Emilie Langlade: Ergänzen sich die agrarökologische Wende und das Konzept der intelligenten klimafreundlichen Landwirtschaft?
Nein, sie ergänzen sich nicht. Wir befinden uns in einem Konzept, das völlig überstrapaziert wird. Es ist ein Konzept — ich entschuldige mich für den Ausdruck —, das sexy ist. Aber das bedeutet nicht, dass es ein gutes Konzept ist. Intelligente Landwirtschaft — intelligent in welchem Sinne? Weil sie immer mehr Technologien nutzt?
Wir sind dabei, uns in Richtung einer übermäßigen Digitalisierung zu bewegen. Um eben das Wenige, das noch in den Händen der Produzenten ist, aus diesen Händen zu reißen und in die Hände der Lebensmittelindustrie oder anderer multinationaler Unternehmen zu legen. Das ist das, was wir im Zusammenhang mit Klimagerechtigkeit immer als „falsche Lösungen“ bezeichnet haben.
Wir werden dazu gebracht, falsche Lösungen anzubieten. Denn intelligente Landwirtschaft wäre sie, wenn sie Agroforstwirtschaft bedeutet, die den Boden erhält, wenn sie wie in Burkina Zaï bedeutet, Wasser zu speichern und gegen Dürre zu bestehen; wenn sie bedeutet, lokales Saatgut zu verwenden, also Saatgut ohne rechtliche Einschränkungen für die Verwendung, das mit dem Nachbarn oder der Familie, der Schwester oder dem Bruder geteilt werden kann, et cetera. Wenn das intelligente Landwirtschaft ist, ja, dann sind wir alle dafür zu haben. Aber die Landwirtschaft, die sich nur auf Technologien beruft, die anderen Akteuren gehören, da sind wir auf dem Weg zu einer Wiederkolonisierung unserer Nahrungsmittelsysteme.
Darin liegt die Gefahr. Und wenn wir von Agrarökologie sprechen, meinen wir auch nicht eine archaische Landwirtschaft. Es ist etwas anderes. Es bedeutet, dass Techniken und Technologien, die gut beherrscht werden und die die Nachhaltigkeit der Systeme nicht destabilisieren, akzeptiert werden. Niemand sagt, dass man kein Werkzeug verwenden soll, das keine Auswirkungen auf die Bodenqualität, die Bodengesundheit, die Gesundheit der Menschen, die territorialen Märkte oder sonst etwas hat. Niemand sagt, dass man keinen Kühlraum verwenden darf, der Solar- oder Windkraft oder andere Dinge nutzt, um seine Produkte zu konservieren. Agrarökologie bedeutet nicht, dass man keine Mittel zur Erhaltung der Produktqualitäten einsetzt, dass man keine Transportmittel verwendet, die es gerade ermöglichen können, die Menge der Luft- und Wasserverschmutzung zu verringern.
Es gibt also eine Reihe von Techniken und Technologien, die beherrscht werden. Deshalb ist diese Landwirtschaft nicht archaisch, sondern eine Landwirtschaft, die sich an Veränderungen anpasst, aber auf eine nachhaltige Art und Weise, und sich an Prinzipien orientiert. Und wenn ein Prinzip durch eine Technologie oder eine Technik verletzt wird, wird diese nicht mehr genutzt. Die Biotechnologie ermöglicht es nicht, diese Nachhaltigkeit zu gewährleisten.
Wir sind also nicht mit allen Technologien einverstanden, weil sie nicht zu unseren Prinzipien passen. Wir müssen die Produktionsmittel in den Händen derjenigen belassen, die die Welt derzeit ernähren.
Aber wenn Niger zum Beispiel eine Strategie der intelligenten klimafreundlichen Landwirtschaft verabschiedet, spricht Niger nicht von einer agrarökologischen Strategie, außer dass einige Dinge übernommen werden, wie Weidewirtschaft oder unterstützte natürliche Regeneration ... Es gibt einige Dinge, die vielleicht nicht so schlecht sind und die auch als Agrarökologie bezeichnet werden könnten, aber im Plan steht dagegen intelligente klimafreundliche Landwirtschaft. Bedeutet das also, dass unter dem Deckmantel der intelligenten Landwirtschaft auch Modelle der Familienlandwirtschaft bedroht sind? Wie sind diese unterschiedlichen Konzepte und politischen Entscheidungen zu verstehen?
Es ist das gleiche Geschäft, es ist die gleiche Vorgehensweise. Es ist eine sehr tückische Art, in das Dispositiv einer nationalen oder regionalen Intimität einzutreten, die die Dinge nicht hat kommen sehen. Das heißt, wir haben enorme Schwierigkeiten, die Zusammenhänge zu analysieren und sie in eine Perspektive zu setzen.
Die Staaten sind in der Finanzierungsfalle gefangen, weil sie erstens glauben, dass hinter diesen Konzepten eine Finanzierung steht. Zweitens verstehen diese Staaten nicht, was auf dem Spiel steht: Wenn Sie sich darauf einlassen, verlieren Sie 10, 15 oder 20 Jahre ihrer Souveränität auf Kosten der Instrumente, die man ihnen vorschlägt.
Denn Sie können damit nicht weitermachen. Sie sind davon abhängig und kommen nicht heraus. Der Niger ist also in diese Fallen getappt.
Niger hat extrem viele Praktiken und Leitlinien zu agrarökologischen Techniken. Man nimmt zwei oder drei davon und führt sie in ein Paket ein, das von Techniken und Technologien dominiert wird, deren Sklaven Sie später sein werden. Weil Sie sie nicht loswerden können, wie zum Beispiel die heute veralteten Pestizide. Man lässt Sie Dinge kaufen und dann sagt man Ihnen: Nein, das Datum ist abgelaufen! Sie wissen nicht einmal, wie Sie es vernichten können. Das heißt, Sie investieren Ihre gesamten Ersparnisse, um es zu vergraben oder zu zerstören und Gebiete zu schützen, indem Sie gefährliches Zeug und Tod auf Ihren eigenen Boden bringen, weil die Remanenz oft 10 Jahre und 15 Jahre beträgt. Man hat uns Glyphosat angedreht und wir sind in die gleichen Fallen getappt.
Also Niger ist in diese Fallen getappt. Konzeptionell wurde erklärt, dass dies die Lösung für ihre Probleme ist, da es sich um ein Land handelt, das wie Mali ein Sahelland ist und wie Burkina Faso mit großen Schwierigkeiten und Klimaschwankungen konfrontiert ist. Denn wir sagen nicht einmal, dass wir uns in den meisten Fällen nicht im Klimawandel befinden, sondern in einer Klimavariabilität, die zu Anpassungssystemen und Resilienzen führt, die es uns ermöglichen können, die Techniken, die wir haben, zu nutzen und zu fördern.
Nehmen wir beispielsweise das, was man heute als mechanische Zaï-Methode bezeichnet, die sich weiterentwickelt hat: Es gibt Pflugtypen, die es Ihnen ermöglichen, schneller zu sein und die die Arbeit weniger beschwerlich machen. Wir haben Studien gesehen, Forschungsarbeiten, die auch im Rahmen dieses von der französischen Entwicklungsagentur (Agence Française de Développement, AFD) finanzierten Projekts zur Frage der Beschäftigung und der Beschwerlichkeit der Arbeit durchgeführt wurden. Das ist ein Argument, das angeführt wird; aber es gibt viele Untersuchungen, die heute zeigen, dass dies eine falsche Debatte ist.
Denn wenn man sich heute auf wissenschaftliche Weise die Implikation der Arbeitszeit und anderer Dinge ansieht, gibt es verschiedene wichtige Elemente. Das erste Element ist, dass heute viele Dinge getan werden, die nicht unbedingt zu viel Aufwand erfordern. Zweitens haben diejenigen, die die Forschung betrieben haben, eine Sache nicht beachtet: Es gibt im ländlichen Raum in der Sahelzone das, was man als versteckte Arbeitslosigkeit bezeichnet, die wir mithilfe der Agrarökologie vermeiden können.
Nach der Regenzeit gibt es Männer, die acht Monate lang unter den Mangobäumen verbringen, während die Frauen arbeiten gehen, um Hirse zu plündern, zu kochen und so weiter. Die Herren sitzen da und ein paar von ihnen werden Matten flechten, aber andere sitzen da, weil es keine Aktivität mehr gibt, es gibt keinen Regen mehr.
Also denkt man, dass man die Ernte des Jahres schon gehabt hat, man sitzt unter den Schuppen und dann raucht man Pfeife, trinkt ein bisschen Wasser oder so und fertig. Ich karikiere es etwas, aber so ist es. Es gibt also drei oder vier Arbeitsmonate im Jahr, in denen man sich anstrengt, und die restliche Zeit ist man arbeitslos.
Die Agrarökologie wiederum drängt die Menschen in Richtung einer Form der Integration von Nahrungsmittelsystemen, wo sie sagen: Auf meinem Feld muss ich einen kleinen Brunnen haben, um Gemüseanbau zu betreiben, denn ohne Gemüseanbau — eine wichtige Nahrungsergänzung — ist die Frage der Nahrungsvielfalt nicht gelöst. Ich muss also ein bisschen Gemüse anbauen, Karotten, Kohl, ein bisschen Salat, ein bisschen Zwiebeln, die ich verkaufen kann, Süßkartoffeln, die eben nicht nur Geld bringen, sondern auch Arbeit und die Nahrung ergänzen.
Das bedeutet also, dass die Lücken dieser versteckten Arbeitslosigkeit gefüllt werden, um in den eigenen Betrieben Vollzeitbeschäftigung zu haben. Das ist eine Dimension, die die Leute nicht beachten. Die Forscher, die neulich bei uns waren, haben gesagt: „Ihr habt eine Dimension vergessen, nämlich die Bewältigung der versteckten Arbeitslosigkeit, die neben der Arbeitsbelastung auch ein grundlegendes Element ist.“
Wir schaffen also heute die Voraussetzungen dafür, dass man nicht jeden Tag von morgens bis abends herumhängen muss, dass man auch in der Trockenzeit aktiv sein kann, dass man produktiv sein kann und dass man Geld hat. In einigen Ländern wie Mali stammen heute mehr als 40 Prozent des Einkommens in ländlichen Gebieten aus dem Gemüseanbau, der in der Nebensaison stattfindet. Wie bereits erwähnt, während der Trockenzeit. Es ist also eine Zeit, die unnötig ungenutzt blieb, in der die Leute schlafen und Feste feiern, aber sie können auch etwas anderes tun, das Wohlstand und Arbeitsplätze schafft.
Lass uns über die Zukunftsperspektiven und die Agenda sprechen. Wir haben darüber gesprochen, was die Grenzen der agrarökologischen Wende sein könnten, sein sollten, welche Perspektiven es gibt und welche Akteure entscheidend sein werden, um agrarökologische Praktiken, die authentisch sind, die eine bäuerliche Agrarökologie verkörpern, in größerem Maßstab einzusetzen. Wie können wir uns die Vision für morgen vorstellen? Was braucht man für eine Vision für den Einsatz der Agrarökologie, die alle Akteure berücksichtigt? Wir wissen, dass das Kräfteverhältnis vielleicht ungünstig ist, aber welche Akteure werden trotzdem entscheidend sein und könnten in der Waagschale eine überraschende Bedeutung einnehmen?
Ich glaube, dass die sozialen Bewegungen, die sich derzeit organisieren, heute die Hauptakteure sein werden. Sowohl um Praktiken und Politiken anzuprangern, die von multinationalen Unternehmen entwickelt werden, als auch um das Bündnis zwischen den Staaten wieder herzustellen. Denn diese Allianz mit den Staaten muss neu geschaffen werden, damit nicht nur die öffentliche Politik auf die Begleitung der agrarökologischen Wende ausgerichtet wird, sondern auch die öffentlichen Ressourcen sinnvoll eingesetzt werden, um Programme und Praktiken auf dieser Ebene zu finanzieren.
Innerhalb dieser Bewegungen werden die Bauernorganisationen eine wichtige Rolle spielen. Denn sie sind dabei, sich Wissen anzueignen, und werden von Leuten begleitet, die die gleichen Schulen besucht haben wie diejenigen, die in diesen großen Unternehmen tätig sind, und die über die Fähigkeit zur strategischen Analyse verfügen, die ihnen heute helfen kann, Positionen zu verteidigen.
Wenn man sieht, was heute auf der Ebene des Netzwerks der Bauern- und Produzentenorganisationen Westafrikas (Réseau des Organisations Paysannes et des Producteurs de l’Afrique de l’Ouest, ROPPA) passiert, wenn man sieht, was auf der Ebene der regionalen Plattform der Bauernorganisationen Zentralafrikas (Plateforme Regionale des Organisations Paysannes d'Afrique Centrale, PROPAC) passiert, dann sieht man, was auf der Ebene der gleichen Strukturen wie der maghrebinischen und nordafrikanischen Union der Landwirte (Union Maghrébine et Nord Africaine des Agriculteurs, UMAGRI) vor einigen Jahren passierte, wo es keine integrierte Bewegung gab.
Andere Organisationen sind viel komplizierter wie beispielsweise der ostafrikanische Bauernverband (Eastern Africa Farmers Federation, EAFF) oder der südafrikanische Verband der Landwirtschaftsgewerkschaften (Southern African Confederation of Agricultural Unions, SACAU), die beide in der Bewegung der Pan-Afrikanischen Bauernorganisation (Pan-African Farmers’ Organization, PAFO) sind.
Wenn heute jemand wie Ibrahim Coulibaly (der sich ständig für die Interessen von Kleinbauern gegenüber der Politik zur Liberalisierung des Agrarhandels einsetzt, Anm. d. Übersetzerin) Vorsitzender der PAFO ist, jemand der völlig versiert ist und der eine starke Analysekapazität in der agrarökologischen Frage hat und der sehr gut die Maschine der Agrarökologie innerhalb dieser Plattform in Gang setzen kann, dann ist die PAFO ein entscheidender Akteur gegenüber den Institutionen der regionalen Integration, ROPPA, ECOWAS, PROPAC und anderen Strukturen und der PAFO auf der Ebene der Afrikanischen Union, die die gleichen Widersprüche wie die Staaten hat.
Das heißt, sie wechseln ständig ihre Meinung. Sie unterstützen voll ein Programm der Agrarökologie und der biologischen Aktivität und dann wieder Programme im Bereich der Biotechnologie, die von anderen Akteuren vorangetrieben werden, et cetera. Ich glaube also, dass die Bauernorganisationen auf dieser Ebene, die von progressiven Forschern begleitet werden, eine wichtige Rolle spielen.
Die Forschung spielt ebenfalls eine grundlegende Rolle. Sie ist ein weiterer wichtiger Akteur, der sich rechtfertigen und wichtige Wissensdaten liefern muss, die es uns heute ermöglichen, Fortschritte zu machen. Das sind also auch die Akteure, die zum Teil in den sozialen Bewegungen und zum Teil außerhalb deren Sphäre sind.
Und du würdest sagen, das ist neu im Kräfteverhältnis? Vor zehn Jahren waren die Organisationen der Zivilgesellschaft nicht so koordiniert, hatten weniger Gewicht. Haben sie endlich Strategien entwickelt, die heute effektiver sind? Was hat sich in den letzten zehn Jahren in Bezug auf das Gewicht, das eine zivilgesellschaftliche Organisation haben kann, verändert?
Erstens hat sich die Organisationsform geändert, weil die Menschen verstanden haben, dass diese Trennung zwischen Bauernverband und NGOs Schaden angerichtet hat. Die Bewegung, die für Ernährungssouveränität kämpft, die Bewegung, die für nachhaltige Nahrungsmittelsysteme kämpft, die Bewegung, die dafür kämpft, dass man die Nahrungsmittelsysteme auf staatlicher Ebene wirklich kontrollieren kann, diese Bewegung wurde völlig zersplittert.
Jetzt, seit den letzten zehn Jahren, rund um die Agrarökologie, gibt es meiner Meinung nach viel mehr Zusammenschluss auf organisatorischer Ebene. Deshalb haben wir heute eine Struktur wie die ROPPA. Nicht umsonst haben wir das Sekretariat von 3AO der ROPPA übergeben. Es gab NGOs und andere Strukturen, die ebenfalls das Sekretariat übernommen hätten. Es gab einige Staaten. ECOWAS ist Teil von 3AO. Aber warum wurde es der ROPPA gegeben? Weil sie genau diesen Willen entwickelt hatten, Allianzen mit anderen einzugehen, um an strategischen Fragen zu arbeiten. Auf organisatorischer Ebene haben sich also viele Dinge geändert.
Aber auch die Fähigkeit zur Analyse hat sich stark entwickelt. Es gab so viele Fortbildungen, Unterstützung und Informationsverbreitung, dass die Bauernführer heute in der Lage sind, in einer Debatte mit einem Forscher oder Politiker mitzuhalten und ihre Position zu verteidigen. Einige von ihnen sind zu nationalen Versammlungen gegangen, andere sind draußen geblieben, haben aber immer die Kohärenz ihrer Debatten gewahrt, die heute zu Veränderungen geführt haben. Auch hier gab es also wirklich einen Kapazitätsaufbau, auf den ich sehr stolz bin.
Wenn ich mit Bauernorganisationen zusammen bin, sei es mit jungen Leuten, mit denen ich zusammenarbeite, oder mit einigen älteren Führern, Männern oder Frauen, weiß ich heute, dass sie zu 100 Prozent alle Positionen vertreten können, die ich im Laufe der Zeit zu vertreten und versucht habe, ihnen zu vermitteln.
Auch hier gibt es also einen extrem wichtigen Fortschritt, vor allem bei der Wahrnehmung der Forscher in Bezug auf diese Organisationen. Denn früher nahm man die Mitglieder von Bauernorganisationen als Menschen wahr, die nicht zur Schule gegangen sind, mit zerrissenen Kleidern, die arm sind und für ihr tägliches Brot um alles bitten. Die Zeiten sind vorbei.
Viele Forscher haben verstanden, dass der Bauer ein größerer Forscher ist als sie. Sie verstehen, dass sie ohne diese partizipative Forschung der Zusammenarbeit mit den Bauernorganisationen und mit den NGOs nicht vorankommen.
Diejenigen, die das also sehr früh verstanden haben, sind progressive Forscher, die sich heute der Bauernbewegung annähern, und so gibt es eine Allianz in der Wissensproduktion, die sich völlig von dem früheren Ansatz unterscheidet. Das ist auch eine Veränderung, die dazu führt, dass wir uns heute auf etwas anderes zubewegen.
Die Position der Bauernorganisationen und die Neupositionierung der Forscher ist ebenfalls ein wichtiges Element, und auch die Staaten sind wichtige Akteure, da sie letztendlich über die Verteilung der Ressourcen und die öffentliche Politik entscheiden werden. Ich glaube, dass es viele Staaten gibt, die heute in einer Reihe von Perspektiven Fortschritte machen.
Da ist also eine Korrelation, die man heute zwischen den Rebellenstaaten im edelsten Sinne des Wortes herstellen kann — mit einem Wiederaufleben des Nationalismus im Bezug auf die Nahrungsmittelproduktion, die Abhängigkeit oder Nicht-Abhängigkeit vom Ausland, von Importen und so weiter. Ich glaube, dass diese Länder die Agrarökologie noch stärker fördern werden als andere wie Mali, Niger, Burkina-Faso, ein bisschen Guinea.
Es sind Länder, die sich heute in einer Logik befinden, in der sie fast keine Wahl haben. Aber gleichzeitig hat dies bei den Behörden eine Art Bewusstsein geschaffen, nicht von außen abhängig zu sein.
Zum Schluss die Vision: Sollte man sich einen Zeitplan setzen? Sollte die agrarökologische Wende in zehn Jahren abgeschlossen sein?
Ich kann nicht so optimistisch sein und sagen, dass das Problem in zehn Jahren gelöst sein wird. Aber es gibt einen Kurs, der heute wichtig ist. Und der Wendepunkt für Westafrika liegt darin, welche nationalen Strategien die einzelnen Staaten entwickeln werden. In welchem Maß wird man sich für Schlüsselakteure öffnen und in welchem Maß wird man das Risiko eingehen, der agrarökologischen Wende einen Horizont zu geben?
Der zweite wichtige Schritt liegt in der Frage, wie groß die Kapazität zur Mobilisierung von Ressourcen sein wird, um die Wende zu begleiten. Also Skalierung, Produktion von zusätzlichem Wissen und Neuausrichtungen und die ganz praktische Finanzierung der Produktion, der Verarbeitung, der Konservierung, die Frage der Märkte und die damit verbundene Frage der Beschäftigung und der Ernährung.
Ich kann also nicht sagen: zehn Jahre. Das wird etwas knapp, wenn man sich das Tempo der Länder und der Region ansieht, denn es ist nicht nur wichtig, dass die Transformation auf nationaler Ebene und nicht nur auf der Ebene der Basis ohne Auswirkungen auf die politische Ebene stattfindet. Sondern es gibt eine Verbindungsstelle, die wir in diesen Jahren finden können müssen.
Das heißt, dass man dieses Hin und Her sehen kann, dass es aber einen Punkt gibt, an dem die öffentliche Politik an die Praxis und die Entwicklung, die Skalierung dessen, was getan wird, angedockt ist. Ich würde also sagen 15 bis 20 Jahre, damit wir da rauskommen, denn die grundlegende Frage, die es heute zu bewältigen gilt, ist die Frage des Bodens, die Frage des Saatguts, die Frage der Finanzierung auf globalerer Ebene und das sind keine kleinen Fragen, denn es gibt viele Länder, die nicht die richtige Politik eingeleitet haben, um dies zu ändern.
Also, einige Länder werden es in den nächsten 10 Jahren schaffen, sie werden es schaffen, weil sie einen riesigen Schritt machen werden, aber das werden nur wenige Länder sein. Die große Mehrheit wird sich in den nächsten 15 bis 20 Jahren auf jeden Fall etwas aufbauen. Der Weg ist also noch ein bisschen lang, meiner Meinung nach mehr als 10 Jahre. Das ist nur meine Wahrnehmung und ich würde mir wünschen, dass ich mich irre, dass es schneller geht, als ich gesagt habe, aber ich schaue mir die Trends an.
Mamadou Goïta, Foto: Inter-réseaux Développement rural
Emilie Langlade ist eine französische Wissenschaftsjournalistin und moderierte das Xenius-Programm für Arte. Sie ist Spezialistin für deutsch-französische Zusammenarbeit, Moderatorin von Konferenzen und Debatten sowie Autorin von „Climate Solutions Explained, Episode one: The Exponential Roadmap“ für We don't have time. 2023 erschien ihre Podcast-Reihe „Food Revolution“ auf Französisch und auf Deutsch. Heute arbeitet sie für Grain de Sel, eine halbjährlich erscheinende Zeitschrift von Inter-réseaux Développement rural, ein Netzwerk im Dienste seiner Mitglieder und nützlich für Akteure, die sich für die landwirtschaftliche und ländliche Entwicklung vor allem in Afrika einsetzen.
Redaktionelle Anmerkung : Dieser Text ist die vollständige Version eines in gekürzter Fassung auf Französisch erschienenen Interviews von Emilie Langlade für Grain de Sel. Alle Artikel sind unter Angabe von © Grain de sel lizenzfrei zur Weiterverbreitung verfügbar. Das Interview wurde von Elisa Gratias übersetzt und vom Manova-Korrektoratsteam lektoriert.
Teil 1 und 2 dieses Interviews finden Sie hier und hier.
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