Kein Tag wie jeder andere. Berlin. Samstag, der 25. Februar 2023. Der Tag, an dem die leider sehr umstrittene Demonstration für den Frieden in der Ukraine stattfinden sollte. Initiiert von Sarah Wagenknecht und Alice Schwarzer. Es war ein wirklich apokalyptischer Tag. Regen, Schnee, Wind. Das volle Programm. Sicher war ich mir nicht, ob ich mich auf den Weg machen sollte, denn es gab in letzter Zeit des Öfteren Augenblicke, in denen ich mich fragte, ob das alles überhaupt noch Sinn macht. Seit Jahren versuchen wir verzweifelt auf jedwede Art unsere Mitmenschen zu erreichen, um zusammen gegen die offensichtlich interessengeleitete Politik aufzustehen, aber nichts half. Im Gegenteil. Die Abneigung manifestierte sich und Nebel legte sich über die Zuversicht.
Marodeure dieser Zeit
Die Vernunft wurde stetig weiter in die Ecke gedrängt. Jede Bestrebung, etwas Positives gedeihen zu lassen, wurde im Keim zertrampelt und mit dem unsterblichen Stigma „rechts“ versehen.
Dass all diese destruktiven Gedanken und die damit einhergehenden Ideologien Einzug in die Köpfe vieler Menschen halten konnte, haben wir einzig und allein der hiesigen Journaille zu verdanken, die schon seit vielen Jahren den Pfad der Unvoreingenommenheit verlassen hat und, bis auf wenige Ausnahmen, nur noch die Staatsräson in die Hirne der Bevölkerung meißelt.
Sie sind das triefende Schmiermittel dieses korrupten Systems und nutzen ihre Reichweiten, um alles Relevante ins Gegenteil zu verkehren. Sie bringen es sogar zustande, ein einfaches und unmissverständliches Wort wie „Frieden“ und Botschaften wie “Verhandeln statt Waffen” so zu kontaminieren, dass bei Teilen der Bevölkerung eine nicht nachzuvollziehende Aversion entsteht. Sie nennen uns „Friedensschwurbler“ und „Lumpenpazifisten”. Eine Steigerung dieser Perversion ist kaum vorstellbar. Hinzu kommen hasserfüllte Phrasendrescher, die in den höchsten Ämtern sitzen und Absonderungen von sich geben wie der Baden-Württembergische Finanzminister Danyal Bayaz:
„Was sich da Friedensdemo nennt, ist die hässlichste Fratze Deutschlands und eine Schande für unser Land.“
Und das Entsetzlichste daran ist, dass es so unermesslich viele Menschen gibt, die solche Tiraden auch noch beklatschen. Jene sind es auch, die sich nicht vorstellen können, wie man in so einer Situation noch für Verhandlungen mit Russland einstehen kann. Jene sind es, die den Gegenprotest bei einer Friedensdemonstration besuchen.
Wie oft begleitete ich Demonstrationen und versuchte die Hoffnungen der Teilnehmer einzufangen, die sich gemeinsam gegen die immer absurder werdende Politik stellen. Ich sah mich stets als kleines mediales Gegengewicht zum homogenen Einheitsbild, den die großen Sendeanstalten über sämtliche Medien im Dauerbeschuss von sich geben. Eben jene Medien, die vor einigen Jahrzehnten die damaligen Friedensbemühungen noch unterstützten, marschieren nun im Einheitsschritt mit der Obrigkeit und mähen alles nieder, was nur den Anschein einer Opposition besitzt.
Es ist wahrlich zum Fremdschämen, welch Gedankenschlick diese verderbten Flaggenträger absondern. Diese gewissenlosen Seelenspalter tragen zur Massenverwandlung bei und scheinen es dabei nicht einmal zu bemerken, wessen Klaviatur sie da bespielen. Es dauert nicht mehr lange, bis Sarah Wagenknecht und Alice Schwarzer von diesen Ödniswächtern ebenso gesellschaftlich ausgegrenzt werden, wie diejenigen, die es gewagt haben, während der Coronakrise ihren Mund aufzumachen. Dank ihnen allen, werden wir uns immer weiter voneinander entfernen. Es fehlt nicht mehr viel und die einst friedliebenden Menschen hierzulande werden sich genauso gegenseitig hassen bis aufs Blut, wie Ukrainer und Russen.
And the winner is…
Gewinner ist wieder einmal der lachende Dritte. Der Puppenspieler, der schon seit ewigen Zeiten auf genau dieses Szenario hinarbeitet. Geostrategen, die nur ihren eigenen Vorteil sehen und denen das Leid Anderer völlig egal ist. Individuen, die sich für gescheiter halten, die meinen zu wissen, was gut ist für die Menschheit. Und wir? Wir lassen es geschehen, spielen ihr Spiel mit und verlieren uns im Kleinklein.
Das Herrschaftswissen, welches seit Jahrhunderten in diesen Kreisen weitergegeben worden ist, wurde im Laufe der Zeit perfektioniert. Es wuchs. Es florierte zu einer einzigartigen Macht und hat jetzt, im Zeitalter der Digitalisierung und künstlichen Intelligenz, ihren Höhepunkt erreicht. Wie will man das durchbrechen?
Wie will man jahrhundertelangen Vorsprung aufholen? Die grausame Antwort darauf lautet: gar nicht. Zumindest nicht in unserer kurzen Lebensspanne. Aber wir können Wegmarken legen. Etwas hinterlassen. Wir können im Hier und Jetzt, wohl wissend, dass wir es in unserem Leben nicht mehr verhindern können, ein Zeichen setzen für die Nachwelt und beweisen, dass wir alles auf friedlichem Wege versucht haben, um dem Wahnsinn etwas entgegenzusetzen. Und das haben wir! Nur ein kurzer Blick in die Vergangenheit belegt, welch eine Macht in einer Minderheit schlummerte und was sie auf den Weg brachte. Trotz aller Widrigkeiten, trotz all der Häme und schlechter Presse, blieben sie standhaft und widersetzten sich der Düsternis.
Momente der Hoffnung
Auch dieser 25. Februar ist so ein Lichtblick. Ein Tag, dem Menschen in einer besseren Welt vielleicht gedenken und anerkennen, dass es einen Teil der Bevölkerung gab, die sich den vielen Ungerechtigkeiten entgegenstellten. Diesen Tag hielt ich fest und bin am Ende froh, vor Ort gewesen zu sein.
Schlussendlich bleibt mir nur zu sagen, dass ich Sarah Wagenknecht, Alice Schwarzer und allen, die sich auf den Weg machten, dafür danke, dass sie sich diesem Sturm der Entrüstung entgegenstellten und trotz der noch zu erwartenden Stürme, weiterhin für den Frieden einstehen.
Redaktionelle Anmerkung: Dieser Beitrag erschien zuerst unter dem Titel „Stürme der Entrüstung“ auf dem Blog von Ulli Frühhaber.
Wenn Sie für unabhängige Artikel wie diesen etwas übrig haben, können Sie uns zum Beispiel mit einem Dauerauftrag von 2 Euro oder einer Einzelspende unterstützen.
Oder senden Sie einfach eine SMS mit dem Stichwort Manova5 oder Manova10 an die 81190 und mit Ihrer nächsten Handyrechnung werden Ihnen 5, beziehungsweise 10 Euro in Rechnung gestellt, die abzüglich einer Gebühr von 17 Cent unmittelbar unserer Arbeit zugutekommen.