Karl Kraus nannte es „feile Presse“
von Philipp Moser
Noch nie hat es der unabhängige Journalismus zum Leitmedium gebracht, ohne seine Unabhängigkeit an die Investoren, Eigentümer und Politiker zu verkaufen und den Journalismus zugunsten der „richtigen“ Wahrheit auf hoher See zu bestatten.
Die Kapitäne und Steuermänner der Zeitungen, Radios und TV-Sender sind darauf spezialisiert, ihre Passagiere durch möglichst seichte Gewässer zu navigieren, da die Gefahr der Vertiefung akut zu geistig rauer See führen kann.
Somit ist die Fahrt auf der MS Leitmedium ziemlich eintönig. In Fahrtrichtung links erkennt man die Tempel der freien Marktwirtschaft und der Arbeitszeitflexibilisierung, während rechts Flüchtlingskrise und Sozialstaatabbau vorbeiziehen.
Sollte am Ufer doch einmal ein journalistisches Ungeheuer (Unterstützung der IS-Kämpfer durch die USA, Einsatz von Uranmunition, US-Kriege ohne UN-Mandat, Hypo-Skandal) am Ufer auftauchen, treibt der Kapitän seine Ruderer an, damit keine Zeit bleibt, Details zu klären.
Macht sich einer der Schreiber trotzdem auf den Weg, um einer Intrige, einem Skandal oder Ähnlichem auf den Zahn zu fühlen, geht er oft schneller über die Planke, als ihm lieb ist. Jedoch kann dieses Vorgehen bei so geringen Wassertiefen schnell zu Verletzungen führen – vom leichten Egokratzer bis hin zum Karrieretod.
Wem die Politik- und Wirtschaftsdiskussionen zu hochgestochen sind, der kann sein Gehirn auch auf Stand-by schalten und sich an der breiten Palette von bildungsfernen TV-Sendern erfreuen, denn das können sie auf der MS Leitmedium besonders gut – they love to entertain us.
Unter den Passagieren macht sich aber langsam Unmut breit. Vermehrt merken sie, dass sie das, wofür sie bezahlen, nicht bekommen, und wenn doch, dann nicht in der gewünschten Qualität. Es wird ihnen bewusst, dass die Russen uns freundlich gesinnt gegenüberstehen, dass die Politiker unseren Planeten nicht retten werden und dass die Armen nicht das Problem unserer Gesellschaft sind, sondern das System, das sie ausbeutet.
Ein Teil der Bevölkerung ist mutig und bereit, das Steuer zu übernehmen, um die Reise in unangenehme Fluten anzutreten. Diesen Mut braucht es, damit das Ziel erreicht werden kann:
Frieden. Und Frieden beginnt mit Wahrheit.
Quellen und Anmerkungen:
(1) https://www.rubikon.news/artikel/gemeinsam-verandern-wir-die-welt
(2) https://www.rubikon.news/kolumnen/leser-aktion
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