Am 23. März 2022 wird der Kult zwei Jahre alt — sein Geburtstag lässt sich in Deutschland auf diesen Tag datieren. Vor genau zwei Jahren traten die Freiheitseinschränkungen in Kraft, die vorerst zwei Wochen gelten sollten. Bekanntermaßen sind aus diesen zwei Wochen mittlerweile zwei Jahre geworden.
Und meine Güte ...
Was haben wir, der kritische Teil der Bevölkerung, uns an diesem Irrsinn abgearbeitet? Akademiker, Medienschaffende, Ärzte, einfache Angestellte, engagierte Rentner, verzweifelte Jugendliche — zwei Jahre haben wir uns in diesem Kult aufgerieben. Haben die Hände über dem Kopf zusammengeschlagen, haben gelacht, vielleicht sogar geweint, geschrien, uns Facepalms gegeben, bis der Kopf schmerzte. Vermutlich waren viele von dem Wunsch und der Hoffnung getrieben, mit dem Aufzeigen der Widersprüche und Absurditäten die Kult-Anhänger wachzurütteln.
Zuweilen mag es geklappt haben. Doch es gibt — so scheint es — einen unknackbar harten Kern, bei dem jeder Appell zur Vernunft oder zumindest Reflexion letztlich vergebliche Liebesmüh war. Maskenmode, Bratwurst, McDonalds- und Puff-„Impfungen“ — nichts war absurd genug, um den gesunden Menschenverstand der Kult-Anhänger wieder zum Vorschein zu bringen.
Vor wenigen Wochen erschien von Gunnar Kaiser im Rubikon-Verlag der Spiegel-Bestseller „Der Kult“. Spätestens hier ist der Kult in jeder Einzelheit und jedem Detail in der Tiefe analysiert worden.
Wir haben‘s kapiert!
Mit Blick aus dem Fenster können Sie feststellen, dass all dies dem Kult keinen Abbruch getan hat. Er ist noch da. Wir konnten ihn nicht wie einen bösen Geist austreiben.
Wenn wir die Beendigung des Kults schon nicht schultern konnten — und viele haben sich ehrlich und mit hohem Einsatz darum bemüht — dann sollten wir um unseres eigenen Friedens willen dem Kult, so gut es geht, die kalte Schulter zeigen.
Wie das gehen soll? Schließlich — so analysierte es Schriftsteller C.J. Hopkins — wurde der Kult zur dominierenden Kultur. Nicht länger stellte ein Kult eine Insel innerhalb einer dominanten Kultur dar, sondern das Verhältnis von Kultur und inselhaftem Kult kippte in sein Gegenteil. Die Normalität existierte nur noch inselförmig innerhalb einer vom Kult befallenen Öffentlichkeit.
Und dennoch können wir uns einen Spielraum innerhalb dieser Omnipräsenz des Kults eröffnen. Stellen Sie sich folgende Fragen: Wie häufig haben Sie in den letzten beiden Jahren folgende Sätze verwendet:
- „Das ist so absurd!“
- „Wie geisteskrank!“
- „Wie können die Menschen das nur glauben?!“
- „Das muss man doch checken?“
- „Was muss in diesen Köpfen vor sich gehen?“
- „Jetzt bin ich wohl auch ein Nazi, wenn ich XY sage/schreibe?“
Dieses verbale Abreagieren unter — treu gebliebenen — Freunden und Gleichgesinnten hatte durch und durch eine sinnvolle Funktion gehabt. Man musste das nicht Fassbare in Worte fassen, es verarbeiten, dem Irrsinn Luft machen, es verspotten, die Abstrusitäten der Lächerlichkeit preisgeben, die ihnen gebührt.
Doch merken Sie auch, dass dieses Abreagieren sich langsam abnutzt? Eine Empörungserschöpfung sich einschleicht? Aufgrund dessen, dass das Abstruse und Kulthafte einen so wiederkehrenden und scheinbar unendlichen Charakter hat.
Wenn man ehrlich ist, dann ist doch mittlerweile jedem kritischen Bürger hierzulande klar, dass es zu keinem Zeitpunkt um Gesundheit ging, alle Grundannahmen des Narrativs null und nichtig sind, das normopathische Verhalten der Masse jeden Vorstellungshorizont der alten Normalität sprengt und Karl Lauterbachs Gemurmel nichts Sinnhaftes zu entnehmen ist.
Wozu also noch all das Abreagieren? Es zeitigt keine Wirkung mehr. Wer zur kritischen Masse gehört, hat sich längst herauskristallisiert. Man kann den Kult-Anhängern die Tür angelehnt lassen, aber vielleicht wäre es nun an der Zeit, damit aufzuhören, die ganze Zeit durch den Türspion zu spähen, um zu gucken, was sich da draußen im öffentlichen Raum für ein Irrsinn abspielt.
Sicherlich befinden sich die meisten in einem Angestellten-Verhältnis, in welchem die Berührung mit dem Kult unausweichlich ist, wenn er sich nicht sogar aggressiv aufdrängt. Tatsächlich können wir, sobald wir öffentliches Terrain betreten, dem Kult nur bedingt ausweichen. Aber wenn wir uns in so vielen Bereichen unseres Lebens — öffentlich wie beruflich — schon damit herumschlagen müssen, warum beginnen wir nicht endlich damit, den Kult auch weitestgehend aus unserem Privatbereich zu verdrängen? „Das machen wir doch schon seit Anbeginn des Ausnahmezustandes!“ mögen Sie sich vielleicht nun denken.
Nun geht eine Verbannung des Kults aus dem Privaten weit darüber hinaus, dass man nicht nach den Kult-Regeln spielt, sie gar grob und absichtsvoll missachtet. Es ist gut, schön und richtig, dass man sichere Räume schaffte, in welchen man sich näherkam, sich umarmte, lachte, keine Maske trug und dort die Freiheiten auslebte, die einem im Öffentlichen verwehrt blieben.
Doch wäre es nun, am zweiten Geburtstag des Kults, an der Zeit, diesen Raum zu erweitern und einen Schlussstrich nicht nur physisch, sondern auch in unserem Kopf zu ziehen. Etwa dergestalt, dass wir nun auch das Kult-Thema weitestgehend aus unseren Gesprächen verbannen. Damit ist nicht gemeint, dass nicht mehr über schlimme Erfahrungen im Zusammenhang mit dem Kult gesprochen werden sollte. Wird man etwa zur Spritze gedrängt oder im persönlichen Umfeld aufgrund seiner individuellen Spritz-Entscheidung gemobbt, so ist und bleibt es essentiell für die psychische Gesundheit, mit Freunden und Vertrauten darüber zu sprechen.
Doch abseits all dessen, was als „akut“ bezeichnet werden kann, würden wir uns selbst einen Gefallen damit tun, uns nicht mehr an jedem einzelnen Skandal abzuarbeiten. Wir bleiben sonst in einer Spirale repetitiver Empörungswallungen, in einem emotionalen Dauerstresszustand, der immer höhere, immer schlimmere Skandale, Abstrusitäten und Willkürlichkeiten fordert, um sich noch heftiger entladen zu können.
Wir empören uns, fluchen, lachen und schütteln zuweilen schon den Kopf aus reinem Reflex. Was uns dabei flöten geht, ist die Energie für die Gesellschaften danach. Das Wort „Gesellschaft“ ist hierbei bewusst in den Plural gesetzt, da zwei Jahre des Kults die Notwendigkeit der Dezentralisierung und Diversifizierung der Gesellschaft aufgezeigt hat, um derlei Massenhypes vorzubeugen.
Doch zurück zum eigentlichen Punkt: Wollen wir an diesem Tag, dem 23. März 2022, einen neuen Geburtstag feiern? Den Geburtstag eines Umdenkens in Richtung Zukunft, in Richtung menschlichere Gesellschaftsmodelle, des wahrhaft Progressiven?
Wenn wir unsere Gedanken und damit letztlich unsere Energie umlenken, verliert auch der Kult an Macht. Dieser speist sich nämlich aus unserer Energie. Das heißt nicht, dass wir nun klein beigeben und die „neue Normalität“ als solche akzeptieren. Aber wir strafen sie mit Ignoranz.
- Sie sehen etwa beim Waldspaziergang an der frischen Luft einen maskierten Fußgänger? Nicht darüber aufregen! Das haben Sie vermutlich schon häufig genug getan. Blicken Sie stattdessen auf die schönen Baumwipfel. So oder so werden Sie den Fußgänger nicht dazu bewegen können, die Maske abzunehmen.
- Beim Scrollen im Netz stoßen Sie auf Karl Lauterbach? Klicken Sie ihn einfach weg, wie eine lästige Werbung.
- In den öffentlichen Verkehrsmitteln laufen Kult-Inhalte auf den Public Screens, und 3G-Hinweise ertönen aus den Lautsprechern? Ziehen Sie Kopfhörer auf, vertiefen Sie sich in ein Buch, das nicht von Corona handelt.
Seien Sie für den Irrsinn, soweit es Ihnen möglich ist, nicht mehr erreichbar. Auch das ist ein Akt des Widerstandes. Wenn nicht sogar einer der effektivsten. Nichts fürchten Trends, Moden und Kulte mehr, als dass sie keine Aufmerksamkeit mehr generieren können.
Der Kult ist wie eine giftige Pflanze, die nach Aufmerksamkeit dürstet, die Sie ihr in Form von Wasser zuführen. Entziehen Sie ihr das Wasser und Sie werden schon bald feststellen, dass dieses Gewächs zu welken beginnt.
Und so ganz nebenbei: Die oben genannte Kult-Pflanze wächst im Grunde genommen nur noch in Deutschland.
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