Seit dem Beginn des Völkermordes an den Palästinensern kurz nach dem 7. Oktober 2023 scheint der Staat Israel große Fortschritte gemacht zu haben: Viele der von der Hamas gefangenen Geiseln kamen frei, der Gazastreifen ist für Palästinenser mittlerweile unbewohnbar und daher auch als Basis des kämpferischen Flügels der Hamas unbrauchbar. Der Staat Israel, so scheint es zumindest, erringt große Siege im Kampf gegen seine Feinde, die er als Terroristen bezeichnet. Doch die Wahrheit sieht anders aus. Im Großen und Ganzen muss man den israelischen Krieg in der Region, der sich mittlerweile auf den Libanon und teilweise auf den Iran und Syrien ausgeweitet hat, als gescheitert ansehen.
So sind in Israel bis Mitte Oktober mindestens 1.200 Israelis getötet und mehr als 5.400 verwundet worden. Al Jazeera gibt die Anzahl Verwundeter sogar noch etwas höher an. Anderen Quellen zufolge lag die Zahl allein der verwundeten, und damit kampfunfähigen Soldaten Mitte November 2024 sogar bei über 12.000. Was in Anbetracht anderer Kriege nach wenig klingt, ist für einen kleinen Staat wie Israel tatsächlich bereits eine enorme Zahl, so enorm, dass bereits von einer Knappheit an Soldaten die Rede ist — die Benjamin Netanyahu mit Söldnern zu beheben sucht. Grund sind aber nicht allein die Verluste auf dem Schlachtfeld, sondern auch die Weigerung von Soldaten, zu kämpfen, sowie eine Migration aus Israel in andere Länder von etwa einer Million Menschen binnen eines Jahres — was die größte Migrationsbewegung aus diesem Landstrich heraus seit 1948 darstellt.
Hinzu kommen Hunderttausende geflohene israelische Siedler, vor allem im Norden des Landes. Diese Zahl vergrößert sich mit jedem Angriff der Hisbollah, der Hamas oder anderer Kräfte auf Israel. Schon kurz nach Beginn der Kämpfe im Oktober 2023 waren die Kapazitäten von Hotels und anderen Aufnahmeeinrichtungen erschöpft. Mit jeder neuen Fluchtwelle verschärft sich die Lage.
Israel bemüht sich seit über einem Jahr, den gesamten Gazastreifen zu zerstören. Dabei ermordete die israelische Armee (IDF) offiziell über 40.000 Palästinenser und verwundete über 100.000. Die Schätzungen von mit der Situation vertrauten Beobachtern gehen jedoch davon aus, dass bereits im Mai 2023 über 200.000 Palästinenser ermordet worden waren. Mittlerweile sind alle Palästinenser im nördlichen Gazastreifen vom Tod durch Verletzungen, Hunger, Durst und Krankheit bedroht. Dennoch wird das vorgebliche Ziel, die Hamas zu vernichten, nicht erreicht. Selbst die Ermordung mehrerer Anführer der Hamas hat die Funktionsfähigkeit der Organisation nicht beeinträchtigt.
Im Gegenteil, die Hamas hat seit dem 7. Oktober 2023 den Mythos der Unbesiegbarkeit Israels als genau das entlarvt — als einen Mythos.
Ohne nennenswerte Gegenwehr konnte die Hamas stundenlang in dem Territorium, das Israel für sich beansprucht, wüten, Geiseln nehmen und Soldaten sowie Zivilisten töten. Auch danach erwies sich Israel immer wieder als Scheinriese.
So gelingt es den Kämpfern der Hamas, der israelischen Armee empfindliche Verluste zuzufügen, inklusive der Zerstörung von Militärtechnik. Selbst der als unzerstörbar geltende Merkava IV Barak Panzer wird von den Kämpfern zerstört.
Das endlose Morden von Palästinensern sorgt schon jetzt dafür, dass die palästinensischen Widerstandsorganisationen fortbestehen werden. Die nächste Generation von Widerstandskämpfern in Form von Kindern und Jugendlichen erlebt den ganzen Hass Israels und wird auf diese Weise zu bewaffnetem Widerstand ermutigt. Vielleicht ist das der Grund für dafür, dass Israel Krankenhäuser und Flüchtlingslager attackiert und Kinder massenhaft gegen Polio hat impfen lassen — denn Impfungen bringen schwere Schäden bis hin zur Unfruchtbarkeit mit sich —, und was genau dort verimpft wurde, ist ohnehin unklar. Ebenfalls aus diesem Grund hat Israel zudem ein Gesetz beschlossen, das es erlaubt, ganze palästinensische Familien zu deportieren. Der Hamas ist es zudem gelungen, den Staat in einen Konflikt mit mehreren Akteuren der Region zu verwickeln. So attackiert die Hisbollah immer wieder Ziele in Israel. Dabei gelingt es der im Libanon ansässigen Organisation, Drohnen auch in gesicherte Bereiche, etwa Militärbasen, zu lenken und dabei Schäden anzurichten.
Im Gegenzug war Israel gezwungen, seinen Krieg auf den Libanon auszuweiten. Immer wieder fliegt die israelische Luftwaffe Angriffe auf Vororte Beiruts und tötete bei einem solchen selbst den Anführer der Hisbollah, Hassan Nasrallah. Dennoch ist auch die Hisbollah weiterhin handlungsfähig und attackiert Israel immer wieder mit Drohnen und Raketen. Sogar die Residenz des israelischen Präsidenten Benjamin Netanyahu ist vor Angriffen nicht sicher. Das israelische Verteidigungsministerium sah sich deshalb gezwungen, in den Süden Libanons einzumarschieren. Dabei wurde mit Beginn der Bodenoperation am 1. Oktober 2024 verkündet, dass sie nur wenige Wochen dauern würde. Doch sie zieht sich in die Länge, da die Hisbollah, die viele Jahre Zeit hatte, sich auf diesen Krieg vorzubereiten, erbitterten Widerstand leistet. Sie verwandelt die „begrenzte“ Operation in eine verlustreiche Schlacht, die Menschenleben ebenso kostet wie Panzerfahrzeuge und anderes militärisches Gerät.
Die israelische Armee, die noch 2006 mehr oder weniger erfolgreich in den Libanon einmarschierte, scheint nun kaum mehr als nur ein paar Kilometer in das Land vorzudringen, und selbst dieser Bereich ist hart erkämpft.
Israel richtet sich Berichten zufolge bereits auf einen langen, regionalen Krieg ein. Vielleicht auch deshalb hat Benjamin Netanyahu den Verteidigungsminister Joaw Gallant entlassen und durch den noch extremeren Israel Katz ersetzt.
Auch der Iran hat gezeigt, dass die gefürchtete Luftabwehr Israels, „Iron Dome“, alles andere als unüberwindbar ist. Bei seinem Vergeltungsschlag auf Israel hat der Iran etwa 200 Geschosse auf verschiedene Ziele in Israel abgeschossen. Israelische Behörden behaupteten im Anschluss, über 90 Prozent davon abgefangen zu haben. Teheran wiederum hatte erklärt, dass 90 Prozent der Ziele — verschiedene Militärbasen, aber auch das Hauptquartier des Geheimdienstes Shin Bet sowie Gasfördereinrichtungen im Mittelmeer — getroffen worden seien. Im Internet kursierende Videos zeigten massive Einschläge iranischer Geschosse im Land und bestätigten damit eher die iranische Version. Israel hat eine weitreichende Zensur etabliert, um das Ausmaß der Schäden zu verschleiern.
Angaben des Iran zufolge kamen bei dem Angriff auch Hyperschallwaffen zum Einsatz, die von keinem Luftabwehrsystem abgefangen werden können. Sie erreichen Geschwindigkeiten von Mach 5 bis Mach 15, also 2 bis 6 Kilometer pro Sekunde, und erzeugen bei ihrem Flug zudem ein Plasma, das Radarstrahlung absorbiert. Der Westen mit seiner Waffentechnik ist nicht in der Lage, diese Geschosse aufzuhalten, geschweige denn eigene Waffen dieses Typs in Betrieb zu nehmen. Es wäre also sehr überraschend, wenn Israel den größten Teil dieser Geschosse tatsächlich abgefangen haben sollte.
Der Gegenangriff Israels auf den Iran wiederum erfolgte mit einer Verzögerung von 25 Tagen und scheint wenig erfolgreich gewesen zu sein. Israel nutzte dafür etwa 100 Kampfjets, die über Syrien und den Irak flogen, um dann außerhalb der Reichweite der iranischen Flugabwehr Geschosse auf den Iran zu richten. Aussagen des israelischen Verteidigungsministeriums zufolge wurden dabei wichtige Einrichtungen für die Rüstungsproduktion zerstört. Zudem ist die Rede von der Zerstörung iranischer Nuklearforschungsanlagen. Teheran dementierte dies. Die iranische Nachrichtenagentur Tasnim schätzt die angerichteten Schäden als „begrenzt“ ein. Der Angriff scheint ein eher kleiner Angriff gewesen zu sein, der keine sichtbaren Schäden angerichtet hat.
Das könnte aus unterschiedlichen Gründen geschehen sein: Einerseits wäre es möglich, dass der Angriff nur das Ziel verfolgte, die iranische Luftabwehr für zukünftige Angriffe zu prüfen. Andererseits wäre es möglich, dass die erste Angriffswelle vollständig abgefangen wurde und in Erwartung desselben für die nächsten Wellen diese abgesagt wurden. Oder aber der Angriff diente vor allem der Zurschaustellung von Stärke und Entschlossenheit gegenüber der eigenen Heimatfront.
Zudem musste der Angriff zunächst verschoben werden, da wichtige Dokumente der US-Geheimdienste geleakt wurden, welche die Vorbereitung eines größeren Angriffes auf den Iran behandelten. Einigen Vermutungen zufolge wurden diese Dokumente von den USA absichtlich geleakt, um einen größeren Krieg in der Region zu verhindern. Es scheint zudem so zu sein, dass Israel und die USA die Verteidigungskapazitäten des Iran vollkommen unterschätzt haben. Der Gegenangriff, der letztlich doch stattgefunden hat, wird von einigen Beobachtern daher als vollkommen gescheitert bezeichnet.
Doch wie auch immer sich die Situation tatsächlich darstellt, hat der Iran bewiesen, dass er willens und in der Lage ist, Israel empfindlich zu treffen. Seine Geschosse können die Raketenabwehr Israels überwinden und Ziele überall im Land treffen.
Hinzu kommt, dass jeder Angriff seitens Hamas, Hisbollah oder auch der Huthis die Raketenabwehr Israels schwächt. Denn die Abwehrraketen sind eine für Israel begrenzte Ressource, und schon seit Wochen gibt es Berichte über eine Knappheit an Raketen. Jeder Angriff ist, ebenso wie jede Abwehr von Angriffen, überdies teuer.
Mit den Huthis im Jemen hat sich eine weitere schlagkräftige Organisation an die Seite der Palästinenser gestellt. Auch diese Gruppe beschießt immer wieder Ziele in Israel und macht auch vor den verbündeten USA nicht Halt. Immer wieder schießen die Huthis Raketen auf Israel ab und steuern Drohnen bis in den israelischen Luftraum. Der US-Unterstaatssekretär für Beschaffung und Logistik, William LaPlante, erklärte vor einiger Zeit, er sei schockiert über das Ausmaß der Bewaffnung der Huthis. Die Organisation verfüge über moderne Waffen, einschließlich Raketen. LaPlante fügte hinzu, dass die Huthis gefährlich würden.
Der eigentliche Trumpf der Huthis ist die Blockade des Roten Meeres, die sie mit vergleichsweise wenigen Mitteln durchsetzen: Keine Flotte von Kriegsschiffen benötigt die Organisation, sondern lediglich Drohnen, Raketen und schnelle Boote, um alle Frachtschiffe anzugreifen, die Israel ansteuern. Auch den westlichen Verbündeten Israels, allen voran die USA und Deutschland, ist es trotz monatelanger Bemühungen nicht gelungen, diese Blockade zu durchbrechen. Immer wieder wurden Angriffe auf den Jemen durchgeführt, behaupteten die Kommandoebenen der Angreifer, wichtige Infrastruktur der Huthis zerstört zu haben, ohne dass die Fähigkeit der Organisation erkennbar eingeschränkt wurde. Die Blockade des Roten Meeres hat die israelischen Häfen in die Pleite getrieben. Besonders getroffen hat es den Hafen von Eilat, der bereits Insolvenz anmelden musste.
Auch das hat wohl zu der Wirtschaftskrise beigetragen, in der Israel sich nun befindet. Schon nach wenigen Monaten des Krieges ist Israels Wirtschaft um beinahe 20 Prozent eingebrochen. Mehrere Ratingagenturen, etwa Moodys und S&P, haben die Kreditwürdigkeit Israels herabgestuft. Dennoch ist die Kreditwürdigkeit noch vergleichsweise hoch, die Erwartungen für die Zukunft sind bei den Bewertungsfirmen jedoch negativ.
Ob Israel sich also eine weitere Ausweitung des Krieges leisten könnte, ist alles andere als gewiss. Schon jetzt verschlingt dieser Krieg jeden Tag gewaltige Ressourcen. Jeder Tag des Krieges kostet Tel Aviv 133 Millionen US-Dollar. Der Krieg wird insgesamt mit Kosten bis zu 67,3 Milliarden Dollar beziffert.
Das Haushaltsdefizit Israels hat im Juli dieses Jahres 8,1 Prozent erreicht. Je mehr Fronten Israel eröffnet, desto mehr überdehnt der Staat seine Kapazitäten.
Statt als unbesiegbares Bollwerk erscheint Israel immer mehr als in die Ecke gedrängt. Wild um sich schlagend, stellt man Stärke zur Schau, die jedoch bei genauerem Hinsehen ein Ausdruck der Schwäche ist. Dies könnte der Grund sein, aus dem Israel einen Waffenstillstand mit der Hisbollah geschlossen hat. Hier ist unklar, wer diesen mehr brauchte.
Doch nicht nur der Mythos der Unbesiegbarkeit Israels ist zerschlagen. Auch der Westen hat sich in diesem Krieg, wie schon in dem Krieg gegen Russland in der Ukraine, als schwach und verwundbar erwiesen. Denn dem Westen ist es weder gelungen, die Möglichkeiten der Huthis zur Blockade des Roten Meeres einzuschränken, noch die Luftangriffe des Iran abzuwehren, wie US-Präsident Joe Biden es bei dem iranischen Angriff auf Israel am 1. Oktober angeordnet hat. Im Vorfeld des Angriffs haben die USA Drohungen gegen den Iran ausgestoßen, von einem solchen Angriff abzusehen. Gefolgt ist diesen Drohungen bislang nichts. Die westliche Waffentechnik entpuppt sich immer mehr als der Situation nicht gewachsen – ähnlich wie schon im Krieg gegen Russland in der Ukraine.
Der Westen, insbesondere die USA waren in den vergangenen Jahrzehnten erfolgreich, weil sie sich auf den Anschein der Unbesiegbarkeit und Entschlossenheit stützten. Dieser Schein wird von Hamas, Huthis, Hisbollah, dem Iran, aber auch Russland herausgefordert und entpuppt sich dabei als ein Trugbild. Selbst der Iran ist dem Westen waffentechnisch überlegen, verfügt er doch über Hyperschallwaffen, die die USA bislang nicht in Dienst gestellt haben. Und sogar die Huthis machten von sich reden, indem sie behaupteten, Hyperschallwaffen auf Israel abgeschossen zu haben. Diese werden sie zwar nicht selbst gebaut, sondern vom Iran geliefert bekommen haben, dennoch verfügen sie damit über Waffentechnik, gegen die der Westen nichts auszurichten vermag.
Zudem hat der ganze Krieg mitsamt dem Völkermord an den Palästinensern, insbesondere jenen der arabischen und afrikanischen Welt, der Welt die Heuchelei des Westens vor Augen geführt. Vor allem die USA und Deutschland enttarnen dabei ihre Demokratie- und Menschenrechtsrhetorik und offenbaren, dass sie noch immer rassistische und koloniale Mächte sind, die kein Problem mit dem massenhaften Sterben von Palästinensern haben, solange es ihren Zielen der Vorherrschaft im Nahen Osten dient.
Alle Rhetorik von Menschenrechten, Demokratie und Frieden ist damit endgültig als bevormundende Propaganda entlarvt, mit der andere Staaten in moralische Bringschuld gebracht und abgewertet werden — Werte, an denen sich der Westen selbst aber überhaupt nicht ausrichtet.
Der Rest der Welt wendet sich daher vom Westen ab, strömt in Scharen in die BRICS und andere Formate, die von China und Russland dominiert sind. Sogar der bislang treue Erdölstaat Saudi-Arabien ist den BRICS beigetreten. Zunehmend entgleitet den USA zudem die Kontrolle über seinen Vasallen Israel, dessen extremistische Regierung, in einen religiösen Wahn verfallen, sich den Anweisungen aus Washington mehr und mehr widersetzt.
Israel hat seine Abneigung gegen internationale Organisationen wie die UN oder gegen das Menschenrecht und die UN-Charta mehr als unter Beweis gestellt. Die israelischen Vertreter begnügen sich mittlerweile damit, andere Staaten sowie die UN zu beschimpfen und sich auf die Position des Opfers von Antisemitismus zurückzuziehen, eine billige Propaganda, die immer weniger verfängt – außer natürlich in Deutschland. Der Krieg in der Region hat die Karten vollkommen neu gemischt. Er hat den Akteuren in der Region vor Augen geführt, dass Israel ein aggressives und menschenverachtendes Gebilde ist, mit dem ein friedliches Zusammenleben nicht möglich ist. So hat Saudi-Arabien kurz nach Beginn des Völkermordes in Gaza die erst kurz zuvor aufgenommenen Friedensverhandlungen mit Israel auf Eis gelegt.
Auch waren die Staaten der Region gezwungen, ihre Karten auf den Tisch zu legen, was die Palästinenser und das Verhältnis zu Israel angeht. Nun sind die Fronten klar. Mit allen daraus resultierenden Folgen. So hat im November auch das NATO-Mitglied Türkei alle diplomatischen Beziehungen zu Israel abgebrochen. Gleichzeitig erhielt das Land eine Einladung, dem BRICS-Bündnis beizutreten.
So steht die jordanische Regierung auf der Seite Israels, nicht aber das jordanische Volk. Auch die jemenitischen Huthi sind nicht der offizielle Teil des Jemen, sondern eine Widerstandsorganisation, die nur Teile des Jemen beherrscht. Verschiedene Widerstandsorganisationen im Irak und in Syrien attackieren zudem immer wieder israelische, aber auch US-amerikanische Militärbasen.
Der Widerstand gegen die jahrzehntelange US-amerikanische Besatzung wurde durch Israel erneut angefacht, mit der möglichen Konsequenz, dass die USA sich aus diesem Gebiet zurückzuziehen gezwungen sind. Das könnte der Grund für die neuerliche Offensive der vom Westen und Israel finanzierten Dschihadisten in Syrien gegen die Assad-Regierung sein.
Hier ist der Versuch zu beobachten, die Achse Hisbollah, Iran, Russland an einer neuen Front in einen Krieg zu verwickeln, um sie auf diese Weise zu schwächen. Wie dieser neue Kampf ausgehen wird, ist noch vollkommen ungewiss. Das syrische Militär hat sich als schwach erwiesen und musste rasch große Gebietsverluste hinnehmen. Russland und Iran alleine haben es schwer, gegen die Dschihadisten vorzugehen. Allerdings zeigen auch diese Ereignisse, dass Länder wie der Irak und der Iran an der Seite Syriens stehen, und verschiedene Milizengruppen aus verschiedenen Ländern den Kampf gegen den Westen und Israel unterstützen.
Der ganzen muslimischen Welt wurden die Unmenschlichkeit und die Hinterhältigkeit Israels und des Westens erneut vor Augen geführt — mit der Möglichkeit, dass sie sich vollends vom Westen abwendet oder gar Israel den Krieg erklärt. Obwohl im Westen der Eindruck erweckt wird, dass die USA und Europa weiterhin der Nabel der Welt seien, beweisen die Abstimmungen in den Vereinten Nationen, der BRICS-Gipfel und diverse bilaterale Treffen, etwa afrikanischer oder muslimischer Staatschefs mit dem russischen Präsidenten Wladimir Putin, dass der Westen sich auf der Welt isoliert hat.
Zudem könnte die Eskalation den Iran dazu gebracht haben, nun doch Nuklearwaffen zu entwickeln. Berichte über ein merkwürdiges Erdbeben am 5. Oktober 2024 fachen zumindest die Debatte darüber an, ob der Iran heimlich unterirdische Atomwaffentests vornimmt. Eine nukleare Bewaffnung des Irans würde die Karten noch einmal ganz neu mischen. Bisher ist Israel das einzige Land in der Region, das über solche verfügt.
Auch innerhalb Israels hat der Krieg seine Verwerfungen hervorgebracht. Immer mehr Soldaten verweigern beispielsweise den Dienst oder desertieren. Sie setzen sich für Frieden mit der Hamas ein und weigern sich, ihre Regierung weiterhin zu unterstützen. Auch die israelische Zivilbevölkerung protestiert gegen die Regierung. So haben 3.000 Israelis einen offenen Brief unterzeichnet, mit dem sie mehr internationalen Druck auf das Land fordern. Nach der Entlassung des Verteidigungsministers Joaw Galant gingen Tausende Israelis auf die Straße, um zu protestieren. Darunter sollen viele Soldaten gewesen sein, die den Fortgang des Krieges ablehnen und eine diplomatische Lösung wünschen. Schon ist von einem bevorstehenden Putsch gegen die faschistische Regierung die Rede, die auch von der eigenen Bevölkerung als Bedrohung für die Sicherheit und die Freiheit erlebt wird.
Bereits vor Beginn des Krieges hatte es große Proteste gegen die Regierung und die von ihr vorangetriebene Justizreform gegeben. An diesen Protesten hatten sich auch Teile des Militärs sowie der Geheimdienste beteiligt. Die Uneinigkeit des Staates ist durch den Angriff vom 7. Oktober und den darauffolgenden Krieg zeitweise überdeckt worden, scheint aber jetzt wieder aufzureißen. Teile des israelischen Volkes werfen der Regierung vor, im Schatten des Krieges den Staat umzubauen und ihre Macht auszuweiten. Ein entzweiter Staat wird aber immer weniger in der Lage sein, Krieg im Außen zu führen.
Der Krieg hat auch persönliche Konsequenzen für Regierungsmitglieder. So hat der Chefankläger des internationalen Strafgerichtshofs in Den Haag, Karim Khan, einen Haftbefehl gegen Premierminister Benjamin Netanyahu ebenso wie gegen Joaw Galant beantragt, den der Strafgerichtshof mittlerweile ausgestellt hat. Dieser muss theoretisch von allen Vertragsstaaten des Gerichtshofes umgesetzt, und die Politiker müssten bei einem Staatsbesuch festgenommen werden. Derzeit geschieht das aus politischen Erwägungen nicht. Jedoch kann sich der Wind jederzeit drehen, und im Falle einer Niederlage Israels wird Netanyahu sehr wahrscheinlich festgesetzt und dem Gericht überstellt werden.
Der Völkermord im Gazastreifen sowie der sich ausweitende Krieg in der Region sind ein Teil des bereits stattfindenden dritten Weltkrieges, der die globalen Verhältnisse vollkommen neu ordnet. Israel hat mit seinem Verhalten möglicherweise den Weg in den eigenen Untergang eingeschlagen. Das wird auch in Israel selbst so gesehen.
Denn je länger der Krieg dauert, desto geschwächter ist das Land, und je weiter die Kraft des fallenden Imperiums der USA schwindet, desto mehr lässt die Unterstützung für diesen Staat nach. Die Feinde, die sich Israel schon jetzt erneut geschaffen hat, werden dann nicht zögern.
Leiden werden darunter letztlich die Israelis – die man sich hier im Westen so sehr zu beschützen anmaßt, aber tatsächlich eher in Richtung Katastrophe drängt beziehungsweise sie auf diesem Weg nicht aufhält.
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