Wer nachfragt, der bekommt Antwort. Wenn Corona spricht, wird Tacheles geredet. Also sprach Corona. Die Psychologie einer geistigen Pandemie ist die Auseinandersetzung des Psychologen Wilfried Nelles damit, wie die Menschheit ihrer eigenen Vergänglichkeit begegnet, dem, was tatsächlich ist (1). Corona ist. Das Virus ist weder gut noch schlecht. Es ist so, wie das Leben ist. Es ist das, was wir daraus machen. Anstatt die Krone anzunehmen, die uns gereicht wird, uns in Klarsichtigkeit zu üben und nach Wahrheit und neuen Wegen zu suchen, lassen wir uns von Mutti an der Leine herumführen.
Den Jüngsten wird die Verantwortung für die Ältesten zugeschoben und dabei die Kindheit geraubt. Wie schnell sich die Kinder an die Maske und die Abstandsregeln gewöhnt haben, wird vielerorts gelobt. So schnell, wie sie sich an das Gewehr gewöhnen, das man ihnen in die Hand drückt, so wie sie stillhalten, wenn der Papa oder der gute Onkel ihnen die Hand zwischen die Beine schiebt. Aus Angst, die Liebe der Erwachsenen zu verlieren, ertragen Kinder zumeist wortlos, was man ihnen aufdrängt. Wie schwer die Traumatisierung von Menschen ist, die in maskierte Gesichter blicken müssen und sich verantwortlich für das Leben von Oma und Opa fühlen, wird erst Jahre später sichtbar werden. Nur eines ist sicher: Diese Menschen werden große Schwierigkeiten haben, ihre eigenen Bedürfnisse wahrzunehmen, Zugang zu ihren Gefühlen zu finden und Nähe zuzulassen.
In der virtuellen Welt, in die uns der Umgang mit Corona drängt, ist das nicht erwünscht. Hier gibt es Porno statt Liebe und einsames Masturbieren statt der Begegnung zweier Körper.
Ein Mensch mit eigenen und authentischen Bedürfnissen wäre hier ein großer Störfaktor. Wir sollen das wollen, was die Werbung uns eingibt und was dem System dient. Klebstoff hierfür sind unsere Bequemlichkeit, unser Sicherheitsbedürfnis und unsere Sucht nach Anerkennung. Hand in Hand gehen Politik und Medien und machen Corona nicht, wie Angela Merkel es darstellt, zur größten politischen Herausforderung, sondern zum größten politisch-medialen Skandal seit Bestehen der Bundesrepublik Deutschland.
Vermessen
Corona selbst ist nichts Außergewöhnliches. Vor zwölf Jahren forderte die Asiatische Grippe ebenso viele Tote. Das Außergewöhnliche ist, wie die Welt damit umgeht. Wir haben, so macht Wilfried Nelles deutlich, kollektiv den Verstand verloren. Die Wissenschaft wurde zur Religion und die eigene Meinung heiliggesprochen. Wer ihr widerspricht, ist ein Häretiker. Auf den Altären der Ismen verkümmerten unsere Ideen zu Dogmen und ließen uns vergessen, was Wissenschaft eigentlich ist: ein multifunktionales Werkzeug, das uns dabei hilft, unsere Welt besser zu erfassen. Wir lassen sie in absoluter Manier über die Welt herrschen und alles vermessen, was sie in die Finger bekommt. What gets measured gets done.
Da man den Himmel nicht vermessen konnte, wurde er durch Weltall und Universum ersetzt. So ist uns unsere Seele verloren gegangen und in ein Ding mit dem Namen Psyche verwandelt worden. Das Herz wurde auf eine Pumpe reduziert und wir wissen heute weder, wer wir sind, noch was wir wirklich fühlen, wollen und ersehnen. Über die Ränder unserer Masken hinweg können wir nicht mehr richtig sehen; über den künstlichen Glimmer der Shows haben wir das Schauen verlernt und erkennen nicht mehr, was wirklich passiert.
Kollektives Trauma
Die Wirklichkeit zu sehen ist oft schwer auszuhalten. Es kann unbequem werden, verwirrend, schmerzhaft. Doch was es auch ist, wie unglaublich es uns auch erscheint: Es ist kein Trauma. Zum Trauma wird etwas, wenn wir wegschauen und die Wahrheit nicht sehen wollen, wenn wir etwas, was zum Leben gehört, nicht in unser Bewusstsein aufnehmen, wenn wir die Augen verschließen und sagen: „Das kann nicht sein.“ Das ist zu ungeheuerlich, zu unbegreiflich, zu schrecklich. Voller Panik fliehen wir vor dem, womit Corona uns konfrontiert: unserem eigenen Tod. In einer Welt, in den nur die Materie zählt, ist das körperliche Überleben alles.
Wir wollen nicht sehen, dass das Sterben zum Leben gehört und der Tod zur Geburt. Um jeden Preis müssen das Leben verlängert und die natürlichen Vergänglichkeitsprozesse überwunden werden.
Der moderne Wahn ist es, sich vollkommen gegen die Natur zu immunisieren. Mit Desensibilisierungen und Impfungen wird der Körper über gefälschte Informationen dazu gebracht, alle möglichen Krankheiten zu simulieren und sich so im Vorhinein zu schützen. Ein genialer Schachzug der Menschheit — so nennt es die Frankfurter Allgemeine Zeitung (FAZ). Der Mensch spielt Schach mit der Natur und gewinnt! „Wir werden überleben, aber keine Menschen mehr sein“, so beschreibt es der slowenische Philosoph Slavoj Žižek in der Welt.
Gegen sich selbst
Mit dem Krieg gegen die Natur führen wir Krieg gegen uns selbst, gegen unser Natursein. Dabei haben wir vollkommen verdrängt, dass die Natur nicht ein Ding da draußen ist. Wir sind Natur. Wir sind das, wogegen wir kämpfen und uns schützen. Die christlich-abendländische Ur spaltung hat schließlich vollbracht, was von Anfang an in ihr angelegt war: den natürlichen Menschen in uns zu töten. Der Geist ist willig, das Fleisch ist schwach. Nun verschwinden beide. Keine Chance soll das unbeherrschbare Natürliche haben. Mit allen Mitteln muss es bezwungen werden.
Krankheiten auf diese Weise zu bekämpfen führt dazu, dass nicht nur unsere Körper immer anfälliger werden, sondern auch unsere Psyche. Der Feind, den man im Äußeren besiegt hat, kommt plötzlich von innen. Ein Zeichen dafür ist die explosionsartige Zunahme von Depressionen und Autoimmunerkrankungen. Es sei wahrscheinlich, so Wilfried Nelles, dass bei den schweren und tödlichen Verlaufsformen von Covid-19 bereits eine Autoimmunerkrankung, eine Fehlfunktion des Immunsystems, vorliegt. Vier von fünf schwerkranken Covid-19-Patienten, so zitiert er einen Artikel in der FAZ, zeigen alle Merkmale einer gefährlichen Sepsis. Das Immunsystem läuft Amok, weniger das Virus. Anstatt das Virus zu bekämpfen, wendet sich das Immunsystem gegen den eigenen Körper und produziert eine Blutvergiftung.
Reingefallen
Auch wir kämpfen gegen eine Gefahr, die real nicht existiert. Corona ist eine Erkrankung, die in seltenen Fällen tödlich verlaufen kann. In keinem Fall handelt es sich um eine Pandemie. In der Psychologie heißen derartige Störungen Neurosen. Dabei handelt es sich um bis ins Absolute gesteigerte Täuschungen, die ein Verhalten hervorrufen, das sich nicht auf die Wirklichkeit bezieht, sondern auf eine Einbildung, auf innere Bilder, die mit der tatsächlichen Wirklichkeit nichts zu tun haben. Wir tun also genau das, was die neuen Impfstoffe dem Immunsystem vorgaukeln: Wir fallen auf falsche Bilder herein.
Neurosen sind für Wilfried Nelles wie Allergien. Sie haben ihre Ursache im kollektiven Bewusstsein, das sich aus bisher ungeklärten Gründen einzelner Personen bemächtigt. Anstatt zu erkennen, dass unsere Ideen falsch sind, pressen wir unsere Welt in unsere Denkschemata. Immer tiefer buddeln wir uns in unsere inneren Bilder ein und verlieren uns in der Illusion eines makellosen, langlebigen Körpers. Immer mehr führt die moderne Medizin unser Immunsystem, das sich in der Auseinandersetzung mit Keimen, Bakterien und Viren herausgebildet und immer wieder selbst erneuert hat, mit falschen Botschaften hinters Licht, um unsere Illusion eines möglichst perfekten Schutzes vor der Natur aufrechtzuerhalten.
Gesunde werden zu Kranken gemacht
Dahinter sieht Wilfried Nelles keine weltweite Verschwörung, sondern den Griff nach dem ganz großen Geld. In der Impfdebatte geht es nicht um die Menschen, die sich bisher mit Corona infiziert und eine natürliche Immunität erreicht haben. Alle sollen geimpft werden. Das Natürliche zählt nicht, es muss eine gemachte, eine künstliche, medizinisch und gentechnisch erzeugte Immunität sein. Denn nur sie bringt den gewünschten Profit. Da die Wirksamkeit der im Hauruckverfahren entwickelten Impfstoffe begrenzt ist, müssen die Impfungen ständig wiederholt werden. Damit wäre Corona das größte Geschäft, das die Welt jemals gesehen hat.
Beim größten Experiment der Menschheitsgeschichte sind die Versuchstiere keine Laborratten, sondern wir. Ebenfalls neu ist, dass weltweit massenweise gesunde Menschen getestet werden.
Auf diese Weise wird jeder zum Patienten. Immer mehr wendet sich die Medizin den Gesunden zu. Hierbei geht es ihr jedoch nicht um eine natürliche Vorsorge, die mit gesunder Ernährung und Bewegung arbeitet, sondern mit genetischen, von Algorithmen berechneten Risikoanalysen, Impfungen, vorbeugenden Operationen, dem frühzeitigen Ersatz oder der Entfernung potenziell gefährdeter Organe und digital überwachter Lebensführung.
Die Geburt zulassen
Wilfried Nelles beklagt im aktuellen Verhalten vor allem den Verlust der Vernunft. Die Welt ist verrückt geworden. Dennoch sieht er eine Art höherer Vernunft am Werk, das, was Heraklit die verborgene Harmonie nennt, was die Taoisten als Tao bezeichnen und Carlos Castaneda als das Wirken der Unendlichkeit. So kämpft er nicht gegen die von ihm beobachtete Unvernunft an. Um sich nicht selber zu traumatisieren, nimmt er die Wirklichkeit an, wie sie ist. Er lässt den Schmerz in sein Herz, ohne sich von ihm bestimmen zu lassen. Aus seiner anfänglichen Fassungslosigkeit ist so Verwunderung geworden und aus ihm selbst ein Zuschauer des Welttheaters, in dem jeder, er selbst eingeschlossen, die Rolle spielt, die ein nicht existentes Drehbuch und eine unbekannte Regie ihm zugeteilt haben.
Diese Haltung mündet in der Liebe. Sie ist das Einzige, was am Ende zählt. Um sie zu finden, ist es notwendig, loszulassen. Es ist wie eine Geburt. Mutter und Kind erkennen, dass sie nicht gegen die Kraft des Lebens ankommen und lassen den alten Zustand los. Die Natur trägt beide in ein neues Leben. Diese Kraft existiert noch, sonst wären wir nicht hier. Was morgen sein wird, wissen wir nicht. Doch wir wissen, dass wir bis hierher getragen wurden.
Der Geburtsprozess ist in vollem Gange. Noch sind wir nicht auf der Welt. Der Kokon ist noch nicht durchbrochen. Der Ausgang ist noch offen. „Das moderne Ich-Bewusstsein“, schreibt Nelles, „gleicht dem Kind, das sich aus der Mutter lösen will, aber noch nicht ganz geboren ist. Der Kampf um Befreiung ist nur der Versuch, sich aus diesem Kokon zu lösen. Wie jeder Kampf gegen etwas stellt er die alten Vorgaben lediglich auf den Kopf — im Bild gesprochen: Er dreht den Kokon um, dreht die Innenseite nach außen, nennt das ‚die eigenen Ideen‘, ohne zu merken, dass es nur die andere Seite der alten Weltsicht ist, in der er immer noch festsitzt.
Die Geburt des Neuen kann nur gelingen, wenn man das Alte vollkommen loslässt, genauso wie das Kind bei der Geburt vom Mutterleib loslassen muss.
In diesem Moment fallen wir alle einfach vom Alten ab, dann sind wir plötzlich frei davon — und allein dem Leben ausgesetzt. Anstatt ihm seine Ideen aufzuzwingen, fügt man sich den Gesetzen und Grenzen des Lebens. Anstatt es im Griff zu haben und die Natur zu beherrschen, lässt man sich davon leiten.“
So haben wir die Wahl, zum Kunstmenschen in einer kalten und einsamen Welt zu werden, zum Homunkulus, wie ihn die Alchimisten nennen, oder uns darüber klar zu werden, wie wir wirklich leben wollen. Was erfüllt uns? Was gibt unserem Leben Sinn? Das fragt uns Corona: Wollt ihr weiter träumen oder aufwachen, ein totes oder ein lebendiges Leben führen, weiter gegen die Natur aufrüsten oder in ein neues Gleichgewicht finden? Sind wir dazu in der Lage einzusehen, dass wir unsere Natürlichkeit behalten müssen, wenn wir Menschen bleiben wollen? Oder wollen wir ein sicheres, künstliches Leben hinter Glas- und Plastikscheiben und an Bildschirmen mit Algorithmen als Freunden? Wollen wir unter Kontrolle leben oder als verletzbare Wesen in einer natürlichen Umgebung, wie wir es immer getan haben? Können wir akzeptieren, dass wir sterblich sind? An dieser Frage entscheidet sich, wie es mit uns weitergeht.
Quellen und Anmerkungen:
(1) Wilfried Nelles: Also sprach Corona. Die Psychologie einer geistigen Pandemie, Scorpio 2021.
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