nehmen.

Zudem steht der Libanon als Nächstes auf der US-amerikanischen Wunschliste von Regime-Changes. Das kleine Land und die Hisbollah sind nun vielleicht von ihrem größten Verbündeten Iran isoliert und — je nachdem, auf welche Seite sich die HTS schlägt — von Feinden umzingelt. Der Kampf gegen Israel hat die Hisbollah geschwächt, und ohne die iranische Unterstützung könnte das Land schnell fallen. Dann folgt der Iran als großes Endziel der US-Geostrategen. Ob es so weit kommt, wird sich zeigen.

Bei all dem gibt es auch jene Stimmen welche die Ereignisse in Syrien, ebenso wie in der Ukraine, für ein großes Spiel der Welt-Finanzelite halten, die uns mittels Kriegen, Krisen und Regime-Changes auf die globale Machtergreifung vorbereitet. Hier spielt auch der Ukraine-Russland-Konflikt lediglich eine Rolle im Welttheater zur Vorbereitung der globalen, digitalen Diktatur, und selbst der russische Präsident Wladimir Putin erfüllt hier nur eine Funktion im Dienste der globalen Auftraggeber. Auch wenn diese Version nicht ausgeschlossen ist, handelt es sich dabei jedoch bislang lediglich um Spekulationen, die nur von wenigen handfesten Beweisen gestützt werden. Denkbar ist es aber allemal.


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