Ein Mensch, das ist ein wundervolles Wesen. Jeder, dem vergönnt ist, ein Menschenleben in Gesundheit und ohne Tyrannei zu leben, ist reich beschenkt, denn allein schon sein Körper ist faszinierend: Er ermöglicht dem Menschen, sich seine benötigte Energie aus Nahrung zu erschließen, sich fortzubewegen, zu sehen, zu hören, zu ertasten, zu riechen, zu schmecken, zu fühlen und zu kommunizieren. Es ist ihm möglich, Kinder zu bekommen, zu lernen, körperliche und geistige Arbeit zu verrichten, zu tun, was ihm Freude macht, schöpferisch zu sein und sich selbst zu verwirklichen.
Wie es einem Menschen gelingt, all diese Gaben erfüllend zu nutzen, hängt von seinen Prägungen ab. Diese erfährt er vor allem durch das Elternhaus, durch nahe Verwandte und andere für ihn wichtige Erwachsene, den Kindergarten, die Schule, durch den Freundeskreis, Chefs und Kollegen, durch den Armeedienst sowie die Medien. Auch die Gene, die ihm mitgegeben wurden, spielen bei seiner Entwicklung eine wichtige Rolle.
Im Rahmen seines Lebens sammelt der Mensch Erfahrungen. Auf der Grundlage dieser Erfahrungen entwickelt jeder von uns Verhaltensweisen, Talente, Kompetenzen und vieles mehr. Was ein Mensch vermag, kann er zum eigenen Nutzen und zum Nutzen seiner Mitmenschen einsetzen, aber auch auf eine Art und Weise, die ihm anscheinend nutzt, aber anderen Schaden zufügt. Was einem Menschen, der so handelt, vermittelt wurde und das, was er erlebt hat, war nicht geeignet, die Kompetenzen auszuprägen, die es ihm erlauben, sich seine Bedürfnisse menschenwürdig zu erfüllen. Ausgehend von seinen Erfahrungen kann ein Mensch aber auch lernen, erfahrene Prägungen zu überwinden und als Mensch zu wachsen.
Traurige Realität
Da unsere Gesellschaft momentan ihre ethischen Werte verkommen lässt und wertvolle Vorbilder gerade rar werden, nehmen leider der Egoismus und die Gewalt gegen andere, sei es körperlich oder verbal, zu und die Mitmenschlichkeit ab.
Das gipfelt darin, dass Menschen von Mächtigen dazu gebracht werden, einander zu töten. Dabei schrecken Kriegstreiber selbst vor Lügen nicht zurück. Ihr Ziel ist es, die Zustimmung der Bevölkerung für ihre Vorhaben zu erwirken. Zu Hitlers Zeiten war es der inszenierte Überfall auf den Sender Gleiwitz (1). Das gibt es heutzutage nicht mehr? Die Zweifel, dass das World Trade Center am 11. September 2001 nicht durch Flugzeuge zum Einsturz gebracht wurde, konnten bis heute nicht ausgeräumt werden. War der Einsturz inszeniert, um einen Grund zu haben, den Irak anzugreifen?
Wird gegenwärtig von einzelnen Politikern unseres Landes ein Bild von Putin gezeichnet, mit dem die Lieferung von Taurus-Raketen an die Ukraine gerechtfertigt werden soll, obwohl die Bevölkerung mehrheitlich dagegen ist (2)?
An dieser Stelle möchte ich an die Ziele der Charta der Vereinten Nationen, verabschiedet 1945, letztmals 1973 geändert, erinnern (3). Es geht hier insbesondere darum, „den Weltfrieden und die internationale Sicherheit zu wahren und zu diesem Zweck wirksame Kollektivmaßnahmen zu treffen“. Müssten Politiker eine Grundausbildung absolvieren, wäre die Charta der Vereinten Nationen ein unverzichtbarer Ausbildungsbestandteil.
Auch das Verschweigen von Tatsachen ist eine Form der Beeinflussung der Bevölkerung. Ein Vortrag von Gabriele Krone-Schmalz beim Westend Verlag (4) — sie war von 1987 bis 1991 Moskau-Korrespondentin und Moderatorin der ARD — macht auf beeindruckende Weise deutlich, wie man auch auf Russland blicken kann, wenn die Zusammenhänge beachtet werden. Sicherlich ist Putin bei der Verwirklichung seiner Interessen nicht zimperlich. Befasst man sich genauer mit den Hintergründen des Ukrainekriegs, wird deutlich, dass es ihm um die Sicherheit seines Landes und die der russischen Bevölkerung geht.
Krieg kann aber auch provoziert werden. Und das, indem klar geäußerte rote Linien rücksichtslos überschritten werden. Ein Beispiel hierfür ist die NATO-Osterweiterung. Russland hat vielfach betont, dass es das Heranrücken der NATO in der Ukraine bis an die eigenen Grenzen nicht hinnehmen wird.
Warum war es nicht möglich, in gemeinsamem Einvernehmen der Ukraine einen neutralen Status zu verleihen? Verhandlungsinitiativen gab es. Leider kamen sie nicht von deutscher Seite. Die Zeitschrift Emma schrieb am 17. November 2023: „Der Krieg in der Ukraine hätte schon im März 2022 beendet werden können. Es gibt ausreichend Belege dafür, dass Putin und Selenskyj sich aufeinander zubewegt haben. Der Friedensprozess war in vollem Gange“ (5). Warum sollten Verhandlungen für Putin kein Weg sein, seine Interessen durchzusetzen? Dafür, dass er Deutschland erobern will, reicht meine Fantasie nicht.
Der Deutschlandfunk berichtete am 14. Dezember 2024:
„Der ukrainische Präsident Selenskyj sprach kürzlich von 43.000 getöteten ukrainischen Kämpfern nach zweieinhalb Jahren Krieg.“
Außerdem veröffentlichte der Rundfunksender: „Hinzu kommen nach UNO-Angaben bis Oktober etwa 12.000 zivile Todesopfer“ (6). Die Ukrainer bezahlen einen sehr, sehr hohen Preis dafür, dass unerschütterliches Streben nach einer Verhandlungslösung ausbleibt. Männer verlieren viel zu früh ihr Leben, Frauen ihre Ehemänner, Mütter ihre Söhne und Kinder ihre Väter. Überlebende erfahren unermessliches Leid, große Teile der Bevölkerung sind in der Folge traumatisiert, was über Generationen hinweg nachwirken wird.
In Deutschland leiden noch heute unzählige Menschen unter den psychischen Folgen des Zweiten Weltkriegs, vom Krieg unmittelbar Betroffene, Kriegskinder und Kriegsenkel. Bücher zu diesem Thema (7, 8) belegen das. An den Folgen des Ukrainekriegs werden erneut Menschen über Generationen hinweg leiden.
Während ich diese Zeilen schreibe, entstehen durch den Krieg in der Ukraine sowie den Palästinakrieg neues Leid und neue Traumata, müssen Menschen sterben. Schreitet das syrische Volk unterdessen von einem Gewaltsystem in das nächste? Müssen wir all dem einfach zuschauen? Den Kopf in den Sand zu stecken, um an all dem Leid auf der Welt nicht zu zerbrechen, ist keine Lösung. Sollten wir nicht besser die Regierung unseres Landes unüberhörbar dazu drängen, sich wie deutsche Politiker einst für Friedenslösungen in der Welt einzusetzen?
Es gibt nur wenige Lebewesen, die ihresgleichen töten — wir Menschen gehören dazu. Der Glaube, dass wir intelligente Wesen sind, kommt mir immer mehr abhanden, selbst angesichts der gewaltigen technologischen Errungenschaften der Menschheit, die es uns beispielsweise ermöglichen, Krankheiten zu heilen, über den gesamten Erdball hin miteinander zu kommunizieren und Wissen zu verbreiten oder zu anderen Himmelkörpern zu fliegen. Über Jahrtausende hinweg haben wir Menschen es nicht geschafft, dauerhaft friedlich miteinander zu leben. All die Gewalt auf unserem Planeten ist menschenunwürdig.
Zum Glück verhalten sich die meisten Menschen in ihrem persönlichen Umfeld menschenwürdig. Zu unserem Menschsein gehört aber auch, sich für das Gemeinwohl einzusetzen und dabei für menschliche Werte einzustehen, Werte wie Gewaltlosigkeit, Gerechtigkeit, Freiheit, Wohlergehen aller Menschen und Mitgefühl für die Leidenden. Leider ist es noch ein zu kleiner Teil, der so handelt.
Haben wir überhaupt ein gemeinsames Verständnis von einem Verhalten, das menschenwürdig ist? Das Psychologische Institut für Menschenrechte, Gesundheit und Entwicklung gGmbH hat sich damit umfassend auseinandergesetzt (9).
Bilde dir deine Meinung
Um sich menschenwürdig zu verhalten, braucht es die Fähigkeit, sich eine eigene Meinung bilden zu können. Der junge Singer-Songwriter Taylor fordert in einem seiner Songs dazu auf, selbst zu denken (10).
Um uns eine eigene Meinung zu bilden, müssen wir in der Lage sein, selbst einzuschätzen, was glaubwürdig ist und wem wir glauben können. Es reicht nicht, sich dabei auf eine Informationsquelle zu verlassen. Es bedarf unterschiedlicher Informationsquellen, Quellen aus dem Spektrum der Altmedien und dem der neuen. Letztlich verfolgt jedes Medium Interessen. Die einen brauchen Zuschauerzahlen, die anderen Klicks, um Einnahmen zu erzielen. Glücklicherweise gibt es aber auch viele Akteure, denen es wichtig ist, zu einer besseren Welt beizutragen.
Medien werden von Medienschaffenden und Interviewten repräsentiert. Als Mensch haben wir die Fähigkeit, einzuschätzen, ob jene, die sich äußern, glaubwürdig erscheinen.
Was kann uns helfen, zu erkennen, wer bestrebt ist, die Wahrheit zu sagen, oder wer lügt?
Aus meiner Sicht kann es hilfreich sein, sich folgende Fragen zu stellen:
- Macht der Mensch, der da spricht, einen authentischen Eindruck, verhält er sich selbst so, wie er sich äußert?
- Tritt derjenige, der sich äußert, für das Wohlergehen der Menschen ein oder vertritt er Interessen Einzelner, vielleicht sogar nur seine eigenen?
- Ist der sich Äußernde seinen Zuhörern zugewandt oder spricht er ins Leere?
- Steht die Person zu eigenen früheren Fehlern?
- Agiert der sich Äußernde mit Unterstellungen, Zuschreibungen und Behauptungen oder nachprüfbaren Tatsachen?
- Werden auch die Zusammenhänge betrachtet oder wird nur ein Aspekt herausgelöst?
- Wird versucht, dem Zuhörer vorzuschreiben, wie er denken und sich verhalten soll, oder wird ihm das freigestellt?
- Sollen Konflikte mit Gewalt oder mit Vernunft gelöst werden? Vernünftig würde bedeuten, Lösungen auf der Grundlage von Gesprächen anzustreben.
- Wer finanziert den Autor beziehungsweise den Redner?
Sicher können wir bei unserer Entscheidung leider nie sein, denn selbst wer es ehrlich meint, kann Falschinformationen aufgesessen sein. Nicht selten sind Lügen sehr geschickt getarnt.
Sich kritisch mit dem auseinanderzusetzen, was unsere Meinungsbildung beeinflussen soll, kann zu der Erkenntnis führen, dass erhebliche Teile von dem, was die Grundlage der eigenen Meinungsbildung darstellt, aus Lügen bestehen, dass die Meinung, die man vertreten hat, falsch war. Sich das einzugestehen, ist kein Ausdruck von Versagen. Es ist ein Ausdruck von Reife und persönlicher Stärke.
Unsere Möglichkeiten nutzen
Wir können bei Wahlen unsere Stimme abgeben, obwohl wir dabei immer noch vor allem das tun, was die Worte auch ausdrücken:
Wir geben unsere Stimme ab, auch an jene, die nach der Wahl schon mal gewissenlos das Gegenteil von dem tun, was sie vor der Wahl versprochen haben.
Alle Forderungen nach mehr direkter Demokratie verhallten leider immer wieder wirkungslos.
Trotz aller Zweifel an der Wirksamkeit der eigenen Stimmabgabe beteiligt man sich mit seiner Stimme an einer Richtungsentscheidung. Ich werde jedenfalls an der Bundestagswahl im Februar teilnehmen. Würde ich es nicht tun, würde ich mein eigenes Schicksal und das mir lieber Menschen anderen überlassen. Selbst wenn meine Mitbestimmungsmöglichkeiten nur ein winziger Zipfel wären, ich würde ihn ergreifen.
Ulrike Guérot zitiert in einem ihrer Videos aus dem Kopf Albert Camus:
„In Zeiten eingeschränkter Freiheit gibt es nur eine Lösung: ein radikal freies Leben zu leben, damit das eigene Leben zum Zeichen der Rebellion wird“ (11).
Machen wir das eigene Leben zum Zeichen der Rebellion gegen all das Menschenunwürdige, weil wir Menschen sind!
In diesem Sinne wünsche ich uns, dass wir 2025 den Weg finden, der uns in eine menschenwürdige Zukunft führt, eine Zukunft, in der die Menschen friedvoll miteinander umgehen, weil sie begriffen haben, dass ein jeder Teil einer großen Menschheitsfamilie ist, denn wir haben alle die gleichen Grundbedürfnisse — Grundbedürfnisse wie Frieden, Freiheit, Gerechtigkeit, Ehrlichkeit, Zugehörigkeit, Familie und Wohlergehen.
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Quellen und Anmerkungen:
(1) https://www.spiegel.de/geschichte/ueberfall-auf-sender-gleiwitz-hitlers-vorwand-fuer-den-angriff-auf-polen-a-1283909.html
(2) https://www.br.de/nachrichten/deutschland-welt/deutschlandtrend-taurus-fuer-die-ukraine-ja-oder-nein,UUleLC1
(3) Charta-der-Vereinten-Nationen.pdf
(4) https://www.youtube.com/watch?v=9EmtuKXGedY
(5) https://www.emma.de/artikel/ukraine-frieden-war-greifbar-340721
(6) https://www.deutschlandfunk.de/wie-viele-tote-und-verwundete-gibt-es-im-ukraine-krieg-104.html
(7) https://www.klett-cotta.de/produkt/sabine-bode-kriegsenkel-9783608948080-t-4230
(8) https://www.klett-cotta.de/produkt/sabine-bode-nachkriegskinder-9783608980523-t-4913
(9) https://www.imge.de/
(10) https://www.youtube.com/watch?v=09ybqSluDQg
(11) https://www.youtube.com/watch?v=wUkHbvdmeg0