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Bumerang der Waffenexporte

Bumerang der Waffenexporte

Die Explosion eines Munitionsdepots in der Westukraine könnte große Mengen Uranstaubs freigesetzt haben, der jetzt über Europa treibt.

Die Regierung Großbritanniens hat im März verkündet, der Ukraine panzerbrechende Munition aus abgereichertem Uran (Depleted Uranium) zu liefern. Sie war für die britischen Challenger Panzer vorgesehen, die diese Munition abzufeuern in der Lage sind. Diese Munition ist nur wenig später in der Ukraine angekommen und könnte nun Ausgangspunkt einer verheerenden Katastrophe sein. Denn als Russland in der Nacht zum 14. Mai schwere Luftangriffe auf ukrainische Munitionsdepots flog, wurde dabei auch ein Depot bei Chmelnyzkyj in der Westukraine zerstört.

Die beiden Explosionen waren so heftig — und hatten außerdem eine pilzförmige Wolke zur Folge — dass einige Medien zunächst über den Einsatz taktischer Atomwaffen seitens Russland spekulierten. Die wahrscheinlichere Erklärung ist, dass in den Munitionsdepots große Mengen der panzerbrechenden Munition gelagert waren, die abgereichertes Uran enthält.

Chmelnizki

Das erklärte zumindest der Sekretär des russischen Sicherheitsrates Nikolai Patruschew in einer Sitzung am vergangenen Freitag. Weiterhin erklärte er, die USA hätten ihre Satelliten so manipuliert, dass sie der Ukraine „Hilfe“ leisteten, was Großbritannien dann dazu veranlasst hat, auch panzerbrechende Munition mit abgereichertem Uran zu liefern. Die Explosion, so führte er aus, habe eine radioaktive Wolke freigesetzt, die nun in Richtung Westeuropa treibe. Westliche Medien dementieren. Ihnen zufolge seien in dem Depot Fliegerbomben aus der Sowjetunion gelagert gewesen, die keinerlei Bedeutung für die jederzeit erwartete Gegenoffensive der Ukraine gehabt hätten.

In der Region um Khmelnizki wurden kurz nach der Explosion erhöhte Radioaktivitätswerte gemessen, was dem westlichem Dementi widerspricht. Und nur wenige Tage später wurden auch nordwestlich der Explosion von einer Messstation in Polen erhöhte Gamma-Strahlungswerte gemessen. Kurz darauf registrierte auch die Messstation in Kielce, ebenfalls in Polen, einen Anstieg der Radioaktivität. Aufgrund der Aufnahmen lässt sich vermuten, dass die Radionuklide bis in eine Höhe von bis zu 10 Kilometern in die obere Troposphäre gelangt sein könnten. Ist das der Fall ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass sie sich über weite Strecken mit den Luftströmen verteilen.

Nach der Katastrophe von Tschernobyl 1986 wurden in ganz Europa Messstationen eingerichtet, welche die Strahlenwerte in Echtzeit messen und melden. Der von Deutschland aus betriebene Teil dieses Messnetzes (EURDEP) veröffentlichte am 15. und 16. Mai, also kurz nach der Registrierung des Anstiegs in Polen, keine Daten mehr, und auch die Aktualisierung der Daten aus Polen wurde abgeschaltet, noch während sich die Kurve im Anstieg befand.

Erst am 18. Mai wurden neue Daten geladen, während die Werte aus dem Zeitraum davor lediglich einen Mittelwert angaben, anstatt die hohen, zuvor gemessenen Ausschläge, oder ganz verschwunden sind. Allerdings lädt die vom Europäischen Strahlenmonitoring im Internet veröffentlichte Karte seit Tagen keine Daten mehr.

Lediglich zuvor bereits gesicherte Karten und Datensätze lassen nun noch auf den Anstieg schließen. Dieser erfolgt im Osten Polens genau dann, wenn mit ihm bei einer Entfernung von 250 Kilometern und einer Windgeschwindigkeit von fünf Kilometern pro Stunde zu rechnen gewesen wäre. Gemessen wurde ein Anstieg von 60 Nanosievert pro Stunde auf 90 Nanosievert, anderen Quellen zufolge von 110 auf bis zu 160 Nanosievert. Auch die polnische Maria Curie-Skłodowska Universität soll erhöhte Werte gemessen haben. Allerdings muss ergänzt werden, dass die typische Exposition bei einem Flug bis zu 2000 Nanosievert pro Stunde betragen kann. Ein solcher Sprung ist dennoch bedeutsam, denn er stellt einen Anstieg um circa 50 Prozent dar. Auch findet die Exposition bei einem Linienflug nur kurzfristig statt, keinesfalls dauerhaft. Zudem besteht für Flugpersonal ein erhöhtes Risiko, an Krebs zu erkranken, gerade aufgrund der erhöhten Strahlenbelastung.

Zudem wurden im polnischen Lublin erhöhte Bismut-Werte gemessen.

Bei Bismut handelt es sich um ein Zerfallsprodukt von Uran. Das deutet darauf hin, dass Uranstaub von einem der zerstörten Waffenlager in Khmelnizki nach Lublin geweht wurde.

Die polnische Regierung dementierte und erklärte den Anstieg als Ergebnis natürlicher Phänomene. Tatsächlich ist eine gewisse Strahlung immer vorhanden, und auch Bismut spielt dabei eine Rolle, da es aus natürlich vorkommendem Uran und Radium entsteht, die zunächst Radon bilden. Dieses wird bei Änderungen im Luftdruck oder auch bei Regen in die Atmosphäre abgegeben. So sind Ausschläge wie die in Lublin gemessenen in der Tat nicht ungewöhnlich, da solche mit Wetterschwankungen einhergehen. Allerdings unterstützt das lokale Wetter in Polen diese Erklärung nicht. In Lublin hatte es zuvor lediglich leicht geregnet, und auch das Wetter in der Westukraine ist seit Wochen stabil.

Das erklärte Dr. Chris Busby gegenüber Sputnik. Er ist physikalischer Chemiker und wissenschaftlicher Sekretär des Europäischen Komitees für Strahlenrisiken (ECRR), sowie ehemaliger Mitarbeiter des von der britischen Regierung finanzierten „Committee on Medical Aspects of Radiation in the Environment“, sowie des „Ministry of Defence Oversight Committee on Depleted Uranium“ (DUOB) .Er erklärte, dass die Uranpartikel so klein sind, dass sie sich wie ein Gas verhalten. Sie können sich über große Distanzen verbreiten, wenn sie einmal durch verbrennendes Uran freigesetzt werden. So konnte er 2003 in Großbritannien Spuren davon nachweisen, nachdem Munition mit abgereichertem Uran im Irak eingesetzt worden war. Und auch 2023 hat er sie in England nachweisen können, nachdem sie in der Ukraine zum Einsatz gekommen waren.

Auf persönliche Anfrage am gestrigen Montag erklärte Busby, dass der Anstieg der Strahlung in Polen nicht auf das Wetter zurückzuführen sei. Denn der Anstieg erfolgte flächendeckend in dem ganzen Land. Zudem wurden die Aufzeichnungen mittendrin abgebrochen, sodass schwer zu sagen ist, wie hoch der Anstieg tatsächlich ist.

Mittlerweile vermutet er zudem, dass bei dem Angriff eine nukleare Bombe zumindest teilweise explodiert sein könnte, die in dem Depot gelagert worden ist.

Zudem habe er erfahren, dass die Bevölkerung in der Ukraine verängstigt sei, und in Teilen des Landes bis hin nach Lvov evakuiert werde. Tatsächlich kursieren Berichte darüber im Internet und auf Telegram, lassen sich aber nicht verifizieren, da es keine offiziellen Stellungnahmen oder Medienberichte gibt.

Busby fügte hinzu, dass er eine E-Mail einer Privatperson aus Göttingen erhalten hat, die einen Anstieg der Hintergrundstrahlung auf bis zu 115 Mikrosievert pro Stunde gemessen hat, was das 1.000-fache der gewöhnlichen Hintergrundstrahlung darstelle. Drei Stunden hat es gedauert, bis die Wolke vorbeigezogen ist. Die Hintergrundstrahlung entspricht Busby zufolge dort jetzt dem Dreifachen der gewöhnlichen Dosis.

Er vermutet, dass die Wolke zu dem Zeitpunkt, da sie Göttingen überquerte, circa fünfzehn Kilometer breit war. Der aus Südosten kommende Wind treibe sie weiter in Richtung Nord-Westen.

Die US-amerikanische und die britische Regierung erklären in Bezug auf die Munition immer wieder, das abgereicherte Uran sei nur ein Alphastrahlen-Emittent, gebe jedoch keine Gammastrahlung ab. Alphastrahlung kann die Haut nicht durchdringen und ist daher keine große Bedrohung, Gammastrahlung hingegen ist für den Menschen gefährlich. Auch dem widerspricht Busby und erklärt, er habe an Orten, an denen die Munition zur Anwendung gekommen sei, hohe Gamma-Werte gemessen, auch noch mehr als ein Jahrzehnt später. Er führt zudem aus, dass die Ukrainer den Explosionsort lediglich mithilfe von Robotern säubern, was die Frage aufwirft, warum keine normalen Feuerwehrleute zum Einsatz kommen.

Er fasst zusammen, dass sehr viel dafür spricht, dass bei der Explosion Uranstaub freigesetzt worden ist, und die deutschen und polnischen Behörden alles daran setzen, diesen Umstand zu vertuschen.

Dann schließt er mit der Befürchtung einer massiven Umweltkatastrophe, die sich langsam über Polen, Deutschland, Ungarn und das Baltikum ausbreitet und später auch den Rest Europas erfassen wird.

Je weiter sich die Wolke von ihrem Ausgangspunkt entfernt, desto geringer sind zwar die Messwerte, da sich die Wolke verdünnt. Doch bilden die erhöhten Werte eine Belastung für Mensch und Umwelt. Uranstaub wirkt zudem höchst toxisch. Wird er eingeatmet, gelangt er in die Lunge und kann dort schwere Schäden anrichten.

Zudem setzen sich die Partikel im Boden ab, sodass dieser kontaminiert ist. Der US-Oberst a.D. Douglas MacGregor vermutet, dass das Gebiet von ungefähr 50 Quadratmeilen rund um die Explosionsstelle für zehn bis fünfzehn Jahre für die Landwirtschaft unbrauchbar sein könnte. Dabei geht er davon aus, dass die Alphapartikel aus der Atmosphäre auf den Boden sinken. Diese sind nicht so langlebig, stellen jedoch eine kurzfristige Belastung von Mensch und Natur dar. Die deutsche Bundesregierung geht in einer Antwort auf eine kleine Anfrage von Abgeordneten der AfD davon aus, dass der Einsatz von abgereichertem Uran keinerlei Risiko für die Bevölkerung bedeute, eine Aussage, die angesichts der Messergebnisse von Chris Busby im Irak nicht der Realität entsprechen kann.

Auch eine Reihe von Studien, die an Zellkulturen, in Tierversuchen oder an Veteranen durchgeführt wurden, kamen zu dem Ergebnis, dass abgereichertes Uran schwerwiegende Schäden im Organismus anrichten kann. Wird es eingeatmet, setzt es sich in den Lungen fest und führt dort zu Pneumonien durch das Absterben von Lungenzellen. Über die Nahrungskette in den Verdauungstrakt aufgenommen, verbreitet es sich im Organismus und kann zu einer Vielzahl von Folgeerkrankungen führen. So schädigt es das Immunsystem, zerstört Zellen und verursacht Krebs, insbesondere Leukämie. Auch Nieren und Leber werden in Mitleidenschaft gezogen.

Zudem führt Uran im Körper zu Fehlgeburten und Missbildungen von Neugeborenen. Dabei wirkt es primär dadurch, dass es die Mitochondrien der Zellen schädigt oder zerstört. Die Gefahr geht nicht allein von der Radioaktivität aus, sondern auch von der Eigenschaft des Urans als Zellgift – wie bei allen Schwermetallen. Im menschlichen Körper bleibt es dabei ziemlich lange erhalten und kann über einen Zeitraum von Jahren seine schädliche Wirkung entfalten. In betroffenen Regionen können Nahrungsmittel, der Boden, sowie Oberflächengewässer kontaminiert sein. Grundwasser hingegen scheint sicher zu sein.

Zu den Folgen der Explosion in Chmelnyzkyj schweigt die Regierung beharrlich, Medien wiegeln ab und dementieren. Lediglich ein polnisches Medium griff das Thema auf. Im deutschen Raum wurde es lediglich von RT und dem Blog TKP behandelt. Messstationen in Deutschland zeigen bislang keine erhöhten Werte von Gamma-Strahlung. Nach dem plötzlichen Datenverlust vom 14. bis zum 17. Mai stellt sich allerdings die Frage, wie vertrauenswürdig diese Angaben sind. Interessant ist auch, dass ausgerechnet in Lublin zum Zeitpunkt der Lieferung der Munition durch Großbritannien an die Ukraine eine Strahlenschutzübung durchgeführt wurde.

Das Bundesamt für Strahlenschutz erklärt auf Nachfrage, dass keine erhöhten Strahlenwerte gemessen wurden, und damit auch nicht zu rechnen sei. Es führt den starken Anstieg der Messwerte in Polen ebenfalls auf das Wetter zurück und führt aus, dass, selbst wenn in dem Munitionsdepot abgereichertes Uran gelagert und durch die Explosion freigesetzt worden wäre, es sich lediglich um ein lokales Ereignis handeln würde. Mit einer gesundheitlich bedenklichen Belastung in Deutschland sei dadurch nicht zu rechnen. Auch die Darstellung von Messergebnissen auf der Seite des Bundesamtes für Strahlenschutz zeigt keine besorgniserregenden Werte an. Bei der vermeintlichen Erhöhung in Lublin handele es sich lediglich um eine relative Erhöhung der ortsüblichen Impulse / Sekunde (ips) des dort verwendeten Messgeräts.

Bislang handelt es sich hauptsächlich um Vermutungen und begründete Annahmen, dass eine giftige Wolke über Europa unterwegs ist. Dass in dem Waffendepot abgereichertes Uran gelagert worden ist, erscheint angesichts der Explosion und der gestiegenen Messwerte in der Ukraine und Polen wahrscheinlich.

Ob und wie weit sich eine Wolke aus Uranstaub über Europa verbreitet, kann momentan nur vermutet werden. Auch welche Gefahr für die Bevölkerung von einer solchen ausgehen könnte, ist derzeit schwierig zu sagen.

Munition aus abgereichertem Uran kam in der Vergangenheit bereits im Irakkrieg, im Jugoslawienkrieg und in Kuwait zum Einsatz, immer von den USA oder Großbritannien verschossen. Noch heute leiden die Menschen in den betroffenen Regionen unter den Folgen dieses Einsatzes. Der Dokumentarfilm „Deadly Dust“ zeigt die Folgen des Gebrauchs dieser Art der Munition an den Beispielen Irak und Jugoslawien.


Deadly Dust (Todesstaub), ein Film von Frieder Wagner


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